Kaliumhexacyanidoferrat(II)

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Strukturformel
3 Kalium-Ion Struktur von Kaliumhexacyanoferrat
Allgemeines
Name Kaliumhexacyanidoferrat(II)
Andere Namen
  • Kaliumhexacyanoferrat(II)
  • Kaliumhexacyanidoferrat(4−)
  • Kaliumferrocyanid
  • Gelbes Blutlaugensalz
  • Gelbkali
  • Ferrozin[1]
  • E 536[2]
Summenformel K4[Fe(CN)6]
Kurzbeschreibung

gelbliche Kristalle[3]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 237-722-2
ECHA-InfoCard 100.034.279
PubChem 9605257
ChemSpider 20162028
Wikidata Q422017
Eigenschaften
Molare Masse 368,34 g·mol−1 (wasserfrei)
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,85 g·cm−3 (wasserfrei)[3]

Schmelzpunkt

bei ca. 70 °C Kristallwasserabgabe des Trihydrats[3]

Löslichkeit
  • leicht in Wasser (337 g·l−1 bei 20 °C, wasserfrei)[3]
  • leicht in Wasser (289 g·l−1 bei 20 °C, Trihydrat)[3]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: 412
EUH: 032
P: 273[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Kaliumhexacyanidoferrat(II) ist ein Salz mit der Konstitutionsformel K4[Fe(CN)6]. Es handelt sich um eine Komplexverbindung in der Gruppe der Cyanide. Es wird auch als Kaliumferrocyanid, Gelbes Blutlaugensalz oder Gelbkali bezeichnet. Man findet noch häufig die Bezeichnung Kaliumhexacyanoferrat(II) nach älterer Nomenklatur der IUPAC. Es ist in Wasser und Aceton gut, in Ethanol und Diethylether nicht löslich.

In der Natur kommt Kaliumhexacyanidoferrat(II) als das sehr seltene Mineral Kafehydrocyanit vor.

Herkunft des Namens

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Der Name Blutlaugensalz rührt von der Darstellungsweise durch Alchemisten her. Sie erhitzten Blut mit Knochen, Horn und anderen proteinhaltigen Substanzen in Gegenwart von Eisenspänen und Pottasche. Der Rückstand wurde mit Wasser ausgelaugt. Daraus kristallisierte anschließend, je nachdem, wie viel Luft man beim Erhitzen zuließ, ein gelbes (Gelbes Blutlaugensalz) oder rotes Salz (Rotes Blutlaugensalz) aus.

Es wurde erstmals 1752 von Pierre-Joseph Macquer aus Berliner Blau und Kalilauge hergestellt und diente umgekehrt häufig zur Produktion von Berliner Blau.

Hergestellt wird Kaliumhexacyanidoferrat(II) aus einer Eisen(II)-Salzlösung und Kaliumcyanid.[4] Es enthält dann Kristallwasser und liegt als K4[Fe(CN)6] · 3 H2O (Kaliumhexacyanidoferrat(II)-Trihydrat) vor. Oberhalb von 60 °C gibt es das Kristallwasser wieder ab und geht in ein farbloses Pulver über, bei 100 °C ist es wasserfrei.

Die thermische Beständigkeit liegt bei 200 °C.[5]

Kaliumhexacyanidoferrat(II)

In der Analytik wird das Salz zum Nachweis von Eisen(III)-Ionen verwendet. In Lösung erhält man bei Zugabe von FeIII-Ionen zunächst lösliches Berliner Blau, K[FeIIIFeII(CN)6], durch einen Überschuss fällt unlösliches Berliner Blau aus, FeIII[FeIIIFeII(CN)6]3. Diese Reaktionen dienen zum Nachweis von Eisen(III)-Ionen:

Aus Kaliumhexacyanidoferrat(II) lässt sich durch Oxidation mit Wasserstoffperoxid oder Chlor Kaliumhexacyanidoferrat(III) herstellen.

Es ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Bezeichnung E 536 ausschließlich für die Verwendung in Kochsalz und Kochsalzersatz als Rieselhilfe zugelassen.[6] Bei der Herstellung von Wein wird es in der sogenannten Blauschönung eingesetzt, indem es Trübungen durch Metallverbindungen ausfällt.[7]

Kaliumhexacyanidoferrat wird ebenfalls zum Einsatzhärten von ansonsten schlecht härtbaren Stählen verwendet. Kaliumhexacyanidoferrat wird bei Kontakt mit dem rotglühenden Werkstück flüssig und gibt seinen Kohlenstoff an das Werkstück ab. Die Oberfläche wird dadurch aufgekohlt und härtbar.

Unter Normalbedingungen ist das Hexacyanidoferrat(II)-Ion ein stabiler Komplex und ist ungiftig.[3] Es wird unverändert über den Harn ausgeschieden.[8]

Einzelnachweise

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  1. erbsloeh.com: Ferrozin (Memento vom 18. Februar 2017 im Internet Archive)
  2. Eintrag zu E 536: Potassium ferrocyanide in der Europäischen Datenbank für Lebensmittelzusatzstoffe, abgerufen am 27. Juni 2020.
  3. a b c d e f g h Eintrag zu Kaliumhexacyanoferrat(II) in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. Januar 2021. (JavaScript erforderlich)
  4. Karl A. Hofmann: Anorganische Chemie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-663-14240-9, S. 676.
  5. W. Wolski, B. Porawski: Thermische Zersetzung des Kaliumhexacyanoferrats (II). In: Journal of Thermal Analysis and Calorimetry. Band 9, Nr. 2, 1976, S. 181–190, doi:10.1007/BF01909381.
  6. Richard Göttlich, Siegfried Schindler, Parham Rooshenas: Chemisches Grundpraktikum im Nebenfach. Pearson Deutschland, 2011, ISBN 978-3-86894-030-5, S. 68.
  7. Adolf Rapp: Weinanalytik. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-70784-1, S. 42.
  8. Karlheinz Lohs, Peter Elstner, Ursula Stephan: Fachlexikon Toxikologie. Springer-Verlag, 2008, ISBN 978-3-540-27337-0, S. 118.