Étienne François

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Étienne François (* 3. Mai 1943 in Bois-Guillaume, Normandie) ist ein französisch-deutscher[1] Historiker.

Étienne François (2012)

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etienne François ging in Nancy zur Schule und schloss diese 1960 mit dem Abitur (Baccalauréat philosophie) ab. Er studierte von 1964 bis 1970 an der École normale supérieure (ENS) in Paris und in Nancy Geschichte und Geographie. Seinen Abschluss in Geographie erreichte er 1966 an der Sorbonne mit der Licence d’Histoire et de Géographie und ein Jahr später dort den Abschluss in Geschichte mit einem Diplôme d’Etudes Supérieures d’Histoire. 1968 erhielt François seine Agrégation d’Histoire.

Im Jahr 1974 wurde François an der Universität Paris X mit dem Thema Population et société à Coblence au XVIIIe siècle zum Doctorat de Troisième Cycle d’Histoire promoviert. 1986 folgte die Habilitation zum Doctorat d’Etat d’Histoire an der Universität Straßburg (Universität Strasbourg II – Marc Bloch) mit dem Thema La frontière invisible. Protestants et catholiques à Augsbourg, 1648–1806.

Seine berufliche Laufbahn begann 1970 als Hochschulassistent am Fachbereich Geschichtswissenschaft der Universität Nancy II. 1977 wurde er zum Hochschuloberassistenten ernannt, bevor er im Auftrag des französischen Außenministeriums 1979 die Stelle als Leiter der Französischen Historischen Forschungsstelle (Mission Historique Française en Allemagne) in Göttingen übernahm, die er bis 1986 innehatte. 1984/85 lehrte er im Fachbereich Geschichtswissenschaften der Universität Göttingen, wo er sich 1985 habilitierte.

Von 1986 bis 1989 war François Professor für Geschichte an der Universität Nancy II und im Sommersemester 1989 DVA-Stiftungsprofessor an der Universität Stuttgart. Von 1989 bis zu seiner Emeritierung 2003 lehrte er als Professor für Geschichte an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne. 1991/1992 war er Fellow am Berliner Wissenschaftskolleg, und von 1992 bis 1999 Gründungsdirektor des Centre Marc Bloch in Berlin, ein deutsch-französisches Forschungszentrum für Sozialwissenschaften.

Von 1999 bis 2006 war Etienne François Professor für Geschichte am Frankreichzentrum der TU Berlin und seit dem Wintersemester 2001/02 dort auch geschäftsführender Direktor. Anschließend lehrte er ab 2007 am Frankreichzentrum der FU Berlin und war Angehöriger des Friedrich-Meinecke-Instituts. Am 14. Juli 2008 hielt er dort seine letzte Vorlesung.

François wirkt gleichermaßen auf dem Gebiet der französischen und der deutschen Sozial- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Eine Hauptrolle in seiner Forschung spielt die Untersuchung nationaler und kultureller Mentalitäten in ihrem historischen Wandel, auch in transkultureller Perspektive, so vor allem in Hinsicht der deutsch-französischen Geschichte. Von besonderer Bedeutung ist für ihn das Paradigma des Erinnerungsortes (lieu de mémoire). Er gehört zu den wenigen Historikern, die sowohl auf Französisch als auch auf Deutsch publizieren. Über die akademischen Grenzen hinaus bekannt machten ihn die von ihm herausgegebenen Deutschen Erinnerungsorte (gemeinsam mit Hagen Schulze).

Amt und Würden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etienne François ist bzw. war Mitglied in folgenden Institutionen:

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990: Prix France-Allemagne
  • 1991: Straßburg-Preis der F.V.S.-Stiftung
  • 1995: Honorarprofessor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin (verliehen am 13. Februar 1995)
  • 1996: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (verliehen am 14. Juni 1996)
  • 1997: Ritterkreuz des französischen Ordre national du Mérite (verliehen am 10. November 1997)
  • 2001: Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion (verliehen am 18. April 2001)
  • 2017: Prix de l’Académie de Berlin

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien

  • Population et société à Coblence au XVIIIe-siècle. Hachette, Paris 1975 (zugl. Dissertation, Universität Nancy 1975).
  • Protestants et catholiques en Allemagne. Identités et pluralisme, Augsbourg 1648–1806 (= L’évolution de l’humanité). Michel, Paris 1993, ISBN 2-226-06093-6.
    • Die unsichtbare Grenze. Protestanten und Katholiken in Augsburg (= Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg. Band 33). Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-6943-X (Übersetzung von Angelika Steiner-Wendt).

Herausgeberschaften

Zeitschriften

  • Deutsch-französische Kulturbibliothek. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig, Band 1 (1993) ff. ISSN 0944-3649
  • Histoire de l’Education. INRP, Paris, Band 1 (1978) ff., ISSN 0221-6280.
  • Grenzgänge. Beiträge zur modernen Romanistik. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig, Band 1 (1994) – Band 17 (2010) ISSN 0944-8594.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolf Lepenies: Europäische Identität gesucht? Hier ist sie! In: welt.de. 15. Januar 2018, abgerufen am 26. Mai 2020.