Öko-Institut

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Öko-Institut e.V.
Institut für angewandte Ökologie
Öko-Institut e.V. Institut für angewandte Ökologie
Freiburger Büro des Öko-Instituts im Sonnenschiff
Kategorie: privates Forschungsinstitut
Träger: rechtlich selbständig
Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein
Mitgliedschaft: Ecological Research Network (Ecornet)
Standort der Einrichtung: Freiburg im Breisgau
Außenstellen: Darmstadt, Berlin
Art der Forschung: Angewandte Forschung, Politikberatung
Fächer: Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Sozialwissenschaften
Fachgebiete:
  • Energie & Klimaschutz
  • Nukleartechnik & Anlagensicherheit
  • Produkte & Stoffströme
  • Ressourcen & Mobilität
  • Umweltrecht & Governance
Leitung: Christof Timpe[1]
Mitarbeiter: 194[2] (Stand: 2022)
Homepage: www.oeko.de
Öko-Institut (Deutschland)
Öko-Institut (Deutschland)
Geschäftsstelle Freiburg
Büro Darmstadt
Büro Berlin
Standorte des Öko-Instituts

Das Öko-Institut e. V. (Institut für angewandte Ökologie) ist ein unabhängiges, privates Umweltforschungsinstitut mit Hauptsitz in Freiburg im Breisgau.[3]

Es ist 1977 aus der Anti-Atomkraft-Bewegung hervorgegangen und hat über 190 Mitarbeiter an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin.[4][2] Das Institut ist als Verein organisiert und verfolgt die Ziele Förderung des Umweltschutzes und nachhaltige Entwicklung, was unter anderem durch wissenschaftliche Forschung, Beratung und Aufklärung der Öffentlichkeit erfolgen soll. Der Trägerverein hat rund 2000 Mitglieder, darunter knapp 20 Kommunen. Es finanziert seine Arbeit in erster Linie über Drittmittel für Projekte. Hinzu kommen Mitgliedsbeiträge und Spenden. Der Umsatz im Jahre 2022 betrug rund 21 Millionen Euro.[2]

Die Einrichtung gilt als „eines der führenden Umweltforschungsinstitute in Deutschland“.[5]

Betätigungsfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Öko-Institut erstellt wissenschaftliche Gutachten und berät Politiker, Umweltverbände, Institutionen und Unternehmen. Jährlich werden mehr als 370 nationale und internationale Projekte erarbeitet. Themengebiete dabei sind:

Das Institut ist Gründungsmitglied des Vereins EnergieVision, der das Label ok-power für Ökostrom-Produkte vergibt. Außerdem hat es die Verbraucher-Informationskampagne EcoTopTen ins Leben gerufen, die auf einem Internetportal konkrete Produktempfehlungen für nachhaltigen Konsum präsentiert. Des Weiteren ist das Öko-Institut Mitglied im Ecological Research Network (Ecornet), einem Netzwerk zur Nachhaltigkeitsforschung.[6]

Ein wichtiger Forschungsbeitrag des Öko-Institutes war die Entwicklung der Produktlinienanalyse, die eine sehr große Rolle bei der ökologieorientierten betriebswirtschaftlichen Forschung spielt.[7]

Open Science[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Öko-Institut beteiligt sich an Open-Science-Infrastrukturprojekten wie der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Open Energy Platform[8] und der Open Energy Ontology, einer gemeinsamen Ontologie für Energiesystemanalysen.[9]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1978 erschien die Nummer 1 der Öko-Mitteilungen, die zunächst nur mit Schreibmaschine geschrieben war und sich im Laufe der Jahre zu einer reich illustrierten Mitgliederzeitschrift in Heft-Form mit 32 Seiten entwickelte. Das Heft wurde mehrmals im Jahr herausgegeben.[10]

Seit Sommer 2006 bietet das Öko-Institut seine Mitgliederzeitschrift mit dem neuen Titel eco@work auch als kostenloses E-Paper an. Sie wird auf der Homepage online als PDF-Datei zur Verfügung gestellt und kann als E-Mail abonniert werden.[11]

Die Jahresberichte des Instituts erscheinen in deutscher und englischer Sprache. Daneben werden Studien und Forschungsberichte zu verschiedenen Themen veröffentlicht.[12]

Seit Mai 2018 bloggen die Mitarbeiter des Öko-Instituts über Nachhaltigkeitsthemen und aktuelle Projekte.[13]

Institutsleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vorstand besteht aus insgesamt zwölf Personen, davon sieben externe, die für zwei Jahre von der Mitgliederversammlung gewählt werden.[14]

Geschäftsführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschäftsführung besteht aus Christof Timpe als Sprecher sowie Anke Herold und André Nelius.[15]

Ehrenmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2020 gab es ein Kuratorium, dem zuletzt (Stand September 2020) Nina Buchmann, Erhard Eppler †, Martin Führ, Klaus Fricke, Regine Kollek, Ellen Matthies, Peter Cornelius Mayer-Tasch, Eckard Rehbinder, Lucia A. Reisch, Hartmut Richter und Udo E. Simonis angehörten.[16] Die Mitgliederversammlung des Öko-Institut e.V. hat im Jahr 2020 beschlossen, das Kuratorium nicht länger als Organ des Vereins zu führen. In Würdigung ihres Engagements im Kuratorium seit den ersten Tagen des Instituts wurden Udo Ernst Simonis, Peter C. Mayer-Tasch und Eckhard Rehbinder die Ehrenmitgliedschaft im Öko-Institut e.V. verliehen.[17]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der SPD-Energieexperte Hermann Scheer warf dem Öko-Institut 2004 Zusammenarbeit mit den Stromkonzernen in deren Kampf gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor.[18] Das Institut wies diese Kritik als unbegründet zurück und hob die Bedeutung des EEG bei der Förderung der erneuerbaren Energien hervor.[19] Anfang 2008 wurden die vom Öko-Institut in Deutschland ausgestellten RECS-Zertifikate vom Journalisten Lars Lange als „Etikettenschwindel“ kritisiert.[20] Das Institut hat auch diese Kritik zurückgewiesen und zugleich die Bedeutung von Ökostrom-Gütesiegeln wie dem ok-power-Label betont.[21][22] Das RECS-System wurde inzwischen in das European Energy Certificate System (EECS) überführt, das auch die nach Europarecht, insbesondere der Richtlinie 2009/28/EG,[23] und nach dem deutschen EEG geschaffenen Herkunftsnachweise für Strom aus erneuerbaren Energien umfasst.

Im Zuge der sogenannten „Trauzeugenaffäre“ im April 2023 geriet auch das Öko-Institut in die öffentliche Diskussion,[24][25] da Bruder und Schwester des Grünen Staatssekretärs im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Patrick Graichen im Öko-Institut beschäftigt sind und sich die Einrichtung auch über Aufträge verschiedener Ministerien und Behörden finanziert. Die Schwester Verena Graichen ist mit dem ebenfalls im Wirtschaftsministerium beschäftigten Staatssekretär Michael Kellner verheiratet. Das Ministerium betonte, es unterliege strengen Compliance-Vorschriften, und Patrick Graichen habe keinen Einfluss auf die Vergabe von Fördermitteln an das Öko-Institut. Die an das Öko-Institut seit 2019 vergebenen Zuwendungen und Aufträge für laufende Projekte hat das BMWK auf seiner Website transparent gemacht.[26] Auch das Öko-Institut verwies in einer Pressemitteilung vom 9. Mai 2023 auf eine institutsinterne Compliance-Regelung zur Vermeidung möglicher Interessenkonflikte.[27]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Öko-Institut – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Öko-Institut: Organisation. Abgerufen am 11. Januar 2024.
  2. a b c Jahresbericht 2022 (PDF)
  3. Öko-Institut e.V. . Goethe-Institut. Abgerufen am 11. Januar 2017.
  4. Handeln statt Hoffen (Memento vom 15. September 2012 im Webarchiv archive.today), Pressemitteilung zum 30-jährigen Bestehen des Öko-Instituts
  5. Ralf Tils, Politikberatung in der Umweltpolitik, in: Svenja Falk, Dieter Rehfeld, Andrea Römmele, Martin Thunert (Hrsg.): Handbuch Politikberatung. Wiesbaden 2006, 449–459, S. 453.
  6. Webseite von Ecornet (Memento vom 29. Mai 2013 im Internet Archive)
  7. Roswitha Wöllenstein: Rezeption der Umweltproblematik in der Betriebswirtschaftslehre. Eine empirische Rekonstruktion und strukturationstheoretische Analyse der ökologieorientierten Forschung in der Betriebswirtschaftslehre. München 2008, S. 74.
  8. Open Energy Platform: About us. Universität Magdeburg, abgerufen am 25. Februar 2023.
  9. Open Energy Family - Open Energy Ontology (OEO). github, abgerufen am 25. April 2023.
  10. Öko-Mitteilungen, Mai 2006, Seite 22
  11. http://www.oeko.de/e-paper/
  12. https://www.oeko.de/publikationen
  13. Beiträge und Standpunkte aus dem Öko-Institut
  14. http://www.oeko.de/das-institut/leitung/vorstand/
  15. Öko-Institut: Organisation. Abgerufen am 11. Januar 2024.
  16. Öko-Institut e.V.: Kuratorium. 24. September 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2020; abgerufen am 25. Februar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oeko.de
  17. Öko-Institut e.V. (oeko.de): Öko-Institut e.V. (oeko.de). Abgerufen am 25. Februar 2021 (deutsch).
  18. Kommerzieller Kurzschluss. taz.de, 13. Dezember 2004, abgerufen am 8. Mai 2011.
  19. Das EEG ist das richtige Instrument. (PDF; 131 kB) Öko-Institut e. V., 15. Dezember 2004, abgerufen am 8. Mai 2011.
  20. Detlef Grumbach: Etikettenschwindel bei grünem Strom? - Das europäische Ökostrom-Zertifikat RECS in der Kritik. dradio.de, 8. Februar 2008, abgerufen am 8. Mai 2011.
  21. Ökologische Beurteilung des Einsatzes von Grünstromzertifikaten im Rahmen von Ökostromprodukten. (PDF; 226 kB) Öko-Institut e. V., 17. Januar 2008, abgerufen am 8. Mai 2011.
  22. Hintergrundpapier Ökostrom, Version 1.1 (PDF; 257 kB) vom 17. Januar 2008
  23. Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments und des Rates, abgerufen am 8. Mai 2011, vgl. hier Artikel 15; vor 2009: Richtlinie 2001/77/EG des Europäischen Parlaments und des Rates, abgerufen am 8. Mai 2011, vgl. hier Artikel 5
  24. Kommentar von Hugo Müller-Vogg: Grünen-Lobby macht aus Ministerium nun vollends einen Selbstbedienungsladen, abgerufen am 12. Juli 2023
  25. Interview mit Timo Lange: Habeck muss erklären, wie es dazu kommen konnte, abgerufen am 12. Juli 2023
  26. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Veröffentlichung der Aufträge und Zuwendungen des BMWK an das Öko-Institut, abgerufen am 12. Juli 2023
  27. Öko-Institut: Informationen zur aktuellen Berichterstattung zur BMWK Personalpolitik, abgerufen am 12. Juli 2023
  28. Integrationspreis. In: www.stiftung-apfelbaum.de. Stiftung Apfelbaum, 2020, abgerufen am 31. Dezember 2020.