ATM-Baureihe 1500

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Baureihe 1500
Der heutige Museumswagen 1503 war 1928 der erste Serienwagen
Der heutige Museumswagen 1503 war 1928 der erste Serienwagen
Der heutige Museumswagen 1503 war 1928 der erste Serienwagen
Nummerierung: 1501 bis 2002
Anzahl: 502
Hersteller: diverse
Baujahr(e): Prototypen: 1927–1928
Serienwagen: 1928–1930
Achsformel: Bo'Bo'
Spurweite: 1445 mm
Länge: 13.890 mm
Höhe: 3.230 mm
Breite: 2.350 mm
Drehzapfenabstand: 7.200 mm
Drehgestellachsstand: 1.625 mm
Leermasse: 15 t
Höchstgeschwindigkeit: 42 km/h
Traktionsleistung: 4 × 21 kW
Motorentyp: TIBB Milano 28 /
Ansaldo LC 221
Stromsystem: 600 Volt Gleichstrom
Stromübertragung: Oberleitung
Betriebsart: Einrichtungsfahrzeug
Sitzplätze: 29
Stehplätze: 101
Fußbodenhöhe: 742 mm

Die ATM-Baureihe 1500 ist ein ursprünglich 502 Wagen mit den Betriebsnummern 1501ff. umfassender Triebwagen-Typ der Mailänder Verkehrsgesellschaft Azienda Trasporti Milanesi (ATM), welche die Straßenbahn Mailand betreibt. Alternative Bezeichnungen lauten – abgeleitet vom ersten Baujahr der Serienwagen – tipo 1928 beziehungsweise Ventotto (italienisch für achtundzwanzig), Carrelli (Drehgestellwagen) oder nach ihrem Konstrukteur Peter Witt. Die vierachsigen, viermotorigen und hochflurigen Großraumwagen in Einrichtungsbauweise verfügen über einen Stahlaufbau sowie eine Druckluftbremse. Die beiden Prototypen mit den Nummern 1501 und 1502 entstanden in den Jahren 1927–1928, die 500 Serienwagen mit den Nummern 1503–2002 in den Jahren 1928–1930. 2014 befanden sich noch 126 von ihnen in Betrieb,[1] sie sind – noch vor den Lissabonner Remodelados – die ältesten planmäßig eingesetzten Straßenbahnwagen in Europa.[2] Aufgrund ihres relativ geringen Fassungsvermögens fahren sie nur noch auf den weniger frequentierten Linien 1, 5, 10, 19 und 33.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ventotto-Baureihe basiert auf den ab 1914 gebauten Peter Witt-Wagen aus den Vereinigten Staaten. An der Produktion der 502 Wagen für Mailand waren insgesamt sechs Unternehmen beteiligt:

Società Italiana Carminati & Toselli 112 Wagen Nummern 1501–1612
Società Italiana Ernesto Breda 110 Wagen Nummern 1613–1722
Officine Meccaniche di Reggio Emilia 050 Wagen Nummern 1723–1772
Officine Meccaniche (OM) 110 Wagen Nummern 1773–1882
Officine Elettroferroviarie Tallero (OEFT) 110 Wagen Nummern 1883–1992
Officine Meccaniche Lodigiane (OML) 010 Wagen Nummern 1993–2002

Die Drehgestelle lieferte FIAT zu, die elektrischen Ausrüstungen stammten von der Compagnia Generale di Elettricità (CGE) beziehungsweise der Tecnomasio Italiano Brown Boveri (TIBB). Gleichartige Fahrzeuge kamen früher außerdem in Genua, Neapel, Padua, Triest und Turin zum Einsatz, ein weiterer gelangte in die spanische Hauptstadt Madrid. In Frankfurt verkehrte um 1930 probeweise ein Wagen aus Mailand, die Stadt entschied sich jedoch gegen eine Anschaffung.

Elf in Mailand nicht mehr benötigte Wagen gab die ATM 1984 (einen) beziehungsweise 1998 (zehn) an die F Market & Wharves-Linie in San Francisco ab, auf der sie als touristische Straßenbahnen verkehren. Zwei Wagen verkehren seit 2006 unter der Bezeichnung ATMosfera als rollende Restaurants in Mailand.

Obwohl die Ventottos immer mehr durch modernere Wagen zurückgedrängt wurden, fassten die Mailänder Stadtväter und der Verkehrsbetrieb ATM im Jahr 2007 den Entschluss, die mittlerweile zu einem Wahrzeichen der Stadt avancierten Wagen auf längere Sicht einzusetzen. Daraufhin begann die Hauptwerkstätte Teodosio 2010 mit umfangreichen Ausbesserungen an den verbliebenen Vierachsern. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Verwendung von originalgetreuen Teilen gelegt, etwa bei den neu eingebauten Holzsitzbänken sowie den aus Glas hergestellten Lampenschirmen im Innenraum. Die Wagen erhielten im Zuge der Modernisierung ferner einen Apparateschrank an der Fahrerplatz-Rückwand, gemeinsam mit den installierten Plexiglas-Elementen ergibt sich ein nahezu komplett vom Fahrgastraum abgetrennter Führerstand. Außerdem bekamen alle für den Liniendienst vorgesehenen Wagen einen beige-gelben Neulack, der die orange Einheitslackierung aus den 1970er Jahren ersetzte. Seit 2013 sind auch stets bis zu einem Dutzend Wagen mit Ganzreklamen beklebt.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wagen 1544 im Jahr 1967, damals noch mit grüner Lackierung und Rollenstromabnehmer
  • Giovanni Cornolò, Giuseppe Severi: Tram e tramvie a Milano. 1840–1987. Azienda Trasporti Municipali, Milano 1987.
  • Guido Boreani: Un tram che si chiama Milano. Il tram tipo 1928 dalle origini ai giorni nostri storia e tecnica (= Collana storia dei trasporti pubblici. 42). Calosci, Cortona 1995, ISBN 88-7785-113-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: ATM 1500 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. transphoto.ru
  2. Milan, Italy Trams auf www.nycsubway.org, abgerufen am 3. Januar 2014
  3. Wolfgang Kaiser: Schminke für 85-Jährige. In: Straßenbahn Magazin 1/2015, Leseprobe online auf strassenbahn-magazin.de, abgerufen am 21. März 2020