Aachtopf

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Aachtopf

Aachtopf
Lage
Land oder Region Landkreis Konstanz (Baden-Württemberg)
Koordinaten 47° 50′ 47″ N, 8° 51′ 28″ O
Höhe 475
Aachtopf (Baden-Württemberg)
Aachtopf (Baden-Württemberg)
Aachtopf
Lage der Quelle
Geologie
Gebirge Hegau
Quelltyp Karstquelle
Austrittsart Quelltopf
Hydrologie
Flusssystem Rhein
Vorfluter Radolfzeller AachRheinNordsee
Schüttung 8590 l/s
Tiefe 18 m

Koordinaten: 47° 50′ 47,2″ N, 8° 51′ 28,4″ O

Der Aachtopf, auch Aachquelle, bei Aach in Baden-Württemberg ist die wasserreichste Karstquelle Deutschlands.[1] Aus der Quelle entspringt die Radolfzeller Aach (auch Hegauer Aach), die nach 32 km bei Radolfzell in den Bodensee mündet.

Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Quelle auf einer Höhe von 475 m ü. NHN[2] hat eine durchschnittliche Schüttung von 8590 l/s; diese ist jedoch, wie gewöhnlich bei Karstquellen, stark von der Jahreszeit abhängig und schwankt zwischen 1300 und 24.000 l/s. Das Wasser der Aachquelle steigt aus einer 18 m tiefen unterirdischen Quellhöhle auf und bildet einen kleinen See von nicht ganz 0,3 ha[3] Größe.

Wasserherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte des Oberlaufs der Donau mit Donauversinkung
Hauptversinkungsstelle der Donau unterhalb von Immendingen
Blick vom Quelltopf in Fluss-Richtung

Das Wasser der Karstquelle stammt hauptsächlich aus der zwischen Immendingen und Möhringen und bei Fridingen versinkenden Donau. Das Einzugsgebiet umfasst weitere Schlucklöcher anderer Flüsse, zum Beispiel bei Neuhausen ob Eck und bei Heudorf im Hegau. Etwa ein Drittel der Schüttung der Aachquelle ist auf solche Nebenzuflüsse zurückzuführen.

Von der Donauversinkung fließt das Wasser unterirdisch etwa zwölf Kilometer bei einer Geschwindigkeit von rund 200 m/h durch Hohlräume bis zum Aachtopf.

An den etwa 130 Vollversickerungstagen gehört damit die obere Donau ganz zum Flusssystem des Rheins. Damit könnte sich in der Zukunft mit weiterer Auflösung des Kalkgesteins bis zum Einsturz der Höhlen ein Vorgang ähnlich der Wutachablenkung abspielen, an dessen Ende der Oberlauf der Donau ganz zu einem Nebenfluss des Rheins wird.

Umgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Uferbereich der Aach und unterhalb des Aachtopfes im Flussbett liegen weitere kleine Quellen. Die südlichste nachgewiesene Austrittsstelle des Donauwassers ist die Bleichequelle bei Singen. Der Aachtopf ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Ab dem Mittelalter bis etwa 1950 wurde die Wasserkraft durch zahlreiche Mühlen genutzt. Seit 1935/36 wird das Wasser in einem Kanal zu einem Elektrizitätswerk geführt. Auf Grund der Wassernutzung, sowohl an der württembergischen Donau als auch an der badischen Aach, kam es immer wieder zu Streitigkeiten um das Wasser: An der Donau wurden die Versickerungslöcher immer wieder verstopft, oder aber man staute das Wasser oberhalb der Schlucklöcher auf. (Siehe hierzu: Donauversinkungsfall). Erst nach Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg konnte eine gemeinsame Lösung gefunden werden.

Erforschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1719 wurde zum ersten Mal die Vermutung, das Quellwasser stamme aus der Donauversinkung, in einer Veröffentlichung von F. W. Breuninger geäußert. Ein Nachweis gelang jedoch erst am 9. Oktober 1877, als der Geologe Adolf Knop von der Technischen Hochschule Karlsruhe das Wasser in der Donauversinkung mit 10 kg Natriumfluorescein, 20 t Salz und 1200 kg Schieferöl versetzte. Nach 60 Stunden konnten alle drei Substanzen im Quelltopf nachgewiesen werden, was sich durch prachtvoll grünleuchtendes Salzwasser mit deutlich kreosotartigem Geschmack äußerte.[4][5]

1886 gab es den ersten Tauchversuch bis 12 m Tiefe (einer der weltweit ersten Höhlentauchversuche), wo sich die schwer überwindbare Düse befindet, eine Engstelle, in der das Wasser eine starke Strömung hat.

Die Quellhöhle wurde ab den 1960er Jahren von Jochen Hasenmayer erforscht. Dabei entdeckte man eine Halle mit Sinterbecken und Tropfsteinresten, woraus hervorgeht, dass diese Halle einst eine lufterfüllte Bachhöhle war. In den Jahren ab 1980 wurde die Aachhöhle intensiv von Harald Schetter erforscht. Seit 2001 wird die Aachhöhle von Jürgen Bohnert, Frank Liedtke, Stephan Liedtke und Tobias Schmidt neu vermessen. Nach 500 m nordwärts endet die Höhle in einem massiven Versturz, der auch an der Oberfläche als große Doline im Wald zu sehen ist. Am Nordrand der Doline wurde nach 14-jähriger Grabung die Fortsetzung der Aachhöhle entdeckt. Da die chemische Zusammensetzung des Wassers hier nicht mit dem der Aachhöhle übereinstimmt, wird angenommen, dass es sich um einen von mehreren Zubringern handeln muss. Daher heißt die Höhle ab hier Donauhöhle.

Im April 2017 wurde die erstmalige Entdeckung eines Höhlenfisches in Europa bekannt gegeben. Es handelt sich um eine weitgehend pigmentlose und wahrscheinlich blinde Population der Bachschmerle (Barbatula barbatula). Sie wurde im verzweigten Höhlensystem des Aachtopfs entdeckt, kommt aber wahrscheinlich im gesamten 250 Quadratkilometer großen Höhlensystem bis zur Donauversinkung vor.[6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Aachtopf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Aachtopf – Karstquelle. In: schule-bw.de. Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung des Landes Baden-Württtemberg, abgerufen am 4. August 2023.
  2. Höhe nach blauer Beschriftung auf dem Layer WMS LGL-BW Topographische Freizeitkarte 1:50.000 auf: Geoportal Baden-Württemberg (Hinweise)
  3. Seefläche nach dem Layer Stehende Gewässer auf: Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise).
  4. A. Knop: Über die hydrographischen Beziehungen zwischen der Donau und der Aachquelle im badischen Oberlande. In: Neues Jahrb. Mineral. Geol. Palaeontol 1878. S. 350–363.
  5. H. Hötzl: Origin of the Danube-Aach system. In: Environmental Geology. Band 27, Nr. 2, 1996, S. 87–96. doi:10.1007/BF01061676
  6. Jasminca Behrmann-Godel, Arne W. Nolte, Joachim Kreiselmaier, Roland Berka, Jörg Freyhof: The first European cave fish. In: Current Biology. Volume 27, Issue 7, 3. April 2017, S. R257–R258. doi:10.1016/j.cub.2017.02.048