Aapamoor

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Aapamoor im Nationalpark Muddus in Schweden

Ein Aapamoor ist ein komplexer Moortyp, der in der borealen Zone mit kaltgemäßigtem Klima, in Europa in Fennoskandien, vorkommt. Aapamoore schließen nördlich an die Zone der Hochmoore an und werden noch weiter nördlich, im arktischen hohen Norden, von Palsa-Mooren abgelöst. Der Ausdruck Aapamoor stammt aus dem Finnischen und wird normalerweise nur für die skandinavischen Moore verwendet. Morphologisch ähnliche Moore, als Strangmoore bezeichnet, finden sich unter entsprechenden Klimaeinflüssen aber viel weiter verbreitet, in Sibirien, in Nordamerika und auch in den Alpen.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aapamoore sind Flachmoore unter dem Einfluss hoch anstehenden Grundwassers oder fließenden Sickerwassers („minerotroph“), sie gehören also nicht zu den Hochmooren, deren Wasserversorgung aus dem Regenwasser stammt („ombrotroph“). Im Gegensatz zu diesen sind sie nicht in der Mitte aufgewölbt, sondern flach und eben oder in der Mitte sogar etwas eingesenkt (konkav). Durch das zufließende Wasser werden sie mit Salzen und Nährstoffen versorgt. Wie alle Moore besitzen sie aber eine unter Luftabschluss aus zersetzender Pflanzenbiomasse gebildete, hier meist relativ dünne Torf-Auflage. Aapamoore können, vor allem im südlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets, etwa in Mittelfinnland, als weitgehend ebene, sumpfartige Wiesenmoore ausgeprägt sein. Diese bestehen meist überwiegend aus Seggen, in küstennahen Bereichen, mit hoher Nährstoffauswaschung, ähneln sie auch Zwischenmooren (oder Übergangsmooren), die im Charakter der Vegetation zwischen typischen Flach- und Hochmooren stehen. In den typischen Aapamooren sind darin erhöhte Bulte eingelagert, die aus torfigem Material nach und nach in die Höhe wachsen. Es bildet sich ein Mosaik aus stärker vernässten Senken mit darin eingestreuten, trockeneren erhöhten Bulten, die den Bult-Schlenken-Komplexen der Hochmoore ähneln, aber sowohl anders entstehen als auch andere Hydrologie und Vegetation aufweisen. Die Entstehung der Bulte und Stränge ist im Detail nicht immer geklärt. Meist wird sie dadurch erklärt, dass das zeitweise langsam fließende Wasser wellenartig bestimmte Bereiche ausspart, die dann durch Torf-Akkumulation in die Höhe wachsen. Dadurch wird der Fließraum eingeengt, so dass die verbleibenden Rinnen immer stärker vernässen.

Die höheren Abschnitte des Aapamoors sind entweder kleinteilig strukturierte Bulte oder größere, allmählicher ansteigende Loben. Bulte sind in ebenen Mooren oft kreisrund. Vor allem in stärker geneigten Hangmooren schließen sie sich girlandenartig zusammen, es entsteht ein hangparalleles Muster aus erhöhten und tiefer liegenden Streifen, das als Strangmoor bezeichnet wird. Die höherliegenden Streifen werden Stränge, die tieferliegenden, stärker vernässten Streifen werden flark (flarkar, finnisch auch rimpi) genannt. Die höher aufwachsenden Stränge sind im Charakter hochmoorähnlicher, sie können auch Holzgewächse tragen. Weiter nördlich werden die Flarke breiter und meist stärker vernässt, die Stränge bilden ein unregelmäßiges Netzmuster darin; diese More werden finnisch pounikko genannt. Die Flarke sind dann oft im Frühjahr flach eingestaut, sie bleiben dann nahezu vegetationsfrei, ihr Grund besteht aus nacktem Torf. In der Randzone sind Bulte eingelagert, deren Kern aus Eis besteht, das auch im Sommer nicht völlig auftaut (finnisch pouno). Noch weiter nördlich, im Übergang von der borealen Taiga-Zone in den (hemiarktischen) Tundren-Gürtel werden die Aapamoore durch Palsamoore abgelöst. Die Palsas sind mächtige, fast hügelartige Bulte, deren Kern durch Permafrost gebildet wird.

Vegetation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Aapamoor ist, wie im vorigen Absatz beschrieben, ein Moorkomplex aus verschiedenen Elementen, die sich in ihrer Vegetation und Flora merklich unterscheiden. Sie werden dementsprechend im pflanzensoziologischen System in unterschiedliche Vegetationseinheiten gefasst. Dominierende Torfmoosart ist das Braune Torfmoos (Sphagnum fuscum), das in ärmeren Aapamooren auch in den Flarken (dann finnisch neva genannt) dominieren kann. Typische Art sind hier die Schlamm-Segge (Carex limosa), die Blumenbinse (Scheuchzeria palustris) und Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum). Reichere Flarke zeigen Seggenwiesen aus Faden-Segge (Carex lasiocarpa) und Schnabel-Segge (Carex rostrata). Die Stränge weisen neben Sphagnum fuscum auch Sphagnum magellanicum und Sphagnum angustifolium auf. Dazwischen wachsen Zwergsträucher wie Torfgränke (Chamaedaphne calyculata), Rosmarinheide oder Poleigränke (Andromeda polifolia), Moltebeere (Rubus chamaemorus), aber auch Sträucher wie Sumpfporst (Rhododendron tomentosum) und gelegentlich schütterer Baumwuchs aus oft krüppelwüchsigen Kiefern, nach Norden hin auch Fichten.

Die Aapamoore sind typischerweise eingelagert in den borealen Nadelwald, mit dem sie durch einen teilweise vermoorten Randgürtel verbunden sind. In der Übergangszone nach Süden hin können auch echte Hochmoore direkt angrenzen („Mischkomplexe“), so im bekannten Moorgebiet Skattlösbergs Stormosse in Mittelschweden.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitung der Aapamoore (türkise Signatur) in Europa (nach O. Polunin und M. Walters (1980). A Guide to the Vegetation of Britain and Europe.) Im Norden anschließend (hellblaue Signatur): Palsamoore, im Süden (olivgrüne Signatur) Hochmoore.

Die europäischen Aapamoore liegen in einem Gürtel im mittleren und nördlichen Schweden und Finnland, dem östlich angrenzenden russischen Karelien einschließlich der Halbinsel Kola und einem schmalen Gürtel östlich des Weißen Meeres, nördlich des Onegasees, meist nördlich von 62 Grad geographischer Breite. Im zentralen Sibirien fehlen sie. Sie kommen in Norwegen nur im Gebirge, an der Küste nur in einem schmalen Gürtel im Norden, von der Loppa-Halbinsel bis zur Insel Senja, vor. Im Gebirge dringen sie südlich bis Østlandet vor.

Strangmoore (englisch patterned fens oder ribbed fens), die den skandinavischen Aapamooren weitgehend entsprechen, aber nicht mit diesem Namen bezeichnet werden, sind im nördlichen Nordamerika, sowohl in Küstennähe wie auch im Landesinneren, von Neufundland, Labrador, Quebec und dem Norden Minnesotas an ostwärts, weit verbreitet.

Strangmoore der Alpenländer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Österreich und der Schweiz finden sich in der alpinen Höhenstufe manchmal Strangmoore, die den Aapamooren Skandinaviens ähneln. Die Bildung von Hochmooren wird hier durch durchsickerndes, oder sogar flach überstauendes Schmelzwasser der tauenden Schneedecken verhindert.

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aapamoore sind, unter der Codenummer 7310, ein prioritär schutzwürdiger Lebensraumtyp nach dem Anhang I der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie). Die Mitgliedsstaaten der EU sind damit aufgefordert, für sie besondere Schutzgebiete im Rahmen des Schutzgebietssystems Natura 2000 auszuweisen.

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tapio Lindholm, Raimo Heikkilä (editors): Finland – land of mires. The Finnish Environment, 23, Helsinki 2006. ISBN 952-11-2296-X.
  • S.Eurola, S.Hicks, E.Kaakinen: Key to Finnish Mire Types. in Peter D. Moore (editor): European Mires. Academic Press, London 1984. ISBN 0-12-505580-3.
  • Jarmo Laitinen, Sakari Rehell, Antti Huttunen, Teemu Tahvanainen, Raimo Heikkilä, Tapio Lindholm (2007): Mire systems in Finland — special view to aapa mires and their water-flow pattern. Suo 58 (1): 1–26.
  • P. Pakarinen (1995): Classification of boreal mires in Finland and Scandinavia: A review. Vegetatio 118: 29–38. JSTOR:20046592
  • Kamil Rybníček (2005): Regional Mire Complex Types in Europe. Application and Analysis of the Map of the Natural Vegetation of Europe 2005: 143–149. BfN-Skripten 156. Bundesamt für Naturschutz, Bonn.
  • Gert Michael Steiner: Moortypen. In: Stapfia. Band 85, Linz 2005, S. 5–26, zobodat.at [PDF]
  • Gert Michael Steiner, Andreas Grünig: Die hydrologischen Moortypen der Schweiz. Kapitel 3.1.1 in Handbuch Moorschutz in der Schweiz. herausgegeben vom Bundesamt für Umwelt BAFU, 2002. download

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]