Aareal Bank

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  Aareal Bank AG
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Staat Deutschland Deutschland
Sitz Wiesbaden, Hessen
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0005408116
Bankleitzahl 510 104 00[1]
BIC AARB DE5W XXX[1]
Gründung 1923
Website www.aareal-bank.com
Geschäftsdaten 2020[2]
Bilanzsumme 45,5 Mrd. Euro
Einlagen 11,0 Mrd. Euro
Kundenkredite 27,2 Mrd. Euro
Mitarbeiter 2.982
Leitung
Vorstand
  • Jochen Klösges (Vorsitzender)
  • Marc Heß
  • Nina Babic
  • Christof Winkelmann
Aufsichtsrat Hermann Wagner (Vorsitzender)
Aareal Bank

Die Aareal Bank AG ist eine Bank mit Sitz in Wiesbaden, die bis 2002 als DePfa Deutsche Bau- und Boden Bank AG und Teil der DePfa-Gruppe firmierte.[3] Die Bank ist auf drei Kontinenten (in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum) vertreten und begleitet Immobilienfinanzierungen in mehr als 20 Ländern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sammel-Namensaktie über 10.000 RM der Deutschen Bau- und Bodenbank AG vom März 1927

Die Unternehmensgeschichte geht auf zwei Institute zurück: die Preußische Landespfandbriefanstalt (gegründet 1922) und die Deutsche Wohnstättenbank AG (gegründet 1923), beide mit Sitz in Berlin. 1926 wurde die Deutsche Wohnstättenbank AG in Deutsche Bau- und Bodenbank AG umbenannt. 1954 erhielt die Preußische Landespfandbriefanstalt den Namen Deutsche Pfandbriefanstalt.

Während der NS-Herrschaft expandierte die Bank insbesondere aufgrund von Treuhandgeschäften für Reichsbürgschaften, die der Finanzierung von Siedlungs- und Wohnungsbau dienten. Der Wohnungsbau wurde zunehmend von der boomenden Rüstungswirtschaft dominiert, die immer mehr Unterbringungsmöglichkeiten für ihre Arbeitskräfte brauchte.[4]:38–40 Ein weiteres Tätigkeitsfeld waren Industriekredite, die im Rahmen des Rüstungsaufbaus in Millionenhöhe an Unternehmen wie Daimler-Benz AG, Vereinigte Stahlwerke AG und die Ruhrgas AG gewährt wurden. Zum Zeitpunkt der Machtergreifung 1933 gehörten bereits 63 von 267 Mitarbeitern der NSDAP an.[4]:50Auch Aufsichtsratsvorsitzender Otto Kämper war Parteimitglied und lobte die Erfolge der Regierung im Wohnungsbau.[4]:48 Bemerkenswerterweise waren bis in den Zweiten Weltkrieg hinein aber auch Demokraten wie Arnold Knoblauch oder Eberhard Wildermuth im Vorstand der Bank tätig.

Im Jahre 1979 übernahm die Deutsche Pfandbriefanstalt eine Mehrheitsbeteiligung an der Deutschen Bau- und Bodenbank, ab 1989 firmierte sie als Aktiengesellschaft unter der Bezeichnung Deutsche Pfandbrief- und Hypothekenbank AG, ging 1991 an die Börse und eröffnete im selben Jahr ihre erste Auslandsfiliale in Amsterdam. 1999 wurde die Deutsche Pfandbrief- und Hypothekenbank AG in DePfa Deutsche Pfandbrief Bank AG umbenannt und übertrug sämtliche Immobilienaktivitäten auf die Deutsche Bau- und Bodenbank, die gleichzeitig den Namen DePfa Bank AG BauBoden erhielt. 2002 wurde die endgültige Trennung in Aareal Bank AG (ehemals Deutsche Bau- und Bodenbank) mit Sitz in Wiesbaden als Immobilienfinanzierungsbank und die DePfa BANK plc mit Sitz in Dublin als Staatsfinanzierungsbank vollzogen. Seit 2006 konzentriert sich das Unternehmen auf die beiden Segmente gewerbliche Immobilienfinanzierungen und Consulting/Dienstleistungen.[4] Die Aareal Bank musste als Folge der Finanzkrise ab 2007 im Februar 2009 beim Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin vorsorglich Stützungsmaßnahmen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro in Anspruch nehmen, die sich aus einer stillen Einlage in Höhe von 525 Millionen Euro und Staatsgarantien für Wertpapiere in Höhe von 4 Milliarden Euro zusammensetzten.[5] Die stille Einlage wurde im Oktober 2014 zurückgezahlt, nachdem auch die Staatsgarantien nicht mehr notwendig waren. Im Dezember 2013 verkaufte der Finanzinvestor Lone Star seine 100 %-Beteiligung an dem Immobilienfinanzierer Corealcredit Bank an die Aareal Bank.[6] 2015 wurde das operative Bankgeschäft abgespalten und in die Muttergesellschaft integriert.[7]

Im November 2021 gab Aareal die mögliche Übernahme durch die Finanzinvestoren Advent International, Centerbridge Partners und Canada Pension Plan Investment Board (CPPIB) für 1,7 Mrd. Euro bekannt. Das Übernahmeangebot sah eine Mindestannahmeschwelle von zunächst 70 Prozent, später 60 Prozent der Aktien vor. Der Übernahmeversuch wurde im Februar 2022 für gescheitert erklärt, da nicht genügend Aktien angedient worden waren.[8][veraltet] Im April 2022 legten dieselben Bieter ein neues, verbessertes Angebot vor. Dieses Angebot erreichte die notwendige Akzeptanz.[9]

Organe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bank wird von einem vierköpfigen Vorstand geleitet. Vorsitzender des Vorstandes ist seit Mitte September 2021 Jochen Klösges.[10] Aufsichtsratsvorsitzender ist Hermann Wagner: Er löste im November 2021 Marija Korsch ab, die das Amt seit 2013 innehatte.[11][12]

Vorstandsvorsitz
  • seit 2021: Jochen Klösges[13]
  • 2015–2021: Hermann J. Merkens[14]
  • 2005–2015: Wolf Schumacher[15]
Aufsichtsratsvorsitz
  • seit 2021: Hermann Wagner
  • 2013–2021: Marija Korsch[16]
  • 2004–2013: Hans W. Reich[17]

Aktie und Anteilseigner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grundkapital der Gesellschaft ist aufgeteilt in rund 60 Millionen Stückaktien.[18] Die Aktien des Unternehmens wurden unter der ISIN DE0005408116 an der Börse gehandelt und waren unter anderem im SDAX vertreten.[19] Die Aktien waren (Stand Ende 2020) fast vollständig im Streubesitz. Größter meldepflichtiger Anteilseigner war die Deka Investment mit 9,6 %.[20]

2023 wurde die Aareal Bank von vier Finanzinvestoren übernommen: die beiden US-Beteiligungsgesellschaften Advent International und Centerbridge Partners sowie die Pensionsfonds des Staates Kanada (CPP Investment Board) und der US-Bank Goldman Sachs halten seitdem 90 Prozent der Aktien.[21] Infolge der Übernahme wurde die Aareal Bank am 21. November 2023 von der Börse genommen.[22] Nach Abschluss des Delistingverfahrens hielten die übernehmenden Investoren über 95 % der Aktien; für die verbleibenden Anteilseigner wurde ein Squeeze-out angekündigt.[23]

Tochtergesellschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gruppe der Aareal Bank gehören unter anderem folgende Unternehmen (Stand: Jahresende 2020):[20]

Unternehmen Beschreibung Sitz Anteil am Kapital
Aareal Bank Asia Immobilienfinanzierungen für Bürogebäude, Hotel-, Logistik- und Einzelhandelsimmobilien sowie für Wohnimmobilien in ausgewählten Märkten Singapur 100 %
Aareal Capital Immobilienfinanzierungen für Bürogebäude, Hotel-, Logistik- und Einzelhandelsimmobilien sowie für Wohnimmobilien in ausgewählten Märkten Wilmington (Delaware) 100 %
Aareal Estate Management- und Beratungsgesellschaft für gewerbliche Immobilien in Deutschland und international Wiesbaden 100 %
Aareal First Financial Solutions Entwicklung und Umsetzung der Zahlungsverkehrslösungen für die Aareal Bank Mainz 100 %
Aareon Europaweit tätiges Beratungs- und Systemhaus für die Immobilienwirtschaft Mainz 70 %
Deutsche Bau- und Grundstücks-Aktiengesellschaft Spezialdienstleister für Immobilien-Management; Dienstleister im Real Estate Asset Management für institutionelle und private Investoren, Kommunen und den Bund Berlin 100 %
Deutsche Structured Finance Konzeption, Auflage und Platzierung sowie späteres Management von geschlossenen Fonds, insbesondere auch im Bereich der Immobilieninvestments Wiesbaden 100 %
PlusForta Vermittler von Mietkautionsbürgschaften Düsseldorf 100 %
Westdeutsche Immobilien Servicing Spezialinstitut für das Servicing von Immobilienfinanzierungen Mainz 100 %

2015 beschloss die Aareal Bank, das operative Bankgeschäft der Tochter Corealcredit Bank abzuspalten und in die Muttergesellschaft zu integrieren. Die Corealcredit wurde danach zu einer Tochtergesellschaft ohne operatives Geschäft, ihr bisheriger Bankbetrieb zu einer Filiale der Aareal Bank.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aareal Bank (Hrsg.): Trusted Since 1923. 90 Years Aareal Bank Group. (Festschrift) ABT Print und Medien GmbH, Weinheim 2013. (Die Darstellung der Geschichte der Bank stützt sich teilweise auf Forschungsergebnisse des Bonner Historikers Joachim Scholtyseck. Die Festschrift ist auch im Internet verfügbar, siehe Weblinks.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
  2. Geschäftsbericht 2020, abgerufen am 23. August 2021.
  3. Aareal Bank Banken aus Wiesbaden in der Firmendatenbank wer-zu-wem.de. Abgerufen am 11. Dezember 2018.
  4. a b c d Aareal Bank AG - Corporate Communications: Trusted since 1923. 90 Years Aareal Bank Group (Festschrift). (PDF) Aareal Bank AG, abgerufen am 8. Mai 2020 (deutsch, englisch).
  5. Frankfurter Allgemeine vom 16. Februar 2009, Bund stützt Aareal Bank mit 4,5 Milliarden Euro
  6. COREALCREDIT erhält Aareal Bank Gruppe als neue Eigentümerin. Corealcredit, 22. Dezember 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Januar 2014; abgerufen am 31. Dezember 2013 (Pressemitteilung).
  7. a b Pressemitteilung. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) Abgerufen am 1. Mai 2015.
  8. Aareal: Übernahmeversuch gescheitert. Abgerufen am 14. März 2022.
  9. Advent und Centerbridge können Aareal Bank übernehmen. Manager Magazin, 25. Mai 2022, abgerufen am 4. November 2022.
  10. Aareal Bank: Ex-Commerzbank-Manager Klösges übernimmt. In: Die Zeit. 14. September 2021, abgerufen am 17. September 2021.
  11. Unternehmensprofil. In: www.aareal-bank.com. Aareal Bank AG, abgerufen am 10. November 2016.
  12. Aareal Bank: Aufsichtsratsvorsitzende Marija Korsch legt Amt nieder - Aufsichtsrat wählt Professor Dr. Hermann Wagner zum Nachfolger. In: Boerse-Online.de. 23. November 2021, abgerufen am 24. November 2021.
  13. Jochen Kloesges neuer Vorstandsvorsitzender. In: aareal-bank.com. Abgerufen am 2. April 2023.
  14. Hermann Merkens. In: handelsblatt.com. Abgerufen am 2. April 2023.
  15. Führungswechsel bei der Aareal Bank. In: aareal-bank.com. Abgerufen am 2. April 2023.
  16. Marija Korsch legt Amt nieder. In: aareal-bank.com. Abgerufen am 2. April 2023.
  17. Hans W. Reich gibt Aufsichtsratsvorsitz ab. In: aareal-bank.com. Abgerufen am 2. April 2023.
  18. Aareal Bank Aktie. Abgerufen am 29. Mai 2019.
  19. Aareal Bank. In: handelsblatt.com. Abgerufen am 29. Mai 2019.
  20. a b Geschäftsbericht 2020, abgerufen am 23. August 2021
  21. Hanno Mußler (FAZ): Die heutige Aareal finanzierte zwischen den Weltkriegen eine Million Wohnungen (faz.net vom 19. Juli 2023)
  22. Hanno Mußler: Die Aareal Bank verschwindet am Dienstag von der Börse. In: FAZ. 17. November 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  23. Delisting. In: aareal-bank.com. 22. November 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023 (englisch).

Koordinaten: 50° 4′ 58,3″ N, 8° 14′ 53,6″ O