Abbas Hosseini Ghaemmaghami

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Ajatollah Seyyed Abbas Hosseini Ghaemmaghami (* 1965)[1] ist ein islamischer Theologe und Rechtsgelehrter sowie Philosoph und Sozialwissenschaftler.

Er wurde als Sohn des Seyyed Mehdi geboren, ein Nachfahre der bekannten politischen Familie des Ghaem Magham Farahani aus Teheran, ehemaliger Premierminister unter Mohammed Schah. Dieser wiederum leitet seinen Stammbaum über 34 Generationen von Imam Zain-ul-Abedin ab.

Studium und Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ghaemmaghami hat neben der offiziellen Schule zeitgleich Religionslehre an der theologischen Hochschule in Teheran studiert. An den Hochschulen von Teheran und Ghom wurde er in islamischem Recht, Philosophie und Mystik ausgebildet und erlangte die Befähigung zur selbstständigen Rechtsfindung als Mudschtahid. An der theologischen Hochschule in Teheran dozierte Ghaemmaghami mehrere Jahre in islamischem Recht und Philosophie, außerdem an mehreren Universitäten Teherans über die Grundlagen der Mystik und Philosophie, über politisches Denken und vergleichende scholastische Theologie.

In den Werken Ghaemmaghamis sind einige Theorien entworfen und untersucht worden. Als wichtigste ist dabei die Erklärung und Verdeutlichung der legitimierten methodischen Rolle der Vernunft des Menschen im Prozess der Beweisführung der islamischen Bestimmungen, der Trennung zwischen der subjektiven Legitimation und der objektiven Legitimation, mit der Betonung auf die Notwendigkeit der objektiven Legitimation in der politischen Herrschaft und die Analyse der Methodenlehre des Idschtihād auf Basis der Grundlagen der Weltanschauung zu erwähnen.

1988 veröffentlicht Ghaemmaghami mehrere Artikel. Mit diesen Untersuchungen im freien Gebiet der islamischen Gesetzgebung, wird zum ersten Mal ein Muster für ein Minimum der Scharia auf Basis der akzeptierten Grundlagen (Axiomen) in Idschtihad und fachliche Grundlage des islamischen Rechts zur Verfügung gestellt. 1998 ist die Sammlung islamischer Rechtstheorien im Band Islamische Rechtsforschungen zum Buch des Jahres von der theologischen Hochschule in den Bereichen „islamisches Recht“ und „Usul“ gewählt worden.

Von Ghaemmaghami sind bis jetzt mehr als 100 Artikel und Bücher zu den Themen Philosophie, Mystik, Recht und insbesondere islamisches Recht veröffentlicht worden. 1998 war Ghaemmaghami jüngster Kandidat zu den Wahlen zum Expertenrat.

1994 lud das Departement für Nahostforschung der Universität Berkeley Ghaemmaghami als Dozent für höhere Lehren in den Fächern Mystik und Theologie ein.

Arbeit in Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 2004 bis 2008 war Ajatollah Ghaemmaghami als Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) tätig. So verurteilte Ghaemmaghami im Zuge des Karikaturenstreits die gewalttätigen Proteste[2] und erklärte in einer Fatwa nach den Anschlägen in London im Jahr 2005 die Unvereinbarkeit von Terror und Islam.[3]

Auch als Vorsitzender der Islamisch-europäischen Union der Schia-Gelehrten und -Theologen (IEUS),[4] zu deren Vorsitzenden er 2006 von Mitgliedern aus 16 europäischen Staaten gewählt wurde, vertritt er gemäßigte Positionen. Die Hauptziele dieser Union bestehen nach eigenen Aussagen in Bemühungen um mehr Verständnis mit den europäischen Gesellschaften und Darstellung eines Islam, der auf Vernunft basiert und extremistisches Verhaltens und Taten von Fundamentalisten ablehnt. Auf dem EU Interfaith Meeting drückte er auch seine Bereitschaft aus, mit jüdischen Gelehrten in bestimmten Fragen zusammenzuarbeiten.[5]

Ghaemmaghani veröffentlichte in der FAZ im November 2010 eine Stellungnahme mit dem Titel: Erlaubt der Koran die Steinigung von Ehebrechern? Darin stellt Ghaemmaghani fest, dass es im Koran keine Bestätigung dieser Strafmethode gäbe. Die Strafe für Unzucht würde mit einhundert Peitschenhieben verordnet, könne jedoch – nach koranischer Sicht – auf die Hälfte reduziert werden. Analog dazu stellt Ghaemmaghani die Frage, was die „Hälfte einer Steinigung“ sei und kommt zu dem Schluss, „dass die Steinigung aus koranischer Sicht nicht akzeptabel sein kann.“[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Islamisches Zentrum Hamburg: Leitung des IZH; abgerufen am 20. August 2016.
  2. Mohammed-Karikaturen: Imam geißelt Ausschreitungen. taz, 8. Februar 2006
  3. Verena Frick: „Wir wollen keine Parallelgesellschaft“. Offene Türen: Wie muslimische Gemeinden den Dialog mit ihren Nachbarn suchen; Das Parlament Ausgabe 50, 2007.
  4. Islamisch-europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen (IEUS)
  5. Jewish leaders buoyed by EU interfaith meeting@1@2Vorlage:Toter Link/fr.jpost.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Jerusalem Post, 4. Juni 2006.
  6. Abbas Hosseini Ghaemmaghami: Islamisches Recht: Erlaubt der Koran die Steinigung? Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. November 2010; auf faz.net abgerufen am 22. Februar 2013
  7. Rezension: Heinz Odermann: Sittsam ist es, Leben zu schützen. Islam in Europa: Ayatollah S. A. Hosseini Ghaemmaghami plädiert für eine Reform; auf der Internetseite ag-friedensforschung.de, aus: Neues Deutschland, 10. März 2011