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Acantholimon

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Igelpolster

Acantholimon glumaceum, Illustration

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae)
Unterfamilie: Staticoideae
Gattung: Igelpolster
Wissenschaftlicher Name
Acantholimon
Boiss.

Igelpolster (Acantholimon) ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae). Die etwa 200 Acantholimon-Arten sind vom östlichen Mittelmeerraum über Zentralasien bis zum westlichen Tibet verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blütenstand von Acantholimon kotschyi mit Blüten im Detail

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Acantholimon-Arten wachsen als posterbildende Halbsträucher oder Zwergsträucher.[1][2] Meist sind die Pflanzenexemplare stachelig und stark verzweigt.[2]

An den oberen Enden diesjährige Zweige sind sitzenden Laubblätter spiralig angeordnet und bilden oft dichte Blattrosetten. Die Laubblätter bleiben auch verwelkt an den älteren Zweigen. Die Laubblätter können im Frühjahr verschieden sein zu denen des Sommers.[2] Die einfachen Blattspreiten sind meist linealisch-dreieckig, linealisch-nadelartig, fast zylindrisch, pfriemlich; manchmal flach und ziemlich breit und fast immer mit stacheligen bis begranten oberen Ende.[2][1]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Achseln der Frühlingsblätter an der Basis diesjähriger Zweige stehen auf Blütenstandsschäften die einfachen oder verzweigten ährigen Blütenstände.[2][1] Wenn die Blütenstände verzweigt sind, dann setzen sie sich aus ährigen Teilblütenständen, die zweireihig angeordnet sind und jeweils ein bis fünf Blüten enthalten, zusammen. Die Tragblätter sind deutlich kürzer als die Deckblätter der untersten Blüten und ihre Ränder sind häutig. Das unterste Deckblatt ist dem Tragblatt ähnlich und sein Rand ist breit häutig.[2]

Die meist zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Es sind zwei Blütenhüllblattkreise vorhanden. Die fünf Kelchblätter sind fast röhrig oder meist trichterförmig verwachsen; die fünf Kelchzipfel sind deutlich kürzer als die fünfnervige bzw. fünfrippige, meist gerade oder manchmal schiefe Kelchröhre. Die fünf oder zehn weißen, rosa- bis purpurfarbenen Kelchlappen sind breit und trockenhäutig.[2] Die fünf Kronblätter sind nur an ihrer Basis verwachsen.[1][2] Es ist nur ein Kreis mit fünf fertilen Staubblättern vorhanden; sie sind epipetal, stehen also vor den Kronblättern mit denen die Staubfäden verwachsen sind, es fehlt also der äußere Staubblattkreis. Die fünf Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, linealisch-zylindrischen, meist kahlen Fruchtknoten verwachsen. Es sind fünf freie, meist kahle Griffel vorhanden.[2][1] Die Narben sind halbkugelig oder fast länglich-kopfig.[1]

Die Kapselfrüchte sind länglich-fadenförmig.[2]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Acantholimon-Arten gedeihen hauptsächlich in Bergregionen, besonders in mittleren bis größeren Höhenlagen.[1]

Systematik, botanische Geschichte und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Acantholimon wurde 1846 durch Pierre Edmond Boissier in Diagnoses Plantarum Orientalium Novarum Series 1, 7, Seite 69 aufgestellt.[3] Typusart ist Acantholimon glumaceum (Jaub. & Spach) Boiss.[3] Der Gattungsname Acantholimon wird etymologisch abgeleitet aus dem altgriechischen Wort ákanthos bzw. ákantha für Stachel, Dorn und der gekürzten Form von Limonium, ebenfalls einer Gattung der Familie der Plumbaginaceae.[4] Synonyme für Acantholimon Boiss. nom. cons. (Shenzhen ICN Art. 14.4 & App. III) sind: Armeriastrum (Jaub. & Spach) Lindl. nom. rej., Statice subg. Armeriastrum Jaub. & Spach.[3][5]

Boissier nennt 1846 22 Acantholimon-Arten. Alexander von Bunge veröffentlichte 1872 die Monografie Die Gattung Acantholimon Boiss.[6] und listet 83 Arten auf. In der Revision der Gattung Acantholimon durch Mobayen von 1964[7] sind 119 Arten enthalten.[8] Seit Moharrek et al. 2017 enthält Acantholimon s. l. die Arten der bisherigen Gattungen Bamiania, Bukiniczia, Chaetolimon, Cephalorhizum, Dictyolimon, Gladiolimon, Popoviolimon sowie Vassilczenkoa. Acantholimon s. l. ist das Schwestertaxon zur Gattung Goniolimon.[9] Die Gattung Acantholimon wurde in Sektionen gegliedert, diese Gliederung wird auch bei Moharrek et al. 2017 angezweifelt.[9]

Die Gattung Acantholimon gehört zur Tribus Staticeae in der Unterfamilie Staticoideae innerhalb der Familie der Plumbaginaceae.[5]

Die etwa 200 Acantholimon-Arten sind vom östlichen Mittelmeerraum (südliches Albanien, südwestliches Griechenland sowie Kreta) bis zum westlichen Tibet verbreitet. Das Zentrum der Artenvielfalt liegt in Südwest- und Zentralasien, genauer der östliche Mittelmeerraum und die Irano-Turanische Florenregion[10]. Im Iran kommen etwa 79 Arten mit 5 Subtaxa vor; von diesen 84 Taxa kommen 65 nur dort vor.[8] In der Türkei gibt es etwa 52 Arten, 10 Unterarten und 17 Varietäten (Stand 2007).[11] In China kommen etwa elf Arten vor (Stand 1996).[2]

Acantholimon acerosum
Acantholimon armenum
Habitus von Acantholimon glumaceum
Acantholimon hohenackeri
Acantholimon kotschyi
Acantholimon libanoticum
Acantholimon majewianum
Acantholimon saravschanicum
Acantholimon ulicinum

Es gibt etwa 200 Acantholimon-Arten:[8][12]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Arten werden als Zierpflanzen verwendet.[20] In den gemäßigten Breiten eignet sich Acantholimon glumaceum in Gärten, besonders für Steingärten.[21]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tse-Hsiang Pen, Rudolf V. Kamelin: Plumbaginaceae: Acantholimon, Seite 193 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 15 - Myrsinaceae through Loganiaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1996, ISBN 0-915279-37-1. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • M. H. Bokhari: Flora of West Pakistan, Volume 28 - Plumbaginaceae, Stewart Herbarium, Gordon College (u. a.), Rawalpindi, 1972: online bei Tropicos.org. des Missouri Botanical Garden. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • P. Hernández-Ledesma, W. G. Berendsohn, T. Borsch, S. von Mering, H. Akhani, S. Arias, I. Castañeda-Noa, U. Eggli, R. Eriksson, H. Flores-Olvera, S. Fuentes-Bazán, G. Kadereit, C. Klak, N. Korotkova, R. Nyffeler, G. Ocampo, H. Ochoterena, B. Oxelman, R. K. Rabeler, A. Sanchez, B. O. Schlumpberger, P. Uotila: A taxonomic backbone for the global synthesis of species diversity in the angiosperm order Caryophyllales. In: Willdenowia, Volume 45, Issue 3, 2015, S. 281–383. doi:10.3372/wi.45.45301

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n Acantholimon bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w Tse-Hsiang Pen, Rudolf V. Kamelin: Plumbaginaceae: Acantholimon, Seite 193 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 15 - Myrsinaceae through Loganiaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1996, ISBN 0-915279-37-1.
  3. a b c Acantholimon bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  4. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 33 (Nachdruck von 1996).
  5. a b Acantholimon im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. August 2018.
  6. Alexander von Bunge: Die Gattung Acantholimon Boiss. In: Mémoires de l'Académie impériale des sciences de St.-Pétersbourg. Tome 18, Nr. 2, St.-Pétersbourg, 1872. eingescannt.
  7. Mohamed Sadegh Mobayen: Révision taxonomique du genre Acantholimon. Economiste, Téhéran 1964.
  8. a b c Mostafa Assadi: Distribution patterns of the genus Acantholimon (Plumbaginaceae) in Iran. In: Iranian Journal of Botany. Tehran, Volume 12, Issue 2, 2006, S. 140-120. Volltext-PDF. (Memento des Originals vom 15. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ijb.areeo.ac.ir
  9. a b Farideh Moharrek, Shahrokh Kazempour, Osaloo Mostafa, Assadi Gonzalo, Nieto Feliner: Molecular phylogenetic evidence for a wide circumscription of a characteristic Irano-Turanian element: Acantholimon (Plumbaginaceae: Limonioideae). In: The Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 184, Issue 3, Juni 2017. doi:10.1093/botlinnean/box033
  10. a b Hasan Yıldırım, Manuel B. Crespo: Acantholimon riyatguelii (Plumbaginaceae), a threatened new unarmed species from Central Anatolia, Turkey. In: Phytotaxa, Volume 175, Issue 2, 2014, S. 73–84.doi:10.11646/phytotaxa.175.2.2
  11. a b c d e f M. Doğan, Galip Akaydın: Synopsis of Turkish Acantholimon Boiss. (Plumbaginaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 154, 2007, S. 397–419. doi:10.1111/j.1095-8339.2007.00663.x
  12. Farideh Moharrek, Shahrokh Kazempour Osaloo, Mostafa Assadi: Molecular phylogeny of Plumbaginaceae with emphasis on Acantholimon Boiss. based on nuclear and plastid DNA sequences in Iran. In: Biochemical Systematics and Ecology, Volume 57, 2014, S. 117–127. doi:10.1016/j.bse.2014.07.023
  13. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai G. Domina (2011): Plumbaginaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Acantholimon
  14. a b c d Thomas Meyer, Michael Hassler: Datenblatt mit Fotos bei mittelmeerflora.de.
  15. Galip Akaydın, Manuel B. Crespo: Acantholimon davisii (Plumbaginaceae), a new specific name for the Turkish endemic A. caryophyllaceum subsp. parviflorum. In: Phytotaxa, Volume 334, 2017, S. 80–82. doi:10.11646/phytotaxa.334.1.13
  16. Yavuz Bağcı, Süleyman Doğu, Galip Akaydın: Acantholimon doganii sp. nov. (Plumbaginaceae) with persistent circinnate leaf bases, a new species from Turkey. In: Nordic Journal of Botany, Volume 27, 2009, S. 228–231. doi:10.1111/j.1756-1051.2008.00390.x
  17. a b Acantholimon in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2018. Abgerufen am 2018-08-24.
  18. B. K. Iğci, S. T. Körüklü, Z. Aytaç: Acantholimon gemicianum (Plumbaginaceae), a new species from Turkey. In: Annales Botanici Fennici, Volume 54, 2017, S. 83–88. doi:10.5735/085.054.0312
  19. Galip Akaydin: Acantholimon ibrahimii (Plumbaginaceae), a new species of A. section Staticopsis from the Mediterranean part of Turkey. In: Phytotaxa, Volume 340, Issue 1, Februar 2018. doi:10.11646/phytotaxa.340.1.2
  20. Leo Jelitto, Wilhelm Schacht: Die Freiland-Schmuckstauden. Ulmer, Stuttgart, 1990, S. 9–10.
  21. Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5, S. 43.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Acantholimon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P. H. Davis, J. R. Edmondson: Flora of Turkey and the East Aegean islands. Volume 7, Edinburgh University Press, 1982, Acantholimon Boiss. auf S. 478–502.
  • H. M. Doğan, M. Doğan, Galip Akaydın, F. Celep: Mapping and analysing the diversity of the genus Acantholimon taxa in Turkey by geographic information systems (GIS). In: Turkish Journal of Botany, Volume 35, 2011, S. 91–110. doi:10.3906/bot-0910-193