Achim Freyer

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Achim Freyer (2015)

Achim Freyer (* 30. März 1934 in Berlin) ist ein deutscher Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner und Maler.[1] Er gilt als der „Meister der Schauspiel- als Maskenkunst in Deutschland“.[2] Er ist Mitglied der Akademie der Künste (Berlin), der Freien Akademie der Künste zu Leipzig und der Sächsischen Akademie der Künste.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Achim Freyer besuchte die traditionsreiche Landesschule Pforta in Schulpforte bei Naumburg (Saale). Sein ehemaliger Mitschüler Karlheinz Klimt, später selbst im Theaterbereich tätig, hat diesen gemeinsamen Jahren ein literarisches Denkmal gesetzt.[3][4][5] Die Familie Freyers war antinazistisch eingestellt. Sein Vater war während des Zweiten Weltkrieges im Kampf um Berlin eingesetzt und wurde wegen Bemerkungen zur Sinnlosigkeit des Krieges standrechtlich erschossen.[6]

Freyer studierte von 1951 bis 1955 bei Gregor Krauskopf an der Fachschule für Werbung und Gestaltung Berlin-Schöneweide und war danach bis 1957 Meisterschüler von Bertolt Brecht an der Deutschen Akademie der Künste. Er arbeitete als Bühnen- und Kostümbildner (u. a. mit Regisseuren wie Ruth Berghaus, Adolf Dresen und Benno Besson). Gegen den anfänglichen Widerstand von Klaus Fuchs, des stellvertretenden Direktors des Zentralinstituts für Kernforschung (ZfK) in Rossendorf, konnte er 1970 im „Rossendorfer Klub“ seine Bilder ausstellen, obwohl seine Arbeiten in der DDR als „dekadent“ eingestuft wurden.[7] Freyer war Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR und u. a. 1958 in Dresden auf der Vierten Deutsche Kunstausstellung vertreten.

Im Jahr 1972 nutzte Freyer eine Westreise zur Flucht aus der DDR. Seine Familie ließ er durch Fluchthelfer nachholen. In West-Berlin begann er bald mit eigenen Arbeiten als Regisseur. Er inszenierte an zahlreichen führenden Theatern Deutschlands und Europas. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten Ur- und Erstaufführungen, u. a. von Komponisten wie Mauricio Kagel, Unsuk Chin, Dieter Schnebel (Maulwerke, 1977), Philip Glass, Helmut Lachenmann und Erhard Grosskopf. Als bildender Künstler war er u. a. auf der Kasseler documenta (1977 und 1987) und auf der Prager Quadriennale vertreten. Von 197 bis 2002 war Freyer Ordentlicher Professor an der Universität der Künste Berlin (UdK). In Berlin gründete er 1988 das Freyer Ensemble, dem Schauspieler, Tänzer, Akrobaten, Musiker, Sänger, Regisseure und Bühnenbildner angehören. Aus der Verbindung der verschiedenen Disziplinen darstellender und bildender Kunst entstanden zahlreiche eigene Aufführungen.

Für seine Inszenierung von Turandot/Perséphone (Busoni/Strawinski) 1994 in Venedig gewann er den italienischen Kritikerpreis für die beste Inszenierung des Jahres.

In seiner Gründerzeitvilla in der historischen Berliner Villenkolonie Lichterfelde-West eröffnete Freyer 2013 das „Kunsthaus Achim Freyer“.

Aus seiner 1968 geschlossenen Ehe mit der Künstlerin Ilona Freyer (1943–1984) stammen die 1971 geborenen Zwillingstöchter: die Kostümbildnerin Amanda Freyer und die Malerin Julia Freyer. Achim Freyer ist seit 2012 in zweiter Ehe mit der koreanischen Sopranistin Esther Lee-Freyer verheiratet.[8]

Achim Freyer lebt neben Berlin zeitweise auch in der südlichen Toskana.

Achim-Freyer-Stiftung und Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Kunsthaus Achim Freyer“ in Lichterfelde West

Seit 2009 besteht die Achim-Freyer-Stiftung, welche 2014 in eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts umgewandelt wurde. 2013 eröffnete das „Kunsthaus Achim Freyer“ in einer Villa im Berliner Villenviertel Lichterfelde West, in welchem Freyers Privatsammlung mit Gemälden des 19. bis 21. Jahrhunderts ausgestellt wird. Der „Freundeskreis der Achim-Freyer-Stiftung“ betreibt hier Führungen, Ausstellungen und Veranstaltungen.

Wichtige Inszenierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schauspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • MET AMOR PH OSEN 1994
  • Reise ins Blaue

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Achim Freyer (Nestroy-Theaterpreis 2015)

Graphik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1994: Peer Gynt (Mappe mit elf Kaltnadelradierungen und einem Text von Hermann Beil. Die Mappe erschien anlässlich der Inszenierung von Claus Peymann, Achim Freyer und Hermann Beil am Burgtheater Wien im Februar 1994. 10. Druck der Berliner Graphikpresse)[11]

Buchillustrationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Texte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Achim Freyer, Nele Hertling: »Der erste Zuschauer im Theater bin ich.« Ein Gespräch über Malerei, Regie, Bühne und Brecht, In: Sinn und Form 2/2024, S. 255–258

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Achim Freyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Achim Freyer auf Artfacts. Abgerufen am 22. Juni 2017.
  2. „Ausflug ins große Kunst-Märchen“ Der goldene Topf – Schauspiel Stuttgart – Achim Freyers Masken-, Kostüm- und Fantasie-reiche Hoffmann-Inszenierung, nachtkritik.de vom 18. Mai 2019, abgerufen am 19. Mai 2019.
  3. Karlheinz Klimt: Eine neue Klasse – Erinnerungen und Wertungen eines in Schulpforte Dabeigewesenen. Projekte-Verlag Cornelius, Halle/Saale 2009, S. 42–43, ISBN 978-3-86634-819-6.
  4. Unbekannte Überschrift. In: mdr.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. März 2024.@1@2Vorlage:Toter Link/www.mdr.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Dort war Helmut Brade sein Mitschüler, den er 20 Jahre später zum Theater holte.
  6. Im Gespräch: Achim Freyer. 30. März 2016, abgerufen am 30. März 2016.
  7. Gabriel Berger: Mir langt’s, ich gehe. Der Lebensweg eines DDR-Atomphysikers von Anpassung zu Aufruhr. Herder, Freiburg im Breisgau 1988, ISBN 3-451-08408-2, S. 107–109.
  8. B.Z. zum 80. Geburtstag. Abgerufen am 10. Januar 2016.
  9. Mr. Rabbit and the Dragon King (Memento vom 14. April 2014 im Internet Archive). In: wuppertaler-buehnen.de, 2011, abgerufen am 20. Mai 2015.
  10. Ljubiša Tošić: „Luci mie traditrici“: Poesie der Puppenmenschen. In: derstandard.at, 18. Mai 2015, abgerufen am 20. Mai 2015.
  11. http://www.galerie-berliner-graphikpresse.de/berliner-graphikpresse/mappenwerke
  12. Stiftung Achim Freyer. Abgerufen am 10. Januar 2016.
  13. Nestroy-Preis 2015: Die Nominierungen. Presseaussendung vom 30. September 2015, abgerufen am 30. September 2015.
  14. Deutscher Theaterpreis für Regisseur Achim Freyer, wdr.de, veröffentlicht und abgerufen am 13. Oktober 2022.