Adolf Hausrath

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Adolf Hausrath

Adolf Hausrath (Pseudonym George Taylor; * 13. Januar 1837 in Karlsruhe; † 2. August 1909 in Heidelberg) war ein protestantischer Theologe und Schriftsteller. Hausrath galt neben Felix Dahn und Georg Ebers als Hauptvertreter des sogenannten Professorenromans.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Vater August Hausrath (1806–1847) war ein angesehener Prediger und, gemeinsam mit Carl Zittel und Emil Otto Schellenberg, Führer der liberalen Partei.

Ehrengrab von Adolph Hausrath auf dem Heidelberger Bergfriedhof in der der Abt. D auf dem Professorenweg

Hausrath studierte Evangelische Theologie und Philosophie in Göttingen, Berlin, Jena und Heidelberg. Während seines Studiums in Jena wurde er 1856/57 Mitglied der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten Johann Gustav Droysen, Karl August Hase und Kuno Fischer. 1861 promovierte er in Berlin zum Lic. theol. und wurde Vikar in Heidelberg, wo er sich 1862 habilitierte. 1864 wurde er Assessor im evangelischen Oberkirchenrat der badischen Kirche in Karlsruhe, 1867 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor für neutestamentliche Exegese und Kirchengeschichte in Heidelberg. 1889 gehörte er als Vertreter der Universität Heidelberg der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung an. Kurz vor seinem Tod wurde er als außerordentliches Mitglied in die Heidelberger Akademie der Wissenschaften aufgenommen.[2]

1864 heiratete Hausrath Henriette Fallenstein (1840–1895), eine Schwester von Max Webers Mutter Helene Weber. Sie bekamen elf Kinder, von denen acht das Erwachsenenalter erreichten, darunter August (1865–1944) und Hans Hausrath (1866–1945). Bis zu seinem Tod lebte Hausrath mit seiner Familie in der Villa Fallenstein, Ziegelhäuser Landstraße 17; ihm folgten als Mieter Max und Marianne Weber. Bestattet wurde er, wie auch seine Ehefrau, auf dem Bergfriedhof (Heidelberg).[3]

Werk und Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausrath war kirchlich wie politisch ein dezidierter Liberaler. Unter dem Einfluss seiner Heidelberger Lehrer Richard Rothe (über den er eine Biographie verfasste) und Ludwig Häusser beteiligte er sich an der Gründung des Deutschen Protestantenvereins und wurde dessen erster Sekretär. Seine neutestamentlichen und kirchengeschichtlichen Arbeiten sind vorwiegend biographischer Natur (die breiteste Verbreitung hatte eine populäre Biographie Martin Luthers). Ihr wissenschaftlicher Wert ist begrenzt; dafür zeichnen sie sich, wie auch Hausraths Romane, durch psychologische Einfühlung aus. Wie Heinrich von Treitschke (dessen Biographie er ebenfalls schrieb) sah er den Protestantismus als Leitkultur des Kaiserreichs an; dagegen bekämpfte er Katholizismus und Sozialdemokratie. Von antisemitischen Zügen sind Hausraths Schriften nicht frei.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Ketzermeister Konrad von Marburg. Groos, Heidelberg 1861. (Digitalisat)
  • Neutestamentliche Zeitgeschichte (2. Aufl., Heidelberg 1877–79, 4 Bde., woraus sein Werk Der Apostel Paulus (2. Aufl., 1872) einen Ausschnitt bildet)
  • Religiöse Reden und Betrachtungen. Leipzig 1873; 2. Aufl. 1882.
  • David Friedrich Strauß und die Theologie seiner Zeit. Heidelberg 1877–78, 2 Bde.
  • Kleine Schriften religionsgeschichtlichen Inhalts. Leipzig 1883.
  • Peter Abälard. Leipzig 1893.
  • Weltverbesserer im Mittelalter. Leipzig 1895.
  • Geschichte der theologischen Facultät zu Heidelberg im 19. Jahrhundert. Heidelberg 1901.
  • Zur Erinnerung an Heinrich von Treitschke. Alte Bekannte. Gedächtnisblätter II, Leipzig 1901 (Englisch: The Life of Treitschke. In: Treitschke: his life and works. Translated into English for the first time. London : Jarrold, 1914)
  • Richard Rothe und seine Freunde. 2 Bde., Berlin 1902–1906.
  • Luthers Leben. Berlin 1904.

Unter dem Pseudonym George Taylor erschienen von ihm die historischen Romane:

  • Antinous (Leipzig 1880, 6. Aufl. 1886);
  • Klytia (Leipzig 1883, 5. Aufl. 1884);
  • Jetta (Leipzig 1884);
  • Elfriede (Leipzig 1885);
  • Pater Maternus (Leipzig 1898);
  • Potamiäna (Stuttgart 1901).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Kraus: Der Professorenroman. Henninger, Heilbronn 1884 (Zeitfragen des christlichen Volkslebens, Bd. 9, H. 4; online).
  2. Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung im Jahr 1909. Adolf Hausrath. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 1. Juli 2016.
  3. Bergfriedhof Heidelberg, Friedhofsamt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theodor Kappstein: Adolf Hausrath. Der Mann, der Theolog, der Dichter, Berlin 1912.
  • Theodor Kappstein: Adolf Hausrath. In: Albert Krieger (Hg.), Badische Biographien, Bd. 6, Winter, Heidelberg 1927, S. 31–44 (Digitalisat).
  • Karl Bauer: Adolf Hausrath: Leben und Zeit. I. Band. 1837-1867. Winter, Heidelberg 1933 (mehr nicht erschienen).
  • Fritz Hauß: Hausrath, Adolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 126 f. (Digitalisat).
  • Friedrich Wilhelm Bautz: HAUSRATH, Adolf. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 610–611.
  • Peter Kaupp: Hausrath, Adolf. In: Von Aldenhoven bis Zittler, Mitglieder der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller-Jena, die in den letzten 100 Jahren im öffentlichen Leben hervorgetreten sind. Dieburg 2000.
  • Friedrich Wilhelm Graf: Hausrath, Adolf. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 3, 2000, Sp. 1485.
  • Guenther Roth: Max Webers deutsch-englische Familiengeschichte 1800-1950. Tübingen: Mohr Siebeck, 2001, S. 336–341.
  • Gottfried Gerner-Wolfhard: Adolf Hausrath (1837-1909). Kirchenpolitischer Akteur – theologischer Lehrer – historischer Schriftsteller. In: Lebensbilder aus der Evangelischen Kirche in Baden im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 5: Kultur und Bildung, hg. von Gerhard Schwinge. Verl. Regionalkultur, Heidelberg u. a. 2007 ISBN 978-3-89735-502-6, S. 100–121.
  • Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932. (Hrsg.): Rektorat der Ruprecht-Karls-Universität-Heidelberg. Springer Berlin Heidelberg Tokio. 2012. ISBN 978-3642707612
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 297–298.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Adolf Hausrath – Quellen und Volltexte
Commons: Adolf Hausrath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien