Affile

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Affile
Affile (Italien)
Affile (Italien)
Staat Italien
Region Latium
Metropolitanstadt Rom (RM)
Koordinaten 41° 53′ N, 13° 6′ OKoordinaten: 41° 53′ 3″ N, 13° 5′ 50″ O
Höhe 684 m s.l.m.
Fläche 15 km²
Einwohner 1.433 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 00021
Vorwahl 0774
ISTAT-Nummer 058001
Bezeichnung der Bewohner Affilani
Schutzpatron Hl. Felizitas
Website Affile

Historisches Zentrum von Affile

Affile ist eine italienische Gemeinde in der Metropolitanstadt Rom in der Region Latium mit 1433 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage von Affile in der Provinz Rom

Affile liegt 83 Kilometer östlich von Rom und 12 Kilometer südlich von Subiaco. Es liegt in den nach dem Ort benannten Monti Affilani oberhalb des Tals des Aniene. Der Ortskern liegt auf einer Höhe von 684 s.l.m. während die modernen Ortsteile auf einer Höhe von ca. 420 s.l.m. unterhalb des alten Ortes liegen. Das Gemeindegebiet erstreckt sich von 361 bis 1158 m s.l.m.

Die Gemeinde liegt in der Erdbebenzone 2 (mittel gefährdet).[2]

Affile ist Mitglied der Comunità Montana Valle dell’Aniene.

Die Nachbargemeinden sind im Uhrzeigersinn Subiaco, Arcinazzo Romano, Roiate, Bellegra und Rocca Santo Stefano.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • SS411 Affile wird von der Strada Statale 411 Sublacense, die von Roviano, an der Autobahn A24 Strada dei Parchi, Richtung Alatri führt, erschlossen.
  • FR6 Der nächste Bahnhof in 31 km Entfernung ist der Bahnhof Colleferro-Segni-Paliano an der Bahnstrecke Rom–Neapel. Der Bahnhof wird auch von der Regionalbahn FR6 Rom-Cassino bedient.
  • airport Der nächste internationale Flughafen Rom-Fiumicino befindet sich in 94 km Entfernung.
  • Busse der Gesellschaft Cotral verbinden Affile mit Subiaco, Fiuggi und Frosinone.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Affile ist seit prähistorischer Zeit besiedelt. In vorrömischer Zeit lag es an der Grenze zwischen den Gebieten der Aequer und der Herniker. Aus dieser Zeit sind noch Mauerreste in Opus Poligonalis bei der Kirche San Pietro und im Ortsteil La Croce erhalten. 304 v. Chr. wurden die Aequer von Rom unterworfen und Affile wurde zur Kolonie. Plinius erwähnte eine Kolonie der Affilani und Frontinus erwähnte es als Afilae Oppidum.[3] Der Name Affilae oder Afilae leidet sich möglicherweise vom Familiennamen Afilanus ab.[4] Ein Teil einer antiken Inschrift, die heute in die Fassade der Kirche Santa Felicità eingemauert ist, erinnert an einen Lucius Afilanus.[5] Das römische Afile lag etwas östlich des mittelalterlichen Ortes. Nach dem Ende des Römischen Reichs gibt es keine Nachrichten mehr von Affile. Im 9. Jahrhundert wurde es jedoch wohl beim Einfall der Sarazenen in Mitleidenschaft gezogen.

999 wurde auf persönliche Initiative von Otto III. in eine römische Zisterne die Kirche Sant Angelo supra Cisternam mit angeschlossenem Kloster eingebaut, womit der Wiederaufbau des Ortes begann. 1013 wurde eine Burg in Affile erstmals erwähnt, die ab 1084 Ildemondo dei Conti, einem Vorfahren von Papst Alexander IV. gehörte. In der Folgezeit musste er sich gegen die Ansprüche der Äbte von Santa Scolastica bei Subiaco wehren, denen er schließlich unterlag. 1176 kam Affile endgültig an Subiaco und verblieb bei dem Kloster bis Benedikt XIV. dessen weltliche Macht beendete. 1870 wurde Affile zusammen mit dem Kirchenstaat Teil des Königreichs Italien.[6]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1871 1901 1921 1936 1951 1971 1991 2001 2011
Einwohner 1628 1801 1885 2008 2194 1644 1639 1644 1564

Quelle ISTAT[7]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ercole Viri (neofaschistische Bürgerliste) wurde im April 2008 mit 42,15 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.[8] Trotz des Skandals um das Graziani-Mausoleum (s. unten) wurde er bei den Wahlen am 26. und 27. Mai 2013 mit 61,26 % der Stimmen im Amt bestätigt. Seine Bürgerliste Insieme stellt 4 der 6 Gemeinderäte.[9] Am 10. Juni 2018 wurde er erneut wiedergewählt.

Gegen Viri und zwei Gemeindedezernenten läuft seit April 2013 ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Tivoli wegen der Unterstützung des Faschismus.[10]

Graziani-Mausoleum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 11. August 2012 wurde in Affile im Parco di Radimonte ein mit Subventionsgeldern der Region und der Gemeinde errichtetes Mausoleum zu Ehren von Rodolfo Graziani, eines verurteilten Kriegsverbrechers der Mussolinidiktatur im Beisein von Bürgern und dem Bürgermeister Ercole Viri eingeweiht. Dies führte zu internationalen Protesten.[11][12] Im April 2013 stellte der neugewählte Präsident der Region Latium Nicola Zingaretti (PD) die Finanzierung der Region für das Monument ein. Von einer Rückforderung der bereits größtenteils ausgegebenen Gelder oder einem Abriss, wie aus seiner Partei gefordert, war jedoch keine Rede mehr.[13][14]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die römische Zisterne ist 3 m auf 17 m groß und mit einem Tonnengewölbe überdeckt. In sie wurde 999 die Kirche Sant Angelo eingebaut, die allerdings bereits im 16. Jahrhundert wieder aufgelöst wurde. Von der Kirche sind kaum Reste erhalten.
  • Die Kirche San Pietro wurde bereits im 6. Jahrhundert von Papst Gregor I. erwähnt. Die heutige Kirche stammt im Wesentlichen aus dem 15. Jahrhundert. Fresken erinnern an den Aufenthalt von Benedikt von Nursia in Affile.
  • Die Kirche Santa Maria wurde 1005 erstmals erwähnt. Ihre ältesten Teile stammen aus dem 13. Jahrhundert.
  • Santa Felicità ist die heutige Pfarrkirche von Affile. Sie birgt die Reliquien der Heiligen Felicitas.

Kulinarische Spezialitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der DOC-Wein Cesanese di Affile wird außer in Affile nur in den Nachbargemeinden Roiate und Arcinazzo angebaut.[15]

Eine typische Nudelspezialität sind die Sagnozzi, eine Art dicke, von Hand geschnittene Spaghetti.

Personen mit Verbindungen zur Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Benedikt von Nursia (um 480–547), soll als Einsiedler in Affile gelebt haben
  • Giulio Cesare Graziani (1915–1998), italienischer Pilot und General, wurde in Affile geboren
  • Rodolfo Graziani (1882–1955), italienischer Marschall von Italien, Politiker und Kriegsverbrecher, verbrachte seine letzten Lebensjahre in der Gemeinde
  • Salvatore Marsili (1910–1983), italienischer Benediktiner, Abt von Finalpia und Liturgiewissenschaftler, wurde in Affile geboren

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Italienischer Zivilschutz (Memento des Originals vom 30. Mai 2015 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.protezionecivile.gov.it
  3. Edward Herbert Bunbury: Affilae. In: William Smith: Dictionary of Greek and Roman Geography. London 1854.
  4. Christian Hülsen: Afilae. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 708.
  5. Personaggi illustri di Affile: Lucio Affilano (Memento vom 2. Dezember 2015 im Internet Archive)
  6. La storia di Affile dalle origini al Medioevo (Memento vom 24. Juli 2011 im Internet Archive)
  7. Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2011.
  8. Italienisches Innenministerium
  9. Wahlseite des Italienischen Innenministeriums (Memento vom 7. Juni 2013 im Internet Archive). Abgerufen am 5. April 2024.
  10. Paolo Brogi, Antonio Mariozzi: Mausoleo Affile, sindaco e due assessori indagati per apologia di fascismo. Corriere della Sera, 24. April 2013, abgerufen am 29. Juni 2013.
  11. Dirk Schlümer: Das Mausoleum eines widerwärtigen Menschen, in: FAZ vom 14. August 2012, S. 27.
  12. Berthold Seewald: Mussolinis Vizekönig verwüstete halb Äthiopien. Die Welt, abgerufen am 1. Juni 2013.
  13. Svolta ad Affile, Zingaretti annuncia: "Stop ai fondi per il mausoleo di Graziani". La Repubblica, 22. April 2013, abgerufen am 1. Juni 2013.
  14. Claudius Ziehr: Denkmal für einen Massenmörder. Der Blog aus Rom, 1. Juni 2013, archiviert vom Original am 21. August 2019; abgerufen am 21. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtbesichtigungen.de
  15. Il Vino – Colline d'Affile. Abgerufen am 23. August 2019.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Affile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien