Agilis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
agilis Eisenbahngesellschaft mbH & Co. KG
Logo von Agilis
Basisinformationen
Unternehmenssitz Regensburg
Webpräsenz agilis.de
Eigentümer BeNEX (100 %)
Geschäftsführung Axel Hennighausen, Gerhard Knöbel[1]
Verkehrsverbund RVV, DING, VGN, INVG
Mitarbeiter 180 (Eisenbahngesellschaft), 200 (Verkehrsgesellschaft)
Linien
Spurweite 1435 mm (Normalspur)
Eisenbahn 14
Anzahl Fahrzeuge
Triebwagen 26 Alstom Coradia Continental (E-Netz Regensburg), 38 Stadler Regio-Shuttle RS1 (Dieselnetz Oberfranken)
Statistik
Fahrgäste rund 7 Mio. (E-Netz Regensburg inkl. Donautalbahn), rund 4 Mio. (Dieselnetz Oberfranken)
Fahrleistung 5,5 Mio. Kilometer (E-Netz Regensburg inkl. Donautalbahn), 4,5 Mio. Kilometer (Dieselnetz Oberfranken)
Haltestellen 59 (E-Netz Regensburg inkl. Donautalbahn), 101 (Dieselnetz Oberfranken)
Länge Liniennetz
Eisenbahnlinien 415 Kilometer (E-Netz Regensburg inkl. Donautalbahn), 429 Kilometer (Dieselnetz Oberfranken)dep1
Betriebseinrichtungen
Betriebshöfe Regensburg (agilis E)
Marktredwitz (agilis V)

Agilis Eisenbahngesellschaft (agilis E) und Agilis Verkehrsgesellschaft (agilis V) (eigene Schreibweise agilis) sind Eisenbahnverkehrsunternehmen, die Teile des Schienenpersonennahverkehrs in Bayern bedienen. Beide Gesellschaften sind Tochterunternehmen der BeNEX.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende Mai 2008 gewann die Hamburger Hochbahn die Ausschreibung des sogenannten Regensburger Sterns (auch E-Netz Regensburg), der den Personenverkehr auf den elektrifizierten Bahnstrecken um Regensburg umfasst.[2] Am 30. Juli 2008 unterzeichneten Vertreter des Aufgabenträgers (d. h. die Bayerische Eisenbahngesellschaft), der Hochbahn und der BeNEX den Verkehrsvertrag für dieses Projekt. Für das Dieselnetz Oberfranken, das seit Juni 2011 bedient wird, erhielt BeNEX im Oktober 2008 den Zuschlag. Um diese Linien betreiben zu können, wurden im ersten Halbjahr 2009 die beiden „agilis“-Gesellschaften mit Sitz in Regensburg gegründet. Die Verwaltung befindet sich in unmittelbarer Nähe des Regensburger Hauptbahnhofs im sogenannten Posthof. Das Betriebswerk für das „E-Netz“ wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik im Osten der Stadt errichtet. Der Spatenstich hierfür erfolgte am 29. Oktober 2009.

Anfang August 2016 berichtete die Süddeutsche Zeitung über den Wunsch des Unternehmens nach höheren Zuschüssen, was mit einer Androhung der Betriebseinstellung in Bayern verknüpft worden sei.[3] Sowohl Agilis als auch der damalige Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, Johann Niggl, dementierten die Drohung, stellten jedoch die Forderung nach Entschädigung wegen des neuen Wettbewerbs durch Fernbusse nicht in Abrede.[4]

Ausschreibungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

E-Netz Regensburg mit Donautalbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 2007 gewann die HHA die Ausschreibung des E-Netzes Regensburg,[5][6] das insgesamt 5,5 Mio. Zugkilometer pro Jahr auf den Strecken von Regensburg nach Neumarkt in der Oberpfalz, Plattling, Landshut, Ulm und Ingolstadt umfasst.[7] Das von DB Regio Bayern veranlasste Nachprüfungsverfahren wurde am 21. Mai 2008 vom Oberlandesgericht München zurückgewiesen. Entsprechend erteilte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) der HHA den Zuschlag.[2] Für den Verkehr wurden insgesamt 26 neue Alstom Coradia-Continental-Triebzüge beschafft.[8]

Netz Regensburg/Donautal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 2021 wurde das Vergabenetz Regensburg/Donautal von der BEG für den Zeitraum von 2022 bis 2036 an die agilis Eisenbahngesellschaft vergeben. In der ersten Betriebsstufe ab Dezember 2022 bleibt das Liniennetz zunächst unverändert, es verkehren jedoch zusätzliche Züge spätabends und im Berufsverkehr. Ab Dezember 2024 wird das Netz um eine stündliche Regionalexpresslinie von Nürnberg nach Regensburg ergänzt. Alle zwei Stunden wird die Linie nach Plattling verlängert und ersetzt auf diesem Abschnitt bestehende Linien. Außerdem wird die Linie RB 17 über Ingolstadt Audi nach Gaimersheim verlängert. Alle Fahrzeuge bieten seit 2022 kostenfreies WLAN und eine automatisierte Fahrgastzählung an den Ein- bzw. Ausstiegstüren. Neben den Bestandsfahrzeugen des Typs Coradia Continental von Alstom wird agilis laut eigenen Angaben für die Regionalexpresslinie Nürnberg–Regensburg und die Regionalbahnlinie NeumarktPlattling zusätzliche Neufahrzeuge des Typs Mireo von Siemens beschaffen.[9]

Dieselnetz Oberfranken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Gewinn der Ausschreibung des E-Netzes Regensburg erhielt BeNEX auch bei der Ausschreibung des Dieselnetzes Oberfranken im Oktober 2008 den Zuschlag. Der Betrieb wurde zweistufig im Juni 2011 und im Dezember 2012 auf zahlreichen nicht elektrifizierten Haupt- und Nebenbahnen zwischen Bad Steben, Weiden, Bamberg und Bad Rodach aufgenommen. Die Neigetechnik-Verbindungen und die Alex-Züge sind davon nicht betroffen. Das Verkehrsvolumen beläuft sich auf vier Millionen Zugkilometer jährlich, und der Vertrag läuft bis Ende 2023. Damit wurde das vorherige Angebot um ein Drittel erhöht, sodass auf fast allen Strecken ein durchgängiger Stundentakt gefahren wird.

Auch die Ausschreibung für die Zeit von Ende 2023 an hat Agilis für sich entschieden. Das Bahnunternehmen wird künftig auch die Strecken von Hof nach Gutenfürst und Cheb bedienen. Generell sind mehr Verbindungen für die Region Hof geplant, auch in Hinblick auf den neuen Bahnhof Mitte in Hof.

Liniennetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regensburger Stern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alstom Coradia Continental der Agilis

Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2010 nahm die agilis Eisenbahngesellschaft den Betrieb des Regensburger Sterns in einer ersten Stufe auf. Agilis ersetzt seitdem die Regionalbahnleistungen von DB Regio auf den Strecken Neumarkt in der OberpfalzRegensburgPlattling, Regensburg – Ingolstadt und Ulm – Regensburg – Landshut. Das bestehende Angebot wurde verdichtet und vor allem in den Früh- und Abendstunden ergänzt, wobei aber meist Züge mit weniger Sitzplätzen eingesetzt wurden als zuvor bei DB Regio. Die Strecken werden überwiegend im Stundentakt, im Schul- und Berufsverkehr teilweise auch in einem 30-Minuten-Takt bedient. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 wurde das Netz von Ingolstadt bis Ulm erweitert („zweite Stufe“). Neben gewöhnlichen Regionalzügen mit allen Unterwegshalten („ag“) verkehren Express-Züge als „as“ (agilis Schnellzug) von Regensburg nach Ulm im 4-Stunden-Takt an Werktagen und im 2-Stunden-Takt an Wochenenden (alternierend mit 2-Stunden-Takt der normalen „ag“-Züge). Der Betrieb läuft im gesamten Netz mit Zügen des Typs Alstom Coradia Continental, bei den meisten Fahrten werden Zugbegleiter eingesetzt. Die Ansagen und Hinweise werden von Bernhard Fleischmann gesprochen.[10]

Die als Schnellzüge bezeichneten Züge gelten als Nahverkehrszüge und können mit Nahverkehrsfahrkarten wie etwa dem Bayern-Ticket benutzt werden.

Der Regensburger Stern besteht aus den folgenden Strecken:

KBS Bahnstrecke Verlauf Bemerkung
880 Regensburg–Nürnberg
München–Regensburg
Passau–Obertraubling
Neumarkt (Oberpf)Regensburg HbfStraubingPlattling in den Sommermonaten fahren agilis-Radlzüge bis Passau
930 Regensburg–München Regensburg Hbf – Neufahrn (Niederbay)Landshut Hbf bis Fahrplanwechsel 2018, seitdem wird die Strecke vom ÜFEX bedient
993 Regensburg–Ingolstadt
Ingolstadt–Neuoffingen
Augsburg–Ulm
Regensburg Hbf – Ingolstadt HbfUlm Hbf

Die jährliche Kilometerleistung in diesem Netz beträgt 5,5 Millionen Kilometer.

Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 fahren die agilis-Züge montags bis freitags aus beiden Richtungen (Donauwörth/Ulm und Regensburg) auch Ingolstadt Nord an, um die Anbindung des Audi-Werks zu verbessern. Dafür entfielen einige nur schwach genutzte Express-Züge.[11]

Dieselnetz Oberfranken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triebwagen VT 650.725 der Agilis in Bad Steben
Triebwagen der Agilis in Bayreuth Hbf
Triebwagen RS1 aus Weiden nach Bad Rodach in Bayreuth
Triebwagen RS1 im Hofer Hauptbahnhof

Am 12. Juni 2011 übernahm die agilis Verkehrsgesellschaft den Betrieb auf den nicht-elektrifizierten Nahverkehrsstrecken in Oberfranken um die Städte Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof. Dort sind 38 Züge des Typs Stadler Regio-Shuttle RS1 im Einsatz.[12] Der Verkehrsvertrag läuft bis 2023. Bis 2011 hatte DB Regio die Strecken bedient.

Von Betriebsstart am 12. Juni an mussten auf drei Strecken am Wochenende Züge durch Busse ersetzt werden, weil sich bei agilis nicht genügend Triebfahrzeugführer beworben hatten und nicht genügend Leihlokführer gefunden werden konnten.[13] Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2011 verkehren jedoch planmäßig auf allen Linien wieder Züge.[14] Im Sommer 2019 musste agilis auf der Strecke Forchheim – Ebermannstadt erneut Busse einsetzen.[15]

Im Gegensatz zum Netz agilis Mitte sind die Züge auf den Linien agilis Nord (Oberfranken) mit Fahrscheinautomaten ausgestattet.

Das Dieselnetz Oberfranken umfasst die Strecken:

KBS Bahnstrecke Verlauf Bemerkung
820 Coburg – Lichtenfels CoburgLichtenfels einzelne Fahrten bis Bamberg
821 Forchheim – Ebermannstadt ForchheimEbermannstadt einzelne Fahrten ab Bamberg
826 (Bamberg –) Breitengüßbach – Ebern BambergEbern
831 Coburg – Bad Rodach Coburg – Bad Rodach
850 Bamberg – Hof Bamberg – Lichtenfels – Neuenmarkt-Wirsberg – Hof Hbf nur einzelne Fahrten zwischen Neuenmarkt-Wirsberg und Münchberg
852 Bayreuth – Neuenmarkt-Wirsberg Bayreuth Hbf – Neuenmarkt-Wirsberg
853 Münchberg – Selbitz MünchbergHelmbrechts
857 Hof – Bad Steben Hof Hbf – NailaBad Steben
858 Cheb – Oberkotzau Hof Hbf – Selb
860 Nürnberg – Cheb Kirchenlaibach – Marktredwitz
862 Bayreuth – Warmensteinach Bayreuth Hbf – Weidenberg
867 Bayreuth – Weiden (Oberpfalz) Weiden (Oberpf) – Kirchenlaibach – Bayreuth Hbf

Bei den Regionalbahnen gab es ursprünglich folgende durchgängige Verbindungen:

Art Linie Länge in km
ag Ebermannstadt – Forchheim (– Bamberg) 14,8
ag Bamberg – Ebern 25,3
ag Bad Rodach – Coburg – Lichtenfels – Kulmbach – Bayreuth Hbf – Weiden (Oberpf) 160,9
ag Hof Hbf – Münchberg – Kulmbach 65,2
ag Helmbrechts – Münchberg 9,3
ag Hof Hbf – Marktredwitz – Kirchenlaibach – Bayreuth Hbf 90,8
ag Bad Steben – Hof Hbf 27
ag Hof Hbf – Selb Stadt 29,1
ag Bayreuth Hbf – Weidenberg 13,9

Im August 2012 gab der Aufgabenträger, die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), bekannt, dass das Dieselnetz der agilis in Oberfranken das beste unter den fünfzehn Regionalnetzen Bayerns sei[16]; im Juli 2020 sicherte sich das agilis-Netz Nord bereits zum achten Mal in Folge mit 100 von 100 möglichen Punkten den ersten Platz unter den inzwischen 30 Wettbewerbsnetzen in Bayern.[17]

Für die anhaltend guten Ergebnisse im Qualitätsranking wurde agilis im Dezember 2018 vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr mit dem Bayerischen Eisenbahnpreis ausgezeichnet.[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Agilis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.agilis.de/impressum/
  2. a b Zuschlag für Hamburger Hochbahn AG im Rahmen der Ausschreibung „Raum Regensburg inkl. Donautalbahn“. BAyerisches Eisenbahngesellschaft, 21. Mai 2008, abgerufen am 27. Februar 2023.
  3. Andreas Glas, Regensburg: Drohung. Agilis-Bahn will den Zugverkehr in Bayern einstellen. In: Süddeutsche. 12. September 2016, abgerufen am 30. Dezember 2019: „In einem Schreiben klagt das private Eisenbahnunternehmen über seine schlechte wirtschaftliche Lage - 'mit nicht kalkulierbarer Folge für die Erfüllung der Verkehrsverträge'“
  4. Sandra Mönius: Agilis fordert Entschädigung. Konkurrenz durch Fernbusse: Bahnbetreiber fährt Millionenverluste ein und will mehr Geld vom Staat. In: donaukurier.de. 1. Oktober 2016 (donaukurier.de [abgerufen am 30. Dezember 2019]): „Dafür möchte es nun eine Entschädigung, sprich höhere Zuschüsse vom Staat.“
  5. Huber: „Startschuss für weiteres Wettbewerbsprojekt in Bayern“. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, 4. April 2007, archiviert vom Original am 1. Juli 2007; abgerufen am 6. Juni 2023.
  6. Regionalnetz Regensburg mit Donautalbahn (PDF; 752 kB)
  7. Müller: „Zugangebot wird um 30 Prozent gesteigert“. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, 30. November 2007, archiviert vom Original am 1. Juli 2007; abgerufen am 6. Juni 2023.
  8. Newstix: BeNEX bestellt von Alstom 26 Coradia Continental-Regionalzüge im Wert von rund 100 Mio. Euro.
  9. agilis: Zuschlag im Vergabeverfahren Regensburg/Donautal. agilis verteidigt Bestandsnetz für weitere 14 Jahre. 17. Mai 2021.
  10. Referenzen. In: Bernhard Fleischmann. MacFly, abgerufen am 27. Februar 2023.
  11. Freistaat verbessert Anbindung des Audi-Standorts Ingolstadt. Bayerische Eisenbahngesellschaft, 1. Oktober 2015, abgerufen am 27. Februar 2023.
  12. Agilis in Zahlen. agilis Verkehrsgesellschaft, abgerufen am 5. Juni 2023.
  13. Kein reibungsloser Ablauf: agilis-Kunden müssen immer wieder auf Busse umsteigen. Radio Plassenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. September 2012; abgerufen am 28. August 2011.
  14. Fahrplanabweichungen – agilis Nord (Memento vom 26. August 2011 im Internet Archive).
  15. Agilis fährt jetzt auf der Straße. Abgerufen am 28. September 2019.
  16. Bayerns beste Bahn heißt agilis. Frankenpost vom 14. August 2012
  17. BEG-Qualitätsranking: Bayerischer Regionalverkehr nach wie vor auf hohem Niveau. Abgerufen am 11. Juli 2020.
  18. Bayerischer Eisenbahnpreis 2018. Abgerufen am 25. Juli 2019.