Aimé Bonpland

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Aimé Bonpland

Aimé Jacques Alexandre Bonpland (eigentlich Goujaud; * 28. August 1773[1] in La Rochelle, Frankreich; † 11. Mai 1858 in Santa Ana (heute Bonpland), Departamento Paso de los Libres, Provinz Corrientes, Argentinien) war ein französischer Naturforscher. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Bonpl.“.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland am Orinoco, Gemälde von Eduard Ender, 1856[2]

Aimé Bonpland war der Sohn des Mediziners Simon-Jacques Goujaud-Bonpland (geb. um 1742) und der Marguerite-Olive Goujaud-Bonpland, geb. de la Coste.

Bonpland machte 1793 als Chirurg an Bord einer Fregatte, die gegen die Engländer kreuzte, eine Fahrt im Atlantischen Ozean mit und besuchte dann die Arzneischule in Paris. Von 1799 bis 1804 bereiste er mit Alexander von Humboldt Amerika. Auf dieser für die Naturwissenschaften epochalen Reise unterstützten sich beide Forscher gegenseitig. Bonpland sammelte unter anderem über 60.000 Pflanzenbelege, von denen etwa 3500 Arten noch nicht beschrieben waren. Dennoch steht er bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung der Expedition im Schatten Alexander von Humboldts.

Nach seiner Rückkehr im August 1804 wurde Bonpland zum Vorsteher der kaiserlichen botanischen Gärten in Navarra und Malmaison berufen, welche er in seinem Buch Description des plantes rares, cultivées à Navarre et à Malmaison (1813, mit 64 Kupfertafeln) beschrieb. Gleichzeitig gab er die Plantes équinoxiales recueillies en Mexique (1805–1818, 2 Bände) und die Monographie des mélastomacées (1806–1823, 2 Bände, mit 120 Kupfertafeln) heraus. Andere Teile der Sammlungen bearbeitete Karl Sigismund Kunth (1788–1850) in den Nova genera et species plantarum.

Der Sturz Kaiser Napoleons erschütterte Bonpland so, dass er nicht mehr in Europa bleiben wollte. Mit Samen verschiedener Pflanzenarten im Gepäck schiffte er sich 1816 nach Buenos Aires ein, wo er zum Professor der Naturwissenschaften ernannt wurde. Nachdem die dortigen Machthaber versucht hatten, sich Bonplands zu entledigen, siedelte er im Oktober 1820 nach Paraguay über. Dort richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Paraguaytee (Mate) und legte in Santa Ana eine große Pflanzung an. Inmitten der Plantage gründete er eine Indianerkolonie.

Da er um sein Monopol im Teehandel fürchtete, ließ der Diktator von Paraguay, José Gaspar Rodríguez de Francia (1766–1840), die Pflanzung 1821 von 800 Soldaten überfallen und zerstören, die Indianer verjagen und Bonpland gefangen nach Asunción führen. Vergebens bot Alexander von Humboldt alles auf, seinen Freund Bonpland zu befreien. Auch die Regierungen Brasiliens und Großbritanniens verwendeten sich für ihn. Erst am 12. Mai 1829 wurde Bonpland aus seiner Gefangenschaft entlassen. Danach wohnte er in Brasilien in einem kleinen Ort südlich der Mündung des Rio Piratini unweit des Lucaspasses. Von dort zog er 1831 nach São Borja um, wo er sich eine kleine Besitzung gekauft hatte. Er zog dort eine Reihe von Nutzpflanzen, insbesondere Orangenbäume, und eine Herde von Merinoschafen auf.

Nachdem er vorübergehend geplant hatte, mit seinen Sammlungen nach Europa zurückzukehren, siedelte er um 1850 nach Corrientes über, wo er ein Gut besaß, welches ihm der paraguayische Staat für die Verdienste schenkte, die er sich bei der Gründung eines Museums in der Hauptstadt erworben hatte. Seine Pläne für weitere Publikationen und eine Verbesserung der medizinischen Versorgung der Einwohner und der landwirtschaftlichen Produktion[3] konnte er wegen fehlender Mittel nicht ausführen. Er starb in Santa Ana im Departamento Paso de los Libres in der Provinz Corrientes im Nordosten Argentiniens; in dem Dorf hatte er seit 1853 gelebt. Die Ortschaft wurde ihm zu Ehren in Bonpland umbenannt.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1857 wurde Bonpland zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina[4] sowie zum korrespondierenden Mitglied der Académie des sciences[5] gewählt. Seit 1808 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[6]

Dedikationsnamen:

Weitere Benennungen zu seinen Ehren:

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1805: Essai sur la géographie des plantes. Mitautor: Alexander von Humboldt.
    • Englische Neuübersetzung: Essay on the Geography of Plants. The University of Chicago Press, 2009. ISBN 978-0-226-36066-9

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sachbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stephen Bell: A Life in Shadow. Aimé Bonpland in Southern South America, 1817–1858. Stanford University Press, Stanford 2010, ISBN 978-0-8047-5260-2 (englisch).
  • Philippe Foucault: Le pêcheur d'orchidées. Aimé Bonpland. 1773–1858. Éditions Seghers, Paris 1990, ISBN 2-232-10291-2 (französisch).
  • Ilse Jahn (Hrsg.): Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien. Directmedia Publishing, 2006, ISBN 3-89853-538-X (1 CD-ROM).
  • Karl Mägdefrau: Geschichte der Botanik. Fischer, Frankfurt/M. 1992, ISBN 3-437-20489-0.
  • Heinz Schneppen: Aimé Bonpland. Humboldts vergessener Gefährte? (= Berliner Manuskripte zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Band 14). 2. Auflage. Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2002.

Aufsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belletristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. Bouvier, E. Maynial: Der Botaniker von Malmaison. Aimé Bonpland, ein Freund Alexander von Humboldts. Lancelot Verlag, Neuwied/Rhein 1949.
  • Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-498-03528-2 (eine fiktive Doppelbiographie von Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt mit Bezügen zu Bonpland).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Aimé Bonpland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernest Théodore Hamy: Aimé Bonpland. Sa vie, son oevre, sa correspondence. Paris: E. Guilmoto, 1906, S. XIV. Nach dem Taufregister der Kirche S. Barthelemy in La Rochelle.
  2. Maria-Theresia Leuker: Naturforschung – mit Muße oder Mühe? In: Projekt-Blog „Rumphius. Zirkulation in asiatisch-europäischen Wissensräumen“. 22. November 2016, abgerufen am 8. Februar 2020.
  3. René Bouvier: Der Botaniker von Malmaison. Forscherfahrten und Erlebnisse des Alexander von Humboldt und Aime Bonpland in Mittel- und Südamerika 1799–1858; Neuwied a. Rh.: Lancelot-Verl., 1948
  4. Mitgliedseintrag von Aimé-Jacques-Alexandre Bonpland (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 18. Juni 2022.
  5. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe B. Académie des sciences, abgerufen am 23. September 2019 (französisch).
  6. Mitgliedseintrag von Aimé Bonpland bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 27. Dezember 2016.
  7. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [1]
  8. vgl. JUMA Jugendmagazin im Wiki des Vereins „Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet