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Akrotiri und Dekelia

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Souveräne Militärbasen
Akrotiri und Dekelia
Sovereign Base Areas of
Akrotiri and Dhekelia
Flagge Wappen
Lage von Akrotiri und Dekelia (in Rot)
Amtssprache Englisch
Hauptstadt Episkopi Cantonment
Staats- und Regierungsform Britisches Überseegebiet
Staatsoberhaupt König Charles III.
Regierungschef Administrator Robert Thomson
Fläche 254 km²
Einwohnerzahl ca. 14.500
darunter 7.000 Zyprioten und 7.500 britisches Militärpersonal (Schätzung)
Bevölkerungsdichte 57 Einwohner pro km²
Währung Euro (EUR)
Errichtung 1960
National­hymne God Save the King
Zeitzone UTC+2
UTC+3 (März bis Oktober)
Telefonvorwahl +357
Aktrotiri (links) und Dekelia (rechts), jeweils pink
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH

Akrotiri (griechisch Ακρωτήρι, türkisch Ağrotur) 34° 35′ N, 32° 59′ O und Dekelia (englisch Dhekelia, griechisch Δεκέλεια, türkisch Dikelya) 35° 0′ N, 33° 45′ O sind zwei britische Militärbasen auf Zypern. Die Basen sind britische Hoheitsgebiete und werden im Englischen offiziell als Sovereign Base Areas (SBA, deutsch Souveräne Stützpunktgebiete) bezeichnet. Die Verwaltung der Militärbasen befindet sich in Episkopi Cantonment, dem in Akrotiri gelegenen Hauptsitz der SBAA (Sovereign Base Areas Administration).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Akrotiri, westlich von Limassol gelegen, umfasst eine Fläche von 123 km². Es beherbergt die Garnison Episkopi mit einem Infanteriebataillon sowie den Militärflugplatz Royal Air Force Station Akrotiri mit einer SAR-Hubschrauberstaffel (84th Squadron) und einer variierenden Anzahl von Kampfflugzeugen. Das Gebiet umfasst zudem einen größeren Salzsee, ein orthodoxes Kloster, einen Badestrand sowie den Hafen Akrotiri.

Dekelia (östlich von Larnaka) ist mit 130 km² nur unwesentlich größer als Akrotiri. Hier befindet sich die Garnison Dekelia, die ein Infanteriebataillon sowie einen zweiten deutlich kleineren Militärflugplatz, das Kingsfield Airfield, beherbergt. Südlich vorgelagert befindet sich der Hafen Dhekelia, der die Dhekelia Power Station versorgt.

Die beiden Basen machen etwa drei Prozent der Landfläche Zyperns aus. Sie unterliegen britischer Jurisdiktion (siehe Sovereign Base Areas Police), sind jedoch nicht hermetisch von ihrer Umgebung abgeschlossen (so existieren etwa öffentliche Straßenverbindungen durch das britische Hoheitsgebiet). In Akrotiri und Dekelia leben schätzungsweise 1300 Militärs und zusätzlich 5000 britische Staatsbürger, die entweder Militärangehörige oder zivile Angestellte sind. Als Folge der Invasion der türkischen Armee in Nordzypern 1974 und anderer Entwicklungen leben auf dem Gelände der Basen inzwischen auch insgesamt rund 7000 einheimische Zivilisten. Da jedoch in dem 1960 mit der Republik Zypern abgeschlossenen Nutzungsvertrag eine ausschließlich militärische Nutzung ausgehandelt worden war (von Zivilisten bewohnte Gebiete wurden bei der Grenzziehung ausgenommen und bilden teilweise Enklaven), haben diese Einwohner – anders als andere Einwohner britischer Überseegebiete – keinen Anspruch auf die britische Staatsbürgerschaft. Der Euro ersetzte am 1. Januar 2008 das Zypern-Pfund als Zahlungsmittel.

Der Status der beiden Basen wurde 1959 in den Zürcher und Londoner Abkommen zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei festgeschrieben: Demnach sollten die beiden Basen auch nach Entlassung Britisch-Zyperns in die Unabhängigkeit unter britischer Souveränität verbleiben.

Beide Basen gehören, auch nach dem Brexit, zum Zollgebiet der Union.[1][2] Zudem wird seit dem EU-Beitritt Zyperns in einzelnen Bereichen wie Landwirtschaft und Personenfreizügigkeit EU-Recht angewandt. Ansonsten waren sie jedoch auch während der EU-Mitgliedschaft Großbritanniens von den Verträgen der EU ausgenommen und auch keines der Überseeischen Länder und Hoheitsgebiete mit Assoziationsstatus.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Militärflugplatz, die Royal Air Force Station Akrotiri, kurz RAF Akrotiri, existierte bereits vor 1959.

1957 stellte die Royal Air Force zur Unterstützung des CENTO-Bündnisses das Near East Strike Wing auf, dem vier Staffeln Canberra unterstellt wurden. Hinzu kam zwischen 1967 und 1975 die mit Lightning ausgerüstete 56. Squadron. Die vier Canberra-Staffeln wurden 1969 durch zwei Vulcan-Staffeln abgelöst, die bei Bedarf durch zwei weitere im Vereinigten Königreich stationierte Staffeln verstärkt werden konnten. Diese wurden ebenfalls 1975 zurück nach England verlegt.

Seit 1972 ist der Flugplatz Basis einer Search-and-Rescue-Helikopterstaffel, der 84. Squadron. Sie setzte bis Ende 1981 die Whirlwind, anschließend die Wessex und seit Anfang 2003 die Griffin ein. Daneben operieren hier seit Jahrzehnten regelmäßig auf Rotationsbasis Kampfflugzeuge wie der Tornado.

In den Wintermonaten nutzt die Kunstflugstaffel Red Arrows den Flugplatz für Trainingsflüge.

Funkaufklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beiden Militärbasen spielen eine wichtige Rolle in der militärischen und nachrichtendienstlichen elektronischen Aufklärung (SIGINT). Dabei kooperiert die britische Agentur GCHQ seit Inbetriebnahme der Stützpunkte eng mit ihrem US-amerikanischen Pendant, der National Security Agency (NSA). Die Kooperation basiert auf dem UKUSA Security Agreement. Die Ayios Nikolaos Station arbeitete bereits als SIGINT- und ELINT-Station während des Palästinakriegs 1948, dann 1956 in der Sueskrise, beim EOKA-Unabhängigkeitskonflikt auf Zypern (1955–1959) und während der Blutigen Weihnacht (1963). 1967 waren die Stationen auf Zypern mit SIGINT-Aktionen im Sechstagekrieg und 1973 in den Jom-Kippur-Krieg involviert. Es kann davon ausgegangen werden, dass die aufgenommenen Informationen aus dem Nahen Osten den Entscheidungsträgern in London und Washington übermittelt wurden.[4] Radoms mit Abhörtechnik befinden sich sowohl in Akrotiri als auch in Dekelia.

Überhorizontradar PLUTO[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nähe des Salzsees von Akrotiri stehen die Antennenanlagen des PLUTO-Systems auf einer Fläche von 100 m × 200 m. Dabei handelt es sich um ein Überhorizontradar mit einer Sendeleistung von bis zu einem Megawatt. Damit können Luftbewegungen über den Horizont hinaus bis nach Afghanistan, Kasachstan und Russland beobachtet werden. Menschen in der Umgebung beschwerten sich in der Vergangenheit immer wieder wegen Gesundheitsauswirkungen dieser Anlage und Funkamateure nehmen Störungen auf verschiedenen Kurzwellenbändern wahr.[5]

Sendeanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BBC-Sendemasten in Akrotiri

Neben einer offiziellen Relaisstation der BBC für den Nahen Osten befinden sich auch diverse militärische Sendeanlagen für den Mittel- und Kurzwellenbereich auf den Anlagen. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit strahlte der MI6 die Programme des Zahlensenders Lincolnshire Poacher bis 2008 über die Anlagen aus.[6] Diverse Vorhangantennen befinden sich auf den Geländen.

Weitere Stationen zur Telekommunikationsaufklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Giorgos Georgiou: British Bases in Cyprus and Signals Intelligence. In: Etudes helléniques / Hellenic Studies. Band 19, Nr. 2, 2011, S. 121 ff. (Online; PDF; 129 kB)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Akrotiri und Dekelia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Akrotiri und Dekelia – geographische und historische Karten

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zollgebiet. In: zoll.de. Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 19. August 2013.
  2. Abkommen über den Austritt des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland aus der Europäischen Union und der Europäischen Atomgemeinschaft-PROTOKOLL ZU DEN HOHEITSZONEN DES VEREINIGTEN KÖNIGREICHS GROSSBRITANNIEN UND NORDIRLAND AUF ZYPERN, abgerufen am 19. Februar 2021. In: Amtsblatt der Europäischen Union. L. Nr. 29, 31. Januar 2020, S. 7–187, hier S. 146ff.
  3. Konsolidierte Fassungen des Vertrags über die Europäische Union und des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union
  4. http://cryptome.org/2012/01/0060.pdf
  5. PLUTO II OTH Radar im Signal Identification Wiki (Audiodateien, Wasserfallgrafiken und weitere Informationen). Abgerufen am 16. Januar 2017.
  6. “Spynumbers”. Profile of The Lincolnshire Poacher http://www.spynumbers.com/profiles/index.html vom 25. Mai 2008.