al-Arqam ibn Abī l-Arqam

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Al-Arqam ibn Abī l-Arqam (arabisch الأرقم بن أبي الأرقم, DMG al-Arqam b. Abī ʾl-Arqam; geb. um 594; gest. zwischen 673 und 675) war ein einflussreicher Kaufmann der Sippe Banū Machzūm (بنو مخزوم / Banū Maḫzūm) in Mekka. Sein Haus auf dem Hügel Safā in der Nähe der Kaaba diente den ersten Anhängern Mohammeds als geheimer Versammlungsort.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Al-Arqams Haus in Mekka[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der islamischen Geschichtsüberlieferung zufolge war al-Arqam der siebte, der in Mekka den islamischen Glauben annahm. Er besaß auf dem Hügel Safā, in der Nähe des mekkanischen Heiligtums, ein Haus[1], in dem er Mohammed und seinen ersten Anhängern Zuflucht vor den polytheistischen Quraischiten der Stadt gewährte. Al-Azraqī, Abū ʾl-Walīd (gest. 837), der Lokalhistoriker von Mekka, berichtet bei der topographischen Beschreibung dieses Hauses über die Anfänge von Mohammeds Tätigkeit mit den Worten: „Dort versteckte er (d. i. Mohammed) sich vor den Polytheisten und traf sich (im Haus) bei al-Arqam ibn Abī ʾl-Arqam mit seinen Anhängern“.[2]

Der Historiograph Muhammad ibn Saʿd (gest. 845) differenziert bei der Nennung der ersten Muslime von Mekka konsequent zwischen denjenigen, die sich vor bzw. während Mohammeds Aufenthalt im „Haus al-Arqam“ (dār al-Arqam) zum Islam bekehrten: „N. N. nahm den Islam an, bevor der Gesandte Gottes das Haus von al-Arqam ibn Abī ʾl-Arqam betrat und bevor er dort (die Menschen) zum Islam aufrief“ und: „N. N. nahm den Islam im Haus von al-Arqam an“.[3] Einer der letzten, der in al-Arqams Haus den Islam angenommen haben soll, war ʿUmar ibn al-Chattāb. Ibn Ishāq berichtet, dass nach seiner Konversion die Muslime ihr Versteck verließen und ihre Religion mit größerem Selbstbewusstsein verbreiteten.[4]

Auswanderung nach Medina[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Später wanderte al-Arqam mit dem Propheten nach Medina aus und nahm an den wichtigsten Feldzügen teil. Einer Familienüberlieferung zufolge, die adh-Dhahabī in seiner Biographie[5] referiert, bereitete sich al-Arqam auf eine Reise nach Jerusalem (bait al-maqdis) vor, um dort zu beten. Mohammed soll ihn von seinem Vorhaben mit folgenden Worten, die in den kanonischen Traditionssammlungen mehrfach überliefert sind,[6] abgehalten haben:[7]

„Das Gebet in meiner Moschee (d. i. die Prophetenmoschee in Medina) ist besser als tausend Gebete anderswo – vom mekkanischen Heiligtum abgesehen.“[8]

Weiteres Schicksal seines Hauses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Al-Arqam ibn Abī l-Arqam übertrug sein Haus in Mekka, das in der Frühzeit des Islams eine so wichtige Rolle gespielt hatte, auf seine Nachkommen und erklärte es in seiner Schenkungsurkunde zur heiligen Stätte und zu seiner Stiftung (sadaqa) innerhalb des mekkanischen Heiligtums, die weder verkauft noch vererbt werden durfte.[9]

Bis in die Regierungszeit von al-Mansūr hinein blieb das Haus von al-Arqam im Familienbesitz. Die geschichtsträchtige Stätte übertrug dann al-Mahdī auf seine Frau al-Chayzurān, die Mutter von Hārūn ar-Raschīd und al-Hādī.[10]

Der arabische Chronist der Stadt Mekka, al-Azraqī, erwähnt dieses Haus in seiner Stadtchronik, im Kapitel über diejenigen Orte in Mekka, an denen das Gebet besonders verdienstvoll ist, schon unter dem neuen Namen Dar al-Chayzurān / دار الخيزران / dāru ʾl-ḫaizurān / ‚das Haus von al-Chayzurān‘, in dem sich eine Moschee befindet. Das Haus ist heute noch unter diesem Namen bekannt. Es war ebenfalls al-Chayzurān, die das Geburtshaus Mohammeds in ein Bethaus umwandeln ließ, in dem das Gebet besonders verdienstvoll war.[11]

Eine detaillierte Beschreibung der Geschichte dieses Hauses geht auf eine alte Familientradition, die schon bei Muhammad ibn Saʿd dokumentiert ist,[9] in der vierten Generation nach al-Arqam zurück. Sie ist in der Bearbeitung von al-Hākim an-Nīsāburī (geb. 933; gest. 1014) in seiner Sammlung derjenigen Hadithe erhalten, die al-Buchārī und Muslim in ihre Hadithsammlungen nicht aufgenommen haben.[12] Dort wird das Haus al-Arqams „Haus des Islam“ genannt.[13]

Al-Arqam in Malaysia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Al-Arqam war eine nach dem Haus von al-Arqam benannte Organisation zur Wiederbelebung des Islam in Malaysia, die im November 1994 verboten wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arabische Quellen
  • Al-Azraqī: Kitāb Aḫbār Makka. Ed. Rušdī aṣ-Ṣāliḥ Malḥas. Mekka 1933, Band II, S. 162; 210.
  • Ibn Saad: Kitāb aṭ-Ṭabaqāt al-kabīr. Ed. Eduard Sachau. Brill, Leiden 1904. Band III/1, S. 172–174. Digitalisat – S. LVII: Inhaltsangabe in deutscher Sprache
  • Ibn ʿAbd al-Barr: al-Istīʿāb fī maʿrifat al-aṣḥāb. Ed. al-Biǧāwī. Kaio, o. D. Band 1, S. 131–132.
Sekundärliteratur
  • Miklos Muranyi: Die ersten Muslime von Mekka – soziale Basis einer neuen Religion? In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam. (JSAI), Band 8, 1986, S. 25–35. Siehe auch: The First Muslims in Mecca: a Social Basis for a New Religion? In: Uri Rubin (Hrsg.): The Life of Muḥammad. Ashgate Variorum, Aldeshot 1998, ISBN 0-86078-703-6, S. 95–104
  • William Montgomery Watt: Muhammad at Mecca. Oxford University Press. Reprinted in Pakistan 1979, ISBN 0-19-577277-6, S. 86–88.
  • W. Montgomery Watt: Al-Arḳam In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Band I, S. 633.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der arabische Begriff Dār bedeutet nicht nur Haus, sondern eine größere Wohn- und Baueinheit mit Nebengebäuden und Lagerräumen. Siehe: M. J. Kister: The massacre of the Banū Qurayza. A re-exemination of a tradition. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI), Band 8, 1986, S. 74, Anm. 39.
  2. M. Muranyi: Die ersten Muslime von Mekka – soziale Basis einer neuen Religion? In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI), Band 8, 1986, S. 34.
  3. Siehe die Belege bei Ibn Saʿd in: M. Muranyi: Die Prophetengenossen in der frühislamischen Geschichte. Bonn 1973, S. 34–35 und Anm. 1.
  4. Vgl. Uri Rubin: The Eye of the Beholder. The Life of Muḥammad as viewed by the early Muslims. Darwin Press, Princeton, New Jersey, 1995. S. 129.
  5. Siyar aʿlām an-nubalāʾ. Band 2, S. 479–480.
  6. A. J. Wensinck und J. P. Mensing: Concordance et indices de la tradition musulmane. Brill, Leiden 1943, Band 2, S. 438a.
  7. Siehe hierzu: M. J. Kister: Sanctity Joint and Divided. On holy places in the islamic tradition. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI), Band 20, 1996, S. 18–19.
  8. Ein inhaltlich vergleichbarer Bericht ist bei al-Wāqidī überliefert: ein Muslim teilte nach der Eroberung Mekkas Mohammed mit, dass er das Gelübde abgelegt habe, im Falle der Einnahme der Stadt durch die Muslime eine Reise nach Jerusalem anzutreten, um dort zu beten. Darauf soll Mohammed erwidert haben: „Bei dem, in dessen Hand meine Seele ruht! Ein einziges Gebet hier (d. i. Mekka) ist vorzüglicher als tausend Gebete in anderen Ländern“. The Kitāb al-Maghāzī of al-Wāqidī. Hrsg. Marsden Jones. Oxford University Press. London 1966. Band 2, S. 866.
  9. a b Ibn Saad: Biographien … (Hrsg.) Eduard Sachau, Brill, Leiden 1904, Band III, Theil I, S. 173; S. LVII: Inhaltsangabe in deutscher Sprache.
  10. Über sie siehe: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden, Band 4, S. 1164.
  11. Ignaz Goldziher: Muhammedanische Studien. Halle a.S. 1890, Band 2, S. 305–306.
  12. Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Brill, Leiden 1967, Band 1, S. 221.
  13. al-Mustadrak ʿalā ʾṣ-Ṣaḥīḥain. Beirut 1990, Band 3, S. 575; A. J. Wensinck und J. H. Kramer (Hrsg.): Handwörterbuch des Islam. Brill, Leiden 1941, S. 55a.