Albrecht Becker (Szenenbildner)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Albrecht Becker, um 1930

Walter Albrecht Becker (* 14. November 1906 in Thale; † 22. April 2002 in Hamburg) war ein deutscher Szenenbildner.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn des Bäckermeisters Otto August Becker (1877–1961) und seiner Ehefrau Charlotte, geborene Grosse (1877–1952), besuchte 1913 bis 1921 die Schule und nahm 1921 bis 1924 eine kaufmännische Lehre in Quedlinburg, danach war er zweieinhalb Jahre am Technikum für Textil in Reutlingen tätig.

Im Herbst 1924 zog er nach Würzburg, wo er eine Dauerstellung als Schaufensterdekorateur in dem Modewarengeschäft „Rom und Wagner“ fand. 1926 besuchte er die Dekorationsschule in München. Anfang 1935 wurde er in Würzburg zusammen mit seinem älteren Freund, Joseph Friedrich Abert (1879–1959), dem Direktor des Würzburger Staatsarchives, wegen Vergehens gegen § 175 StGB festgenommen und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Nürnberg verbüßte. 1940 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und fungierte seit Anfang 1941 als Funker an der Ostfront. Im Sommer 1942 wurde er am Arm verwundet. In dieser Zeit fing er an, sich zu tätowieren.

Während eines Genesungsurlaubs lernte er 1944 den angehenden Filmarchitekten Herbert Kirchhoff kennen, mit dem ihn fortan eine enge Freundschaft verband. Nach dem Krieg arbeitete Becker zunächst als Dolmetscher, dann als Zeichner. Als er im Frühjahr 1947 erfuhr, dass Kirchhoff im Filmgeschäft Fuß fassen konnte, wurde er dessen Assistent.

Grabstätte Albrecht Becker und Herbert Kirchhoff auf dem Friedhof Ohlsdorf

Ab 1951 arbeitete Becker als gleichberechtigter Partner Kirchhoffs an zahlreichen Filmen mit, bevorzugt für die Real-Film und für Inszenierungen von Helmut Käutner. Zweimal eroberten sie als Anerkennung für ihre Leistungen einen Bundesfilmpreis. Erst ab 1960 war Becker zunehmend ohne Beteiligung Kirchhoffs tätig, meist für den NDR. Von den Spielfilmen abgesehen stattete er noch viele Industriefilme und Lehrfilme aus.

Nach dem Ende seiner aktiven Zeit als Filmarchitekt bildete er ab Mitte der achtziger Jahre im Studio Hamburg afrikanische Filmausstatter aus. Nach dem Tod seines Partners Kirchhoff 1988 vermachte er dessen Nachlass zusammen mit eigenem Material der Deutschen Kinemathek sowie dem Deutschen Filmmuseum.

Albrecht Becker verstarb 95-jährig und wurde neben Herbert Kirchhoff auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. Die Grabstätte befindet sich im Planquadrat L 21 westlich der Oberstraße.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Becker ist darüber hinaus bekannt als früher Vertreter der Tätowierungs- und Fetischkultur. Im Laufe der Kriegsjahren entdeckte er die Tätowierkunst und brachte sich seither immer wieder Tattoos auf seinem Körper an, welche sich in 50 Jahren derart ansammelten, dass sie fast seinen ganzen Körper bedeckten.[1]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Ausstellung des Imperial War Museum in London zum Holocaust wird der Verfolgung von Albrecht Becker und Joseph Friedrich Abert anhand einiger ausgestellter Dokumente als Beispiel für die Verfolgung Homosexueller im „Dritten Reich“ gedacht.

Rosa von Praunheim veröffentlichte 2005, für seine Serie „schwule Zeitzeugen der Nazizeit“, den Film „Liebe und Leid – Albrecht Becker“, das Interview mit einem vitalen 90-Jährigen.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1957: Filmband in Gold (Beste Architektur) für Der Hauptmann von Köpenick
  • 1961: Filmband in Gold (Beste Architektur) für Das Glas Wasser

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tim Geyer: Wie dieser Tattoo-Pionier die Nazis überlebte und zum Body-Positivity-Symbol wurde. VICE Media GmbH, 2. Januar 2019, abgerufen am 5. Februar 2019.