Alexander Kanoldt

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Alexander Kanoldt: Selbstporträt, 1929

Alexander Kanoldt (* 29. September 1881 in Karlsruhe; † 24. Januar 1939 in Berlin) war ein deutscher Maler und Professor an der Kunstakademie in Berlin.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seines Kunststudiums an der Karlsruher Akademie war er Schüler bei Ernst Schurth und Friedrich Fehr, von 1906 bis 1909 dessen Meisterschüler. Hier lernte er, zunächst in neoimpressionistischer Manier malend, Adolf Erbslöh kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Mit ihm und Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter, Marianne von Werefkin und anderen gründete er 1909 die Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M.), aus der 1911 die Redaktion des Blauen Reiters hervorging. Innerhalb der N.K.V.M. kam es zu drei bedeutenden Gemeinschaftsausstellungen in der Modernen Galerie Heinrich Thannhauser in München.

Alexander Kanoldt: Stilleben I / Blumentöpfe, 1926
Alexander Kanoldt: Olevano, 1927

Neben Alexej von Jawlensky, Adolf Erbslöh, Wladimir von Bechtejeff, Paul Klee und Karl Caspar gehörte er auch zur 1913 gegründeten Künstlergruppe Münchener Neue Secession. Während des Ersten Weltkrieges leistete er von 1914 bis 1918 als Reserveoffizier Dienst.

Nach dem Krieg unterhielt er enge Beziehungen zu Georg Schrimpf, mit dem er eine magisch-realistische Variante der Neuen Sachlichkeit vertrat. Während eines längeren Italien-Aufenthaltes zusammen mit Adolf Erbslöh entwickelte er multiperspektivische Architekturlandschaften, magisch starr in der Form geschachtelt. 1925 nahm er an der Ausstellung Neue Sachlichkeit in Mannheim teil, wo er neben Max Beckmann mit dem größten Werkkonvolut vertreten war.

Von 1925 bis 1931 war er Professor an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau. Aufgrund deren Schließung zog Kanoldt nach Garmisch-Partenkirchen. Ihn plagten existenziellen Sorgen, die er in Briefen festhielt. Diesen ist zu entnehmen, dass ihm als Einnahmequelle bis 1932 überwiegend Lithografien der Landschaft seiner neuen Heimat dienten.[1] Nach 1927 wurde er Mitglied der Badischen Secession und ab 1932 Mitglied der Münchener Künstlergruppe „Die Sieben“.

1932 plante Kanoldt zusammen mit Erbslöh eine 4. Ausstellung der N.K.V.M. für 1934 im Münchener Kunstverein aus Anlass ihrer Gründung vor 25 Jahren. Sie sollte Werke der ehemaligen Mitglieder aus den Münchener- und den letzten Jahren zeigen.[2] Die Ausstellungsidee konnte nicht mehr verwirklicht werden, weil nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 auch die Malerei der Mitglieder der ehemaligen N.K.V.M. als entartet gebrandmarkt wurde.[3] Kanoldt, der 1934 den Bildhauer Edwin Scharff als Vorsitzenden des Villa-Romana-Kuratoriums abgelöst hatte, konnte dennoch dem Expressionisten Otto Freytag im selben Jahr noch zu einem Stipendiatenaufenthalt verhelfen.[4]

Kanoldt trat zum 1. Mai 1932 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 1.117.863).[5] 1933 wurde er als Professor und Direktor an die Staatliche Kunstschule zu Berlin und als Senator an die Preußische Akademie der Künste berufen. 1936 gab er die Professur aus gesundheitlichen Gründen ab. Kanoldts Werke galten den Nazis als „entartet“, und 1937 wurden in der Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Museum Folkwang Essen, der Städtischen Kunstsammlung Gelsenkirchen, der Kunsthalle Hamburg, dem Kunstverein Jena, der Städtischen Kunsthalle Mannheim, den Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, dem Landesmuseum Münster, der Städtischen Galerie Nürnberg, dem Museum für Kunst und Kunstgewerbe Stettin und der Ruhmeshalle Wuppertal-Barmen Tafelbilder und Grafiken Kanoldts beschlagnahmt, Der Verbleib der meisten dieser Werke ist ungeklärt.[6]

Alexander Kanoldt starb am 24. Januar 1939 im Alter von 57 Jahren in seiner Wohnung in Berlin-Wilmersdorf.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander Kanoldt war der Sohn des Kunstmalers Edmund Kanoldt (1845–1904) und der Sofie Kanoldt geb. Hellwig. Am 23. Juni 1906 heiratete er in Karlsruhe die aus Dresden stammende Bildhauerin Marga Zerener (1879–1946), eine Rechtsanwaltstochter und Enkelin des Dresdner Juristen Julius Herrmann Beschorner. Einer der Trauzeugen war sein aus München angereister Freund Adolf Erbslöh.[7] Die kinderlose Ehe wurde am 7. April 1910 wieder geschieden.[7] Kanoldt ging 1913 eine zweite Ehe mit der aus Prag stammenden Hildegard Waydelin ein.[8] Am 6. November 1919 heiratete er in München Editha von Mayer (1880–1955),[9][10] mit der er zwei Töchter hatte.[8]

Seine ältere Schwester Johanna Kanoldt (1880–1940) war ebenfalls Malerin sowie Schriftstellerin. Ihr Leben und Werk sind Gegenstand eines im Jahr 2016 begonnenen Forschungsprojektes des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München.[11]

Werke in Museen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Hausenstein: Alexander Kanoldt. In: Reclams Universum 43.2 (1927), S. 855–857 (mit 4 Abb.)
  • Edith Ammann: Das graphische Werk von Alexander Kanoldt. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1963.
  • Wolfgang Freiherr von Löhneysen: Kanoldt, Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 109 f. (Digitalisat).
  • Museum für Neue Kunst Freiburg (Hrsg.): Alexander Kanoldt 1881–1939. Gemälde, Zeichnungen, Lithographien. Ausstellungskatalog. Waldkircher Verlagsgesellschaft, Freiburg 1987, ISBN 3-87885-151-0.
  • Holger Jacob-Friesen: Alexander Kanoldt. Graphik und Malerei aus dem Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 2000, ISBN 978-3-9252-1249-9.
  • Holger Jacob-Friesen, Pia Müller-Tamm, Tessa Friederike Rosebrock (Hg.): Alexander Kanoldt, die Schenkung von Welck. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 2022 (Spurensuche. Provenienzforschung an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe; 3), ISBN 978-3-942039-08-6.
  • Elke Fegert: Alexander Kanoldt und das Stillleben der Neuen Sachlichkeit. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3851-1.
  • Barbara Ilkosz: Alexander Kanoldt und Breslau. In: Dagmar Schmengler u. a. (Hgg.): Maler. Mentor. Magier. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau. Kehrer, Heidelberg u. a. 2018. ISBN 978-3-86828-873-5, S. 214–222.
  • Michael Koch: Alexander Kanoldt. 1881–1939. Werkverzeichnis der Gemälde. Hirmer, München 2018, ISBN 978-3-77743-144-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alexander Kanoldt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angelika Müller-Scherf: Klassizismus und Realismus im Werk von Edmund und Alexander Kanoldt. In: Museum für Neue Kunst (Hrsg.): Alexander Kanoldt 1881-1939. Gemälde, Zeichnungen, Lithographie [Ausst.-Kat.] Freiburg i. Br. 1987, S. 259.
  2. Adolf Erbslöh: Brief an Otto Fischer vom 26. November 1932. In: Hilde Flory-Fischer: Otto Fischer, Ein Kunsthistoriker des zwanzigsten Jahrhunderts. Reutlingen 1886 – Basel 1948. Reutlingen 1986, S. 38 f.
  3. Bernd Fäthke: Die 4. Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München. In: Bernd Fäthke: Alexej Jawlensky, Köpfe radiert und gemalt, Die Wiesbadener Jahre. Ausstellungskatalog. Galerie Draheim, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-00-037815-7, S. 35 ff.
  4. villaromana.org: Zwischen zwei Neuanfängen: Die Villa Romana von 1929 bis 1959 (PDF-Datei: S. 4; abgerufen am 5. September 2015)
  5. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/19230439
  6. Stale Session. Abgerufen am 26. August 2022.
  7. a b Standesamt Karlsruhe, Heirats-Hauptregister 1906, Band I, Nr. 422/1906, eingesehen auf ancestry.de am 24. April 2022.
  8. a b Alexander Kanoldt. In: stadtlexikon.karlsruhe.de. Abgerufen am 24. April 2022.
  9. Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Sterbebuch 1939, Nr. 145/1939.
  10. Editha von Mayer, verh. Kanoldt (1880–1955). In: bavarikon.de. Abgerufen am 24. April 2022.
  11. Johanna Kanoldt (1880-1940) – Malerin und Schriftstellerin in Karlsruhe und München. Zentralinstitut für Kunstgeschichte, abgerufen am 24. April 2022.
  12. Detail. Abgerufen am 16. April 2019.
  13. Detail. Archiviert vom Original am 16. April 2019; abgerufen am 16. April 2019.
  14. Detail. Abgerufen am 16. April 2019.
  15. Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, abgerufen am 30. April 2023
  16. Detail. Abgerufen am 20. Juli 2019.