Alexander Nitzberg

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Alexander Nitzberg (2021)

Alexander Nitzberg (* 29. September 1969 in Moskau) ist ein deutsch-österreichischer[1] Autor und Übersetzer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nitzberg stammt aus einer russisch-jüdischen Künstlerfamilie. Seine Mutter Ella Opalnaja war in Moskau Museumskustodin und Theaterregisseurin,[2] der Vater Maler und Bildhauer.[3] 1980 kam Nitzberg mit seinen Eltern nach Wien, von dort siedelte die Familie nach Dortmund über, wo er das Goethe-Gymnasium absolvierte. 1990 begann er sein Studium der Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.

Im Düsseldorfer Grupello Verlag arbeitete Nitzberg 1996 bis 2000 als Lektor und Herausgeber der Lyrikreihe Chamäleon.[4] Nachdem sich John Linthicum Ende der 1990er Jahre aus dem Düsseldorfer Literaturleben zurückgezogen und in die USA zurückgekehrt war, übernahm Nitzberg die Leitung des Salons im Literaturcafé Schnabelewopski im Heinrich-Heine-Geburtshaus.[5] Gemeinsam mit Wolfgang Reinke konzipierte er die an verschiedenen Leseorten durchgeführte Lyrikreihe Elfenbeinturm. Dichter lesen Dichter.[6]

2010 übersiedelte Nitzberg mit seiner Familie nach Wien, wo er seitdem als freier Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Librettist und Rezitator lebt. In Wien beteiligte er sich an der Konzeption der Reihe „Stunde der literarischen Erleuchtung“[7] im Literarischen Quartier „Alte Schmiede“ und trat regelmäßig mit Lesungen und Rezitationsabenden in Erscheinung. 2019 wurde er für seine Arbeiten mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung ausgezeichnet.[8]

Nitzberg war auch als Lyrik-, Übersetzungs- und Rezitationslehrer tätig und publizierte dazu.[9] Er unterrichtete unter anderem bei der vom Literaturbüro Unna alljährlich veranstalteten Sommerakademie für den literarischen Nachwuchs[10] und am Institut für Sprachkunst der Universität für Angewandte Kunst in Wien.[11]

Künstlerisches Schaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1997 machte Peter Rühmkorf in seinem Essay „Rühmen und am Lattenzaun der Marktorientierung rütteln“ auf Nitzberg aufmerksam, er würdigte ihn als einen „Traditionalisten der klassischen Moderne […] sogar mit dem nötigen Kampfgeist, den die anfechtbare Stellung herausfordert“ und verteidigte ihn gegen seine Kritiker.[12] 1999 nahmen Nitzberg und der Avantgardist Thomas Kling gemeinsam Gedichte der russischen Futuristen auf (CD Dampfbetriebene Liebesanstalt).[13] 2002 wurde Nitzberg mit dem Förderpreis zum Joachim-Ringelnatz-Preis der Stadt Cuxhaven ausgezeichnet.[14] Nitzberg verfasste nach einem unveröffentlichten Roman des österreichischen Dichters Francisco Tanzer das Libretto zu der Oper „Die Befreiung“ des Wiener Komponisten Herbert Lauermann, die 2001 in Ulm urausgeführt wurde.[15]

Seine pädagogischen und ästhetischen Prinzipien formulierte er in dem Lehrbuch „Lyrik Baukasten. Wie man ein Gedicht macht“ (Dumont, 2006).

Seit den 1990er Jahren übersetzte Nitzberg Werke fürs Theater (darunter sämtliche Dramen von Anton Tschechow[16] und Daniil Charms[17]). Ab 2012 trat er zunehmend auch als Übersetzer russischer Kunstprosa hervor, insbesondere der Werke von Michail Bulgakow, Boris Sawinkow und Fjodor Dostojewski.

Nitzbergs 2012 erschienenen Lyrikband „Farbenklavier“ pries Peter Rühmkorf „für die organische Schlüssigkeit ihrer Bildfindung und für ihre Metaphern, die sich so selbstverständlich aus der Wahrnehmung speisen“.[18]

Position zum russischen Überfall auf die Ukraine 2022[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenige Tage nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 sagte Nitzberg in einem Interview des Wiener Standards: „Kriegszeiten sind Zeiten der Propaganda. Jeder Misserfolg wird dem Gegner in die Schuhe geschoben. Wenn Sie in einem Hochhaus sitzen und einen Granateneinschlag beobachten – woher wollen Sie wissen, von welcher Seite das Geschoss stammt?“ Er wiederholte die Aussage des russischen Außenministers Sergei Lawrow, der zufolge „das russische Volk das ukrainische respektiere und als sein Brudervolk ansehe“. Zudem warf er Kollegen, die sich gegen den russischen Angriffskrieg positionierten, „Hysterie“ vor.[19] Die FAZ nannte Nitzbergs Aussagen eine „Kaskade menschenverachtender Dummheiten“ sowie „Kreml-Propaganda“.[20] Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur, schrieb dagegen: „Selten hat ein Zeitungsinterview derartig hasserfüllte Postings ausgelöst. (...) Wohltuend jenseits von Kriegspropaganda sind Veröffentlichungen, die etwas gemäßigter und differenzierter ausfallen. So das erwähnte Interview, das Standard-Redakteur Ronald Pohl mit dem in Wien lebenden Autor und Übersetzer Alexander Nitzberg geführt hat.“[21]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lyrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Libretti[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Essays[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersetzungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alexander Nitzberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wiener Zeitung Online: 30 Staatsbürgerschaften außerordentlich verliehen. Abgerufen am 17. Dezember 2020.
  2. „Bei mir gibt es etwas...“/ “At me there is something...” redost.com, Report 1.2009, abgerufen am 10. März 2022.
  3. Biographie nitzberg.de, abgerufen am 10. März 2022.
  4. Gedenken an Bruno Kehrein im Heinrich-Heine-Institut duesseldorf.de, abgerufen am 10. März 2022.
  5. Frauen-Kultur-Archiv phil-fak.uni-duesseldorf.de, abgerufen am 10. März 2022.
  6. Willicher Kunstverein, Wolfgang Reinke. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  7. Alexander Nitzberg: Dichtung für alle: Mnemosyne und Mnemotechnik. Eine Wiener Poetik: Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik. Haymon Verlag, 2013, ISBN 978-3-7099-7688-3 (google.at [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  8. volksgruppen.orf.at
  9. Alexander Nitzberg: Dichtung für alle: Mnemosyne und Mnemotechnik. Eine Wiener Poetik: Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik. Haymon Verlag, 2013, ISBN 978-3-7099-7688-3 (google.at [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  10. Ich bin zu alt. In: Philipp Bobrowski. 26. Mai 2009 (wordpress.com [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  11. Lehrende und Mitarbeiter. In: dieangewandte.at. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  12. Die Zeit, 17. Oktober 1997, Tobias Eilers: Robert Gernhardt: Theorie und Lyrik. Erfolgreiche komische Literatur in ihrem gesellschaftlichen und medialen Kontext. Waxmann Verlag, 2011, ISBN 978-3-8309-7556-4 (google.at [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  13. Alexander Nitzberg, Thomas Kling: Dampfbetriebene Liebesanstalt: Gedichte des russischen Futurismus. 1999 (ugent.be [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  14. Ringelnatz-Preis geht an Peter Rühmkorf cnv-medien.de, 21. September 2001.
  15. Landeshauptstadt Düsseldorf: Francisco Tanzer – Landeshauptstadt Düsseldorf. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  16. Übersetzer A-Z – Drei Masken Verlag. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  17. rowohlt-Theaterverlag :: Charms, Daniil. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Oktober 2017; abgerufen am 29. Juli 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rowohlt-theaterverlag.de
  18. Veranstaltung: Januar 2013 haus-fuer-poesie.org, abgerufen am 10. März 2022.
  19. Übersetzer Alexander Nitzberg: "Es wird vielfach hysterisch reagiert, Der Standard, 6. März 2022, abgerufen am 8. März 2022.
  20. Michael Martens: Menschenverachtung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. März 2022, abgerufen am 8. März 2022.
  21. Plädoyer für Deeskalation medienkultur.at, 7. März 2022.
  22. Alexander Nitzberg in: Kulturamt Landeshauptstadt Düsseldorf
  23. Literaturpreis: Read Russia würdigt deutsche Übersetzung
  24. Alexander Nitzberg und Štefan Vevar erhalten den Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung 2019. 10. Dezember 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019.