Alexandre Desplat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Alexandre Desplat (2015)

Alexandre Michel Gérard Desplat [ˌalɛkˈsɑ̃ndʀ(ə) ˈdes’pla] (* 23. August 1961 in Paris) ist ein französisch-griechischer[1] Komponist. Er komponierte Musik zu über 200 Film- und Fernsehproduktionen. Für die Musik der Filme Grand Budapest Hotel und Shape of Water – Das Flüstern des Wassers wurde er mit Oscars für die Beste Filmmusik ausgezeichnet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexandre Desplat wurde 1961 in Paris geboren. Sein französischer Vater und seine Mutter, eine Griechin, hatten sich während ihres Studiums am US-amerikanischen Berkeley College kennengelernt. Desplat, der zweisprachig aufwuchs, erhielt schon in jungen Jahren Musikunterricht. Mit sechs Jahren erhielt er Klavierstunden, mit acht bzw. zehn Jahren Trompeten- und Flötenunterricht. Zur selben Zeit begann Desplat erste eigene Musikstücke zu komponieren. Seine Ausbildung setzte er am Conservatoire de Paris unter Claude Ballif sowie am Le Atelier UPIC von Iannis Xenakis fort. Desplat studierte danach Orchestrierung in Los Angeles bei Jack Hayes. Seine Faszination für amerikanischen Jazz und Filmmusik aus Hollywoodfilmen floss später in seine Arbeit ein.

Parallel zu seiner klassischen Musikausbildung gelang es Alexandre Desplat auch, bei dem Brasilianer Carlinhos Brown und dem Zairer Ray Lema Erfahrungen zu sammeln. Seinen ersten Filmscore schrieb er 1985 für Robert Guédiguians Komödie Ki lo sa?. Seither hat sich Desplat vornehmlich einen Namen als Komponist von bisher über fünfzig Filmkompositionen gemacht. Er arbeitete unter anderem für so renommierte europäische Regisseure wie Jacques Audiard, Marleen Gorris und Patrice Leconte. Für seine Filmkompositionen in Audiards Filmen Das Leben: Eine Lüge (1996) und Lippenbekenntnisse (2001) wurde er für den renommierten französischen Filmpreis César nominiert. Im Jahr 2002 folgte die Titelmelodie für den Episodenfilm 11′09″01 – September 11 in dem sich mehrere Regisseure aus verschiedenen Ländern mit dem Attentat auf die Türme des World Trade Centers in New York am 11. September 2001 auseinandersetzen. Filmsongs schrieb Desplat unter anderem für Catherine Ringer, Charlotte Gainsbourg, Kate Beckinsale, Michael Gambon, Nadia Farès und John Hurt. Außerdem kreierte er die Melodien für Karl Zeros Album Songs for Cabriolets und Eric Morenas Ô mon Bateau bzw. Je suis le Torero de l’Amour. Weiterhin komponierte er Musik für den französischen Theater- und Opernregisseur André Engel von der Comédie-Française, für Philippe Genty sowie für Ballett-Aufführungen.

Internationaler Durchbruch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2003 schuf Alexandre Desplat die Filmmusik für Peter Webbers Historiendrama Das Mädchen mit dem Perlenohrring mit Scarlett Johansson und Colin Firth in den Hauptrollen. Der Filmscore, der ihm unter anderem Nominierungen für den Golden Globe Award, British Academy Film Award und den Europäischen Filmpreis einbrachte, markierte seinen internationalen Durchbruch als Filmkomponist und ließ ihn auch in Hollywood bekannt werden. Erneut von Kritikern gelobt wurde er ein Jahr später für die Zusammenarbeit an Jonathan Glazers kontrovers aufgenommenem Drama Birth mit Nicole Kidman, mit dessen verstörendem Score er seinen Platz in der Riege der Hollywood-Komponisten festigte. Er ist nach wie vor auch für europäische Produktionen tätig. 2005 arbeitete Desplat erneut mit Jacques Audiard zusammen. Für die von Werken Johann Sebastian Bachs inspirierte Filmmusik zu Audiards Drama Der wilde Schlag meines Herzens erhielt er im selben Jahr den Silbernen Bären bei den Filmfestspielen von Berlin und 2006 den César. Zwei weitere Golden-Globe-Nominierungen folgten 2006 und 2007 für die Filmmusiken zu Stephen Gaghans Politdrama Syriana (2005) und dem romantischen Drama Der bunte Schleier mit Naomi Watts, Edward Norton und Liev Schreiber, für das er den Preis letztlich erhielt. Ebenfalls im Jahr 2007 wurde Desplat mit einer Oscar-Nominierung und dem Europäischen Filmpreis für seine Kompositionen in Stephen FrearsElizabeth-II.-Biografie Die Queen gewürdigt. Jeweils eine weitere Oscar-Nominierung erhielt er für seine Arbeit an David Finchers Literaturverfilmung Der seltsame Fall des Benjamin Button (2008) und Wes Andersons Animationsfilm Der fantastische Mr. Fox (2009).

Als Dirigent leitete Alexandre Desplat unter anderem das London Symphony Orchestra, das Orchestre National de France, das Royal Philharmonic Orchestra, die Tschechische Philharmonie und das Münchener Symphonieorchester. Er unterrichtet an der Pariser Sorbonne und am Royal College of Music in London. Als Schauspieler absolvierte Desplat einen Auftritt in Josiane Balaskos Komödie Mein Leben ist die Hölle (1991) an der Seite von Daniel Auteuil.

Im Jahr 2010 arbeitete Desplat am ersten Teil von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Damit löste er den bisherigen Komponisten Nicholas Hooper ab. Im selben Jahr wurde er in die Wettbewerbsjury der 63. Filmfestspiele von Cannes berufen. Es folgte The King’s Speech, wofür er bereits seine vierte Oscarnominierung innerhalb von fünf Jahren erhielt. Im Jahr 2014 war Desplat Vorsitzender der Jury der internationalen Filmfestspiele von Venedig. 2015 erhielt er für seine Musik für Grand Budapest Hotel einen Oscar. Später komponierte er auch die Filmmusik zu Andersons Stop-Motion-Film Isle of Dogs – Ataris Reise. Für die Filmmusik zum Film Shape of Water – Das Flüstern des Wassers erhielt er einen weiteren Oscar.

Im Rahmen der Gala Hollywood in Vienna wurde er am 13. Oktober 2016 mit dem Max Steiner Preis der Stadt Wien ausgezeichnet.[2]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichte Filmmusiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unveröffentlichte Filmmusiken (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1993: Pesthauch des Bösen (The Hour of the Pig)
  • 2001: Der Traum der Rinaldis (Les Ritaliens)
  • 2001: Vive nous!
  • 2001: Barnie et ses petites contrariétés
  • 2001: Home Sweet Home
  • 2001: Mauvais genres
  • 2001: Campagnes
  • 2002: Michel Audiard et le mystère du triangle des Bermudes
  • 2002: Madame Sans-Gêne
  • 2002: Une autre femme
  • 2002: Tous les chagrins se ressemblent
  • 2002: Paroles d’étoiles
  • 2003: Pakt des Schweigens (Le pacte du silence)
  • 2003: Stormy Weather
  • 2003: Virus au paradis
  • 2003: Les baisers des autres
  • 2003: Tristan
  • 2003: À boire
  • 2003: Les beaux jours
  • 2004: Le pays des enfants perdus
  • 2005: Une aventure
  • 2005: Tu vas rire, mais je te quitte
  • 2006: In flagranti – Wohin mit der Geliebten? (La doublure)
  • 2006: Chanson d’Amour (Quand j’étais chanteur)
  • 2007: Michou d’Auber
  • 2007: Ségo et Sarko sont dans un bateau …
  • 2021: Eiffel in Love
  • 2022: The Outfit
  • 2022: The Lost King

Kompilationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oscar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Auszeichnung Werk Resultat
2007 Beste Filmmusik Die Queen Nominiert
2009 Beste Filmmusik Der seltsame Fall des Benjamin Button Nominiert
2010 Beste Filmmusik Der fantastische Mr. Fox Nominiert
2011 Beste Filmmusik The King’s Speech Nominiert
2013 Beste Filmmusik Argo Nominiert
2014 Beste Filmmusik Philomena Nominiert
2015 Beste Filmmusik The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben Nominiert
Beste Filmmusik Grand Budapest Hotel Ausgezeichnet
2018 Beste Filmmusik Shape of Water – Das Flüstern des Wassers Ausgezeichnet
2019 Beste Filmmusik Isle of Dogs – Ataris Reise Nominiert
2020 Beste Filmmusik Little Women Nominiert

Golden Globe Award[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Auszeichnung Werk Resultat
2004 Beste Filmmusik Das Mädchen mit dem Perlenohrring Nominiert
2006 Beste Filmmusik Syriana Nominiert
2007 Beste Filmmusik Der bunte Schleier Ausgezeichnet
2009 Beste Filmmusik Der seltsame Fall des Benjamin Button Nominiert
2011 Beste Filmmusik The King’s Speech Nominiert
2015 Beste Filmmusik The Imitation Game Nominiert
2016 Beste Filmmusik The Danish Girl Nominiert
2018 Beste Filmmusik Shape of Water – Das Flüstern des Wassers Ausgezeichnet
2019 Beste Filmmusik Isle of Dogs – Ataris Reise Nominiert
2020 Beste Filmmusik Little Women Nominiert
2021 Beste Filmmusik The Midnight Sky Nominiert
2022 Beste Filmmusik The French Dispatch Nominiert
2023 Beste Filmmusik Pinocchio Nominiert
Beste Filmsong Nominiert

Grammy Awards[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Auszeichnung Werk Resultat[6]
2010 Best Score Soundtrack Album for a Motion Picture, Television or Other Visual Media Der seltsame Fall des Benjamin Button (Disc 1) Nominiert
2012 Best Score Soundtrack for Visual Media The King’s Speech Ausgezeichnet
Best Score Soundtrack for Visual Media Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2 Nominiert
2014 Best Score Soundtrack for Visual Media Argo Nominiert
Best Score Soundtrack for Visual Media Zero Dark Thirty Nominiert
2015 Best Score Soundtrack for Visual Media Grand Budapest Hotel Ausgezeichnet
2016 Best Score Soundtrack for Visual Media The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben Nominiert
2019 Best Score Soundtrack for Visual Media Shape of Water – Das Flüstern des Wassers Nominiert
Best Instrumental Composition Shape of Water – Das Flüstern des Wassers Nominiert
Best Arrangement, Instrumental or A Cappella Shape of Water – Das Flüstern des Wassers Nominiert
2021 Best Instrumental Composition Plumfield aus Little Women Nominiert

British Academy Film Award[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Auszeichnung Werk Resultat
2004 Beste Filmmusik Das Mädchen mit dem Perlenohrring Nominiert
2007 Beste Filmmusik Die Queen Nominiert
2009 Beste Filmmusik Der seltsame Fall des Benjamin Button Nominiert
2010 Beste Filmmusik Der fantastische Mr. Fox Nominiert
2011 Beste Filmmusik The King’s Speech Ausgezeichnet
2013 Beste Filmmusik Argo Nominiert
2015 Beste Filmmusik Grand Budapest Hotel Ausgezeichnet
2018 Beste Filmmusik Shape of Water – Das Flüstern des Wassers Ausgezeichnet
2019 Beste Filmmusik Isle of Dogs – Ataris Reise Nominiert
2020 Beste Filmmusik Little Women Nominiert
2022 Beste Filmmusik The French Dispatch Nominiert

César[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Auszeichnung Werk Resultat
1997 Beste Filmmusik Das Leben: Eine Lüge Nominiert
2002 Beste Filmmusik Lippenbekenntnisse Nominiert
2006 Beste Filmmusik Der wilde Schlag meines Herzens Ausgezeichnet
2008 Beste Filmmusik Der Feind in den eigenen Reihen – Intimate Enemies Nominiert
2010 Beste Filmmusik Ein Prophet Nominiert
2011 Beste Filmmusik Der Ghostwriter Ausgezeichnet
2013 Beste Filmmusik Der Geschmack von Rost und Knochen Ausgezeichnet
2020 Beste Filmmusik Intrige Nominiert

Weitere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internationale Filmfestspiele Berlin

Chicago Film Critics Association Awards

Étoile d’Or

  • 2006: Beste Filmmusik in Der wilde Schlag meines Herzens
  • 2008: nominiert für die beste Filmmusik in Intimate Enemies

Europäischer Filmpreis

  • 2004: nominiert für die beste Filmmusik in Das Mädchen mit dem Perlenohrring
  • 2007: Beste Filmmusik in Die Queen
  • 2009: nominiert für die beste Filmmusik in Coco Chanel
  • 2010: Beste Filmmusik in Der Ghostwriter
  • 2011: nominiert für die beste Filmmusik in The King’s Speech

Los Angeles Film Critics Association Awards

World Soundtrack Award

  • 2007: Filmkomponist des Jahres für Die Queen und Der bunte Schleier
  • 2008: nominiert als Filmkomponist des Jahres für Der Goldene Kompass
  • 2009: Filmkomponist des Jahres für Der seltsame Fall des Benjamin Button, Chérie, Coco Chanel und Largo Winch sowie Beste Filmmusik des Jahres für Der seltsame Fall des Benjamin Button
  • 2010: Filmkomponist des Jahres für Julie & Julia, Der fantastische Mr. Fox, New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde und Der Ghostwriter sowie Beste Filmmusik des Jahres für Der fantastische Mr. Fox

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alexandre Desplat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jon Burlingame: Thinking in Colors and Textures, Then Writing in Music. In: The New York Times. 7. Januar 2007, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 29. November 2021]).
  2. Hollywood in Vienne – Festival der Filmmusik, abgerufen am 12. Juni 2018.
  3. Légifrance: Décret du 13 juillet 2011 portant promotion et nomination. Abgerufen am 29. November 2021 (französisch).
  4. Légifrance: Décret du 14 novembre 2016 portant promotion et nomination. Abgerufen am 29. November 2021 (französisch).
  5. Ministère de la Culture: Nomination dans l’ordre des Arts et des Lettres janvier 2016. Archiviert vom Original am 8. November 2021; abgerufen am 29. November 2021 (französisch).
  6. Alexandre Desplat. In: www.grammy.com. 15. Dezember 2020, abgerufen am 14. Dezember 2021 (englisch).