Alfons Karl Zwicker

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Alfons Karl Zwicker (* 22. April 1952 in St. Gallen) ist ein Schweizer Komponist, Pianist und Maler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfons Karl Zwicker begann seine berufliche Laufbahn als Maler und Gestalter. Er schuf mehrere Bilder, die im Zeitraum von 1973 bis 1980 ausgestellt wurden. Zwicker studierte dann von 1976 bis 1981 Klavier bei Hadassa Schwimmer am Konservatorium Winterthur und von 1983 bis 1987 bei Werner Bärtschi in Zürich.[1][2] Von 1984 bis 1988 absolvierte er ein Kompositionsstudium bei Rudolf Kelterborn an der Musik-Akademie der Stadt Basel.[1]

Danach trat er zunächst als Interpret Neuer Musik in Erscheinung und war als Liedbegleiter tätig.[1] Zur Förderung der zeitgenössischen Musik gründete er 1987 in St. Gallen das IGNM-Musikpodium Contrapunkt und leitete diese Konzertreihe bis 1993.[1]

Ab 1990 war Zwicker kompositorisch tätig. Er besuchte 1993 in Luzern einen Meisterkurs bei Edisson Denissow[2] und wurde im Jahr 2000 Mitglied der Komponistengruppe Groupe Lacroix.[3] Mit dieser realisierte er ein Musikprojekt zu Paul Klee.[4] Im Rahmen des Projekts Œuvres Suisses komponierte er für das Sinfonieorchester St. Gallen das Werk «Unter dem Grabhügel» für Saxophon und Orchester, welches mit dem Solisten Vincent Daoud (Saxophon) unter der Leitung von Otto Tausk im Februar 2015 in der Tonhalle St. Gallen uraufgeführt wurde.

Einen Aufbaustudiengang in Arts Management an der Universität Basel schloss er 2002 mit dem Master of Advanced Studies ab.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1989: Kulturförderungspreis der Stadt St. Gallen (für Beitrag zum Musikpodium Contrapunkt)[2]
  • 1991: Internationaler Bodenseekulturförderungspreis (für kompositorisches Wirken)[2]
  • 1993: Werkbeitrag des Kantonalen Amts für Kulturpflege St. Gallen (für Projekt Afrikanische Notizen)
  • 1994: Werkbeitrag der Stiftung Pro Helvetia (für Orchester-Zyklus Vom Klang der Bilder)
  • 1997: Werkbeitrag der Stiftung Pro Arte (für Oper Die Höllenmaschine)
  • 2003: Kompositionsbeitrag Stiftung Pro Helvetia (für Oper Der Tod und das Mädchen)
  • 2004: Förderbeitrag der Ernst von Siemens Musikstiftung (für Oper Der Tod und das Mädchen)
  • 2007: Werkbeitrag der Stadt St. Gallen (für Ein weltliches Requiem)[5]
  • 2012: Kulturpreis der Stadt St. Gallen – dotiert mit 20’000 Franken (für experimentelles Musiktheater und eindrückliche Bühneninszenierungen)[6]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bühnenwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bühnen-/Schauspielmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nachtduett (1989–1990). Zyklus mit Gedichten von Georg Trakl für Mezzosopran, Bass, Flöte, Cembalo, 4 Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass

Vokalmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erfrorene Träume (1990–1992). Zyklus nach Gedichten von Josef Kopf für Mezzosopran und Ensemble
  • Pilgerfahrt zu blauen Eisziegeln (1990–1993) für Bariton und Klavier. Text: Josef Kopf
  • Tropfen auf Stein (1995). Zyklus nach Gedichten von Elisabeth Heck für Bariton, Flöte, Harfe, Klavier, Schlagzeug und Viola
  • Die Welt braust (1996) für Bariton solo nach einem Brief von August Stramm
  • Konstellation mit Mondtransit (1998–1999) für Sopran, Violine, Posaune, Violoncello, Klarinette und Klavier
  • Erinnerung an Nelly Sachs (1999) für 2 Flöten, Cembalo und Frauenstimme
  • Empathie (2001–2002) für Sopran, Violoncello und Tonband. Text: Else Lasker-Schüler
  • Landschaft aus Schreien (2003) für Mezzosopran und Klavier. Text: Nelly Sachs
  • Mirlitonnades (2007) für Mezzosopran und 6 Instrumente. Text: Samuel Beckett
  • Dem heiligsten Stern über mir (2009) für Alt und Klavier

Instrumentalmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orchestermusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Begegnung mit dem Eis (1992–1993) für mittleres Orchester
  • Vom Klang der Bilder (1987–1996). Zyklus für grosses Orchester und Klavier solo
  • Sprachklang (2004) für solistisches Streichorchester
  • L’été symmétric (Le jardin sous les eaux, Teil 2) (2009–2010) für grosses Orchester

Kammermusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Variationen für Violine solo (1988)
  • Diskurs (1988) für Klavier und 2 Trommeln (1 Spieler)
  • Rituale für Fada (1994) für Streichquartett
  • Postludien (1995–1997) für Violine und Klavier
  • Kosmogramm I (1998–1999) für Klavier solo
  • Trauernd (2001). Klee-Klang für Oboe, Fagott, Viola und Gitarre
  • Verständigung (2002). Erinnerungen aus dem Verlies für Ensemble
  • Botschaften des Regens (2003) für Violoncello und Schlagzeug
  • Monogramme (2004–2007). 8 Klavierstücke
  • Secretum (2006–2007). 8 Stücke nach den Urzeichen des I Ging für Violoncello und Kontrabass
  • Monstrosität (2009–2010) für Klavier zu 4 Händen
  • Vom Klang der radikalen Architektur (2010). Zyklus für Klavier zu vier Händen
  • Hommage à Jean Baudrillard (2010) für Ensemble

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vom Klang der Bilder (Musiques Suisses, 1998). Peter Waters (Klavier), Bohuslav Martinu Philharmonic Orchestra, Monica Buckland Hofstetter (Leitung)
  • Erfrorene Träume (ASM, 1999). Eleanor James, Marc Fournel, Charly Baur, Priska Zaug, Ursula Oelke, Manuel Bärtsch, Juhani Palola, Beatrix Sieber, Leo Gschwend, Jean-Marc Chappuis, Raffael Bietenhader, Jürg Wyttenbach (Leitung)
  • Rituale für Fada (Classic 2000). Arioso-Quartett St. Gallen
  • Groupe Lacroix: 8 Pieces on Paul Klee (Creative Works Records, 2003). Ensemble Sortisatio
  • Monogramme (Creative Works Records, 2008). Peter Waters (Klavier)
  • Der Tod und das Mädchen (MGB, 2011). Frances Pappas (Mezzosopran), Andreas Scheibner (Bariton), Hans-Jürgen Schöpflin (Tenor), Chor und Sinfonieorchester St. Gallen, Jonathan Stockhammer (Leitung)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adrian Riklin: Die Geburt der Musik aus dem alltäglichen Drama. In: Saiten 44 (1997).
  • Roland Schönenberg: Reise über Afrika ins Nordlicht. St. Gallen: Komponisten-Portrait Alfons Karl Zwicker. In: Dissonanz 55 (1998), S. 33–34.
  • Zwicker, Alfons Karl. In: Axel Schniederjürgen (Hrsg.): Kürschners Musiker-Handbuch. 5. Auflage, Saur Verlag, München 2006, ISBN 3-598-24212-3, S. 537.
  • Zwicker, Alfons Karl. In: Wilhelm Kosch, Ingrid Bigler-Marschall (Hrsg.): Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 7: Wolbring–Zysset, De Gruyter, Berlin [u. a.] 2011, ISBN 978-3-11-026918-5, S. 3926–3927.
  • Lisa D. Nolte: Blutrote Betroffenheit. Alfons Karl Zwickers Oper „Der Tod und das Mädchen“ am Theater St. Gallen (September bis November 2011). In: Dissonanz 117 (2012), S. 59–60.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Deutsches Theaterlexikon, 2011.
  2. a b c d Kürschners Musiker-Handbuch, 2006.
  3. Groupe Lacroix im Music Information Center Austria
  4. Jörg Jewanski, Hajo Düchting: Musik und Bildende Kunst im 20. Jahrhundert. Begegnungen – Berührungen – Beeinflussungen. Kassel University Press, Kassel 2009, ISBN 978-3-89958-442-4, S. 144.
  5. Werkbeiträge für St.Galler Kunstschaffende (Memento vom 6. Dezember 2015 im Internet Archive). Website der Stadt St. Gallen. Abgerufen am 5. Januar 2013.
  6. Nachrichten St. Galler Kulturpreis. Michael Steiner und Alfons Karl Zwicker werden geehrt. In: Tages-Anzeiger, 5. Oktober 2012, S. 29.