Alfred Braun

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Braun in einer Porträtaufnahme des Berliner Fotografen Werner Bethsold Mitte der 70er Jahre
Braun bei der Landung des Zeppelins LZ 127 in Staaken, 1928
Von rechts: Ernst Heilmann, Friedrich Ebert junior, Alfred Braun, Heinrich Giesecke, Hans Flesch und Kurt Magnus als Häftlinge im KZ Oranienburg, August 1933
Ehrengrab von Alfred Braun auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Alfred Braun (* 3. Mai 1888 in Berlin; † 3. Januar 1978 ebenda) war ein Pionier des deutschen Rundfunks. Braun wurde unter anderem als Rundfunkreporter und Hörspielregisseur berühmt. Er war auch Schauspieler, Regisseur bei Bühne und Film sowie Drehbuchautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Braun wuchs im proletarischen Berlin NO auf, später nannte er sich einen „Jungen vom Prenzlauer Berg“. Die mit einem Begabtenstipendium ermöglichte höhere Ausbildung brach er mit 17 Jahren zugunsten seiner Leidenschaft für das Theater ab. Er wurde ein Schüler von Max Reinhardt und erhielt 1907 sein erstes Engagement als Schauspieler am Berliner Schiller-Theater. Im Ersten Weltkrieg war Braun als einziger Ernährer seiner Familie vom Kriegsdienst freigestellt. Ab November 1924 begann seine Tätigkeit beim Funk, zunächst als Sprecher, später auch als Regisseur der Funk-Stunde Berlin, dem ersten Radiosender Deutschlands. In die Rundfunkgeschichte eingegangen sind Brauns Live-Reportagen von der Trauerfeier für Reichsaußenminister Gustav Stresemann (6. Oktober 1929) und der Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Thomas Mann (10. Dezember 1929), ebenso die Inszenierung von SOS … rao rao … Foyn, dem ältesten komplett erhaltenen Hörspiel in deutscher Sprache. Diese Inszenierung von Alfred Braun blieb im Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) erhalten und wurde vom DRA-eigenen Verlag Ende 2013 als Audio-CD herausgebracht.

Bis 1933 war er Leiter der Schauspielabteilung der Funk-Stunde Berlin. Immer wieder übernahm er selbst auch Filmrollen. Der Sozialdemokrat Braun gehörte zu den populärsten Gestalten der Weimarer Republik. Der Machtantritt der Nationalsozialisten beendete 1933 Brauns Tätigkeit. Die Gestapo verhaftete Braun im August 1933 unter dem Vorwurf, als ein Hauptvertreter des „Weimarer Systemrundfunks“ der Verantwortliche für eine „Verjudung der Funkstunde“ zu sein, und brachte ihn für sechs Wochen in das Konzentrationslager Oranienburg, dann in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit. Zu einer Anklage Brauns im geplanten und im Herbst 1934 veranstalteten „Reichs-Rundfunk-Prozess“ kam es nicht.

Ende September 1933 erreichte der prominente Schweizer Theaterschaffende Ferdinand Rieser Brauns Freilassung, die mit einer Emigration in die Schweiz verbunden war. Zunächst engagierte ihn Rieser 1933 am Schauspielhaus Zürich. Danach war Braun von 1935 Ende 1937 Schauspieler und Regisseur am Stadttheater Basel. Nach Ablehnung seines Antrags auf Rehabilitierung und Wiederbeschäftigung beim Berliner Rundfunk durch Joseph Goebbels vermittelte ihm Carl Ebert 1937 die Stelle des Rhetoriklehrers an der Theater- und Opernabteilung der türkischen National-Akademie in Ankara. Bei Kriegsausbruch kehrte Braun 1939 nach Berlin zurück und wurde, zunächst anonym, Kriegsberichterstatter, dann Drehbuchautor. Das Deutsche Bühnenjahrbuch 1940 vermerkt Alfred Braun als kommissarischen Leiter des Bereichs Produktion I – Zeitgeschehen beim Deutschen Fernseh-Rundfunk, Kaiserdamm 77.[1] Unter Veit Harlan war Braun 1940 Regieassistent bei dessen antisemitischem Hetzfilm Jud Süß, fungierte 1941 als Sprecher des Fliegerwerbefilms Himmelsstürmer und verfasste danach für Harlan die Drehbücher zu den Filmen Die goldene Stadt, Opfergang, Immensee und Kolberg.

Vor dem Kriegsende hatte sich Braun nach Stuttgart zurückgezogen, wo er 1943 ein kleines Anwesen erworben hatte. In der Nachkriegszeit arbeitete er dort von 1945 bis 1947 für die amerikanische Besatzungsmacht im Rundfunk. Von der sowjetischen Besatzungsmacht als „Antifaschist“ angefordert, kehrte Braun 1947 nach Berlin-Prenzlauer Berg zurück, um Kommentator am kommunistischen Berliner Rundfunk zu werden, wo er antiamerikanische Propaganda betrieb. Diese Tätigkeit beendete er im Jahr 1949. Anschließend hatte er in Westdeutschland und West-Berlin als Hörspielregisseur und Filmregisseur Erfolg, unter anderem 1953 mit dem Zarah-Leander-Film Ave Maria. Seine Inszenierungen hatten einen stark gefühlsbetonten Charakter, wie er im bundesdeutschen Film der 1950er Jahre häufig war. In der Filmbiografie Stresemann widmete Braun sich erneut dem Reichsaußenminister Gustav Stresemann.

Ungeachtet seines Einsatzes für die Nationalsozialisten und anschließend für die Kommunisten wurde Braun 1954 in West-Berlin Intendant des neugegründeten Sender Freies Berlin, danach von 1957 bis 1958 Programmdirektor und führte nebenher Regie in mehreren Filmen.

Alfred Braun starb Anfang 1978 im Alter von 89 Jahren in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend.[2] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Alfred Braun (Feld 18-K-102) seit 1990 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2016 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[3]

Seine Tochter ist die Schauspielerin Etta Braun (* 1928).

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tondokumente

  • Stimmen des 20. Jahrhunderts: Der Klang der zwanziger Jahre. Prod.: DHM/DRA, 2004. (Die Audio-CD enthält Brauns Rundfunkreportagen aus dem Jahr 1929.)
  • William Shakespeare: Romeo und Julia mit Klaus Kinski. Regie: Alfred Braun. Prod.: Berliner Rundfunk, 1949.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1929: Friedrich Wolf: SOS … rao rao … Foyn – „Krassin“ rettet „Italia“ – Regie: Alfred Braun (Hörspiel – RRG)
  • 1931: William Shakespeare: Hamlet, Bearbeitung: Bertolt Brecht, Komposition: Walter Gronostay – Regie (Funk-Stunde Berlin)
  • 1932: Bertolt Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe, Co-Regie: Bertolt Brecht – Regie (Funk-Stunde Berlin)
  • 1947: Friedrich Karl Kaul: Einer von vielen – Regie (Berliner Rundfunk)
  • 1947: Bernhard Zebrowski: Abschied von Shanghai (Sprecher) – Regie: Hannes Küpper (Berliner Rundfunk)
  • 1947: Hans Sattler: Der Weg aus dem Dunkel – Regie (Berliner Rundfunk)
  • 1948: Friedrich Karl Kaul: Auf die Barrikaden – Regie (Berliner Rundfunk)
  • 1948: George Bernard Shaw: Der Kaiser von Amerika – Regie (Berliner Rundfunk)
  • 1948: Stralauer Fischzug (auch Autor und Sprecher) – Regie (Berliner Rundfunk)
  • 1949: William Shakespeare: Romeo und Julia (Prologsprecher) – Regie (Berliner Rundfunk)
  • 1949: George Bernard Shaw: Die heilige Johanna – Regie (Berliner Rundfunk)

Ehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Spreekieker

Am Iburger Ufer direkt an der Spree im Ortsteil Berlin-Charlottenburg befindet sich ein Denkmal Der Spreekieker, das von der Künstlerin Gertrud Bergmann stammt und den „ersten Rundfunksprecher“ Deutschlands ehrt. Die Bezeichnung des Denkmals erinnert an eine ab 1962 alle 14 Tage von Alfred Braun beim SFB gesprochene Reportagesendung, deren Texte er 1965 auch in Buchform veröffentlichte.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alfred Braun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsches Bühnenjahrbuch 1940, 51. Jahrgang, Hrg.: Der Präsident der Reichstheaterkammer Berlin, Seite 658.
  2. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 484.
  3. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018). (PDF, 413 kB) Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, S. 10; abgerufen am 8. November 2019. Anerkennung und weitere Erhaltung von Grabstätten als Ehrengrabstätten des Landes Berlin. (PDF, 205 kB) Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 17/3105 vom 13. Juli 2016, S. 1 und Anlage 2, S. 1; abgerufen am 8. November 2019.
  4. Alfred Braun: Der Spreekieker, Lettner Verlag, Berlin 1965, Information zur Sendung in der Einleitung, S. 5 f.