Alfred Tennyson, 1. Baron Tennyson

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Alfred Tennyson)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Alfred Tennyson, 1. Baron Tennyson

Alfred Tennyson, 1. Baron Tennyson, auch genannt Alfred Lord Tennyson (* 6. August 1809 in Somersby, Lincolnshire; † 6. Oktober 1892 in Aldworth bei Reading) war ein britischer Dichter des Viktorianischen Zeitalters.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tennyson war das dritte von elf Kindern des Geistlichen und Lehrers George Tennyson. Außer den vier Jahren an der Grundschule wurde Tennyson von seinem Vater unterrichtet. 1827, mit achtzehn Jahren, ermöglichte eine vermögende Tante Tennyson ein Studium am Trinity College in Cambridge. Diese noble Geste und die liberale Welt an der Universität machten auf den schüchternen Tennyson großen Eindruck.

Zwischen 1828 und 1830 studierte Tennyson in Cambridge am Trinity College, beendete aber sein Studium nicht. Während dieser Zeit war er Mitglied der Cambridge Apostles.

Tennyson dichtete schon seit seiner Schülerzeit und konnte 1826 mit seinen Brüdern Frederick Tennyson und Charles Tennyson die Anthologie Poems of two brothers veröffentlichen. Als Student wurde Tennyson für ein Gedicht die Chancellor’s medal for English verse verliehen. Im Sommer 1830 reiste Tennyson mit Arthur Henry Hallam durch Frankreich in die Pyrenäen. Sie wollten Revolutionären, welche sich gegen die spanische Monarchie erhoben, einen im Vereinigten Königreich gesammelten Geldbetrag überbringen.

Als im März 1831 sein Vater starb, verließ Tennyson sofort die Universität, um seiner Mutter beizustehen. Ein Jahr später verlobte sich sein Freund Hallam mit seiner Schwester Emily. Hallam starb überraschend am 15. September 1833. Tennyson war so erschüttert, dass er sich für die nächsten vier Jahre vollkommen zurückzog. Erst als die Familie Ende 1837 von Somersby nach High Beech, Epping (bei London) zog, schien sich Tennyson wieder zu erholen. Anfang 1838 verlobten sich Tennyson und Emily Sellwood, die Schwester seiner Schwägerin. Da Tennyson nach zwei Jahren immer noch nicht von seinem literarischen Schaffen leben konnte, löste Familie Sellwood die Verlobung.

Am 1. Juni 1850 veröffentlichte Tennyson In Memoriam, eine elegische Klage auf den Tod seines Freundes Arthur Hallam, an der er siebzehn Jahre lang gearbeitet hatte. Mit diesem Gedicht schaffte er den Durchbruch; die Kritik war überwältigend. Am 13. Juni heirateten er und Emily Sellwood und am 19. November ernannte ihn Königin Victoria zum Poet Laureate.

Von 1851 bis 1853 wohnte Tennyson in Chapel House, in Twickenham. Tennyson schrieb die im selben Jahr veröffentlichte Ode on the Death of the Duke of Wellington.[1]

1854 schrieb er das berühmte Gedicht The Charge of the Light Brigade zum Gedenken an den tapferen, blutigen und verlustreichen Angriff der leichten britischen Kavalleriebrigade am 25. Oktober 1854 auf eine russische Artilleriestellung im Krimkrieg während der Schlacht von Balaklawa. Das Gedicht erschien am 9. Dezember 1854 im Examiner[2] und machte die Attacke bekannt. Sie wurde später zweimal verfilmt: 1936 von Michael Curtiz (Der Verrat des Surat Khan) und 1968 von Tony Richardson (Der Angriff der leichten Brigade).

1864 wurde er Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh[3] und 1865 Mitglied (Fellow) der Royal Society of London.[4] 1875 wurde Tennyson in die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique[5] und 1876 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1884 wurde er als Baron Tennyson, of Aldworth in the County of Sussex and of Freshwater in the Isle of Wight, und zum Peer erhoben. Damit stand ihm auch ein Sitz im House of Lords zu.[6] Im Winter 1888/89 zog er sich ein rheumatisches Leiden zu, von dem er sich nicht mehr erholte. Eine Umfrage in dieser Zeit ermittelte, dass Tennyson neben Königin Victoria und Premierminister William Gladstone der bekannteste Brite war.

Aus Tennysons Ehe mit Emily Sarah Sellwood (1813–1896) gingen zwei Söhne hervor:[7][8]

Alfred Tennyson erkrankte im Frühling 1892 an einer hartnäckigen Grippe, an der er am 6. Oktober 1892 frühmorgens in seinem Haus in Aldworth starb. Sein Sohn Hallam erbte seinen Titel.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Gedichte thematisierten oft die englische Mythologie (z. B. die Artussage in Idylls of the King 1859) und Geschichte (z. B. The charge of the Light Brigade) und boten somit inhaltlich verschiedenste Vorlagen für die viktorianischen Kunstbewegungen des 19. Jahrhunderts, wie die Ästhetische Bewegung, die Arts and Craft-Bewegung, die später im Jugendstil endete, und die präraffaelitische Bruderschaft, die insbesondere The Lady of Shalott immer wieder thematisieren.[9]

1869 übersetzte der ostwestfälische Arzt, Politiker und Dichter Friedrich Wilhelm Weber neben einigen Gedichten A. Tennysons Enoch Arden und Aylmers Field, 1874 Maud in die deutsche Sprache. Zu Tennysons bekanntesten Werken zählen:

John William Waterhouse: The Lady of Shalott (1888)

Vertonungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiteres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kap Tennyson in der Antarktis wurde nach ihm benannt.

Anspielungen und Zitate aus Werken von Tennyson findet man immer noch häufig, auch in Werken der Popkultur. Im Spielfilm Der Club der toten Dichter werden auch ein paar Verse von Alfred Lord Tennyson vorgetragen: „Kommt, meine Freunde, noch ist es nicht zu spät, eine neue Welt zu suchen, … “ aus Ulysses. Andere Verse aus demselben Gedicht zitiert die Geheimdienst-Chefin M in dem James-Bond-Film Skyfall während einer parlamentarischen Anhörung, als ein Mordversuch gegen sie unternommen wird, der scheitert, weil sich Bond dem Angreifer erfolgreich in den Weg stellt – unter Anspielung auf alte, unbeugsame Tugenden, wie es in dem Gedicht beschrieben wird: „… One equal temper of heroic hearts,/ Made weak by time and fate, but strong in will/To strive, to seek, to find, and not to yield.“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John Batchelor: Tennyson: to strive, to seek, to find. Chatto & Windus, London 2012, ISBN 978-0-7011-8058-4.
  • Friedrich Brie: Tennyson’s „Ulysses“. In: Anglia. Bd. 59 (1935), S. 441–447.
  • Roman Dyboski: Tennysons Sprache und Stil. Johnson, New York 1964 (Nachdr. d. Ausgabe Wien 1907).
  • Christian Enzensberger: Viktorianische Lyrik. Tennyson und Swinburne in der Geschichte der Entfremdung. Carl Hanser, München 1997, ISBN 3-446-11226-X (zugl. Habilitationsschrift, Universität München 1969).
  • Philip Henderson: Tennyson: poet and prophet. Routledge Kegan, London u. a. 1978, ISBN 0-7100-8776-4.
  • Robert Bernard Martin: Tennyson: the unquiet heart; [a biography]. Clarendon Pr., Oxford [u. a.] 1980, ISBN 0-19-812072-9.
  • Elaine Jordan: Alfred Tennyson. CUP, Cambridge 1988, ISBN 978-0-521-30822-9.
  • James R. Kincaid: Tennyson’s Major Poems. The Comic and Ironic Patterns. YUP Yale University Press, New Haven CT 1975, ISBN 0-300-01875-4.
  • Leonee Ormond: Alfred Tennyson. A literally life. Macmillan, Basingstoke, 1994, ISBN 0-333-43833-7.
  • James Richardson: The pre-eminent Victorian. A study of Tennyson. Greenwood Books, Westport, Conn. 1973, ISBN 0-8371-6596-2 (Nachdruck d. Ausg. London 1962).
  • Christopher R. Ricks (Hrsg.): The Poems. Penguin Books, London 2008, ISBN 978-0-14-042443-0 (3 Bände).
  • Ernst T. Sehrt: Alfred Tennyson „Ulysses“. In: Karl Heinz Göller (Hrsg.): Die englische Lyrik. Von der Renaissance bis zur Gegenwart. Verlag Bagel, Düsseldorf 1968 (2 Bände).
  • William D. Shaw: Tennyson’s Style. University Press, Ithaca NY 1976, ISBN 0-8014-1021-5.
  • Alan Sinfield: Alfred Tennyson. Blackwell, Oxford 1986, ISBN 0-631-13582-0.
  • Charles Tennyson, Christine Fall: Alfred Tennyson. An Annotated Bibliography. University Press, Athens GA 1967.
  • Hallam Tennyson (Hrsg.): The Works („Eversley Edition“). AMS Press, New York 1970 (9 Bände, Nachdruck d. Ausg. London 1907/08).
  • Thomas J. Wise: A Bibliography of the Writings of Alfred Lord Tennyson. Dawsons, London 1967 (2 Bände, Nachdruck London 1908).
  • Helen Zimmern: Alfred Tennyson †. In: Velhagen und Klasings Monatshefte. Jg. 7 (1892/93), Bd. 1, Heft 5, Januar 1893, S. 499–511.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alfred Tennyson – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Alfred Tennyson – Quellen und Volltexte (englisch)
Wikisource: Alfred Tennyson – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Telling Trails, Twickenham. Terri McCargar, 14. September 2008, abgerufen am 9. Februar 2012 (englisch).
  2. Volltext
  3. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 15. April 2020.
  4. Eintrag zu Tennyson, Alfred, (1809 - 1891), 1st Baron Tennyson im Archiv der Royal Society, London
  5. Académicien décédé: Alfred Tennyson. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 5. März 2024 (französisch).
  6. The London Gazette: Nr. 25308, S. 25308, 15. Januar 1884.
  7. Alfred, Lord Tennyson, FRS. In: queenslandfamilytrees.com, abgerufen am 24. Juli 2022.
  8. Lionel Tennyson, Secretary to Lord Enfield. In: library.georgetown.edu, abgerufen am 24. Juli 2022.
  9. George Somes Layard: Tennyson and his pre-Raphaelite illustrators. A book about a book. Elliot Stock, London 1894, Textarchiv – Internet Archive
VorgängerAmtNachfolger
Titel neu geschaffenBaron Tennyson
1884–1892
Hallam Tennyson