Ali Seidan

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Ali Seidan (2013)

Ali Seidan[1] oder Sidan (arabisch علي زيدان, DMG ʿAlī Zīdān; * 1950) ist ein libyscher Politiker und ehemaliger Diplomat. Von Oktober 2012 bis März 2014 war er der Ministerpräsident des Landes.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seidan erhielt eine juristische Ausbildung und machte seinen Alma Mater an der Jawaharlal Nehru University von Neu-Delhi. Er war bis 1980 libyscher Botschafter in Indien. Bis 2011 war er Mitglied der oppositionellen Nationalen Front für die Rettung Libyens (NFSL) von Mohammed Yusef el-Megarief, und er setzte sich von Genf aus für die Beobachtung der Menschenrechte in Libyen ein. Seit 2012 ist er Mitglied des Allgemeinen Nationalkongresses.

Auf Vorschlag der Allianz Nationaler Kräfte von Mahmud Dschibril wurde Seidan am 14. Oktober 2012 vom Allgemeinen Nationalkongress mit 93 von 200 Stimmen zum Ministerpräsidenten gewählt. Dabei setzte er sich gegen den Kandidaten der den Muslimbrüdern nahestehenden Partei für Gerechtigkeit und Aufbau durch. Sein Vorgänger Mustafa Abu Schagur von der Nationalen Front war zuvor durch ein Misstrauensvotum gestürzt worden.[2] Am 31. Oktober 2012 wurde seine Regierung von dem Nationalkongress bestätigt.[3]

Seidan während des Weltwirtschaftsforums 2013

In den Morgenstunden des 10. Oktobers 2013 wurde Seidan durch eine libysche Miliz aus dem Corinthia Hotel in Tripolis entführt.[4] Das Motiv ist noch unklar.[5] Einige Berichte gehen von einer Verbindung mit der Gefangennahme von Abu Anas al-Liby, einem mutmaßlichen Drahtzieher der Terroranschläge auf die Botschaften der Vereinigten Staaten in Daressalam und Nairobi, am 5. Oktober in Tripolis durch amerikanische Kräfte aus.[6] Seidan hatte sich Stunden vor seiner Entführung mit der Familie von al-Liby getroffen. Die Generalstaatsanwaltschaft dementierte die Behauptung der Entführer, über einen Haftbefehl für Seidan zu verfügen.[7] Stunden nach seiner Entführung wurde Seidan wieder freigelassen.[8]

Nachdem es der selbst ernannten „Autonomieregierung“ der Stadt Adschdabiya gelungen war, das mit Rohöl beladene Schiff Morning Glory aus dem Hafen al Sidra auslaufen zu lassen, um dessen Ladung an der staatlichen Ölgesellschaft vorbei zu verkaufen, obwohl Seidan zugesichert hatte, dies zu verhindern, wurde er am 11. März 2014 vom libyschen Parlament per Misstrauensvotum abgesetzt. Zum Interimsnachfolger wurde Verteidigungsminister Abdullah Thenni ernannt.[9] Direkt nach dem Misstrauensvotum war gegen Seidan ein Haftbefehl erlassen worden. Dennoch gelang es ihm, sich nach Europa abzusetzen. Seidan wird Korruption und Misswirtschaft in Zusammenhang mit illegalen Ölverkäufen der Separatisten vorgeworfen.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ali Seidan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ex-Diplomat Seidan neuer Regierungschef in Libyen. Abgerufen am 15. Oktober 2012.
  2. Ali Seidan zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Abgerufen am 15. Oktober 2012.
  3. BBC News: Libyan parliaments approves new government vom 31. Oktober 2012.
  4. By Nic Robertson Saad Abedine and Faith Karimi CNN: Gunmen seize Libyan PM Ali Zeidan before dawn, free him hours later. Abgerufen am 8. Juli 2020.
  5. 'Capture motive unclear'. Abgerufen am 8. Juli 2020 (britisches Englisch).
  6. AFP: Libyan PM accuses 'political party' of kidnapping him. 16. Oktober 2013, archiviert vom Original am 16. Oktober 2013; abgerufen am 8. Juli 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.google.com
  7. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bigstory.ap.org
  8. Libyan PM Zeidan freed by former rebels: sources. In: Reuters. 10. Oktober 2013 (reuters.com [abgerufen am 8. Juli 2020]).
  9. Streit um Ölexport: Libyens Parlament entmachtet Premier Seidan. Spiegel Online, 11. März 2011, abgerufen am gleichen Tage.
  10. Ali Seidan: Libyens gestürzter Premier auf der Flucht bei welt.de, 12. März 2014 (abgerufen am 12. März 2014).