Althochdeutsches Wörterbuch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das hier behandelte Althochdeutsche Wörterbuch (Ahd. Wb.) ist ein historisches Sprachstadienwörterbuch nach dem Thesaurusprinzip. Sein Ziel ist die Erfassung und Beschreibung des gesamten erhaltenen althochdeutschen Wortgutes. Eine Besonderheit des Althochdeutschen Wörterbuchs ist, dass die Belege nicht nur umfassend semantisch beschrieben und in Belegzitaten genannt werden, sondern auch alle überlieferten Wortformen in einem Formenteil, geordnet nach geographischen, chronologischen und grammatischen Kriterien, aufgeführt werden.[1][2] Das Althochdeutsche Wörterbuch ist ein Forschungsprojekt, das im Rahmen des Akademienprogramms gefördert wird und an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt ist.[3]

Quellen und Materialbasis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Belegarchiv besteht aus etwa 750.000 aus philologisch-kritischen Editionen exzerpierten Belegzetteln. Das Materialkorpus wurde von Elias von Steinmeyer (1848–1922) begründet und seither kontinuierlich aktualisiert. Es umfasst alle Wortformenbelege von den Anfängen deutscher Schriftlichkeit im 8. Jahrhundert bis zu Spätbelegen des 13. bis 15. Jahrhunderts. Die Belege stammen aus allen deutschen Mundarten, vom alemannisch-bairischen Süden über die verschiedenen Teile des Fränkischen bis hin zum Niederdeutsch-Altsächsischen. Eigennamen und Einsprengsel in lateinischen Rechtstexten sind zurückgestellt.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1870 schlug Julius Zacher Elias von Steinmeyer vor, ein neues althochdeutsches Wörterbuch zu erarbeiten, das den Althochdeutschen Sprachschatz von Eberhard Gottlieb Graff (1834–1842)[5] ersetzen sollte. Steinmeyer begann in der Folge im Sinne von Vorarbeiten, die Althochdeutschen Glossen in fünf Bänden (1879–1922) und die Kleineren althochdeutschen Denkmäler (1916) herauszugeben, und legte durch die Verzettelung der Glossen und der althochdeutschen Texte ein Belegarchiv an. 1925 beschloss die Deutsche Akademie in München, auf der Grundlage von Steinmeyers Vorarbeiten ein althochdeutsches Wörterbuch herauszugeben. Das Belegarchiv übergab sie Carl Kastien in Köln. Beim Transport dorthin wurde durch einen Transportunfall[6] allerdings die ursprüngliche Materialordnung Steinmeyers zerstört. 1934 gab Kastien das Material jedoch wieder zurück, da es ihm an Zeit und geeigneten Mitarbeitern zur Bearbeitung fehlte. 1935 wurden die Arbeiten von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings in Leipzig wieder aufgenommen. 1945 kam es zur Anbindung des Projekts an die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Publikationsbeginn war 1952. Nach der Wende 1990/1991 wurde das Projekt von der Kommission der Konferenz der Akademien als förderungswürdig eingestuft und in der Folge weitergeführt. Derzeitige Arbeitsstellenleiterin ist Brigitte Bulitta.[7]

Publikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig begründet von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Publikationsbeginn (1. Lieferung): Berlin 1952 (im Folgenden in Klammern die Herausgeber).

  • Bd. I (A–B) 1968 (Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings)
  • Bd. II (C–D) 1997 (Rudolf Große)
  • Bd. III (E–F) 1985 (Rudolf Große)
  • Bd. IV (G–J) 2002 (Rudolf Große)
  • Bd. V (K–L) 2009 (Gotthard Lerchner und Hans Ulrich Schmid)
  • Bd. VI (M–N) 2015 (Hans Ulrich Schmid)
  • Bd. VII (O–R) 2019 (Hans Ulrich Schmid)
  • Bd. VIII (S–) erscheint laufend in Lieferungen
  • Reprint der Bde. I–IV 2007.
  • Abkürzungsverzeichnisse 1968 bis 2009 (online seit April 2011)

Beibände zum althochdeutschen Wörterbuch:

  • Heinrich Götz: Lateinisch-althochdeutsch-neuhochdeutsches Wörterbuch. Berlin 1999.
  • Almut Mikeleitis-Winter: Der Bereich Nahrungszubereitung im althochdeutschen Wortschatz: Onomasiologisch-semasiologische Untersuchungen. Berlin 2001.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ingeborg Köppe: Das Althochdeutsche Wörterbuch. In: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Geschichte ausgewählter Arbeitsvorhaben. Im Auftrag der Akademie herausgegeben von Heinz Penzlin, Leipzig, Stuttgart 1999.
  • Brigitte Bulitta: Das Althochdeutsche Wörterbuch. Philologische Grundlagenforschung an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. In: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes Heft 4 (2010) = Holger Runow (Hrsg.): Historische Lexikographie des Deutschen, S. 363–377.
  • www.denkstroeme.de: Brigitte Bulitta: Philologische Grundlagenforschung am Althochdeutschen Wörterbuch der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Rudolf Große: Bemerkungen anlässlich des Vortrages von Brigitte Bulitta, Philologische Grundlagenforschung am Althochdeutschen Wörterbuch und Almut Mikeleitis-Winter: Wörter(buch) und Sachen. Alltagswortschatz im Althochdeutschen. In: Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Heft 2 (2009).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Informationsbroschüre 2011, S. 16.
  2. Ingeborg Köppe: Das Althochdeutsche Wörterbuch. In: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Geschichte ausgewählter Arbeitsvorhaben. Im Auftrag der Akademie herausgegeben von Heinz Penzlin. Leipzig/Stuttgart 1999, S. 82.
  3. Eintrag des Projektes im Akademienprogramm (Memento vom 28. Juli 2013 im Internet Archive)
  4. Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Althochdeutsches Wörterbuch.
  5. E. G. Graff: Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache. I–VI. Berlin 1834–1842, Neudruck Hildesheim 1963.
  6. Marlene Grunert: Der Ruhm von Sodom und Gomorrha. In: FAZ, 19. Mai 2018, S. 20
  7. Ingeborg Köppe: Das Althochdeutsche Wörterbuch. In: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Geschichte ausgewählter Arbeitsvorhaben. Im Auftrag der Akademie herausgegeben von Heinz Penzlin. Leipzig, Stuttgart 1999, S. 74 ff.