Andreas Gruschke

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Andreas Gruschke mit einem Sibirischen Tiger

Andreas Gruschke (* 16. April 1960 in Blumenfeld; † 30. Januar 2018) war ein deutscher Autor, Fotograf und Tibetologe, vom wissenschaftlichen Hintergrund her Geograph, Sinologe und Ethnologe.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Besuch des Gymnasiums in Singen und Ableistung des Zivildienstes studierte Gruschke von 1981 bis 1990 in Aachen und Freiburg. Während dieser Zeit verbrachte er auch zwei mehrmonatige Studienaufenthalte in Ostasien und Südostasien und absolvierte außerdem 1984/85 ein einjähriges Studium der chinesischen Sprache an der Universität für Sprache und Kultur Peking in der Volksrepublik China. 1990 schloss er in Freiburg sein Studium mit dem Magister Artium ab. Seine Magisterarbeit wurde unter dem Titel Neulanderschließung in Trockengebieten der Volksrepublik China und ihre Bedeutung für die Nahrungsversorgung der chinesischen Bevölkerung veröffentlicht.

1985/86 unterrichtete er an der Landwirtschaftlichen Universität Shanxi in Taigu (Shanxi, Volksrepublik China), und 1992/93 als Gastprofessor an der Kangweon-Nationaluniversität in Chuncheon (Südkorea).

Von Juli 2004 bis Juni 2012 war Gruschke als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig für Forschungsarbeiten im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Differenz und Integration“ über Nomaden in Osttibet zuständig. 2009 promovierte er in Entwicklungsgeographie an der Universität Leipzig.[1] Ab November 2012 hatte Gruschke eine Forschungsprofessur am „Institut für Studien zur sozialen Entwicklung und (wirtschaftlichen) Entwicklung Westchinas“ (Shehui fazhan yu xibu kaifa yanjiuyuan) der Sichuan-Universität in Chengdu inne.[2]

Andreas Gruschke verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren.[3][4] In einem Nachruf charakterisierte ihn die Universität Leipzig als „einen der wenigen deutschen Geographen, der international als ausgewiesener Kenner Chinas und Tibets bekannt war und aufgrund seiner Expertise und Verbindlichkeit sehr geschätzt wurde“.[5]

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits ab 1987 arbeitete Gruschke als freier Autor und Bildjournalist mit dem Themenschwerpunkt Tibet, Himalaya-Raum, Seidenstraße und Ostasien, hielt Vorträge und Seminare an der Volkshochschule Freiburg und anderen Erwachsenenbildungseinrichtungen und führte auch selbst entworfene Studienreisen nach Ostasien durch. Auch nach Abschluss seines Studiums führten ihn zahlreiche Studienreisen nach Südostasien, China, Korea, Zentralasien und insbesondere längere Forschungsaufenthalte ins Hochland von Tibet.

Gruschke hat zahlreiche Bücher und Artikel hauptsächlich über tibetische Kultur veröffentlicht, darunter Pionierarbeiten zu Klöstern in den osttibetischen Gebieten Amdo und Kham.[6] Andere Bücher und Berichte befassen sich mit der Seidenstraße, China, Korea und dem Himalaya, sowie zwei Bildbände über seine Heimatregion: den Hegau und den Hochrhein.

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nomadische Ressourcennutzung und Existenzsicherung im Umbruch. Die osttibetische Region Yushu (Qinghai, VR China) (Reihe Nomaden und Sesshafte, 15), Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-89500-643-2
  • Als das Weltenei zerbrach: Mythen und Legenden Chinas (mit Astrid Zimmermann als Ko-Autorin), München-Kreuzlingen 2008, ISBN 978-3-7205-3052-1[8]
  • Tee. Süßer Tau des Himmels (zusammen mit Astrid Zimmermann und Andreas Schörner), Freiburg 2007, ISBN 3000223274 (Erstausgabe dtv, München 2001)[9]
  • Tibetischer Buddhismus, München-Kreuzlingen 2003, ISBN 3720523918
  • Südkorea. HB-Bildatlas Special 49, Norderstedt 1998, ISBN 3-616-06449-X
  • Mythen und Legenden der Tibeter, München 1996, ISBN 3-424-01309-9
  • Der Hegau. Freiburg im Breisgau 1991, ISBN 3-7930-0576-3
  • Der Hochrhein. Eine alemannische Flusslandschaft. Freiburg im Breisgau 1995, ISBN 3-89155-183-5
  • Neulanderschließung in Trockengebieten der VR China und ihre Bedeutung für die Nahrungsversorgung der chinesischen Bevölkerung, Mitteilungen des Instituts für Asienkunde Nr. 194, Hamburg 1991
  • Transasia. Vom Bosporus zum Gelben Meer, Begleitbuch von A. Gruschke und Astrid Zimmermann zur gleichnamigen Fernsehserie des Hessischen Rundfunks (in der ARD im Juli/August 1997), Köln 1997

Artikel und Reportagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Konflikte im Weideland – Konflikte um Weideland? Neuaushandlung von Ressourcenzugang in tibetischen Nomadengebieten. In: Geographische Rundschau, 63,7/8 (2011). S. 20–26.
  • Quo vadis Tibet? Die Ausschreitungen in Tibet und Chinas Suche nach der „harmonischen Gesellschaft“, in: das neue China, 35. Jg. Nr. 2 (Juni 2008), S. 23–30.
  • Nomads Without Pastures? Globalization, Regionalization, and Livelihood Security of Nomads and Former Nomads in Northern Khams. In: Ken Bauer, Geoff Childs, Andrew Fischer, and Daniel Winkler (eds.), In the Shadow of the Leaping Dragon: Demography, Development, and the Environment in Tibetan Areas, in: JIATS, 4 (December 2008) (PDF; 840 kB).
  • A Vital Monastic Centre of the Jonang Tradition: The Grand Lamasery of Dzamthang, in: China Tibetology, 2008 No. 1
  • Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung in Tibet. Politische Druckmittel oder Folgen sozialen Wandels?, in: Internationales Asienforum, 34. Jg., Nr. 3–4 (2003), S. 303–330.
  • Tibetica-Ausverkauf und die Kommerzialisierung des Tibetbildes von Andreas Gruschke und Astrid Zimmermann, in: das neue China, 28. Jg. Nr. 3 (Sept. 2001), S. 14–17
  • Besprechungsaufsatz. Tibet und das Selbstbestimmungsrecht der Völker, in: Internationales Asienforum, 31. Jg., Nr. 3–4 (2000), S. 356–369
  • Das weiße Gold der Steppe. Die Salzkarawanen im nordtibetischen Changthang, von A. Gruschke & Loten Dahortsang, in: ärztliches Reise & Medizin journal, 22. Jg., Nr. 11, Nov. 1998, S. 4–16

Online-Artikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Andreas Gruschke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. SFB-Mitarbeiter Dr. Andreas Gruschke
  2. Andreas Gruschke特聘教授 (Memento vom 26. April 2014 im Internet Archive)
  3. SZ Gedenken: Andreas Gruschke. Süddeutsche Zeitung, 10. Februar 2018, abgerufen am 23. September 2018.
  4. Todesanzeige. Badische Zeitung, abgerufen am 9. Februar 2018.
  5. Nachrife: Herr Andreas Gruschke. Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig, 7. Februar 2018, abgerufen am 23. September 2018.
  6. Archiv: Himalaya/Tibet und weitere Besprechungen in Aktuelle Buchbesprechungen: Himalaya/Tibet
  7. Klosterboom in Tibets Osten (Memento vom 26. Mai 2006 im Internet Archive)
  8. Buchbesprechung (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) der Interreligiösen Arbeitsstelle rpi-virtuell (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
  9. Rezension in Kantowsky, Cha Do. Tee Weg, S. 121