Agnolo Bronzino

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Porträt Bronzinos gemalt von Alessandro Allori (Detail, ca. 1567 bis 1571)
Lucrezia Panciatichi von Agnolo Bronzino (ca. 1540)
Bartolomeo Panciatichi von Agnolo Bronzino (ca. 1540)

Agnolo di Cosimo di Mariano, auch Agnolo Tori, genannt Bronzino, (* 17. November 1503 in Monticelli, einem heutigen Stadtteil von Florenz; † 23. November 1572 in Florenz[1]) war ein italienischer Maler des Manierismus.

Bronzino war ein Maler von Fresken, Altarbildern, Andachtsbildern und allegorischen und mythologischen Szenen. Er zeichnete sich jedoch vor allem als hervorragender Porträtmaler aus. Wie im Falle Raffaels konnten seine Werke durch die neuen Möglichkeiten der Druckgraphik verbreitet werden.

Bronzino war ein sehr gebildeter und belesener Maler, der die Werke der großen humanistischen Autoren des Jahrhunderts, wie zum Beispiel Dante, Pietro Bembo oder Petrarca gut kannte. Er war Autor von Gedichten und Mitglied der Florentiner Akademie.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Florenz und Pesaro[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Agnolo Bronzino war Schüler von Raffaellino del Garbo und Jacopo Pontormo. Mit letzterem malte er zwischen 1522 und 1525 Fresken in der Kartause von Galluzzo bei Florenz, 1535 bis 1536 in der Villa Medici di Careggi und zwischen 1538 und 1543 in der Villa Medici di Castello. Die zwischen 1525 und 1535 entstandenen religiösen und mythologischen Bilder sind stark von der manieristischen Malweise seines Lehrmeisters beeinflusst, teilweise haben beide an den gleichen Bildern gearbeitet und die jeweilige Zuschreibung ist daher häufig umstritten.

1530 arbeitete er für zwei Jahre am Hof des Herzogs von Urbino, Francesco Maria I. della Rovere. Er war an der Ausstattung der Villa Imperiale bei Pesaro mit allegorischen und mythologischen Fresken beteiligt. Für Guidobaldo II. della Rovere malte er ein Bild Apollo und Marsyas und 1532 dessen Porträt, ein Genre, in dem er später außerordentlich erfolgreich sein sollte.

Hofmaler der Medici[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Porträt von Cosimo I. de’ Medici, 1545

Um 1533 ging Bronzino von Urbino nach Florenz an den Hof der Medici, wo er den Status eines Hofmalers erhielt. Er gehörte dort zu dem kleinen Kreis von Intellektuellen, Literaten und Künstlern, die der Herzog an sich gezogen hatte. 1537 wurde er Mitglied der Sankt-Lukas-Gesellschaft, und er trat der Florentiner Akademie bei. Während eines Aufenthalts von 1546 bis 1547 in Rom lernte er Werke Michelangelos kennen, die er sorgfältig studierte. Abgesehen von einem weiteren kurzen Aufenthalt in Pisa zwischen 1564 und 1565 verbrachte er sein ganzes weiteres Leben in Florenz. Eine seiner Aufgaben als Hofmaler war die Herstellung von Festdekorationen, z. B. für den feierlichen Einzug der Eleonora di Toledo in Florenz anlässlich ihrer Hochzeit im Jahre 1539 mit Cosimo I. de’ Medici. Diese und andere Fest- und Theaterdekorationen, die Bronzino für die Medici und andere aristokratische Familien hergestellt hat, sind nicht erhalten.

Im Palazzo Vecchio malte er die Kapelle der Eleonore von Toledo mit Szenen aus der Genesis und verschiedenen Heiligenbildern aus. Zwischen 1540 und 1555 stellte er Kartons für die Florentiner Gobelinwerkstätten her, darunter 16 Szenen aus der Josefsgeschichte des Alten Testaments, an denen auch Francesco Salviati beteiligt war. Seine Entwürfe wurden von den flämischen Teppichwebern Giovanni Rost und Nicholas Karcher ausgeführt. In der gleichen Zeit malte er neben Altarbildern für Florentiner Kirchen einige allegorische Bilder für den Herzog, das berühmteste darunter die Allegorie der Liebe, die der Herzog dem französischen König Franz I. als diplomatisches Geschenk zukommen ließ.

Porträts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eleonora von Toledo und ihr Sohn Giovanni
Andrea Doria als Neptun

Bronzino malte für den Herzog eine Reihe von hervorragenden Porträts von Mitgliedern der Medici-Familie, darunter zahlreiche Kinderporträts, sowie von anderen Florentiner Adligen, außerdem von Dichtern, Schriftstellern und Musikern. Von vielen seiner Medici-Porträts existieren (autorisierte) Repliken und Varianten, die in seiner Werkstatt unter Mitwirkung verschiedener Künstler, wie Lorenzo di Bastiano Zucchetti, Giovanni Maria Butteri und vor allem von Alessandro Allori, seinem Schüler und späterem Adoptivsohn, angefertigt wurden. Von einigen seiner Porträts gibt es nur noch Repliken, während die Originalfassungen verschollen sind. Als Beispiele sind zu nennen die Porträts von Cosimo de’ Medici von 1555 (Repliken in Turin und Berlin) oder das Bildnis von 1569 (dem Jahr, in dem ihm der Titel eines Großherzogs verliehen wurde). Wie groß der Anteil Bronzinos an den jeweiligen Bildern ist, ist ein Dauerthema für die Forschung.

Seine Porträts sind in der Regel durch die Darstellung einer Hintergrundarchitektur, die das reale Umfeld des Porträtierten kennzeichnet, sowie durch eine akribisch genaue Wiedergabe von Gegenständen, die die jeweilige Person charakterisieren, bereichert. Es kam ihm weniger auf eine Charakterdarstellung oder psychologische Deutung an als auf eine strenge Erfassung der Individualität sowie eine präzise Beschreibung des jeweiligen sozialen Status’. Seine Porträts strahlen Kühle und Distanz aus, ein Eindruck, der hervorgerufen wird durch seine Vorliebe für Lokalfarben, durch deren emailartigen Glanz, mit denen Kleidung, Schmuck und auch die Körperlichkeit seiner Figuren wiedergegeben werden. Die Porträts vermitteln ein informatives – wenn auch idealisiertes – Bild der Protagonisten der Florentiner Aristokratie ab Mitte des 16. Jahrhunderts. Bronzino gab der medialen Selbstdarstellung der Medici und ihrer politischen und kulturellen Propaganda ihre künstlerische Form.

Religiöse Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beweinung des toten Christus (ca. 1540–1545), Besançon
Das Martyrium des hl. Laurentius, Basilica di San Lorenzo, Florenz

Bronzino malte während seiner gesamten Laufbahn immer wieder Altarbilder oder Bilder mit religiösem Inhalt, so die frühen Altarbilder und Fresken, die zwischen 1520 und 1530 für Kirchen in Florenz entstanden oder eine Anbetung der Hirten um 1539, Maria mit den Heiligen Elisabeth und Johannes um 1540 und eine Heilige Familie ebenfalls um 1540.

Exemplarisch für den Florentiner Manierismus – mit der Marmorkühle der Figuren, der Brillanz der Farben, dem reichen Gebrauch von kostbarem Material wie z. B. Lapislazuli – ist die Beweinung Christi von 1545. Das Bild, das mehr einem Juwel als einem Altarbild gleicht, war ein diplomatisches Geschenk des Herzogs an den Kardinal Nicolas de Granvelle, den Berater der Margarete von Österreich und Kaiser Karl V. 1552 malte er für die Zanchini-Kapelle in Santa Croce das Bild Christus in der Vorhölle, auf dem er angeblich einige seiner Freunde porträtiert hat.

Eine Reihe von Altarbildern stammt aus den letzten Lebensjahren Bronzinos. In der Folge der Gegenreformation hatten die Vorgaben des Konzils von Trient für religiöse Kunst die Anforderungen an Altarbilder verändert. Bronzino reagierte auf den veränderten Geschmack seiner Auftraggeber und passte sich den neuen Gegebenheiten an. Das Ziel manieristischer Malerei, größtmögliche technische und malerische Virtuosität und formaler Erfindungsreichtum, wurde zu Gunsten einer erzählerischen Klarheit und Eindeutigkeit des Bildes aufgegeben.

Eine seiner letzten großen Aufgaben religiöser Kunst war die Vollendung seines Freskos Martyrium des Heiligen Laurentius in der Kirche San Lorenzo in Florenz. Sein letztes Altarbild Die Erweckung der Tochter des Jairus für Santa Maria Novella in Florenz vollendete er unter Mitwirkung seines Adoptivsohns Alessandro Allori.

1572 wurde Bronzino zum Konsul der Florentiner Akademie der Künste ernannt. Er starb einige Monate später, am 23. November 1572, und wurde in der Kirche San Cristoforo in Florenz begraben.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giorgio Vasari schreibt über ihn:

„Bronzino war und ist sehr sanftmütig, ein dienstwilliger Freund, angenehm in der Unterhaltung und rechtschaffen in seinem ganzen Tun. Er war freigebig und liebreich in Mitteilung dessen, was er besaß, so sehr als ein edler Künstler gleich ihm es sein kann. Von Gemütsart ruhig, sagte er anderen niemals etwas Beleidigendes und liebte die vorzüglichen Menschen unseres Berufs.“

Demnach vereinigte er in sich alle menschlichen und moralischen Qualitäten, die von einem Künstler seiner Zeit erwartet wurden. Sein Spitzname Bronzino ist möglicherweise eine Anspielung auf einen dunklen Teint oder eine rötliche Haarfarbe.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allegorie der Liebe, Detail, um 1546

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elizabeth Pilliod: Pontormo, Bronzino, Allori. A Geneaolgy of Florentine Art. Yale University Press, New Haven/London 2001.
  • Maurice Brock: Bronzino. Flammarion, Paris 2002, ISBN 2-08-010877-8.
  • Charles McCorquodale: Bronzino. Chaucer Press, 2005, ISBN 1-904449-48-4.
  • Palazzo Strozzi: Bronzino. pittore e poeta alla corte dei Medici. Ausstellungskatalog. Mandragora, Florenz 2010, ISBN 978-88-7461-153-9.
  • Giorgio Vasari: Das Leben des Montorsoli und des Bronzino sowie der Künstler der Accademia del Disegno. Hrsg. von Alessandro Nova, bearbeitet und neu ins Deutsche übersetzt v. Hana Gründler u. Katja Lemelsen. Berlin 2008.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Agnolo Bronzino – Album mit Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die kleine Enzyklopädie, Encyclios-Verlag, Zürich, 1950, Band 1, Seite 235
  2. Bastian Eclercy: Edle Damen in Rot und Grün Städel, abgerufen am 21. September 2022
  3. Bildnis einer Dame in Rot Sammlung Städel, abgerufen am 21. September 2022