Anney

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Karte
Lage von Anney in Niger

Anney (auch: Aney, Aneye) ist ein Dorf in der Landgemeinde Dirkou in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Oase liegt im Nordosten des Landes in der Landschaft Kawar in der Wüste Ténéré. Um ein altes Fort auf einem Felsenhügel[1] gruppieren sich Hütten aus Palmblättern und Gärten mit Dattelpalmen.[2] Anney ist Teil des Ramsar-Gebiets Oasen des Kawar, eines 339.220 Hektar großen Feuchtgebiets von internationaler Bedeutung.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf ist ein archäologischer Fundort der altsteinzeitlichen Atérien-Kultur.[4]

Der Überlieferung nach war Anney eine Kanuri-Siedlung, als sich ein Angehöriger der Tubu-Gruppe Tawiya aus dem Tibesti hier wiederfand, während er auf der Suche nach verlorenem Vieh war. Der Reichtum und die scheinbare Wehrlosigkeit von Anney veranlassten ihn, nach seiner Rückkehr eine Invasion des Kawar durch Tubu aus dem Tibesti zu initiieren. Anney leistete sieben Monate lang Widerstand. Die Tubu ließen sich schließlich im Tal von Achinouma nieder, das sich langsam zu ihrem Hauptort entwickelte. Erst ein Ehevertrag zwischen einer Kanuri-Frau und einem Tubu-Mann soll die kriegerischen Handlungen beendet und die Machtverteilung zwischen beiden ethnischen Gruppen besiegelt haben, die infolgedessen weitere Ehen untereinander eingingen.[5]

Die britischen Afrikaforscher Hugh Clapperton, Dixon Denham und Walter Oudney kamen bei ihrer Sahara-Durchquerung 1823 nach Anney („Anay“ oder „Irchat“). Sie beschrieben eine aus wenige Hütten bestehende Siedlung, deren Einwohner sich mindestens einmal im Jahr bei Überfällen von Tuareg in eine felsige Zitadelle zurückzogen.[6] Der deutsche Afrikaforscher Gerhard Rohlfs erreichte Anney („Anay“) im Jahr 1866, das seiner Beschreibung nach 100 bis 150 niedrige Häuser und Hütten mit über 500 Einwohnern aufwies.[7][8] Der deutsche Afrikaforscher Gustav Nachtigal besuchte Anney („Anai“) bei seiner Sahara-Durchquerung 1869/1870. Er schätzte die damalige Einwohnerzahl auf circa 180, wobei die ungefähr 100 Wohnstätten 400 Personen beherbergen könnten.[9]

Die 312 Kilometer lange Piste zwischen den Orten Bilma und Orida, die durch Anney führte, galt in den 1920er Jahren als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger.[10]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf hatte 525 Einwohner in 143 Haushalten bei der Volkszählung 1988,[11] 1058 Einwohner in 229 Haushalten bei der Volkszählung 2001[12] und 651 Einwohner in 120 Haushalten bei der Volkszählung 2012.[13]

Die Bevölkerung besteht aus Guézébida, mit Kanuri vermischten Tubu.[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das alte Fort von Anney gehört dem im Norden des Kawar üblichen Typ Tima an. Die aus Stein erbauten Tima stehen auf Ausläufern der großen Geländestufe des Kawar und sind mit der jeweiligen Siedlung im Tal verbunden. Sie dienten in vorkolonialer Zeit als Rückzugsorte vor Angriffen. Anders als die großen Festungen des Kawar, die Gassar, verfügen die Tima über keinen eigenen Brunnen. Sie konnten deshalb langen Belagerungen nicht standhalten.[14]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ist ein Gesundheitszentrum im Dorf vorhanden.[15] Es gibt eine Schule.[16]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerhard Göttler: Sahara. DuMont, Köln 2002, S. 370.
  2. a b Dominique Auzias, Jean-Paul Labourdette: Niger. Petit Futé, Paris 2009, ISBN 978-2-7469-1640-1, S. 193.
  3. Oasis du Kawar. In: Ramsar Sites Information Service. Abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
  4. Boubé Gado, Abdoulaye Maga, Oumarou Amadou Idé: Rappel sur les faits préhistoriques et historiques de la zone Nord du Niger. In: Mamadou Moustapha Niang, Boubé Nagando, Seyni Seidou, Elizabeth Wangari (Hrsg.): Les pillages des sites culturels et naturels au Niger. UNESCO, Paris 2001, S. 106.
  5. Chégou Abdourahamane, Sani Maman Lawan: Canton de Dirkou. Des pratiques et rituels traditionnels en disparition. In: Nigerama. Spécial Les Oasis du Kawar (N° hors série), Januar 2022, S. 19 (niger.iom.int [PDF; abgerufen am 4. Januar 2023]).
  6. Dixon Denham, Hugh Clapperton, Walter Oudney: Narrative of Travels and Discoveries in Northern and Central Africa. In the Years 1822, 1823, and 1824. 3. Auflage. Vol. 1. John Murray, London 1828, S. 138.
  7. Gerhard Rohlfs: Quer durch Afrika: Kauar und die Tebu im Projekt Gutenberg-DE
  8. Gerhard Rohlfs: Quer durch Afrika. K. Thienemanns Verlag, Stuttgart/Wien 1984, ISBN 3-522-60580-2, Kap. 9.
  9. Gustav Nachtigal: Sahara und Sudan. Ergebnisse sechsjähriger Reisen in Afrika. Erster Teil. 1879, S. 542.
  10. Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S. 430.
  11. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 37 (ceped.org [PDF; abgerufen am 31. Januar 2018]). www.ceped.org (Memento des Originals vom 31. Januar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceped.org
  12. Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  13. Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 7, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  14. Sani Maman Lawan, Chégou Abdourahamane: Le Fort ou ‘’Gassar’’ et les Tiyima, l’ingéniosité contre les envahisseurs. In: Nigerama. Spécial Les Oasis du Kawar (N° hors série), Januar 2022, S. 24 (niger.iom.int [PDF; abgerufen am 4. Januar 2023]).
  15. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  16. Répertoire National des Centres d’Enrôlement et de Vote (CEV). (PDF) Commission Electorale Nationale Indépendante (CENI), République du Niger, 13. September 2020, S. 19, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2022; abgerufen am 28. Dezember 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org

Koordinaten: 19° 22′ N, 12° 54′ O