Annit (Mineral)

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Annit
Annit aus Rockport, Essex County, Massachusetts, USA
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1998 s.p.[1]

IMA-Symbol

Ann[2]

Chemische Formel KFe2+3[(OH,F)2|AlSi3O10][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.05b
VIII/H.11-110[4]

9.EC.20
71.02.02b.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12
Gitterparameter a = 5,3860 Å; b = 9,3241 Å; c = 10,2683 Å
β = 100,63°[5]
Formeleinheiten Z = 2[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,3; berechnet: [3,36][5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[5]
Farbe schwarz, rötlichbraun
Strichfarbe bräunliches Weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Perlmuttglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,625 bis 1,631
nβ = 1,690
nγ = 1,691 bis 1,697[7]
Doppelbrechung δ = 0,066[7]
Achsenwinkel 2V = 0° bis 5°[5]
Pleochroismus in X-Richtung Braun, in Y- und Z-Richtung Dunkelbraun[5]

Annit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Glimmergruppe innerhalb der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung KFe2+3[(OH,F)2|AlSi3O10][3] und damit chemisch gesehen ein Kalium-Eisen-Alumosolikat mit zusätzlichen Fluor- und/oder Hydroxidionen. Strukturell gehört Annit zu den Schichtsilikaten (Phyllosilikate).

Annit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt durchsichtige bis durchscheinende, meist tafelige Kristalle und blättrige Mineral-Aggregate von schwarzer Farbe mit rötlichem Schimmer. Je nach Ausprägung weisen die Kristalloberflächen einen glasähnlichem oder perlmuttartigem Glanz auf.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral wurde schon 1868 von James Dwight Dana in seiner sechsten Ausgabe von Dana's system of mineralogy beschrieben, in dem er auch die Systematik der Minerale nach Dana begründete.[8] Annit wurde nach seiner ersten Fundstelle (Typlokalität), dem Cape Ann an der östlichen Landzunge vom Essex County in Massachusetts, USA benannt.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Annit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er innerhalb der Glimmergruppe zusammen mit Hendricksit, Phlogopit, Polylithionit, Siderophyllit, Tainiolith und Trilithionit sowie den inzwischen als Mischkristalle diskreditierten Biotit, Lepidolith und Zinnwaldit die „Biotit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/E.05b bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.11-110. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Annit zusammen mit Aspidolith, Balestrait, Eastonit, Ephesit, Fluorannit, Fluorphlogopit, Fluorotetraferriphlogopit, Hendricksit, Hydrobiotit, Luanshiweiit, Masutomilith, Montdorit, Norrishit, Orlovit, Oxyphlogopit, Phlogopit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirokshinit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tainiolith, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit, Voloshinit und Yangzhumingit die „Lithionit-Biotit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/H.11 bildet.[4]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Annit in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Aspidolith, Eastonit, Ephesit, Fluorannit, Fluorophlogopit, Hendricksit, Masutomilith, Norrishit, Phlogopit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirokshinit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit und Wonesit sowie den hier als Mineralgruppe definierten Biotit, Lepidolith und Zinnwaldit die „Phlogopitgruppe“ mit der System-Nr. 9.EC.20 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Annit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Aspidolith, Eastonit, Ephesit, Fluorannit, Fluorophlogopit, Hendricksit, Masutomilith, Norrishit, Phlogopit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tainiolith, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit, Wonesit sowie den Mineralgruppen Biotit, Lepidolith und Zinnwaldit in der „Glimmergruppe (Biotit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.02.02b innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2:1-Lagen“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einer Untersuchung von zwei Annit-Proben wurden bei einer Probe geringe Beimengungen von Magnesiumoxid festgestellt, bei einer anderen Probe wurde ein etwas höherer Aluminiumanteil festgestellt, dafür fehlten die Fluor- und Hydroxidgruppen.[5]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Annit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 5,3860 Å, b = 9,3241 Å und c = 10,2683 Å und zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Annit ist Bestandteil von Biotit. Biotit wurde 1999 der Status als eigenständiges Material aberkannt, es wird nun als Mischkristall in der Annit-Phlogopit-Mischreihe behandelt.[10]

Zudem hat Annit einen Pleochroismus. Es scheint in X-Richtung braun, in Y- und Z-Richtung dagegen dunkelbraun.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Annit aus Rockport, Essex County, Massachusetts, USA (Größe: 6,8 cm × 5,4 cm × 4,6 cm)

Annit bildet sich in magnesiumarmen magmatischen und metamorphen Gesteinen. Als Begleitminerale können unter anderem Fluorit und Zirkon auftreten.[5]

Als eher seltene Mineralbildung kann Annit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 450 Fundorte für Annit dokumentiert (Stand 2023).[11]

In Deutschland gibt es in Rheinland-Pfalz einen Fundort in Rockeskyll bei Gerolstein an der Eifel. Zwei Fundorte gibt es auch in Sachsen, beide in der Oberlausitz: Einer liegt in Thiemendorf, Gemeinde Waldhufen, der andere in Döbschütz, Gemeinde Vierkirchen.

In Österreich gibt es einen Fundort in der Steiermark im Gebirgszug Gleinalpe. Eventuell befindet sich ein weiterer Fundort in Amering im Bezirk Murtal.

In der Schweiz gibt es zwei Fundstellen. Einer befindet sich Chironico im Kanton Tessin. Der andere ist in Thyon im Kanton Wallis.

Ansonsten kann das Mineral in Ägypten, Argentinien, Australien, Brasilien, China, Eritrea, Finnland, Griechenland, Indien, Italien, Japan, Kamerun, Kanada, Madagaskar, Malawi, der Mongolei, dem Niger, Norwegen, den Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, St. Lucia, der Slowakei, Südafrika, Spanien, Schweden, der Tschechischen Republik, dem Vereinigten Königreich, der Ukraine, Ungarn und den USA gefunden werden. Das Mineral ist somit in 34 Staaten und auf allen Kontinenten vertreten.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • David R. Wones: Physical properties of synthetic biotites on the join phlogopite-annite. In: American Mineralogist. Band 48, 1963, S. 1300–1321 (englisch, minsocam.org [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
  • Embaie Ferrow: Mössbauer and X-ray studies on the oxidation of annite and ferriannite. In: Physics and Chemistry of Minerals. Band 14, 1987, S. 270–275, doi:10.1007/BF00307993 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Annite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2023, abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
  3. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 667 (englisch).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d e f g h i Annite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 75 kB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
  6. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 252.
  7. a b Annite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 16. Dezember 2021 (englisch).
  8. Annit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 16. Dezember 2021.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 16. Dezember 2021 (englisch).
  10. Biotit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 16. Dezember 2021.
  11. Localities for Annite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).
  12. Fundortliste für Annit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 16. Dezember 2021.