Antoin Sevruguin

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Antoin Sevruguin, Porträt
Unterschrift Antoines. Vermutlich ist das e auf Grund der Sprachübertragung und Rückübertragung in seiner offiziellen Schreibweise weggefallen

Antoin Sevruguin (russisch Антон Васильевич Севрюгин Anton Wassiljewitsch Sewrjugin; * späte 1830er in Teheran, Iran; † 1933 ebenda) war Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein berühmter Fotograf im Iran.[1]

Antoin war Hoffotograf der Kadscharen und gleichzeitig Inhaber eines der erfolgreichsten Studios in Teheran. Seine Dokumentationen der Gesellschaft unter den Kadscharen und der frühen Pahlavi-Dynastie bilden eine wichtige Quelle für das Studium der Geschichte, Kulturgeschichte und der hierarchischen Elemente der iranischen Gesellschaft jener Zeit.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antoin Sevruguin wurde als Sohn des aus Armenien stammenden russischen Botschafters Vassil de Sevruguin und dessen georgischen Frau Achin Khanoum in Teheran geboren. Nach einem Reitunfall und dem frühzeitigen Tod des Vaters zog die Familie nach Georgien, wo sich Antoin nach Beenden der Schule und dem Beginn eines Malstudiums für die Fotografie zu interessieren begann.

Innenansicht des Golestanpalasts, um 1860

Unter dem Einfluss des russischen Fotografen Dmitri Iwanowitsch Jermakow (1845–1916), der bereits den Iran, die Krim, Zentralasien und den Kaukasus bereist hatte, beschloss Antoin, seinerseits durch den Iran zu reisen und eine umfassende Bestandsaufnahme des Landes zu machen. Mit seinem Bruder Kolia besuchte er 1870 zunächst Āzarbāydschān und von dort aus Kurdistan und Luristan.

1883 gründete er mit seinem Bruder ein Fotostudio in der heutigen Firdawsi Avenue in Teheran. Es befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem konstitutionell gesinnten Gouverneur von Rascht, Zahir-al Dawla.

Antoin heiratete die iranische Armenierin Louise Gourgenian, mit der er sieben Kinder hatte. Mit wachsendem Erfolg zog er das Interesse der Oberschicht auf sich und wurde schließlich an den Hof Nāser ad-Din Schahs berufen.

Auch international wurde man auf ihn aufmerksam. Der deutsche Historiker Friedrich Sarre (1865–1945) beauftragte ihn mit einer Expedition durch den Süden und Südwesten Irans, um achämenidische und sassanidische Felsengräber und Monumente zu fotografieren. Gemeinsam mit Ernst Herzfeld veröffentlichte er diese 1910.

Während der Konstitutionellen Revolution wurde Antoins Studio zerstört. Von den ursprünglich 7000 Bildern blieben lediglich 2000 erhalten, von denen wiederum ein Teil durch Reza Schah Pahlavi im Zuge seiner Modernisierungsmaßnahmen konfisziert wurden. Antoins Tochter Mary gelang es später, einige der Fotos zurückzugewinnen. 696 Glasnegative konnten insgesamt erhalten bleiben, die im Smithsonian zu sehen sind.[3]

1933 starb Antoin an einer Niereninfektion und wurde in seinem Familiengrab in Teheran beigesetzt.[2]

Themen und Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben einem umfassenden geschichtlichen und literarischen Interesse, widmete sich Antoin Sevruguins vor allem der persischen Miniaturmalerei, dem französischen Impressionismus und Rembrandt van Rijns Malerei, dessen Umgang mit Licht ihn besonders faszinierte.[2]

Seine Fotos kennzeichnete ein Stil, der im Französischen als Type bezeichnet wird[1] und der im Wesentlichen unterschiedliche Ethnien und deren Beschäftigung porträtiert. Diese informierten den Interessierten im In- und Ausland über regionale Trachten, regionales Handwerk, Religionen und Berufe. In Form von Postkarten wurden diese als Types persanes verkauft. Auch Museen interessierten sich für Antoins Arbeit, die ein umfassendes Bild der iranischen Gesellschaft und Architektur jener Zeit lieferte. Häufig signierte Antoin Sevruguin seine Bilder mit einem Logo an der Bildseite.[1]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Iraj Afshar: Some remarks on the early history of photography in Iran. In: Edmund Bosworth, Carole Hillenbrand (Hrsg.): Qajar Iran; political, social and cultural change, 1800–1925. (Studies presented to Prof. L. P. Elwell-Sutton). University Press, Edinburgh 1983, ISBN 0-85224-459-2, S. 262–290.
  • Iraj Afshar: Ganjine-ye aks-hā-ye Irān hamrāh-e tārikhche-ye vorud-e akkāsi be Irān. A treasury of early Iranian photographs together with a concise account of how photography was first introduced in Iran. Nashr-e Farhang-e Iran, Teheran 1371/1992.
  • L. A. Ferydoun Barjesteh van Waalwijk van Doorn, Gillian M. Vogelsang-Eastwood (Hrsg.): Sevruguin’s Iran = Irān az negāh-e Sevruguin. Late nineteenth century photographs of Iran from the National Museum of Ethnology in Leiden, the Netherlands. Barjesteh - Zaman, Teheran/Rotterdam 1378/1999, ISBN 964-90999-9-9.
  • Frederick N. Bohrer (Hrsg.): Sevruguin and the Persian Image. Photographs of Iran. 1870-1930. University of Washington Press u. a., Washington DC u. a. 1999, ISBN 0-295-97845-7.
  • Donna Stein: Three Photographic Traditions in Nineteenth-Century Iran. In: Muqarnas, 6, 1989, ISSN 0732-2992, S. 112–130, JSTOR:1602285.
  • Ulrike Krasberg: Sevrugian. Images of the Orient. Pictures of the Orient in Photographies and Paintings 1880-1980. Societäts Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-7973-1122-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Antoin Sevruguin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Sevruguin, Antoin. iranicaonline.org, 20. Juli 2003; abgerufen am 1. August 2017
  2. a b c Antoin Sevruguin Photographs – A Finding Aid to his Photographs. asia.si.edu, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2004; abgerufen am 1. August 2017 (englisch).
  3. Corien J. M. Vuurman: Antoin Sevruguin (ca. 1840–1933). In: Sevruguin’s Iran. geocities.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Oktober 2002; abgerufen am 1. August 2017 (englisch).
  4. Yahya Zoka: Biography. In: History of Photography and pioneer photographers in Iran. geocities.com, 1997, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. August 2004; abgerufen am 1. August 2017 (englisch).