Antonia Dietrich

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Margarethe Antonia Dietrich (* 8. Januar 1900 in Wien, Österreich-Ungarn; † 21. August 1975 in Dresden) war eine deutsche Theaterschauspielerin. Sie blieb zeitlebens dem Dresdner Theater verbunden, was in Kombination mit ihrer schauspielerischen Ausdrucksstärke der Grund für eine abgöttisch zu nennende Verehrung seitens der Dresdner war.

Antonia Dietrich als Gräfin La Valette in Das Frauenopfer von Georg Kiesau, Dresden 1923

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antonia Dietrich, gezeichnet von Wolfgang Willrich

Margarethe Antonia Dietrich (auch: Antonie Dietrich),[1] Tochter eines Beamten, absolvierte 1917 die Schauspielschule des k.k. Hofburgtheaters. Im Jahr darauf debütierte sie in dem unter Georg H. Hoellering (1872–1924)[Anm. 1] am 12. Oktober 1918 eröffneten Neuen Komödienhaus (Wien-Alsergrund, Nussdorfer Straße 4).[1] Paul Wiecke (1862–1944) holte sie schließlich „auf Probe“ ans Sächsische Staatstheater und ließ sie am 25. Mai 1919 das Gretchen spielen. Der Erfolg führte zur Festanstellung; sie sollte die Nachfolge für die 1917 ausgeschiedene Gertrud Tressnitz antreten. Im Oktober gab sie ihren offiziellen Einstand als Delfine in Hermann Bahrs Das Konzert. Bis 1921 hatte sie sich schon 30 Rollen angeeignet, darunter Luise (Kabale und Liebe) und Hero (Des Meeres und der Liebe Wellen). Auch für zwei Filme wurde sie gebucht, einer an der Seite ihrer später zu Weltruhm gelangten Namensvetterin Marlene Dietrich.

Grab Antonia Dietrichs auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch in Dresden.

Im Jahr 1923 verkörperte sie erstmals Maria Stuart. Die Presse lobte: „[…] von der Maria Stuart der Antonia Dietrich wagen wir die Behauptung, daß sie wohl kaum ihresgleichen finden wird an deutschen Bühnen.“[2] Auch in Helsinki wurde die Inszenierung im Rahmen eines Gastspiels präsentiert. In den heimischen Spielplan wurde sie 1934 und 1944 wieder aufgenommen. Es war kaum anzunehmen, dass die gezeigte Leistung noch zu überbieten gewesen wäre, doch am 11. August 1924 wurde die Paraderolle der Antonia Dietrich geprägt: Mit ihrer Iphigenie auf Tauris schrieb sie Bühnengeschichte. In den Folgejahren wuchs ihr Repertoire beständig an und beinhaltete u. a. Penthesilea, Stella, Klärchen (Goethes Egmont), Amalia (Schillers Die Räuber), Minna von Barnhelm. Dietrich stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[3]

Auf Geheiß Hitlers wurde 1944 das Theater geschlossen, das bald nach Kriegsende provisorisch in der Tonhalle den Spielbetrieb wieder aufnahm und bis heute als „Kleines Haus“ beibehalten wurde. Dort schlüpfte Dietrich ab dem 10. Juli 1945 in die Rolle der Sittha in Nathan der Weise. Es folgten die Charakterrollen der modernen Klassik, allen voran Claire Zachanassian in Der Besuch der alten Dame. Inzwischen beherrschte sie nahezu 200 Schauspieltexte, die sie komplett beziehungsweise leicht gekürzt bei ausverkauften Soloabenden, zum Beispiel im Gemeindesaal Dresden, rezitierte.

Zum 50. Bühnenjubiläum 1969 spielte sie die Frau Jenny Treibel unter der Regie von Klaus Dieter Kirst. Ungewollt verabschiedete sie sich 1975 mit gleich zwei George-Bernard-Shaw-Stücken von der Bühne. Zum einen mit Der Teufelsschüler, zum anderen mit der auf Pygmalion basierenden Operetten-Adaption My Fair Lady, was bemerkenswert ist, denn ihr Einspringen als Mrs. Higgins war schlichtweg ein Freundschaftsdienst für Peter Herden.

Nach Krankheit und Operation verstarb Antonia Dietrich am 21. August 1975 im Alter von 75 Jahren in einem Dresdner Krankenhaus. Ihr Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch.[4]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1920: Das goldene Vließ
  • 1920: Der galante König – August der Starke
  • 1923: So sind die Männer (Alternativtitel: Der kleine Napoleon)

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Kummer: Dresden und seine Theaterwelt, Verlag Heimatwerk Sachsen/v. Baensch Stiftung, Dresden, 1938
  • Elka: „Berühmte Namen. Unvergessene des Dresdner Schauspiels“, Sächsische Neueste Nachrichten, 22. Februar 1956
  • Rf.: „Ein Stück Theatergeschichte mitgestaltet. Drei ‚Vierzigjährige‘ wurden geehrt“, Sächsische Neueste Nachrichten, 14. August 1959
  • zn: „40 Jahre in Dresden. Staatstheater ehren verdiente Mitglieder zum 40jährigen Bühnenjubiläum“, Die Union, 15. August 1959
  • ena: „In meine Hand gebt ihr des Sängers Bogen, der Dichtung vollen Köcher gebt ihr mir …. Antonia Dietrich als Dank für viereinhalb Jahrzehnte an Dresdner Bühnen“, Die Union, 26. Juli 1964
  • -ig: „Vom Gretchen zur alten Dame. Der Dresdner Schauspielerin Antonia Dietrich zum 65. Geburtstag“, Sächsisches Tageblatt, 10. Januar 1965
  • Prof. Dr. Karl Laux: „Von Gretchen bis Claire. Antonia Dietrich gehört fast 50 Jahre zum Dresdner Schauspiel-Ensemble“, Neues Deutschland (Berliner Ausgabe), 11. August 1966
  • -nz: „Vollendete Interpretationskunst“, Sächsisches Tageblatt, 10. Dezember 1966
  • -el.: „Eine große Schauspielerin. Zum 50. Mal ‚Jenny Treibel‘ mit Antonia Dietrich“, Sächsisches Tageblatt, 11. März 1972
  • ku: „Huldigung für eine Künstlerin. Zum 75. Geburtstag Antonia Dietrichs am 8. Januar“, Sächsisches Tageblatt, [?]. Januar 1975
  • Gottfried Schmiedel: „Antonia Dietrich“ [Nachruf], Sächsisches Tageblatt, 24. August 1975
  • Karl Knietzsch: „Erinnerung an eine große Schauspielerin. Zum 10. Todestag von Antonia Dietrich“, Die Union, 22. August 1985
  • I.M.: „Erinnerung“, Schauspiel. Gestaltung und Gestalten. Journal des Staatsschauspiels Dresden, Nr. 5, 1989/90
  • Landeshauptstadt Dresden, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit [Red.: Marlies Koch]: Frauen in Dresden. Dokumente, Geschichten, Porträts, Dresden, 1994
  • Dr. Lothar Ehrlich: „Gretchen, Stella, Julia – ein Leben für das Theater. Gesichter des Dresdner Schauspiels: Erinnerung an Antonia Dietrich“, Sächsische Zeitung, 8. August 1994
  • Ortsverein Loschwitz-Wachwitz, Ortsverein Pillnitz und Elbhangfest e.V. [Hrsg.], Künstler am Dresdner Elbhang, Band 1, Elbhang-Kurier-Verlag, Dresden, 1999
  • Lothar Ehrlich: „Die Unduldsame. Zum 100. Geburtstag von Antonia Dietrich“, Süddeutsche Zeitung, 8. Januar 2000
  • T.P.: „Zum 100. von Antonia Dietrich. 200 Frauenrollen der Weltliteratur“, Dresdner Neueste Nachrichten, 8. Januar 2000
  • Elena de F. Oliveira: Antonia Dietrich (1900–1975). Karriere im Rampenlicht. Vom Gretchen zur Grande Dame. In: Eva-Maria Bast, Elena de F. Oliveira, Melanie Kunze (Hrsg.): Dresdner Frauen: Historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe. Bast Medien, Überlingen 2018, ISBN 978-3-946581-59-8, S. 57–65.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Antonia Dietrich – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Theater, Kunst und Literatur. Komödienhaus. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 6 Uhr Blatt, Nr. 12169/1918, 11. November 1918, S. 3, Mitte links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/waz
  2. Zitiert nach ena: „In meine Hand gebt ihr des Sängers Bogen, der Dichtung vollen Köcher gebt ihr mir … Antonia Dietrich als Dank für viereinhalb Jahrzehnte an Dresdner Bühnen“, Die Union, 26. Juli 1964.
  3. Dietrich, Antonia. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 240f.
  4. Das Grab von Antonia Dietrich. In: knerger.de. Klaus Nerger, abgerufen am 8. September 2019.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Um 1907 Leiter des 1896 gegründeten Österreichisch-ungarischen Musikerverbandes, Mitbegründer des Wiener Tonkünstler-Orchesters und Direktor der Tonkünstler-Vereinigung, später Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft sowie 1914 Initiator des Lehár-Orchesters; Vater von George Hoellering (1897–1980).