Antonius Liber

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Antonius Liber, eigentlich Anton Vrije oder Vrye, (* vor 1470 in Soest; † um 1507) war ein deutscher Humanist des 15. Jahrhunderts.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antonius Liber erhielt mit den späteren Humanisten Rudolf Agricola, Rudolf von Langen (Rodolphus Langius) und Alexander Hegius Unterricht in Groningen bei der Ordensgemeinschaft der Brüder vom gemeinsamen Leben (Kloster Aduard), studierte in Pavia (finanziert von den Klosterbrüdern in Aduard) und war Anfang der 1470er Jahre Lehrer an der Martinsschule und Notarius in Groningen, wo er auch seine Frau Bertha heiratete. Auf Einladung von Graf Moritz von Spiegelberg, der Propst in Emmerich am Rhein war, wurde er Leiter der dortigen Kapitelschule, aber aufgrund des Widerstands der übrigen Kanoniker gegen einen überzeugten Humanisten wie ihn wahrscheinlich 1473 entlassen[1] (sein Nachfolger wurde Alexander Hegius). Er widmete sich in Köln humanistischen Studien (1475/76) und gab drei bei Johann Koelhoff gedruckte Werke zur Förderung der lateinischen Sprache heraus (Aurora grammatices (eine Grammatik), Schriften von Tito Livio Frulovisi, in denen nur ein Epigramm von ihm stammt, und eine Briefsammlung Familiarum epistolarum compendium für Studienzwecke[2]), die er auf einer anschließenden Reise durch Deutschland und dessen Nachbarländer vertreiben wollte. Aufgrund von Kriegszügen von Karl dem Kühnen von Burgund brach er die Reise, die ihn nach Süddeutschland führen sollte, bei Koblenz ab. Er war später wieder Lehrer in den Niederlanden: 1482 ist er Notarius in Kampen und wird dort von Rudolf Agricola besucht. Er blieb dort bis 1499,[3] war dann Lehrer in Amsterdam und in Alkmaar bis zu seinem Tod um 1507. Crecelius zufolge wurde er in den Niederlanden mit ähnlichen Problemen wie zuvor schon in Emmerich konfrontiert. Der Widerstand, der dem überzeugten Humanisten auch hier entgegenschlug, verhinderte eine dauerhafte Anstellung.

Neben den erwähnten Werken hinterließ er vier kurze Gedichte und einen Kommentar zu einer Hymne des Prudentius. Er war Beiträger im lateinisch-deutschen Sachvokabular Gemma gemmarum vocabularius.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm CreceliusLiber, Antonius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 532.
  • Wilhelm Crecelius: De Antonii Liberi Susatensis vita et scriptis commentatiuncula, in: Festschrift zur 34. Versammlung deutscher Philologen in Trier, Bonn 1879, S. 139–150
  • Franz Josef Worstbrock: Liber, Antonius, in K. Ruh (Hrsg.) Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon, Band 5, 1985, Sp. 748
  • Adrie van der Laan: Die lateinischen Briefe des Antonius Liber und des Rodolphus Langius, in: Jos. M. M. Hermans, Robert Peters, Humanistische Buchkultur: deutsch-niederländische Kontakte im Spätmittelalter (1450–1520), Niederlande-Studien 14, LIT, Münster 1997, S. 144f
  • Adrie van der Laan: Anatomie van een Taal: Rodolphus Agricola en Antonius Liber aan de wieg van het humanistische Latijn in de Lage Landen (1469–1485) (Dissertation Groningen 1998)
  • Adrie van der Laan: Antonius Liber Susatensis—Familiarium Epistolarum Compendium, in: Humanistica Lovaniensia, Band 44, 1995, S. 137–167

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Crecelius, ADB, bei van der Laan nicht erwähnt
  2. Auf Bitte von Arnold von Bevelen, der aus Hildesheim stammte und die Martinsschule in Groningen leitete, für seine Schüler zusammengestellt zum Erlernen des Neulatein. Neben Briefen vieler antiker, mittelalterlicher und humanistischer Autoren enthält sie auch sechs Briefe von ihm selbst, von Rudolf Agricola und Rudolf von Langen. Ein Widmungsbrief spricht sich für das Neulatein der Humanisten und gegen das damals noch verbreitete als barbarisch empfundene mittelalterliche Latein aus.
  3. Nach Worstbrock bis 1496
  4. Cf. zur Wörterbuchgruppe der Gemma-Vokabularien die Untersuchung von Nina Pleuger, Der Vocabularius rerum von Wenzeslaus Brack : Untersuchung und Edition eines spätmittelalterlichen Kompendiums. Berlin: de Gruyter, 2005 (Studia linguistica Germanica; 76). Zugl.: Münster, Univ., Diss., 2004.