Araber in Berlin

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Die Araber in Berlin bilden nach den Türken in Berlin die zweitgrößte ethnische Minderheitengruppe in der Stadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Araber in Berlin sind Flüchtlinge. Sie kamen vor allem nach 1975 während des libanesischen Bürgerkriegs und nach der Machtübernahme durch Saddam Hussein im Irak im Jahr 1979 als Asylbewerber in die Bundesrepublik Deutschland. Die Einreise erfolgte zumeist illegal über Ostberlin; die Flüchtlinge erhielten am Flughafen Schönefeld ein Transitvisum für die DDR und fuhren mit Zügen nach West-Berlin weiter, wo sie einen Asylantrag stellten. Die deutschen Behörden kontrollierten die Grenzen aufgrund des Berliner Sonderstatus nicht.[1] In den Statistiken wurden auch verfolgte Kurden als „Staatsbürger des Irak“ erfasst, so dass sich aus ihnen nicht ergibt, wie viele Araber aus dem Irak flohen.

In den 2000er Jahren während der Besetzung des Irak sowie aufgrund des seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkriegs und des seit 2014 andauernden irakischen Bürgerkriegs kamen weitere irakische und syrische Flüchtlinge nach Berlin. Die anderen Araber sind von der Herkunft her zumeist Marokkaner, Algerier, Tunesier und Ägypter.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende Juni 2019 lebten 150.705 Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in der Stadt, die 4,0 Prozent der Bevölkerung ausmachen.[2] Die meisten Berliner mit einem arabischen Migrationshintergrund stammen aus Syrien (43.304 Personen), gefolgt von Libanon (29.561 Personen).[2] Ende Juni 2019 hatten 53.906 in Berlin lebende Deutsche einen arabischen Migrationshintergrund[3], 96.799 Berliner sind Staatsangehörige eines Mitgliedslands der Arabischen Liga[4]. Araber in Berlin sind keine homogene Gruppe. Sie stammen aus über 20 Ländern und leben vor allem in den Stadtteilen (Nord-)Neukölln, Schöneberg, Moabit, Wedding, Gesundbrunnen und Kreuzberg.[5]

Ähnlich wie die türkische Gemeinde sind die Araber vor allem in den innerstädtischen Vierteln West-Berlins konzentriert.

Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zwölf Bezirken

Stand: 30. Juni 2019[2]

Rang Bezirk Anzahl Anteil
1 Neukölln 23.084 7,0 %
2 Mitte 26.555 6,9 %
3 Spandau 12.031 4,9 %
4 Tempelhof-Schöneberg 15.684 4,5 %
5 Reinickendorf 11.351 4,3 %
6 Friedrichshain-Kreuzberg 11.841 4,1 %
7 Charlottenburg-Wilmersdorf 13.705 4,0 %
8 Lichtenberg 10.198 3,5 %
9 Steglitz-Zehlendorf 7.738 2,5 %
10 Treptow-Köpenick 5.565 2,1 %
11 Marzahn-Hellersdorf 5.386 2,0 %
12 Pankow 7.567 1,9 %

Im Fall von Neukölln leben circa 80 Prozent der Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund im gleichnamigen Ortsteil (Nord-)Neukölln, wo sie über 10 Prozent der Gesamtbevölkerung bilden.

Im Fall von Mitte leben die meisten Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zum Bezirk Mitte gehörenden Ortsteilen Moabit, Wedding und Gesundbrunnen, nur wenige im namensgebenden Ortsteil Mitte, der bis zur Wiedervereinigung Deutschlands zu Ost-Berlin gehörte.

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Araber in Berlin sind Muslime. Unter ihnen bilden Sunniten die Mehrheit, aber auch Zwölfer-Schiiten sind vertreten. Daneben finden sich auch Christen verschiedener Kirchen, Anhänger kleinerer Religionsgemeinschaften und Konfessionslose.

In den West-Berliner Bezirken befindet sich bereits seit den 1980er Jahren die größte arabische Gemeinde Deutschlands; dort bestehen mehrere Kultur- und Moscheevereine sowie zahlreiche arabische Restaurants und Geschäfte.[6] An der Freien Universität Berlin gibt es einen Lehrstuhl für Arabistik.

Kriminalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Berlin gibt es laut Ermittlungsbehörden Probleme mit kriminellen arabischen Großfamilien, wie dem Abou-Chaker- oder dem Remmo-Clan. Mitglieder der Clans betreiben als Intensivtäter Schutzgelderpressungen, Drogen- und illegalen Medikamentenhandel. Diese Clan-Angehörigen begehen auch Betrugsdelikte, Leistungsmissbrauch, Raub bzw. Auto- und Ladendiebstahl, Hausfriedensbruch, gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr, schweren Bandendiebstahl sowie Gewalt- bzw. Körperverletzungsdelikte.[7][8][9][10]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ralph Ghadban, Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin, Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 76–78.
  2. a b c Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019. In: statistik-berlin-brandenburg.de, S. 17, (PDF).
  3. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019. In: statistik-berlin-brandenburg.de, S. 13, (PDF).
  4. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019. In: statistik-berlin-brandenburg.de, S. 15, (PDF).
  5. Shahd Wari: Palestinian Berlin: Perception and Use of Public Space. In: Habitat–International. Schriften zur Internationalen Stadtentwicklung, Band 22. Lit-Verlag 2017: S. 67, 74, 259
  6. Ralph Ghadban, Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin, Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 69f., 86–95, 243.
  7. Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: Arabische Clans in Berlin. In: Spiegel TV, 11. Dezember 2016, Video, 53:20 Min.
  8. Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: Innenansichten einer arabischen Großfamilie. Die Familie Rammo ist eine der mächtigsten arabischen Großfamilien Berlins. (Memento vom 21. September 2018 im Internet Archive) In: Spiegel TV, 17. September 2018, Video, 27:33 Min.
  9. Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: Die Immobiliengeschäfte arabischer Clans. In: Spiegel TV, 24. September 2018, Video, 27:34 Min.
  10. Nora Gantenbrink, Andreas Mönnich, Uli Rauss, Hannes Roß, Oliver Schröm, Walter Wüllenweber: Bushido und die Mafia. (Memento vom 26. Juni 2015 im Internet Archive). In: Stern / henri-nannen-preis.de, 10. Oktober 2013, Nr. 42, (PDF; 11 S., 1,5 MB); Artikelankündigung in stern.de.