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Arbon

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Arbon
Wappen von Arbon
Wappen von Arbon
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Arbon
BFS-Nr.: 4401i1
Postleitzahl: 9320
UN/LOCODE: CH ZDD
Koordinaten: 750234 / 264790Koordinaten: 47° 31′ 0″ N, 9° 26′ 0″ O; CH1903: 750234 / 264790
Höhe: 402 m ü. M.
Höhenbereich: 394–431 m ü. M.[1]
Fläche: 6,00 km²[2]
Einwohner: i15'459 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 2577 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
34,7 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.arbon.ch
Arbon: Blick auf Hafen, Seeuferpromenade und Altstadt
Arbon: Blick auf Hafen, Seeuferpromenade und Altstadt

Arbon: Blick auf Hafen, Seeuferpromenade und Altstadt

Lage der Gemeinde
Karte von ArbonEmerzer WeierBiesshofer WeierSchlossweier SGBodenseeKanton St. GallenKanton St. GallenBezirk KreuzlingenBezirk WeinfeldenAmriswilArbonDozwilEgnachHefenhofenHorn TGKesswilRoggwil TGRomanshornSalmsachSommeriUttwil
Karte von Arbon
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Arbon ist eine politische Gemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Bezirks im Kanton Thurgau in der Schweiz. Die Ortschaft[7] liegt am Bodensee und ist aus touristischer Sicht vor allem wegen ihrer Altstadt und ihrer Seepromenade bekannt. Als Wahrzeichen der Stadt gelten Schloss und Schlossturm.

Arbon hat römische Wurzeln und hiess ursprünglich Arbor Felix (lateinisch glücklicher Baum). Heute ist Arbon nach Frauenfeld und Kreuzlingen die drittgrösste Stadt des Kantons. Bis 1997 bildeten die Ortsgemeinden Arbon und Frasnacht die Munizipalgemeinde Arbon.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historisches Luftbild aus 250 m von Walter Mittelholzer von 1925

Arbon liegt auf einer spornförmigen Halbinsel am Südufer des Bodensees zwischen Romanshorn und Rorschach. Südlich grenzt die Gemeinde an das Gebiet des Kantons St. Gallen. Die nächste grössere Stadt ist St. Gallen. Seit 1993 besteht ein Zubringer zur A1. Arbon gehört zum Einzugsgebiet der Stadt St. Gallen, somit ist St. Gallen für die Einwohner von Arbon das Zentrum von Kultur und Nachtleben.

Obwohl die Stadtfläche nur 6,1 km² beträgt, wird sie in sechs verschiedene Quartiere unterteilt. Das Quartier Altstadt liegt zentral, ist mittelalterlichen Ursprungs und wird von vielen engen Gassen durchzogen. Seit einigen Jahren werden Anstrengungen unternommen, die Altstadt verkehrstechnisch zu beruhigen und den Durchgangsverkehr Romanshorn – Rorschach zu verlagern. Etwas erhöht liegt das Quartier Bergli. Es ist nach dem «Bergli» benannt, auf dem es liegt (ungefähr 430 m ü. M.). Das Süd-Quartier umfasst die ehemaligen Arbeitersiedlungen aus der Zeit der Industrialisierung («Neustadt», «Bleiche» und «Stacherholz») und weist eine hohe Wachstumsrate auf. Am dortigen Stadtrand haben sich verschiedene Industriezweige angesiedelt, insbesondere liegt dort das Fabrikationsgelände der Saurer AG. Die Romanshornerstrasse, das Industriegebiet Nordwest und ländliche Gebiete machen den Charakter des Quartiers Scheidweg aus, das in den Ortsteil Frasnacht übergeht. Stachen und Frasnacht sind ehemals selbständige Gemeinden, die 1998 nach Arbon eingemeindet wurden. Die beiden Orte bilden die Quartiere 5 und 6. Stachen ist mittlerweile mit Arbon verwachsen, während es zu Frasnacht noch eine räumliche Trennung gibt.

Im Quartier Scheidweg befindet sich ein etwa zwei Quadratkilometer grosses Naturschutzgebiet entlang des Seeufers. Teilweise befindet sich das Gebiet auf Egnacher Boden.

Bahnhofstrasse Arbon

Arbon liegt am Nordrand des durch den Bodensee begrenzten Schweizer Mittellandes. Dieses Becken wurde durch die letzte Eiszeit (Würm-Kaltzeit) ausgeschliffen und hat als oberste Gesteinsschicht Süsswasser-Molasse. Der Bodensee selbst läuft dem Schweizer Mittelland wie die meisten Schweizer Seen rechtwinklig entgegen, der See ist ein fluvioglazial erodiertes Zungenbecken des eiszeitlichen Rheingletschers, das vom Rhein gefüllt worden ist. Die Ortschaften am See, zu denen auch Arbon gehört, sind im Anstieg der ehemaligen Seitenmoräne zu finden, auf der Schweizer Seite Seerücken genannt.[8]

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die häufigste Wetterlage in dieser Region ist die Westwind-Wetterlage, deren Winde durch die über dem Atlantik aufgenommene Feuchtigkeit vielfach Niederschlag heranführen. Daneben beeinflusst die kalte Bise aus Ost oder Nordost (trockener Kontinentalwind) das Klima stark. Auch wirkt der warme Föhn (Südwind, durch die Topographie der Alpen ausgetrocknet) bis Arbon, da die Stadt in der Nähe der Voralpen liegt (Säntis). Vor allem in den Sommermonaten sind Wärmegewitter häufig, auf dem Bodensee wurden schon Wasserhosen beobachtet. Auch aus diesen Gründen gibt es am Bodensee ein alle drei Anrainerstaaten verknüpfendes Sturmwarnsystem.

Die mittleren Januar-Temperaturen liegen zwischen minus 2 und 0 °C, die mittleren Juli-Temperaturen zwischen 15 und 18 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt zwischen 80 und 100 cm.[8]

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbargemeinden sind im Nordwesten Egnach, im Westen Roggwil TG und im Südosten Steinach SG. Ein kurzer Grenzabschnitt besteht im Südwesten zu Berg SG. Im Norden und im Osten bildet der Bodensee die natürliche Begrenzung der Stadt.

Übersicht:

Roggwil Egnach Bodensee
Roggwil Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Bodensee
Berg Steinach Horn

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte und Antike[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bodenseeufer bei Arbon war seit der Steinzeit besiedelt. Während archäologischer Ausgrabungen 1885 und 1944 konnten Pfahlbausiedlungen der Pfyner Kultur aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit nachgewiesen werden. Die jungsteinzeitlichen Häuser mit ungefähr 21 m² Grundfläche bestanden grösstenteils aus Holz und wurden aufgrund des sumpfigen Bodens auf Pfosten erbaut. Sie standen also nicht wie zuerst angenommen im Wasser.[9] Die spätere bronzezeitliche Siedlung an selber Stelle ist der eponyme Fundort der in der Nordschweiz und Süddeutschland verbreiteten Arbon-Kultur. Zwischen 1993 und 1995 wurden insgesamt 1100 m² der Fundstelle Bleiche 3 vom Amt für Archäologie des Kantons Thurgau freigelegt, welche ergaben, dass das erste Haus der Siedlung im Jahre 3384 v. Chr. gebaut wurde (im Zentrum der Siedlung) und bis 3376 v. Chr. wurde weitere Häuser gebaut, bis die Bauten 3370 v. Chr. einem Brand zum Opfer fielen.[10] Die Pfahlbausiedlung gehört seit 2011 zum UNESCO-Welterbe «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen».[11]

Während der Epoche der römischen Herrschaft über das heutige Schweizer Gebiet bestand wahrscheinlich auf der Höhe des heutigen Bergliquartiers eine befestigte Siedlung. Die Lage auf der erhöhten Position über dem See dürfte von strategischer Bedeutung gewesen sein.[12] Seit 1957 werden in regelmässigen Abständen archäologische Ausgrabungen vorgenommen, um die römische Vergangenheit Arbons zu erforschen. Der lateinische Name Arbons, Arbor Felix, erscheint zum ersten Mal im Itinerarium Antonini aus dem 3. Jahrhundert. Er geht wohl auf die im keltischen Raum verbreitete Ortsbezeichnung «Arbona» zurück. Während das Itinerarium Arbon noch als befestigte Poststation an der Strassenkreuzung der Strecken Vitudurum (Oberwinterthur) – Brigantium (Bregenz) bzw. Constantia (Konstanz) – Curia (Chur) ausweist, zeigt die Tabula Peutingeriana aus dem 4. Jahrhundert Arbon bereits als römisches Kastell. Grund für die Anlage der Befestigung war wohl die Rücknahme der römischen Grenze an die Linie Rhein-Iller-Donau nach der Aufgabe des Obergermanisch-Raetischen Limes nach 260 n. Chr. (siehe Donau-Iller-Rhein-Limes).

Das spätrömische Kastell hatte den Ausgrabungen zufolge eine Grundfläche von ungefähr 10.000 m² zwischen der Südspitze des Hügels Bergli bis zum Seeufer. Die ursprüngliche Wehrmauer war ungefähr 350 m lang. Unter der Martinskirche wurde das Badgelände der Anlage entdeckt, die dortigen Mauern dienten später als Basis für die Kirche. Die Bewohner des Kastells wurden wahrscheinlich zumindest zum Teil auf dem Berglihügel beigesetzt.[12] Laut der um 425 entstandenen Notitia dignitatum war in Arbon die cohors Herculea Pannoniorum unter einem tribunus stationiert; wahrscheinlich war der Ort zudem Stützpunkt der römischen Bodenseeflottille.

Laut dem zeitgenössischen Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus (31,10,20) zog 378 n. Chr. Kaiser Gratian über Arbon nach Osten, um seinen Vetter Valens gegen die Goten zu unterstützen. Als sich die römischen Truppen im späteren 5. Jahrhundert zurückzogen, blieb die keltoromanische Bevölkerung zurück und ging in den einwandernden Alamannen auf. Die Ortsnamen Frasnacht und Feilen deuten aber darauf hin, dass es kurzzeitig eine sprachliche Grenze zwischen der alamannischen und der romanisch sprechenden Bevölkerung gab. Die weltliche Gewalt ging bis weit nach dem römischen Rückzug jedoch weiter von einem Tribun aus, der nun dem Dux der Provinz Raetia prima unterstand.

Vom Mittelalter bis zur Industrialisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansicht der Stadt Arbon auf einem Stich von Matthäus Merian, 1643
Arbon – Gasthaus Römerhof und Reste der Stadtmauer

610 liessen sich irische Mönche aus der Gefolgschaft des Columban von Luxeuil in Arbon nieder. Sie trafen der Überlieferung zufolge auf eine kleine christliche Gemeinde in einer befestigten Siedlung, die von den Quellen als Castrum bezeichnet wird. Einer der Gefolgsleute Columbans war der heilige Gallus, der Gründer des Klosters St. Gallen, welcher 627 in Arbon starb. Auf 720 wird die Errichtung einer ersten Burganlage an der Stelle des heutigen Schlosses angesetzt. Von dieser Burg sind heute noch Grundmauern übrig. Errichtet wurde die Burg von Mitgliedern der fränkischen Waltramsippe. Sie diente einige Jahrzehnte als Herrschaftssitz des im Jahr 744 erstmals erwähnten Arbongaus, der nach der Einführung der Grafschaftsverfassung in Alamannien und Churrätien gebildet wurde.

Das Herzogtum Alamannien wurde im 8. Jahrhundert Teil des Frankenreiches. Kirchlich gehörte Arbon seit dem Frühmittelalter zum Bistum Konstanz. Die dortigen Fürstbischöfe übernahmen das Grafenamt im Arbongau und den dazugehörenden Grundbesitz um Arbon einschliesslich der Burg und liessen sie durch das Ministerialengeschlecht der Herren von Arbon verwalten.[13] 1255 verlieh der Konstanzer Bischof Eberhard von Waldburg der Siedlung Arbon das Markt- und später das Stadtrecht und versah sie mit Mauern und Graben. Im selben Jahrhundert siedelten sich vermehrt Bauern in der Gegend an, es entstanden zahlreiche weitere Gehöfte. Von 1262 bis 1264 und nochmals 1266 residierte der minderjährige Herzog von Schwaben, Konradin, in Arbon, da Bischof Eberhard von Waldburg sein Vormund war. Konradin verlieh Arbon 1266 zum Dank Gericht und Bann. 1282 kaufte Fürstbischof Rudolf I. von Konstanz Arbon wieder zurück. Die Besitztümer der Kirche St. Martin, die fruchtbaren Felder im Umland und der Hafen machten Arbon zu einem wichtigen Verwaltungszentrum der Grundherrschaft des Fürstbistums Konstanz. Kirchlich gehörten zur Gemeinde Arbon bis ins 18. Jahrhundert auch die Dörfer Steinach, Mörschwil, Horn, Goldach, Egnach, Roggwil und Steinebrunn.

Das 14. Jahrhundert war von weiterem Wachstum geprägt. Arbon wurde zu einer wirtschaftlich wichtigen Ortschaft am See, die neben Leinwandproduktion weiterhin Landwirtschaft und Handwerk aufwies. In dieser Zeit verpfändeten die Bischöfe von Konstanz die Herrschaft über Arbon an verschiedene adlige Geschlechter. Zwischen 1322 und 1334 liess Bischof Rudolf von Montfort die verfallene Burg wieder aufbauen. 1335 erhielt Arbon von König Ludwig IV. (dem Bayer) die gleichen Stadtrechte wie die Reichsstadt Lindau.[14] 1390 zerstört ein Brand unbekannter Ursache weite Teile der Altstadt. Ein zweiter Grossbrand von 1494 wurde auf die Brandstiftung der Söhne eines wegen Diebstahls Gehängten zurückgeführt.

1441 löste Fürstbischof Heinrich IV. von Konstanz die Herrschaft Arbon wieder aus der Pfandschaft aus. Bis 1798 wurden die Stadt und ihr Umland danach durch einen bischöflichen Obervogt verwaltet. Als 1460 der habsburgische Thurgau von den Eidgenossen erobert wurde, behielt der Fürstbischof zwar seine Herrschaft, musste jedoch der Eidgenossenschaft spätestens im Schwabenkrieg 1499 den Heerbann und das Besatzungsrecht einräumen. Seither beanspruchten die Eidgenossen die Landesherrschaft über Arbon, die bischöfliche Verwaltung blieb aber unangetastet.

Das Arboner Schloss wurde in seiner heutigen Fassung 1515 von Bischof Hugo von Hohenlandenberg errichtet, wobei der Turm selbst älter ist und auf das Jahr 993 zurückgeht. 1525 traten erstmals Spannungen zwischen der katholischen Kirche und der Arboner Bevölkerung auf, die sich mehrheitlich der Reformation zuwandte. 1537 mussten die Reformierten die Kirche St. Martin wieder den Katholiken zurückgeben und sich auf die Kapelle in Erdhausen beschränken, obwohl nur eine kleine Minderheit beim katholischen Glauben blieb. Die konfessionellen Streitigkeiten dauerten bis ins 18. Jahrhundert. 1712 wurde im Thurgau die Gleichberechtigung der Konfessionen festgelegt und 1728 im Diessenhofener Traktat auch für Arbon durchgesetzt.[15]

→ siehe auch Abschnitt Geschichte im Artikel Frasnacht

Von der Industrialisierung bis zur Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

«Rotes Haus» von 1750

Im 18. Jahrhundert liess sich die Leinwandindustrie in Arbon nieder. Die Firmenpatrone dieser Zeit wie Jakob von Furtenbach II. bauten rund um die Altstadt Villen, beispielsweise das «rote Haus» von 1750.

1798 wurde der Thurgau durch die Eidgenossenschaft in die Freiheit entlassen, kurz darauf aber von französischen Truppen besetzt. Nach der Einführung der Helvetischen Verfassung endete die Zugehörigkeit der Stadt zum Fürstbistum Konstanz endgültig. Der letzte fürstbischöfliche Obervogt, Franz Xaver Wirz von Rudenz, musste die Stadt verlassen. Durch die Mediationsverfassung von 1803 kam Arbon zum neu errichteten Kanton Thurgau. 1803 bis 1815 waren Arbon und die Exklave Horn zu einer Gemeinde vereinigt.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Kleinstadt zum Industriestandort. Dies hauptsächlich dank dem Deutschen Franz Saurer, der seine zehn Jahre zuvor in St. Gallen gegründete mechanische Werkstätte und Eisengiesserei 1863 nach Arbon verlegte. Ab 1888 baute er Stickmaschinen und Verbrennungsmotoren. Noch mehr Personen – nach eigenen Angaben über 4000[16] – beschäftigte zeitweise der US-Amerikaner Arnold Bendix Heine innerhalb und ausserhalb der von ihm 1898–1908 errichteten weltgrössten Stickereifabrik (in den 1920er Jahren liquidiert, 1990 abgebrochen). Infolge der Industrialisierung erhöhte sich die Einwohnerzahl der Gemeinde von 1427 im Jahr 1850 auf 5677 zur Jahrhundertwende und 10'299 im Jahr 1910. Saurer baute ab 1904 auch Lastwagen und schliesslich Webstühle. Am meisten Personen (4513) beschäftigte die Fabrik 1963. Die Produktion ziviler Lastwagen und Busse endete 1983, jene von Militärfahrzeugen 1986. Heute befindet sich die Firma in chinesischem Besitz und stellt nur noch Stickmaschinen her.

1902 ereigneten sich dreitägige italienerfeindliche Krawalle. Bei Heine kam es 1907 zu einem wilden Streik italienischer Hilfsarbeiterinnen, 1908 zu einer fünfmonatigen Aussperrung der Belegschaft. 1910 war fast die Hälfte der Wohnbevölkerung ausländischer, fast ein Viertel italienischer Nationalität.[17] 1911 fand in Arbon eine internationale Sozialistenkundgebung mit angeblich 10'000 Teilnehmern statt.[18] Von den 1920er bis in die 1950er Jahre wurde die Stadt von einer sozialdemokratischen Mehrheit regiert und war in der ganzen Schweiz als «rotes Arbon» bekannt. Dank seiner Seepromenade, die vom «roten Arbon» gegen den Widerstand der bürgerlichen Minderheit gebaut wurde, ist Arbon heute ein beliebtes Ausflugsziel. Die Kriegsjahre bis 1945 führten zu einer Bevölkerungsreduktion. 1945 konnte die Ortsgemeinde Arbon das Schloss käuflich erwerben.[19]

Zur baden-württembergischen Bodensee-Gemeinde Langenargen bestehen besonders seit der Seegfrörni im Jahr 1963 partnerschaftliche Beziehungen.[20] Zum 1. Januar 1998 wurden die Munizipalgemeinde Arbon sowie die Ortsgemeinden Arbon (BFS-Nr. 4401) und Frasnacht (BFS-Nr. 4402) zur politischen Gemeinde Arbon fusioniert.[21] Im August 2005 feierte Arbon sein 750-jähriges Stadtrecht.

Am 19. August 2012 vernichtete ein Grossbrand fünf der alten Saurer-Hallen in der Arboner Industrie. Dabei gab es drei Verletzte zu beklagen. Über 14 Stunden standen 350 Feuerwehrleute aus Arbon und den angrenzenden Gemeinden (auch aus Steinach und Berg SG) im Einsatz. Nach ersten Schätzungen beträgt der Sachschaden mehrere Millionen Franken.[22]

→ siehe auch Abschnitt Geschichte im Artikel Frasnacht

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Arbon

Arbon weist eine Reihe von Sehenswürdigkeiten auf. Besonders die Altstadt, mit ihren mannigfaltig verwinkelten Gassen, hält einiges an mittelalterlicher Geschichte Arbons präsent. Die Gebäude aus den umliegenden Quartieren stammen hauptsächlich aus der Zeit der Industrialisierung.[23] Die Stadt Arbon ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.

Das Arboner Schloss mit Schlossturm gehört mit zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Arbon und ist gleichzeitig ihr Wahrzeichen. Es handelt sich hierbei ursprünglich um eine Burg mit Bergfried. Der deutlich ältere Bergfried ist am grauen Gemäuer zu erkennen und stammt aus dem Jahr 993. Im Herzen der mittelalterlichen Altstadt liegt der eng von Häusern umgebene «Fischmarktplatz» mit einem zentral gelegenen Brunnen. Dort finden von April bis Oktober monatlich Flohmärkte statt.

Denkmal Franz, Adolph und Hippolyt Saurer

Aus der römischen Zeit sind der Wachtturm, der Eckturm des Römerkastells (Kastell Arbon) und Teile der alten Stadtmauer erhalten geblieben. Das mittelalterliche «Haus zur Freiheit» («Römerhof») wurde auf römischen Grundmauern erbaut und 1798 mit Kanonen bestückt, die von Fischingen nach Arbon gebracht wurden. Weiter ist aus der Zeit der Industrialisierung noch das Saurer-Denkmal zu erwähnen, zur Erinnerung an die Firmenpatrone Franz, Adolph und Hippolyt Saurer.

Architektonisch werden die Altstadt (Mittelalter und Barock) und die umliegende Stadt (Jugendstil und moderne Architektur) unterschieden. Als Beispiele aus Mittelalter und Barock seien die Untertorgasse mit den Fischereifresken an den Rückseiten der Hausfassaden erwähnt, ferner das ehemalige Rathaus, das mit einer eigenwilligen Architektur ausgestattet ist: Sein Dachstock bildet durch Überhängen eine Art «Krone». Das Bohlenständerhaus an der Schmiedgasse 5, ein rarer Zeuge mittelalterlichen Hausbaus, wurde im ausgehenden 15. Jahrhundert errichtet, wobei Teile der Grundmauern aus der Zeit um 1300 stammen.

Aus Jugendstil und Romantik sind vor allem die «Heine-Siedlung» sehenswert, das sind ehemalige Arbeiterhäuser der Stickereiindustrie, oder der «Schädlerturm», in dem der Legende nach Löwen gehalten wurden.

Das bedeutendste Baudenkmal der frühen Moderne ist das Strandbad, ein bemerkenswertes Bad im Stil des Neuen Bauens. Zur modernen Architektur gehören das Hotel Metropol,[24] dessen Form auf ein Kreuzfahrtschiff anspielt (soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden), sowie das Hochhaus Saurer, 1960 vom Architekten Georges-Pierre Dubois in Anlehnung an die «Unité d’Habitation» von Le Corbusier entworfen.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arboner Wappen am Rathaus, wo bis Juli 2012 das Bezirksgericht tagte

Blasonierung: In Weiss auf grünem Berg ein roter Baum mit gekreuzten Hauptästen und vier Blättern; darauf in einem grünen Nest zwei junge und stehend ein alter Vogel, ein vierter stürzt ab; alle grau. Im weissen Schildfuss zwei nach links schwimmende blaue Fische.[25]

Das redende Wappen stellt den «glücklichen Baum» (Arbor Felix) am Ufer des Bodensees dar. Das Arboner Stadtwappen ist erstmals für das 14. Jahrhundert belegt und hat im Lauf der Jahrhunderte Ergänzung durch die Fische erfahren. Die im Buch «Die Gemeindewappen des Kantons Thurgau» 1960 publizierte Fassung blieb während Jahrzehnten im Gebrauch, bis das um 1930 geltende Wappen mit Beschluss des Stadtrates 2001 vom Stadtrat reaktiviert wurde.[25]

Über die Anzahl Fische und den herabstürzenden Jungvogel wurde viel spekuliert, allerdings ist die Bedeutung dieser Elemente nicht schlüssig geklärt. Beim Baum könnte es sich um eine Linde, bei den Vögeln um Falken handeln.

Bevölkerung und Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Katholische Kirche St. Martin
Galluskapelle

Zwischen 1860 und 1910 erlebte die Bevölkerung durch die Ansiedlung vielfältiger Industrie einen Wachstumsschub. Zwischenzeitlich wuchs Arbon sogar zur grössten Stadt des Kantons Thurgau an. Während des Zweiten Weltkriegs schrumpfte durch die Nähe Arbons zum Deutschen Reich (auf der gegenüberliegenden Seeseite) und die Flucht der Bevölkerung aus den schweizerischen Randregionen die Bevölkerung markant, erholte sich nach dem Krieg aber rasch wieder.[23]

Durch die Integration der Ortsgemeinde Frasnacht (bestehend aus Stachen, Frasnacht, Kratzern, Speiserslehn und Feilen) erhöhte sich die Bevölkerungszahl 1998 nochmals, und durch weitere Zuwanderung erreichte sie am 31. Dezember 2018 14'533 Einwohner. Damit ist Arbon nach Frauenfeld und Kreuzlingen die drittgrösste Stadt im Kanton. 4680 bzw. 32,2 % waren ausländische Staatsbürger, 4733 (32,6 %) römisch-katholisch und 3478 (23,9 %) evangelisch-reformiert. Die Ortschaft Arbon zählte zu diesem Zeitpunkt 12'394 Bewohner.[7]

Im Jahr 2018 waren 4680 bzw. 32,2 % der Bevölkerung ausländische Staatsbürger.[7] Sie stammen vor allem aus Deutschland, Italien und Ex-Jugoslawien. Die Ortschaft Arbon zählte im Jahr 2018 12'394 Bewohner.[7]

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Arbon[26]
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Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Gemeinden
1824 1850 1870 1888 1910 1941 1970 1990 2000 2010 2018
Politische Gemeinde 12’906 13’512 14’533
Munizipalgemeinde[Anm. 1] 645 927 1919 3073 10’299 8570 13’122 12’415
Ortsgemeinde 1396 2500 9598 7897 12’227 11’043
Quelle [27] [26]

Die Bevölkerung in Arbon teilt sich in folgende Religionen auf:

Religion/Konfession Anteil
evangelisch 45 %
katholisch 45 %
christkatholisch und weitere 4 %
muslimisch 4 %
andere Religionen bzw. keiner Religion zugehörend 2 %

Wie in vielen Orten im Kanton Thurgau sind die Einwohner Arbons zwischen der evangelisch-reformierten und der römisch-katholischen Glaubensrichtung des Christentums aufgeteilt. Davon zeugen die verschiedenen Kirchen: die Kirche St. Martin ist katholisch, ebenso die angrenzende Galluskapelle. Evangelisch ist die reformierte Kirche im Quartier «Bergli» (durch ihre erhöhte Lage weitherum sichtbar und mit Aussicht über die Altstadt versehen). Zudem sind die evangelischen Freikirchen St. Chrischona, die Pfingstgemeinde und die Heilsarmee vertreten. Zudem besteht die Christliche Gemeinde Arbon.

In jüngster Zeit erfolgt eine vermehrte Zuwanderung von Muslimen, hauptsächlich aus Balkanländern, allen voran dem Kosovo.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2020 verschickte Arbon als einzige Gemeinde im Kanton das Büchlein mit den Informationen zu Abstimmungsvorlagen in gemeinsamen Haushalten nur an Männer. Als Grund gab die Gemeinde das Sparen an.[28]

Legislative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

8
1
1
6
2
5
1
6
Insgesamt 30 Sitze

Arbon hat seit 2003 ein Stadtparlament mit 30 Mitgliedern.[29]

Sitzverteilung im Stadtparlament Arbon
Partei 2003 2007 2011 2015 2019 2023
Sozialdemokratische Partei (SP) 7 7 10 8 7 8
FDP.Die Liberalen (FDP) 5 7 6 7 6 5
Die Mitte (bis 2019 CVP) 6 6 4 6 6 6
Schweizerische Volkspartei (SVP) 6 6 8 6 5 6
Xsunder Menschen Verstand (XMV) - - - 1 3 2
Grüne - - - - 2 1
Evangelische Volkspartei (EVP) 2 2 2 2 1 1
Bürgerfraktion Arbon (BFA) - - - - - 1
Die Kleine Liste (DKL) 2 2 - - - -
Zukunftswerkstatt Arbon (ZWA) 2 - - - - -

Exekutive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Regierungsgeschäfte werden in verschiedene Ressorts unterteilt und von einem Stadtrat geführt.

In der Legislaturperiode 2023–2027 besteht der Stadtrat aus den folgenden Personen:[30]

  • René Walther, FDP; Stadtpräsident, Ressort Präsidium
  • Didi Feuerle, Grüne; Vizepräsident, Ressort Bau/Umwelt
  • Luzi Schmid, Die Mitte; Ressort Einwohner/Sicherheit
  • Sandra Eichbaum, XMV (Xsunder Menschen Verstand)[31]; Ressort Soziales/Gesellschaft
  • Daniel Bachofen, SP; Ressort Freizeit/Sport/Liegenschaften

Judikative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bezirksgericht hat seinen Sitz in Arbon. Für die Stadt Arbon besteht ein Friedensrichterkreis, weiter hat Arbon eine eigene Stadtpolizei.

Nationale Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Arbon: SVP 33,2 %, SP 16,0 %, Die Mitte 15,7 %, FDP 10,6 %, Grüne 8,9 %, glp 7,4 %, EVP 2,1 %, EDU 2,1 %.

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arbon hat an der Südwestgrenze ein eigenes Wasser- und Elektrizitätswerk. Dazu ist das nahe gelegene Romanshorn Bezüger von Fern- und Erdgas, wovon auch Arbon profitiert. Das Wasser wird aus dem Bodensee entnommen, gefiltert und anschliessend in einer Wasseraufbereitungsanlage behandelt.

Verschiedenste Fachgeschäfte finden sich in der Arboner Altstadt, daneben gibt es drei Einkaufszentren: «Novaseta» (Coop), «Rosengarten» (Migros) und seit September 2016 am Saurerareal die «Hamel», in der unter anderem (die Post), (Coop Pronto) und (MFit) eingemietet sind.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strasse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arbon hat seit 1993 einen Autobahnzubringer zur A1. Dadurch wurde Arbon verkehrstechnisch besser erschlossen, vor allem Richtung St. Gallen – Zürich und ins Rheintal, davor führte nur eine kurvenreiche Kantonsstrasse nach St. Gallen.

Eisenbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhofsgebäude Arbon, erstellt 1869, Strassenseite (2008)

Mit den Zügen der Seelinie (Rorschach – Romanshorn – Kreuzlingen) ist Arbon im Halbstundentakt mit den Schnellzugbahnhöfen Romanshorn und Rorschach verbunden. Die Stadt ist sowohl durch den Bahnhof Arbon als auch mit der 2007 eröffneten Haltestelle Arbon Seemoosriet erschlossen.[32] Im Jahr 2018 wurde der Bahnhof Arbon von täglich durchschnittlich 1700 Passagieren benutzt. Die Haltestelle Seemoosriet von 430 Passagieren.[33]

Bus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darüber hinaus führen eine Buslinie der Bus Oberthurgau nach Amriswil und das Postauto nach St. Gallen.

Von Arbon via Wittenbach nach St. Gallen führt eine der passagierreichsten Buslinie der Schweiz.[34]

Schifffahrt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eher für touristische Zwecke ist der Schiffsverkehr der Weissen Flotte auf dem Bodensee (auch nach Deutschland) in den Sommermonaten.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saurer-LKW Oldtimer

Arbon ist das wichtigste Industriezentrum des Oberthurgaus. Bedeutendster Arbeitgeber war bis in die 1980er Jahre die Lastwagen-, Stickereimaschinen- und Webmaschinenfirma Adolph Saurer AG. Das Unternehmen wurde 2006 von OC Oerlikon übernommen und ist jetzt in chinesischer Hand, an der Börse Shanghai kotiert.[35] Der grösste Arbeitgeber in der Region waren danach die in der Arbonia (ehemals Arbonia-Forster-Gruppe) zusammengeschlossenen Firmen. Der Konzern mit Sitz in Arbon zählt international rund 6200 Mitarbeiter, führt aber an Ort keine Produktionsgesellschaft mehr.[36]

Weitere mittlere und grössere Unternehmungen wie die Bruderer AG, die Gerberei Gimmel oder die Otto Keller AG haben sich im Laufe der Zeit rund um Arbon angesiedelt. Einen weiteren wichtigen Wirtschaftsfaktor bildet der Tourismus. Arbon vermarktet dabei erfolgreich seine Lage am Bodensee und organisiert jährlich ein eigenes Seenachtsfest.

Im Jahr 2020 bot Arbon 5133 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 0,5 % in der Land- und Forstwirtschaft, 36,4 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 63,1 % im Dienstleistungssektor tätig.[37]

Messen und Märkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jährlich präsentiert sich in zwei Messen die Arboner Wirtschaft: die Frühlingsmesse und die ARWA (Arboner Weihnachtsausstellung). Die Frühlingsmesse findet jeweils im Monatswechsel vom März zum April statt, die ARWA im Monatswechsel vom November zum Dezember. Veranstaltungsort ist jeweils der Seeparksaal. Verschiedene Arboner Firmen nutzen zudem auch die Olma in St. Gallen als Plattform.

Im März und November findet jeweils ein Jahrmarkt mit Karussells und Marktständen statt. Im Volksmund heissen der Frühlings- und Herbstmarkt einfach nur «Jahrmarkt».

Jährlich am Karsamstag findet der Ostermarkt auf dem Fischmarktplatz statt. Dort findet am dritten Samstag im Oktober auch der so genannte Zwiebel- und Kürbismarkt statt. Auch ein Flohmarkt ist von April bis Oktober dort monatlich Teil des Geschehens.

Für den am ersten Samstag im Dezember stattfindenden Christkindlimarkt wird jeweils ein grosser Teil der Altstadt abgesperrt. Es werden ausschliesslich von Hand gefertigte Waren angeboten, vom Schlossturm werden Adventsmelodien gespielt. Eine St.-Nikolaus-Figur belebt dem Weihnachtsmarkt.

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arboner Stadtbibliothek ist in einem Jugendstilhaus («Haus zur Straussfeder») untergebracht und verfügt über 13'000 Medien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (Lektüre der verschiedensten Gattungen, Bilderbücher, Bücher zu Sachthemen, Comics, englische, französische und italienische Bücher, sowie diverse Zeitschriften, Hörbücher und Tonies).

Historische Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Historische Museum hat seinen Sitz im Schloss Arbon.[38] Als grösstes privates Museum im Thurgau zeigt die Dauerausstellung eine Zeitreise durch Arbons 5’500-jährige Geschichte. Jungsteinzeit, Bronze-, Römerzeit, Mittelalter, Leinwandhandel im 18. Jahrhundert und Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert werden mit teils einmaligen Exponaten, in Bildern, Dokumenten und Kurztexten gegenwärtig. Weitere Abteilungen zeigen die Kirchengeschichte, Wohnkultur im Biedermeier, Arbons frühere Wasserversorgung, die Geschichte der Schlossanlage, in Arbon vor bald hundert Jahren hergestellte Handfeuerwaffen, Bodenseegfrörni und Jahrhundert-Hochwasser sowie eine Aussicht vom Schlossturm. Die Abteilungen Urzeit, Römerzeit sowie Thurgauer Waffen und Ortspolizei Arbon wurden mit Hilfe von Fachleuten neu aufgebaut. Mit dem renovierten mittelalterlichen Saal im Erdgeschoss steht der Museumsgesellschaft ein Raum für Sonder- und Wanderausstellungen zur Verfügung.

Die Firma Saurer hatte in Arbon den Produktionsstandort für Lastwagen und Omnibusse. Heute erinnert das Saurer-Oldtimer-Museum an die Saurer-Dynastie und zeigt eine Sammlung von Nutzfahrzeugen der Marken Saurer und Berna sowie Motoren, Schnittmodelle und anderen technische Erzeugnisse. Das Museum liegt unmittelbar am Bodensee im so genannten Seepark-Areal.

Arbonerlied[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das lokalpatriotische Arbonerlied des Komponisten Theodor Zürcher schildert die römische Vergangenheit und gleichzeitig die herausragende Lage am See:

Arbon mein Arbon
Blumenstadt am Bodensee
Bist wie ein Märchen
Hingezaubert von einer guten Fee
Das haben schon die alten Römer erkannt
Darum haben sie Dich ja «Arbor Felix» genannt
So ist bis heut' geblieben
Arbon das wir (so) lieben

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2006 werden in Arbon die Schulen durch drei Primarschulgemeinden und eine Oberstufengemeinde geführt. Die Kindergärten sind den Primarschulen zugeteilt. Arbon hat keine eigene Mittelschule. Sekundarschüler besuchen dafür die Kantonsschule Romanshorn, ausserdem existiert in Kreuzlingen und Rorschach je eine pädagogische Maturitätsschule. In Bezug auf die Erwachsenenbildung gibt es in Arbon die Möglichkeit, sich in der Migros-Klubschule in Arbon fortzubilden.

Sport und Freizeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sportvereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Arbon sind verschiedene Sportvereine vertreten (Unihockeyclub, Mountainbike-Club, Schwimmclub, Tennis-, Tischtennis- und Badmintonclub, Sportschützen, Karateclub, Fischerverein etc.). In schweizerischen Ligen sind vor allem der Fussballclub und der Handballclub präsent. Beide Vereine präsentieren sich in der laufenden Saison mit 1. Mannschaften in höheren Ligen: Die Herrenmannschaft des Fussballclubs in der 2. Liga interregional des SFV. Die Damenmannschaft des Handballclubs spielt in der zweithöchsten Liga (Spar Premium League 2). Die erste Herrenmannschaft des HC Arbons bestreitet die Meisterschaft in der 1. Liga (dritthöchste Schweizer Liga).

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das «Infocenter Arbon» und Umgebung organisiert von Mitte Juni bis Mitte September Führungen durch die Altstadt. Immer Mitte Juni findet das Seenachtsfest statt, es dauert jeweils von Freitagabend bis Sonntagabend. Ein Lunapark bei der Seepromenade und ein nächtliches Feuerwerk gehören zu den Hauptattraktionen. 2009 und 2010 fand anlässlich des Seenachtsfestes die Arboner Talentshow statt. Daraus ist die Jugendkulturplattform 2011, organisiert von der Kinder- und Jugendarbeit Arbon, entstanden. Alljährlich findet ein Open-Air-Kino in den Quaianlagen Arbons zwischen Schloss Arbon und Bodensee statt.

Im August 2009 fand das SummerDays Festival erstmals in Arbon statt. Mit je rund 10'000 Besuchern am Freitag und am Samstag war das Open-Air-Konzert ausverkauft.

Seit 2010 findet alljährlich im Jakob-Züllig-Park das Internationale Kulturenfest Arbon statt.[39]

Im örtlichen Lokal (allgemein bekannt als) Billard Pub finden regelmässig Veranstaltungen mit verschiedenen Musikgruppen statt, unter anderem BACK:N:BLACK (All Girl Tribute Band to AC/DC), Zucker-O (Zucchero Coverband) und Reckless Roses (Guns N’ Roses – Coverband aus Osteuropa).

Freizeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannt ist Arbon für sein Freibad, die «Badi», die in den 1990er-Jahren grundlegend erneuert wurde. Sie bietet neben direktem Zugang zum Bodensee auch beheizte Becken mit 50-m-Schwimmbahnen, eine Riesenrutschbahn und einen 10-Meter-Sprungturm. Daneben gibt es in Arbon mehrere andere Freizeitmöglichkeiten, wie die Seepromenade mit Schlosspark, das Strandbad und den Philosophenweg, einen Spazier- und Radweg dem Bodenseeufer entlang bis nach Egnach. Dort sind auch noch letzte bewaldete Gebiete zu finden, wie das Seemoosholz. Unter anderem befinden sich dort eine Vita-Parcours-Anlage und eine BMX-Radrennbahn.

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Freundschaftliche Beziehungen pflegt Arbon zu:

Deutschland Deutschland Langenargen, seit 1963, im Land Baden-Württemberg auf der gegenüberliegenden deutschen Seeseite
Schweiz Schweiz Binn, seit 1991, im Kanton Wallis, Schweiz

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Personen stehen mit Arbon in Verbindung:

In Arbon geboren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Arbon gewirkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jakob Kellenberger, IKRK-Präsident
Adolph Saurer, Industriepionier (Denkmal)

Ehrenbürgerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dirigent und Komponist Heinrich Steinbeck (1884–1967) hat für seine Verdienste für die Stadt Arbon die Ehrenbürgerschaft erhalten. Am Adolph Saurer-Quai erinnert seit dem 2. Mai 1984 ein Gedenkstein an ihn.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Zeiller: Arbon. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Sueviae (= Topographia Germaniae. Band 2). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 7–8 (Volltext [Wikisource]).
  • Peter Kilian: Arbon. Kleine Stadt am Bodensee in Wort und Bild. Mit Fotos von Willy Biefer. Genossenschaftsdruckerei, Arbon 1964.
  • Stefan Hochuli: Arbon-Bleiche. Die neolithischen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen. Ausgrabungen 1885–1991 (= Archäologie im Thurgau. Band 2). Amt für Archäologie, Frauenfeld 1994, ISBN 3-905405-01-6 (PDF-Download).
  • Stefan Keller: Die Zeit der Fabriken. Von Arbeitern und einer roten Stadt. Rotpunktverlag, Zürich 2001 (= WoZ im Rotpunktverlag), ISBN 3-85869-228-X.
  • Hans Geisser: Geschichten erzählen Geschichte. Ein Streifzug durch Arbons Vergangenheit. Hrsg.: Museumsgesellschaft Arbon. Arbon 2005, ISBN 3-033-00580-2.
  • Hans Geisser: Schatten über der Stadt am See. Arboner Alltag in Krise und Krieg 1930–1945. Hrsg.: Museumsgesellschaft Arbon. Arbon 2010, ISBN 978-3-9523381-3-1.
  • Lisbeth Herger, Heinz Looser: Zwischen Sehnsucht und Schande. Die Geschichte der Anna Maria Boxler 1884–1965. Verlag hier + jetzt, Baden 2012, ISBN 978-3-03919-863-4.
  • Claudius Graf-Schelling, unter Mitarbeit von Sabine Schifferdecker und Bernhard Bertelmann: Roth und röter. 100 Jahre Sozialdemokratische Partei Arbon 1916–2016. Eine Chronik. Sozialdemokratische Partei Arbon, Arbon 2016, ISBN 978-3-033-05588-9.
  • Günter Bäbler: Stickereiverstrickungen: Verfolgung mit der Titanic. In: Titanic Post. Jahrbuch 2020. Titanic-Verein Schweiz, Glattbrugg, ISBN 978-3-7526-8800-9, S. 51–77 (Biografie von Arnold Bendix Heine).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Arbon – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Arbon – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  6. Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. Herausgegeben vom Eidg. Statistischen Bureau. (Memento vom 12. April 2016 im Internet Archive)
  7. a b c d Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  8. a b Ernst Spiess: Schweizer Weltatlas. Hrsg. Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Neuausgabe 1993, S. 10 f.
  9. Albin Hasenfratz: Arbon (1 – Vorrömische Zeit). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. Oktober 2010, abgerufen am 5. Juni 2019.
  10. Stefanie Jacomet, Urs Leuzinger, Jörg Schibier: Die jungsteinzeitliche Seeufersiedlung Arbon-Bleiche 3: Umwelt und Wirtschaft (= Archäologie im Thurgau. Band 12). Departement für Erziehung und Kultur des Kantons Thurgau, Frauenfeld 2004, ISBN 3-905405-12-1 (PDF-Download).
  11. Arbon Bleiche 2 und 3, UNESCO-Welterbe. Abgerufen am 2. Juni 2020 (englisch).
  12. a b Hansjörg Brem: Arbon (2 – Römische Zeit). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. Oktober 2010, abgerufen am 5. Juni 2019.
  13. Harald Derschka: Die Ministerialen des Hochstiftes Konstanz (Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte: Vorträge und Forschungen; Sonderband 45). Thorbecke, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-6755-0, S. 54–64.
  14. Heinrich Gottfried Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen 1863, S. 52.
  15. Kurt Buenzli: Arbon (3 – Frühmittelalter bis 1798). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. Oktober 2010, abgerufen am 5. Juni 2019.
  16. Eric Häusler, Caspar Meili: Swiss Embroidery – Erfolg und Krise der Schweizer Stickerei-Industrie 1865–1929. In: Neujahrsblatt hg. v. Historischen Verein des Kantons St. Gallen, 155/2015, S. 5–103, hier: S. 60.
  17. Kurt Bünzli: Arbon vor dem Ersten Weltkrieg. Wirtschaftlicher und sozialer Wandel in der Kleinstadt (1880–1914). In: Thurgauer Beiträge zur Geschichte. 129/1992, S. 5–120 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.e-periodica.ch%2Fcntmng%3Fpid%3Dtbg-002%253A1992%253A129%253A%253A167~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), hier: S. 46.
  18. Grütlianer. 17. Juli 1911 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.e-newspaperarchives.ch%2F%3Fa%3Dd%26d%3DGTR19110717-01.2.8~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  19. Kurt Buenzli: Arbon (3 – 1798 bis zur Gegenwart). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. Oktober 2010, abgerufen am 5. Juni 2019.
  20. Stefan Keller: Die Zeit der Fabriken. Von Arbeitern und einer roten Stadt. Rotpunktverlag, Zürich 2001 (= WoZ im Rotpunktverlag), ISBN 3-85869-228-X.
  21. Mutation 42a zum Amtlichen Gemeindeverzeichnis der Schweiz, 1986.
  22. tagesanzeiger.ch vom 20. August 2012
  23. a b Willy Biefer, Peter Kilian: Arbon. Kleine Stadt am Bodensee in Wort und Bild. Genossenschaftsdruckerei, Arbon 1964. (Fotos: Willy Biefer; Text: Peter Kilian)
  24. Olaf Gisbertz: „… ein tadellos konstruierter Apparat“ – Das Hotel Metropol in Arbon am Bodensee. In: INSITU, 2017/2. ISSN 1866-959X, S. 297–308.
  25. a b Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  26. a b Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
    Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
    Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022.
  27. Albin Hasenfratz, Hansjörg Brem, Kurt Buenzli: Arbon. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  28. Leo Butie: Arbon TG: Hier erhielten bisher nur Männer das Abstimmungsbüchlein. In: 20 Minuten. 13. November 2020, abgerufen am 13. November 2020.
  29. Webseite Stadt Arbon, Stadtparlament (Memento vom 8. Juli 2015 im Internet Archive)
  30. Stadtrat. Stadt Arbon, 1. Juni 2023, abgerufen am 25. Juni 2023.
  31. Aktuell – XMV – Xsunder Menschen Verstand. Abgerufen am 25. Juni 2023.
  32. Neue Haltestellen in Steinach und Arbon Seemoosriet. THURBO, abgerufen am 8. Juni 2022.
  33. Passagierfrequenz – opendata.swiss. Abgerufen am 8. Juni 2022.
  34. Rosa Schmitz: «Von Zusammenarbeit kann hier nicht die Rede sein»: St.Gallen will die Postauto-Linie 200 kappen – wieder mal: Der Oberthurgau ist verärgert. Abgerufen am 6. November 2022.
  35. Saurer: Verarbeitung von Fasern und Garn. Abgerufen am 15. März 2024.
  36. Arbonia | Der fokussierte Gebäudezulieferer. Abgerufen am 15. März 2024.
  37. Thurgau in Zahlen 2023. Staatskanzlei des Kantons Thurgau, Mai 2023, abgerufen am 15. März 2024.
  38. Ausstellung im historischen Museum (Memento vom 11. Mai 2016 im Internet Archive)
  39. St. Galler Tagblatt: Kulturenfest im Jakob-Züllig-Park. 28. Mai 2011, abgerufen am 21. Dezember 2011.
  40. Baumgartner gelingt Rekordsprung. In: St. Galler Tagblatt vom 14. Oktober 2012

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ab 1857 mit den Ortsgemeinden Arbon und Frasnacht