Archiv des Liberalismus

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Archiv des Liberalismus (ADL)

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Archivtyp Archiv der Politischen Stiftungen / Parteiarchiv
Koordinaten 51° 0′ 17″ N, 7° 34′ 6″ OKoordinaten: 51° 0′ 17″ N, 7° 34′ 6″ O
Ort Gummersbach
Nordrhein-Westfalen
Besucheradresse Theodor-Heuss-Straße 26
51645 Gummersbach
Gründung 1968
Umfang 4,9 km
Alter des Archivguts 19. Jh. – heute
ISIL DE-Gub1 (Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Archiv des Liberalismus)
Träger Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Organisationsform Abteilung der Stiftung
Website www.freiheit.org/buero/archiv-des-liberalismus

Das Archiv des Liberalismus (ADL) der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach besteht seit 1968 und ist damit das älteste der sechs Archive der Politischen Stiftungen in Deutschland.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenansicht des Archivs

Das Archiv ist in Niederseßmar, einem Ortsteil von Gummersbach, beheimatet. Nach 1948 wurden die Unterlagen der Bundesparteileitung der Freien Demokratischen Partei (FDP) in Bonn, am Sitz der FDP-Geschäftsstelle (später Thomas-Dehler-Haus genannt) und zeitweiligen Stiftungszentrale, provisorisch verwahrt. Im September 1949 wurde dort ein Referat für die Chronik der Partei unter der Leitung von Erika Fischer eingerichtet. 1961 wurde mit Friedrich Henning der erste Historiker und Archivar eingestellt.

1968 verkaufte die FDP ihr Politisches Archiv an die Friedrich-Naumann-Stiftung. Die Unterlagen verblieben aber zunächst in Bonn, bevor sie 1983/84 in einem Anbau an die seit 1967 bestehende Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach professionell archiviert und zum hundertsten Geburtstag von Theodor Heuss im Januar 1984 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. 2009 wurden die bisherigen Räumlichkeiten modernisiert; zusätzlich wurde im Mai dieses Jahres ein Archivneubau eingeweiht, der neben einer erheblichen Erweiterung der Magazinfläche auch einen neuen Benutzersaal, einen Besprechungsraum sowie zusätzliche Büros umfasst.[2][3] Von 2009 bis 2013 waren hier auch nach dem Einsturz geborgene Unterlagen des Kölner Stadtarchivs eingelagert.[4] Im November 2018 feierte das Archiv sein 50-jähriges Jubiläum als Teil der Friedrich-Naumann-Stiftung und gab aus diesem Anlass eine Festschrift heraus.[5]

Bestände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plakate aus dem Bestand
Druckschriften aus dem Bestand

Das Archiv sammelt Unterlagen zur Geschichte des organisierten Liberalismus. Es erschließt neben „klassischem“ Aktenmaterial auch Druckschriften, Flugblätter, Plakate und andere Werbemittel, dazu Fotos, Filme, Videos, Tonbänder sowie digitale Medien (u. a. Internetseiten). Der Schwerpunkt der Sammlungen liegt auf Deutschland und der Zeit nach 1945; einige wenige Einzelbestände datieren aus der Weimarer Republik, ganz geringe aus dem späten 19. Jahrhundert. Insgesamt umfassen die Bestände etwa 4,9 laufende Kilometer Akten (Stand: Januar 2020) sowie rund 25.000 Einheiten an audiovisuellem Material (Plakate, Filme, Werbemittel). Zum Archiv gehört auch eine wissenschaftliche Spezialbibliothek mit circa 42.000 Bänden (Bücher, Zeitschriften, Druckschriften, Aufsätze). Der weitaus größte Teil der Bestände ist in einer Datenbank sowie in analogen oder digitalen Findbüchern erschlossen und wird – unter Beachtung der Schutzfristen nach dem Bundesarchivgesetz – den Nutzern bereitgestellt. Die Bestände werden im Archiv gesäubert, in kleinerem Umfang restauriert und gegebenenfalls digitalisiert.

Die ältesten Archivalien im Archiv des Liberalismus sind eine Auslegungsschrift von Martin Luther über den 147. Psalm von 1532, das Hambacher Tuch von 1832 sowie ein Brief von Carl Theodor Welcker aus dem Jahr 1839. Außerdem gibt es das Exemplar eines Bilderbogens zum Frankfurter Wachensturm aus Epinal von 1833 sowie eine Graphiksammlung zur Revolution 1848/49.

Partei- und Organisationsbestände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Kern der Sammlungen bildet das frühere Archiv der FDP-Bundesparteileitung, das 1968 von der Friedrich-Naumann-Stiftung erworben wurde. Später kamen die Unterlagen zahlreicher Landesverbände hinzu. Verwahrt werden im ADL auch die Unterlagen der FDP-Bundestagsfraktion sowie vieler liberaler Landtagsfraktionen. Außerdem wurde im Jahr 1991 – nach der Vereinigung der FDP mit dem Bund Freier Demokraten 1990 – das Zentralarchiv der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) der DDR nach Gummersbach gebracht. Es wird seitdem als Depositum der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) vom Archiv des Liberalismus betreut und erschlossen. Weiterhin findet man in Gummersbach Unterlagen der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit z. B. die Gremien der Stiftung, verschiedener liberaler Vorfeldorganisationen in Deutschland (u. a. der Jungen Liberalen, der Deutschen Jungdemokraten und der Liberalen Frauen).

Durch die Erweiterung des Archivs auf Bestände internationaler und europäischer liberaler Organisationen, insbesondere von Liberal International (LI) oder der European Liberal, Democrat and Reform Party (ELDR) seit 1998, erfolgte im Jahre 2001 eine Umbenennung des „Archivs des Deutschen Liberalismus“ in „Archiv des Liberalismus“.[6]

Personenbestände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außerdem werden im ADL Nachlässe liberaler Politiker, u. a. von ehemaligen Bundestagsabgeordneten und FDP-Bundesvorsitzenden, verwahrt, wie diejenigen des Bundesinnen- und -außenministers Hans-Dietrich Genscher, des Bundespräsidenten und Bundesaußenministers Walter Scheel, des Bundesjustizministers Thomas Dehler oder des Bundeswirtschaftsministers Otto Graf Lambsdorff, des langjährigen FDP-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Mischnick oder der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Liselotte Funcke. Auch sogenannte Vorlässe finden sich im ADL, so u. a. von Bundesinnenminister Gerhart Baum.[7]

Liberalismus-Forschung und politische Bildungsarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einmal jährlich veranstaltet das Archiv ein Kolloquium zur Liberalismus-Forschung, dessen Beiträge den Themenschwerpunkt des nächsten „Jahrbuchs zur Liberalismus-Forschung“ bilden. Hier wird außerdem der Wolf-Erich-Kellner-Preis der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung für herausragende Arbeiten zur Geschichte und zu den geistigen Grundlagen des Liberalismus verliehen.[8] Weitere wissenschaftliche Tagungen sowie Vortragsveranstaltungen in Kooperation mit externen Partnern oder den Länderbüros der Naumann-Stiftung ergänzen das Jahresprogramm.

Das Archiv des Liberalismus führt regelmäßig Kooperationsveranstaltungen mit verschiedenen Universitäten (u. a. Aachen, Gießen, Hagen, Köln, Marburg und Wuppertal) durch und unterhält Bildungspartnerschaften mit Schulen aus dem Oberbergischen Land (Gummersbach, Marienheide).[9]

Das Archiv hat Ausstellungen u. a. über Friedrich Naumann, Karl-Hermann Flach, Walter Scheel sowie die im Genscher-Haus in Halle (Saale) präsentierte Dauerausstellung mitgestaltet.[10]

Gremienarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Archiv des Liberalismus arbeitet mit den anderen Archiven der Politischen Stiftungen zusammen und engagiert sich in der Arbeit des International Council on Archives sowie der Fachgruppe 6 (Parlaments-, Partei und Stiftungsarchive) des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA).[11] Darüber hinaus ist das Archiv bzw. sind seine Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in den Kuratorien der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus und der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv vertreten sowie in der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ und im Arbeitskreis bergischer Archive aktiv.

Leitung und Mitarbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühere Leiter des Archivs waren Friedrich Henning (1961–1982) und Monika Faßbender (1982–2010). Seit 2011 wird das Archiv von dem Wuppertaler Historiker Ewald Grothe geführt. Wissenschaftlicher Referent für die historische Liberalismus-Forschung und den Bereich Public History ist Wolther von Kieseritzky (Potsdam). Am Standort Gummersbach sind Archivarinnen und Archivare, Historiker, Sachbearbeiter, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, technische Mitarbeiterinnen sowie ein Auszubildender tätig.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Archiv des Liberalismus wird das seit 1989 erscheinende „Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung“ mit herausgegeben und redaktionell betreut.[12][13] Außerdem gibt das Archiv in unregelmäßigen Abständen Sammel- und Tagungsbände sowie Public history-Broschüren heraus.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Archiv des Liberalismus (Hrsg.): 50 Jahre Archiv des Liberalismus. Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach 2018, ISBN 978-3-00-061056-1 (PDF; 8,8 MB).
  • Monika Faßbender: Das Archiv des Liberalismus. In: Anja Kruke/Harry Scholz (Hrsg.): Die Archive der Politischen Stiftungen in der Bundesrepublik Deutschland – Ein Archivführer. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 2010, ISBN 978-3-86872-439-4, S. 95–111.
  • Ewald Grothe: Die Archive der Politischen Stiftungen als Teil der rheinischen Archivlandschaft. In: Archiv-Landschaft Rheinland. 49. Rheinischer Archivtag, 18.–19. Juni 2015 in Pulheim-Brauweiler. Beiträge. Rudolf Habelt Verlag, Bonn 2016 (= Landschaftsverband Rheinland, LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum. Archivhefte, Bd. 46), ISBN 978-3-7749-3997-4, S. 105–117.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Archiv des Liberalismus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Archiv des Liberalismus hat Geburtstag. Abgerufen am 21. Juni 2020.
  2. Anna Maria Beekes: Eine wahre Schatzkiste im Keller. In: Kölnische Rundschau vom 3. April 2008.
  3. Referenzen: THA – Archiv des Liberalismus. Metallbau Altwicker GmbH, abgerufen am 21. Juni 2020.
  4. Jürgen Frölich: 50 Jahre „Archiv des Liberalismus“. In: Archiv des Liberalismus (Hrsg.): 50 Jahre Archiv des Liberalismus. Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach 2018, ISBN 978-3-00-061056-1, S. 7–18.
  5. Jürgen Frölich, Ewald Grothe, Susanne Ackermann (Bearb.): 50 Jahre Archiv des Liberalismus. Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach 2018, ISBN 978-3-00-061056-1.
  6. Chronik der Stiftung | Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. In: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. (Online [abgerufen am 22. Dezember 2017]).
  7. Ewald Grothe: Nachlässe in den Archiven der Politischen Stiftungen. In: Clemens Rehm/Monika Storm/Andrea Wettmann (Hrsg.): Nachlässe – Neue Wege der Überlieferung im Verbund. Gemeinsame Frühjahrstagung FG 1 und FG 6 für alle Fachgruppen im VdA. 7. Mai 2013, Staatsarchiv Chemnitz. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2014 (= Veröffentlichungen des Sächsischen Staatsarchivs, Reihe A, Bd. 17), ISBN 978-3-95462-388-4, S. 63–74.
  8. Informationen und Ausschreibung des Preises der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung.
  9. Bildungspartnerschaften in NRW.
  10. Silvia Zöller: Ehrung für Hans-Dietrich Genscher: „Einmalig für Halle“. In: Mitteldeutsche Zeitung. (Online [abgerufen am 23. Januar 2018]).
  11. VdA – Fachgruppe 6: Archive der Parlamente, politischen Parteien, Stiftungen und Verbände (Memento vom 19. März 2020 im Internet Archive); Ewald Grothe: Aufgaben und Selbstverständnis des Archivs des Liberalismus. In: Archiv des Liberalismus (Hrsg.): 50 Jahre Archiv des Liberalismus. Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach 2018, ISBN 978-3-00-061056-1, S. 23–35.
  12. Archiv des Liberalismus [Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit]. Clio-online – Historisches Fachinformationssystem e.V., 21. Juni 2020, abgerufen am 21. Juni 2020.
  13. Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung. In: H-Soz-Kult. Humboldt-Universität zu Berlin, 21. Juni 2020, abgerufen am 21. Juni 2020.