Atypischer Gesichtsschmerz

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Klassifikation nach ICD-10
G50.1 Atypischer Gesichtsschmerz
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der atypische Gesichtsschmerz, auch anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz genannt, ist eine Ausschlussdiagnose, die in den 1920er Jahren eingeführt wurde, um eine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen der Trigeminusneuralgie und anderen Schmerzformen im Gesicht-Schädelbereich zu haben. Es handelt sich dabei um einen Schmerz, der kontinuierlich vorhanden ist, einen dumpf-drückenden Charakter aufweist und meist einseitig auftritt.

Epidemiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entsprechend der Kriterien der International Headache Society (IHS, Klassifikation 1988) wird das Vorliegen der folgenden Kriterien zur Diagnosestellung gefordert:

  • keine organische Läsion nachweisbar
  • täglich auftretender Schmerz, der den größten Teil des Tages vorhanden ist
  • Schmerz ist einseitig in einem umschriebenen Gebiet lokalisiert
  • dumpf-drückender Charakter
  • keine Gefühlsstörungen oder andere neurologische Defizite vorhanden
  • apparative Untersuchungen des Gesichtsbereichs sind unauffällig

Der Schmerz kann im Verlauf der Erkrankung die Seite wechseln oder beidseitig auftreten. Es handelt sich um einen Dauerschmerz, der sehr häufig im Bereich des Oberkiefers, des Auges, der Nase und der Stirn lokalisiert ist. Nachts sind die Betroffenen meist verschont, das heißt, der Schmerz stört den Schlaf nicht. Definitionsgemäß können einschießende Schmerzen und Triggerpunkte (wie bei der Trigeminusneuralgie) nicht vorhanden sein.

Pathogenese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pathogenese ist unklar, nicht zuletzt, weil sich hinter dieser Diagnose verschiedene Schmerzsyndrome versammeln. Es bestehen folgende Hypothesen zur Pathogenese:

  • psychogene Ursache (Lascelles et al., 1996; Feinmann et al., 1984)
  • Verletzung terminaler Nerven nach multiplen ausgedehnten Operationen im HNO- und MKG-Bereich.
  • Nach lokalen operativen Eingriffen kann sich die atypische Odontalgie entwickeln, bei der ein dem Phantomschmerz entsprechender Pathomechanismus vermutet wird (Türp et al., 2001).
  • Atypischer Gesichtsschmerz als Teil eines generalisierten Schmerzsyndroms.

Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es müssen alle anderen Ursachen eines Schmerzsyndroms im Gesicht ausgeschlossen werden. Der atypische Gesichtsschmerz stellt (lediglich) eine Ausschlussdiagnose dar.

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es können keine Empfehlungen ausgesprochen werden, die auf hoher Evidenz basieren. Folgendes Wissen um eine optimale Therapie spiegelt den aktuellen Stand der Dinge wider:

Bei der medikamentösen Therapie mit Analgetika ist darauf zu achten, dass sie sinnvoll und dosiert eingesetzt werden, da die Gefahr eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes nicht zu vernachlässigen ist.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]