August Wessing

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August Wessing (* 18. Januar 1880 in Gescher; † 4. März 1945 in Dachau) war ein katholischer Geistlicher. Er wurde im KZ Dachau zu Tode gequält.

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

August Wessing war zweitältestes von sieben Kindern des Bauern Johann Bernhard Wessing und dessen Frau Maria Katharina, geb. Böing. Er besuchte das Gymnasium in Coesfeld und studierte anschließend katholische Theologie im Priesterseminar in Münster. Dort wurde er am 25. Mai 1907 im Hohen Dom von Bischof Hermann Jakob Dingelstad zum Priester geweiht.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine erste Anstellung führte ihn nach der Priesterweihe als Kaplan nach St. Antonius in Recklinghausen, wo er sich dank seiner bereits im Studium erworbenen polnischen Sprachkenntnisse intensiv in der Polenseelsorge betätigte und zusätzlich auch noch die tschechische Sprache erlernte, um möglichst vielen zugewanderten ausländischen Arbeitern und ihren Familien als Seelsorger beistehen zu können.[1] Nach ungewöhnlich langer Zeit auf dieser Stelle ernennt ihn Bischof Johannes Poggenburg am 25. September 1924 zum ersten Kaplan an St. Felizitas in Lüdinghausen[2]; am 9. März 1932 erfolgt Wessings Ernennung zum Pfarrer von St. Lambertus in Hoetmar und 1939 zusätzlich die Ernennung zum Dechanten des Dekanates Freckenhorst.

Verfolgung durch den Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl Wessing eher als unpolitischer Mann galt, wurde bereits 1937 nach einer Osterpredigt durch das Sondergericht beim Oberlandesgericht Hamm gegen ihn ermittelt. Obschon der NSDAP-Ortsgruppenleiter und Dorfpolizist als Zeuge der Anklage fungierte, wurde das Verfahren eingestellt. Nachdem entgegen den Bestimmungen des Reichskonkordats der Religionsunterricht aus der Volksschule in Hoetmar verbannt worden war, richtete Wessing im Wirtschaftsgebäude des Pfarrhauses zwei Schulklassen für einen von der Pfarrei organisierten Religionsunterricht ein.[3] 1941 wurde er wegen eines Ausfluges der Jungfrauenkongregation zur Gestapo nach Münster zum Verhör vorgeladen und verwarnt. Im gleichen Jahr nahm die Gestapo bei Wessing eine Hausdurchsuchung vor, weil er die kritischen Predigten seines Bischofs Clemens August Graf von Galen in Kopien verbreitet hatte. Wessings Einsatz für polnische und russische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter führte im darauffolgenden Jahr zu einer weiteren Anzeige.

„Ich bin Seelsorger und kann in dieser Eigenschaft keinem Menschen, auch keinem Polen, Russen oder Juden gegenüber feindselig eingestellt sein.“

Wessing zur Gestapo, 1942: [4]

Verhaftung und Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Wessing eine Ordensschwester beauftragt hatte, für ein aus seiner Heimat verschlepptes ukrainisches Mädchen Kleidungsstücke anzufertigen, wurde er am 18. Juli 1942 von der Gestapo unter dem Vorwurf der offenen Feindbegünstigung verhaftet und im Gefängnis von Münster inhaftiert. Obwohl der Gemeinderat von Hoetmar bei der Gestapo für seine Freilassung intervenierte, wurde Wessing noch am Tage nach der Eingabe ins KZ Dachau abtransportiert, wo er am 2. Oktober 1942 eintraf. Die dortige Zwangsarbeit schwächte ihn im Laufe der nächsten Monate so sehr, dass er Ende Februar 1945 an Fleckfieber erkrankte und am 4. März 1945 verstarb.[5] Andere Priester erreichten durch Bestechung, dass der Leichnam des Geistlichen gesondert im Krematorium des KZ Dachau eingeäschert wurde und sie die Asche bis nach Kriegsende verstecken konnten. Im Mai 1945 brachte ein Priester die sterblichen Überreste Wessings nach Hoetmar zurück, wo die Gemeinde St. Lambertus am 25. Mai 1945 in einem feierlichen Requiem von ihrem Pfarrer Abschied nahm. Die Urne wurde in den Sockel des großen Kreuzes auf dem Friedhof von Hoetmar eingelassen.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die katholische Kirche hat August Wessing als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

In Gescher, Recklinghausen und Warendorf wurden Straßen sowie in Warendorf-Hoetmar zudem eine Grundschule nach August Wessing benannt. Seine Portraitbüste findet sich außerdem auf dem 1997 von Bert Gerresheim gestalteten Portal der Versöhnung in der Marienbasilika in Kevelaer, wo der Künstler Verfolgte des Nationalsozialismus dargestellt hat.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schematismus der Diözese Münster 1938, Verlag der Regensberg’schen Buchhandlung, Münster 1938, S. 102.
  • Christian Frieling: Priester aus dem Bistum Münster im KZ. 38 Biographien. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1992 ISBN 3-402-05427-2 S. 198–200.
  • Ulrich von Hehl (Hrsg.): Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung. Ferdinand Schöningh, Paderborn, 3. Aufl. 1996 ISBN 3-506-79839-1 Bd. 2, S. 1109.
  • Christian Frieling, Art.: Dechant August Wessing, in: Helmut Moll (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Paderborn u. a. 1999, 8. erweiterte und aktualisierte Auflage 2024, Bd. I, S. 542–545.
  • Bernhard Frings, Peter Sieve: Zwangsarbeiter im Bistum Münster. Kirchliches Handeln im Spannungsfeld von Arbeitseinsatz, Seelsorge und Krankenpflege. Dialogverlag, Münster 2003 ISBN 3-933144-64-7 S. 158f., S. 349.
  • Hans-Karl Seeger: Wessing, August. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 21, Bautz, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-110-3, Sp. 1555–1558.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Frieling: Priester aus dem Bistum Münster im KZ. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1993, S. 198.
  2. Schematismus der Diözese Münster 1925, Westfälische Vereinsdruckerei vorm. Coppenrathsche Buchdruckerei, Münster i. W., 1925, S. 100.
  3. Christian Frieling: Priester aus dem Bistum Münster im KZ. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1992, S. 199.
  4. Heinz Boberach, Berichte des SD und der Gestapo über Kirchen und Kirchenvolk in Deutschland 1934–1943 Mainz 1971, S. 709. Ein Anklagepunkt: er hatte sich mit Zivilarbeitern auf polnisch unterhalten.
  5. Christian Frieling: Priester aus dem Bistum Münster im KZ. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1992, S. 200

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]