Aurora von Königsmarck

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Aurora Gräfin von Königsmarck

Maria Aurora Gräfin von Königsmarck (* 28. April 1662 in Stade; † 16. Februar 1728 in Quedlinburg) war eine deutsche Adelige und Dichterin. Sie entstammte dem altmärkischen Adelsgeschlecht Königsmarck. Sie war Mätresse Augusts des Starken und danach Pröpstin des Stiftes Quedlinburg. Voltaire soll sie neben Katharina II. als „die berühmteste Frau zweier Jahrhunderte“ bezeichnet haben.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maria Aurora war die Tochter des Grafen Conrad Christopher von Königsmarck (1634–1673) und seiner Frau Maria Christina von Wrangel (1628–1691), deren Halbbruder der schwedische Reichsmarschall Carl Gustaf Wrangel, Graf von Salmis, war. Ihre Kindheit verbrachte sie größtenteils auf Schloss Agathenburg. Sie besuchte seit ihrem 15. Lebensjahr in Begleitung ihrer Mutter die Höfe Deutschlands und Schwedens. Nach deren Tod 1691 lebte sie längere Zeit in Hamburg bei ihrer dort verheirateten jüngeren Schwester Amalie Wilhelmine von Königsmarck. Drei Jahre später, 1694, ging sie nach Dresden, um mit Hilfe Augusts des Starken ihren Bruder Philipp Christoph von Königsmarck zu retten, der seit dem 1. Juli im Schloss der Welfen zu Hannover verschwunden war,[2] oder aber wenigstens Gewissheit über seinen Tod und den Verbleib seiner Erbschaft zu erlangen.

Durch ihre Schönheit gewann sie das Interesse des acht Jahre jüngeren Kurfürsten, der seit 1693 mit Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth verheiratet war, und wurde dessen erste offizielle Mätresse. Wenige Tage nach der Geburt seines einzigen ehelichen Sohnes gebar sie am 28. Oktober 1696 in Goslar den gemeinsamen Sohn Moritz, der später in französischen Diensten als Marschall und Feldherr Moritz Graf von Sachsen zu Ehren kam. Bald nach der Geburt kühlte Augusts Zuneigung zu ihr ab und Aurora zog sich in die Abtei zu Quedlinburg zurück. Hier wurde sie im Januar 1698 zur Koadjutorin und zwei Jahre später zur Pröpstin ernannt, lebte aber trotzdem abwechselnd in Berlin, Dresden und Hamburg.

1702 übernahm sie eine diplomatische Mission in das schwedische Heerlager von Würgen (Virga) in Kurland, um Karl XII. günstiger für August den Starken zu stimmen. Diese schlug jedoch fehl, da sie keinen Eindruck auf den schwedischen König machte. Nach dem Altranstädter Frieden begab sie sich wieder in ihr Stift, wo sie am 16. Februar 1728 starb.

Die Grabstätte Aurora von Königsmarcks befindet sich in der Stiftskirche St. Servatius. Von der Krypta führt eine Treppe in die so genannte Fürstengruft, deren Raumklima dazu beiträgt, Leichen zu mumifizieren. Dort befinden sich neben dem Sarg Aurora von Königsmarcks auch die Särge der Äbtissinnen Anna II. zu Stolberg, Anna III. zu Stolberg-Wernigerode und Marie Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf.

Bildung und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maria Aurora von Königsmarck besaß eine vielseitige Bildung. Sie verfasste literarische Werke im „galanten Stil[3], trat in Theaterstücken auf und war Virtuosin auf der Laute und Viola da gamba.[4]

Der Dichter Georg Christian Lehms widmete Maria Aurora von Königsmarck sein Lexikon Teutschlands galante Poetinnen (1715). Darin bezeichnet er sie als „geistreich und gelehrt“, voller Klugheit und Verstand.[5] Auch der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire fand lobenswerte Worte für Aurora von Königsmarck. In seiner Histoire De Charles XII nennt er sie „eine der liebenswürdigsten Personen von Europa“, die aufgrund ihrer Scharfsinnigkeit und Schönheit weit bekannt sei, und die zudem das Geschick besessen habe, „Sprachen von allerhand Ländern, die sie nie gesehen hatte, dermassen nette zu reden, als wenn sie daselbst gebohren worden“. Zum Zeitvertreib soll sie etwa Französische Verse verfasst haben, die so eloquent, geschrieben waren, dass man „für deren Verfasser wohl einen zu Versailles gebohrenen hätte halten sollen“.[6]

Voltaire soll Maria Aurora von Königsmarck auch als die „berühmtesten Frau zweier Jahrhunderte“ bezeichnet haben, wie zumindest der Schriftsteller Friedrich Cramer (1779–1836) im Vorwort zu seinem Buch Denkwürdigkeiten der Gräfin Maria Aurora von Königsmark und der Königsmarkschen Familie (1836) schreibt. Ob es sich bei diesem vielzitierten Ausspruch tatsächlich um eine Aussage Voltaires handelt, konnte bisher aufgrund fehlender Primärquellen nicht geklärt werden.[7]

Maria Aurora von Königsmarck verfasste unter anderem Gedichte, Drama, Prosa und literarische Briefe. Von 60 Gedichten, die ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden können, ist eines auf Schwedisch verfasst, drei sind auf Lateinisch geschrieben, 17 auf Französisch und 39 auf Deutsch.[8] Eine umfangreiche Auflistung der Werke von und über Maria Aurora von Königsmarck hat der Literaturwissenschaftler Stephan Kraft im Sammelband Maria Aurora von Königsmarck. Ein adeliges Frauenleben im Europa der Barockzeit (2015) zusammengetragen.[9]

In verschiedenen Quellen (z. B. Woods/Fürstenwald, Palmblad) wird Maria Aurora von Königsmarck die Verfasserschaft des Singspiel-Libretto Die drey Töchter Cecrops (1680) zugeschrieben.[10][11] Ihre Urheberschaft an diesem Werk schließt der Mediävist Ulrich Seelbach jedoch aus.[12] Ebenfalls fälschlicherweise zugeschrieben wurden ihr eine englische Übersetzung eines Berichts über den Tod ihres Bruders Philipp Christoph von Königsmarck (A Home Truth. Being Memories of the Love and State-Intrigues of the Court of Hannover...), sowie ein Buch mit Schönheitstipps in Cosmetischen Briefen.[8]

Der Hamburger Barockkomponist Reinhard Keiser widmete ihr zwei seiner Opern.[13] Der schwedische Dichter Carl Snoilsky schilderte ihr Lebensschicksal in einem langen Gedicht, das in der Gedichtsammlung Svenska bilder (Schwedische Bilder) enthalten ist.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lyrik (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A la table des Dieux Mercure (frz. & dt., In: Cramer 1836, Band 2, S. 95–96)
  • Alexandre n’eut point de maitre (frz., In: Cramer 1836, Band 2, S. 102).
  • Als Cinthia ihr schönstes Licht (dt., In: Cramer 1836, Band 2, S. 97–99).
  • Die Lieb entzündt die Hertzen (dt., In: Eberti 1706, S. 209–210).
  • Un roi d’une auguste origine (frz., In: Cramer 1836, Band 2, S. 99–100).

Dramatik (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fastnachts-Lust/ Beym Schluss Des von Ihrer Churfl. Durchl. zu Sachsen/ und Burggrafen zu Magdeburg/ u. Herrn/ Herrn Friedrich Augusto angestellten prächtigen Carnevals, von Dames und Cavaliers vorgestellt In Dresden 1697. Riedel, Dresden, 1697.[9] (Digitalisat)
  • Prolog zu Jean Racines Iphigénie. Prologue: Le theatre represente le Palais de l’histoire. Stockholm 1680?.[9] (Digitalisat)

Prosa (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aurora Gräfin von Königsmarck (vor 1728)
  • Rieke Buning, Beate-Christine Fiedler, Bettina Roggmann (Hrsg.): Maria Aurora von Königsmarck. Ein adeliges Frauenleben im Europa der Barockzeit. Köln 2015, ISBN 978-3-412-22386-1.
  • Karlheinz BlaschkeKönigsmarck, Aurora Gräfin von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 359 f. (Digitalisat).
  • Friedrich Cramer: Denkwürdigkeiten der Gräfin Maria Aurora von Königsmark und der Königsmarkschen Familie (Band 1). Brockhaus, Leipzig 1836. (Digitalisat)
  • Friedrich Cramer: Denkwürdigkeiten der Gräfin Maria Aurora von Königsmark und der Königsmarkschen Familie (Band 2). Brockhaus, Leipzig 1836. (Digitalisat)
  • Otto Julius von Corvin-Wiersbitzki: Biographien historisch berühmter Maitressen: Maria Aurora, Gräfin von Königsmark, Leipzig 1848. (Digitalisat der Zweiten Auflage von 1890)
  • Bernd Feicke: Glockengeläut für Prinz Eugen im Reichsstift Quedlinburg 1704 : zur Diplomatie der Aurora von Königsmarck. In: Harz-Zeitschrift. Band 48/49, 1996/97 [1998], S. 211–217.
  • Beate-Christine Fiedler: Maria Aurora von Königsmarck als gefeierte Barockdichterin, in: Quedlinburger Annalen, 8. Jahrgang 2005, ISSN 1436-7432
  • Beate-Christine Fiedler: Maria Aurora von Königsmarck, die schwedische Gräfin aus Stade, in: Stader Jahrbuch 1991/92, Stade 1993, ISSN 0930-8946
  • Heinrich Theodor FlatheMaria Aurora Gräfin von Königsmark. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 526–528.
  • Otmar Hesse: Eine europäische Familie mit Bezügen zu Goslar und Quedlinburg. Gräfin Aurora von Königsmarck. Graf Moritz von Sachsen. George Sand. Eigenverlag Otmar Hesse, Goslar 2019, Broschur A 4, ISBN 978-3-00-062315-8.
  • Angelika Jordan: Aurora von Königsmarck. Bergisch Gladbach 1974.
  • Sylvia Krauss-Meyl: „Die berühmteste Frau zweier Jahrhunderte“: Maria Aurora Gräfin von Königsmarck. 3. Auflage. Pustet, Regensburg 2012, ISBN 3-7917-1814-2
  • Vilhelm Frederik Palmblad: Aurora Königsmark und ihre Verwandten. 4 Bände, Leipzig 1848.
  • Dorothea Schröder: Maria Aurora von Königsmarck. Eine schwedische Gräfin aus Stade. Stade 2011, ISBN 978-3-87697-100-1.
  • Georg Christian Lehms: Teutschlands galante Poetinnen Mit Ihren sinnreichen und netten Proben; Nebst einem Anhang Ausländischer Dames, So sich gleichfalls durch Schöne Poesien Bey der curieusen Welt bekannt gemacht, und einer Vorrede. Daß das Weibliche Geschlecht so geschickt zum Studieren, als das Männliche. Hocker / Heinscheidt, Frankfurt am Main 1715 (Digitalisat)
  • Voltaire: Histoire De Charles XII. Roi De Suède. Revis, Basel 1731. S. 89–90. (Digitalisat der Dritten Auflage von 1733)
  • Wilhelm Friedrich Palmblad: Aurora Königsmark und ihre Verwandten. Zeitbilder aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Band 5. Brockhaus, Leipzig 1848, S. 6.
  • Ulrich Seelbach: Oper und Roman in Ansbach. Zur Literatur einer fränkischen Residenzstadt gegen Ende des 17. Jahrhunderts. In: Klaus Garber (Hrsg.): Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1998, S. 509–537.
  • Christian Franz Paullini: Hoch- und Wohl-gelahrtes Teutsches Frauenzimmer. Abermahl durch Hinzusetzung unterschiedlicher Gelehrter, wie auch Etlicher Ausländischer Damen hin und wieder um ein merckliches vermehret. Stößel, Frankfurt am Main / Leipzig 1712, S. 87–88. (Digitalisat)
  • Johann Caspar Eberti: Eröffnetes Cabinet Deß Gelehrten Frauen-Zimmers. Darinnen Die Berühmtesten dieses Geschlechtes umbständlich vorgestellet werden. Frankfurt am Main / Leipzig 1706, S. 209–210. (Digitalisat)
  • Stephan Kraft: Maria Aurora von Königsmarck (1662–1728). Verzeichnis der gedruckten Werke. In: Rieke Buning, Beate-Christine Fiedler, Bettina Roggmann (Hrsg.): Maria Aurora von Königsmarck. Ein adeliges Frauenleben im Europa der Barockzeit. Böhlau, Köln 2015, ISBN 978-3-412-22386-1, S. 331–349.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Cramer: Denkwürdigkeiten der Gräfin Maria Aurora von Königsmark und der Königsmarkschen Familie. Band 1. Brockhaus, Leipzig 1836, S. V.
  2. Hans Joachim Böttcher: Christiane Eberhardine. Prinzessin von Brandenburg-Bayreuth, Kurfürstin von Sachsen und Königin von Polen – Gemahlin Augusts des Starken. Dresdener Buchverlag, 2011, ISBN 978-3-941757-25-7, S. 76 ff.
  3. Isabelle Stauffer: Das Billet im Brief und die Fabel vom Nymphenbad. Der galante Brief am Beispiel von Aurora von Königsmarck. In: Norman Kasper, Jana Kittelmann, Jochen Strobel und Robert Vellusig (Hrsg.): Die Geschichtlichkeit des Briefs. Kontinuität und Wandel einer Kommunikationsform. De Gruyter, Berlin / Boston 2021, ISBN 978-3-11-069304-1, S. 101–113.
  4. Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 10. Leipzig / Wien 1885, S. 2.
  5. Georg Christian Lehms: Teutschlands galante Poetinnen Mit Ihren sinnreichen und netten Proben; Nebst einem Anhang Ausländischer Dames, So sich gleichfalls durch Schöne Poesien Bey der curieusen Welt bekannt gemacht, und einer Vorrede. Daß das Weibliche Geschlecht so geschickt zum Studieren, als das Männliche. Hocker / Heinscheidt, Frankfurt am Main 1715, S. 1 ff.
  6. Voltaire: Leben Carls XII. Königs von Schweden. Stockholm 1733, S. 83.
  7. Rieke Buning, Beate-Christine Fiedler, Bettina Roggmann (Hrsg.): Maria Aurora von Königsmarck. Ein adeliges Frauenleben im Europa der Barockzeit. Böhlau, Köln 2015, S. 10.
  8. a b Stephan Kraft: „Denn selbst Appollens Kunst wird hier ein Schatten heissen“ – Zum sichtbaren-unsichtbaren literarischen Werk der Gräfin Maria Aurora von Königsmarck. In: Rieke Buning, Beate-Christine Fiedler, Bettina Roggmann (Hrsg.): Maria Aurora von Königsmarck. Ein adeliges Frauenleben im Europa der Barockzeit. Böhlau, Köln 2015, ISBN 978-3-412-22386-1, S. 59–74.
  9. a b c d Stephan Kraft: Maria Aurora von Königsmarck (1662–1728). Verzeichnis der gedruckten Werke. In: Rieke Buning, Beate-Christine Fiedler, Bettina Roggmann (Hrsg.): Maria Aurora von Königsmarck. Ein adeliges Frauenleben im Europa der Barockzeit. Böhlau, Köln 2015, ISBN 978-3-412-22386-1, S. 331–349.
  10. Jean M. Woods, Maria Fürstenwald: Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon. Metzler, Stuttgart 1984, ISBN 3-476-00551-8, S. 58–59.
  11. Wilhelm Friedrich Palmblad: Aurora Königsmark und ihre Verwandten. Zeitbilder aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Band 5. Brockhaus, Leipzig 1848, S. 6.
  12. Ulrich Seelbach: Oper und Roman in Ansbach. Zur Literatur einer fränkischen Residenzstadt gegen Ende des 17. Jahrhunderts. In: Klaus Garber (Hrsg.): Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1998, S. 519–520.
  13. Reinhard Keiser: Divertimenti Serenissimi, Delle Cantate, Duette & Arie diverse, Senza Stromenti oder: Durchlauchtige Ergötzung, über verschiedene Cantaten, Duetten und Arien, Ohne Instrumenten. Greflinger, Hamburg 1713.
  14. Stephan Kraft: Galante Passagen im höfischen Barockroman - Aurora von Königsmarck als Beiträgerin zur "Römischen Octavia" Herzog Anton Ulrichs. In: Daphnis. Band 28, Nr. 323. Rodopi, Amsterdam 1999.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Aurora von Königsmarck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerinAmtNachfolgerin
Anna DorotheaPröpstin von Quedlinburg
17041718
Marie Elisabeth