Autódromo José Carlos Pace

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Autódromo José Carlos Pace
Interlagos

Adresse:
Autódromo de Interlagos
Av. Senador Teotônio Vilela, 261
Interlagos – São Paulo

Autódromo José Carlos Pace (Brasilien)
Autódromo José Carlos Pace (Brasilien)
Brasilien São Paulo, Brasilien
23° 42′ 5″ S, 46° 41′ 49″ WKoordinaten: 23° 42′ 5″ S, 46° 41′ 49″ W
Streckenart: permanente Rennstrecke
Eröffnung: 12. Mai 1942
Austragungsort
Formel 1:
seit 1973
Zeitzone: UTC−3 (BRT)
Streckenlayout
Streckendaten
Wichtige
Veranstaltungen:
Formel 1, FIA-GT1-Weltmeisterschaft
Streckenlänge: 4,309 km (2,68 mi)
Kurven: 15
Rekorde
Streckenrekord:
(Formel 1)
1:10,540 min.
(Valtteri Bottas, Mercedes, 2018)
Alte Grand-Prix-Strecke bis 1980
Streckendaten
Wichtige
Veranstaltungen:
Formel 1
Streckenlänge: 7,960 km (4,95 mi)
Kurven: 17
Rekorde
Streckenrekord:
(Automobil)
2:21,40 min.
(Jean-Pierre Jabouille, Renault, 1980)
https://autodromodeinterlagos.com.br/
Start-Ziel-Gerade

Das Autódromo José Carlos Pace (auch bekannt als Rennstrecke von Interlagos, dt.: „zwischen den Seen“) ist eine Motorsport-Rennstrecke in Brasilien. Die Rennstrecke befindet sich ungefähr zwölf Kilometer außerhalb von São Paulos Stadtkern im Stadtbezirk Parelheiros. Das Gebiet wird nach der Rennstrecke auch Interlagos genannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1938 als Projekt zur Stadtentwicklung begonnen, wurde der Rennkurs von Interlagos am 12. Mai 1940 eröffnet. Es fanden in den ersten Jahren jedoch eher sporadische Motorrad- und Autorennen statt. Ab den 1950er Jahren erlebte Interlagos eine erste Blütezeit. 1951 wurde das erste 24h-Langstreckenrennen abgehalten. Im Januar 1952 fand der „Grand Prix der Stadt São Paulo“ statt, den Juan Manuel Fangio in einem Ferrari 166 für sich entschied. Wenige Jahre später organisierten Wilson Fittipaldi senior, Vater von Emerson Fittipaldi und Wilson Fittipaldi junior, und Eloy Gagliano dann ein Tausend-Meilen-Rennen in Form der Mil Milhas Brasileiras, die sich in der Folge zu einem festen Bestandteil im brasilianischen Rennkalender entwickelten. Der Militärputsch 1964 traf den brasilianischen Automobilsport jedoch hart; es wurden in der Folge nur wenige Rennen ausgetragen.

Doch ab Ende der 1960er Jahre verfolgten Piero Gancia, Mauro Salles, Präsident des brasilianischen Automobilverbands, und Antonio Scavone, Direktor von TV Globo, den Plan, die Formel 1 in Brasilien zu etablieren. Ab 1968 begann der Ausbau zu einer modernen Strecke und es entstand ein acht Kilometer langer Kurs sowie die erforderliche Infrastruktur für internationale Rennveranstaltungen. 1970 wurde die Piste wiedereröffnet und es wurde das erste internationale Formel-Ford-Turnier in São Paulo ausgetragen, das Lokalmatador Emerson Fittipaldi gewann. 1971 organisierte Scavone ein Formel-2-Rennen. 1972 fand in Interlagos ein „inoffizieller“ Formel-1-Grand-Prix statt, bei dem noch keine Punkte für die Weltmeisterschaft vergeben wurden.[1] 1973 wurde dann der erste reguläre Große Preis von Brasilien in der Formel 1 ausgetragen. Sieger wurde damals Emerson Fittipaldi in einem Lotus, der im Folgejahr seinen Triumph wiederholte. Beim Grand Prix 1977 löste sich aufgrund der sommerlichen Hitze der Asphalt in Kurve 3 und sorgte für ein Ausscheiden zahlreicher Autos. Bernie Ecclestone, der bereits häufig seinen Unmut über São Paulo geäußert hatte, nahm dies nun zum Anlass, den Grand Prix im folgenden Jahr nach Rio de Janeiro zu verlegen.

1979 und 1980 fand der Grand Prix von Brasilien zwar jeweils noch einmal in Interlagos statt, doch es gab zunehmend Proteste aus Sicherheitsgründen. 1980 kam es im unmittelbaren Vorfeld des Rennens beinahe zu einem Fahrerstreik aufgrund der unebenen Strecke, die der britische F1-Kommentator Murray Walker als „schrecklich rumpelig“ beschrieb. Die zu dieser Zeit üblichen Autos mit Ground Effect hatten keine Federung und machten die unebene, wellige Streckenoberfläche von Interlagos zu einer Tortur für die Fahrer. Dazu kam der Aufstieg Nelson Piquets, der aus Rio de Janeiro stammte. Infolgedessen verlor Interlagos 1981 bis 1989 den Formel-1-Grand-Prix von Brasilien an Jacarepaguá. Dadurch sank die Bedeutung von Interlagos stark ab, lediglich die Mil Milhas Brasileiras wurden weiterhin regelmäßig ausgetragen. 1985 fand eine Umbenennung von „Autódromo de Interlagos“ zum heutigen Namen statt, um damit Carlos Pace zu ehren, der 1977 bei einem Flugzeugabsturz umgekommen war.

Rückkehr der Formel 1 nach Interlagos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende der 1980er Jahre weigerte die Stadtverwaltung von Rio de Janeiro sich jedoch, den örtlichen Grand Prix weiterhin zu finanzieren und Formel-1-Promoter Ecclestone drohte mit der Absage des brasilianischen Grand Prix. São Paulo fand sich wiederum zur Austragung bereit; die Rennstrecke von Interlagos wurde nun modernisiert und entsprechend dem gängigen Trend umgebaut und verkürzt. Die geplante neue Streckenführung sorgte für eine Kontroverse zwischen Ecclestone und dem Verantwortlichen Chico Rosa, denn Ecclestone wollte das Außenoval unbedingt verwerfen, um damit eine mögliche Austragung von Indy-Car-Rennen in Interlagos zu vermeiden. Das endgültige Layout mit dem „Senna-S“ kam dann durch einen Kompromissvorschlag des Lokalmatadors Ayrton Senna zustande. Die Infrastruktur (Garagen, Boxen u. ä.) wurde ebenfalls erneuert, wobei man die Boxengasse verlängert und die Ausfahrt nach Kurve 3 verlegt hat. Auch die Einfahrt ist vor der Zielkurve 15 zu finden, nicht wie auf dem Bild. Auf der jetzt 4,3 Kilometer langen Rennstrecke werden bei Formel-1-Rennen 71 Runden gefahren.[2]

1990 feierte Interlagos seine erneute Premiere und ist seitdem Heimat des brasilianischen Grand Prix.

1992 fand einmalig ein Lauf der Motorrad-Weltmeisterschaft in Interlagos statt. Ab 2004 wurde der Termin des Formel-1-Grand-Prix vom Frühjahr auf den Herbst verschoben. Im Jahr 2007 wurde im Rahmen der Mil Milhas Brasileiras auch die Le Mans Series ausgetragen. Im gleichen Jahr wurden einige erneute Umbauten vorgenommen; vor allem wurde eine neue Streckenoberfläche angelegt, um die Unebenheiten zu glätten. Außerdem wurde die Boxengasse erneuert, um die Sicherheit zu verbessern und eine neue große Tribüne angelegt.[3] Regelmäßig werden Läufe der brasilianischen Truck-Meisterschaften in Interlagos veranstaltet. Zwischen 2012 und 2014 wurden auch die Rennen zur FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft in Interlagos ausgetragen, zudem ist der Rennkurs seit 2014 auch einer von acht jährlichen Austragungsorten der brasilianischen Formel-3-Meisterschaft. Für 2015 erhielt die Strecke eine erneute Neuasphaltierung und die Boxengasse wurde umfangreich renoviert.[4]

Für 2020 wurde das Rennen der Formel-1 aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt.[5]

Besondere Anforderungen an die Fahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rennen in Interlagos sind für die Fahrer vor allem wegen der hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit oft eine extreme Belastung. Bei dem tropischen Klima und wegen der Terminierung der Rennen für die Mittagszeit kommt es zudem in fast jedem Rennen zu Niederschlägen, die eine auf einen frühen Reifenwechsel ausgelegte Boxenstopp-Strategie erforderlich machen. Dazu wurden von 1972 bis 1980 die Rennen immer Ende Januar, Anfang Februar ausgetragen, also im Hochsommer der Südhalbkugel. Die Streckenoberfläche von Interlagos ist traditionell relativ uneben, trotz mehrerer Versuche, dieses Problem durch Neuasphaltierung zu beheben. Außerdem ist es einer der wenigen Kurse im Formel-1-Kalender, die entgegen dem Uhrzeigersinn gefahren werden und damit ungewohnte Ansprüche an die Nackenmuskulaturen der Fahrer stellen, insbesondere bei Fahrern der Formel-Wagen mit ihren hohen Querbeschleunigungen.

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Sieger von Formel-1-Rennen in Interlagos
Nr. Jahr Fahrer Konstrukteur Motor Reifen Zeit Streckenlänge Runden Ø-Tempo Datum GP von
1 1973 Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Lotus Ford G 1:43:55,600 h 7,960 km 40 183,822 km/h 11. Februar Brasilien Brasilien
2 1974 Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi McLaren Ford G 1:24:37,060 h 7,960 km 32 180,615 km/h 27. Januar
3 1975 Brasilien 1968 Carlos Pace Brabham Ford G 1:44:41,170 h 7,960 km 40 182,488 km/h 26. Januar
4 1976 Osterreich Niki Lauda Ferrari Ferrari G 1:45:16,780 h 7,960 km 40 181,460 km/h 25. Januar
5 1977 Argentinien Carlos Reutemann Ferrari Ferrari G 1:45:07,720 h 7,960 km 40 181,720 km/h 23. Januar
6 1979 Frankreich Jacques Laffite Ligier Ford G 1:40:09,640 h 7,874 km 40 188,673 km/h 4. Februar
7 1980 Frankreich René Arnoux Renault Renault M 1:40:01,350 h 7,874 km 40 188,933 km/h 27. Januar
8 1990 Frankreich Alain Prost Ferrari Ferrari G 1:37:21,258 h 4,325 km 71 189,252 km/h 25. März
9 1991 Brasilien 1968 Ayrton Senna McLaren Honda G 1:38:28,128 h 4,325 km 71 187,110 km/h 24. März
10 1992 Vereinigtes Konigreich Nigel Mansell Williams Renault G 1:36:51,856 h 4,325 km 71 190,209 km/h 5. April
11 1993 Brasilien Ayrton Senna McLaren Ford G 1:51:15,485 h 4,325 km 71 165,601 km/h 28. März
12 1994 Deutschland Michael Schumacher Benetton Ford G 1:35:38,759 h 4,325 km 71 192,632 km/h 27. März
13 1995 Deutschland Michael Schumacher Benetton Renault G 1:38:34,154 h 4,325 km 71 186,919 km/h 26. März
14 1996 Vereinigtes Konigreich Damon Hill Williams Renault G 1:49:52,976 h 4,325 km 71 167,674 km/h 31. März
15 1997 Kanada Jacques Villeneuve Williams Renault G 1:36:09,990 h 4,292 km 72 192,806 km/h 30. März
16 1998 Finnland Mika Häkkinen McLaren Mercedes B 1:37:11,747 h 4,292 km 72 190,764 km/h 29. März
17 1999 Finnland Mika Häkkinen McLaren Mercedes B 1:36:03,785 h 4,292 km 72 193,013 km/h 11. April
18 2000 Deutschland Michael Schumacher Ferrari Ferrari B 1:31:35,271 h 4,292 km 71 199,633 km/h 26. März
19 2001 Vereinigtes Konigreich David Coulthard McLaren Mercedes B 1:39:00,384 h 4,292 km 71 184,674 km/h 1. April
20 2002 Deutschland Michael Schumacher Ferrari Ferrari B 1:31:43,663 h 4,309 km 71 200,098 km/h 31. März
21 2003 Italien Giancarlo Fisichella Jordan Ford B 1:31:17,748 h 4,309 km 54 152,889 km/h 6. April
22 2004 Kolumbien Juan Pablo Montoya Williams BMW M 1:28:01,451 h 4,309 km 71 208,517 km/h 24. Oktober
23 2005 Kolumbien Juan Pablo Montoya McLaren Mercedes M 1:29:20,574 h 4,309 km 71 205,439 km/h 25. September
24 2006 Brasilien Felipe Massa Ferrari Ferrari B 1:31:53,751 h 4,309 km 71 199,732 km/h 22. Oktober
25 2007 Finnland Kimi Räikkönen Ferrari Ferrari B 1:28:15,270 h 4,309 km 71 207,973 km/h 21. Oktober
26 2008 Brasilien Felipe Massa Ferrari Ferrari B 1:34:11,435 h 4,309 km 71 194,866 km/h 2. November
27 2009 Australien Mark Webber Red Bull Renault B 1:32:23,081 h 4,309 km 71 198,657 km/h 18. Oktober
28 2010 Deutschland Sebastian Vettel Red Bull Renault B 1:33:11,803 h 4,309 km 71 196,944 km/h 7. November
29 2011 Australien Mark Webber Red Bull Renault P 1:32:17,464 h 4,309 km 71 198,877 km/h 27. November
30 2012 Vereinigtes Konigreich Jenson Button McLaren Mercedes P 1:45:22,656 h 4,309 km 71 174,179 km/h 25. November
31 2013 Deutschland Sebastian Vettel Red Bull Renault P 1:32:36,300 h 4,309 km 71 198,222 km/h 24. November
32 2014 Deutschland Nico Rosberg Mercedes Mercedes P 1:30:02,555 h 4,309 km 71 203,863 km/h 9. November
33 2015 Deutschland Nico Rosberg Mercedes Mercedes P 1:31:09,090 h 4,309 km 71 201,363 km/h 15. November
34 2016 Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton Mercedes Mercedes P 3:01:01,335 h 4,309 km 71 101,393 km/h 13. November
35 2017 Deutschland Sebastian Vettel Ferrari Ferrari P 1:31:26,260 h 4,309 km 71 200,733 km/h 12. November
36 2018 Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton Mercedes Mercedes P 1:27:09,066 h 4,309 km 71 210,585 km/h 11. November
37 2019 Niederlande Max Verstappen Red Bull Honda P 1:33:14,678 h 4,309 km 71 196,843 km/h 17. November
2020 abgesagt aufgrund der COVID-19-Pandemie
38 2021 Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton Mercedes Mercedes P 1:32:22,851 h 4,309 km 71 198,663 km/h 14. November Großer Preis von São Paulo São Paulo
39 2022 Vereinigtes Konigreich George Russell Mercedes Mercedes P 1:38:34,044 h 4,309 km 71 186,431 km/h 13. November
40 2023 Niederlande Max Verstappen Red Bull Red Bull Powertrains P 1:56:48,894 h 4,309 km 71 157,109 km/h 5. November
Rekordsieger
Fahrer: Michael Schumacher (4), Lewis Hamilton / Sebastian Vettel (je 3)
Fahrernationen: Deutschland (9), Großbritannien (8), Brasilien (7)
Konstrukteure: Ferrari (9), McLaren (8), Mercedes (6)
Motorenhersteller: Mercedes (11), Ferrari / Renault (je 9)
Reifenhersteller: Goodyear (14), Pirelli (12)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Autódromo José Carlos Pace – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Marc Zimmermann: Die Formel 1 in Interlagos. Band 1: 1972-1980. Books on Demand, Norderstedt, ISBN 978-3-8482-2152-3, S. 12.
  2. Marc Zimmermann: Die Formel 1 in Interlagos. Band 1: 1972-1980. Books on Demand, Norderstedt, ISBN 978-3-8482-2152-3, S. 13.
  3. Reforma deve acabar com problemas no asfalto de Interlagos. (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  4. Umbaumaßnahmen sichern Interlagos-GP. In: motorsport-magazin.com. 17. Oktober 2014, abgerufen am 12. November 2015.
  5. Formel-1-Kalender 2020 mit "Eifel-Grand-Prix", aber ohne Amerika. In: motorsport-total.com. 24. Juli 2020, abgerufen am 20. August 2020.