Bahnstrecke Gau Algesheim–Bad Kreuznach

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Gau Algesheim–Bad Kreuznach
Bahnhof Bad Kreuznach. Rechts die Strecke
von Gau Algesheim, links die Strecke von Bingen Hbf.
Bahnhof Bad Kreuznach. Rechts die Strecke
von Gau Algesheim, links die Strecke von Bingen Hbf.
Streckennummer (DB):3512
Kursbuchstrecke (DB):680
Streckenlänge:19,9 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Zweigleisigkeit:Gau Algesheim–Bad Kreuznach
von Mainz
0,000 Gau Algesheim
nach Bingen
Abzweigstelle Wasserwerk[Anm. 1] von Bingen
3,900 Ockenheim (ehem. Bf)
von Bingen
zur Hindenburgbrücke
7,701 Büdesheim-Dromersheim (ehem. Bf)
8,500 Bundesautobahn 61
10,725 Gensingen-Horrweiler (Abzw)
11,485 Gensingen-Horrweiler (ehem. Bf)
11,830 Awanst Sonderlager Ausweichanschlussstelle
12,000 nach Alzey
13,000 Bundesstraße 50
13,100 Regionalbereichsgrenze Südwest/Mitte (bis 2021)
~1400 Ippesheim (ehem. Hp)
14,500 Bundesstraße 41
15,200 Planig (ehem. Anst)
17,400 Bundesstraße 428
von Bingen
19,900 Bad Kreuznach (Keilbahnhof)
nach Bad Münster am Stein

Quellen: [1][2]

Die Bahnstrecke Gau Algesheim–Bad Kreuznach ist eine zweigleisige Hauptbahn in Rheinland-Pfalz. Sie verbindet Gau-Algesheim an der Linken Rheinstrecke mit Bad Kreuznach an der Nahetalbahn und ist damit Teil der regional bedeutsamen Verkehrsachse zwischen den beiden Landeshauptstädten Mainz und Saarbrücken.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im und nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1871 gab es eine Reihe von Eisenbahnprojekten, mit denen Truppen und Kriegsmaterial an die französische Grenze transportiert werden sollten. 1871 eröffnete die Preußische Staatsbahn die Alsenztalbahn von Bad Münster am Stein nach Kaiserslautern. 1879 war bereits eine Strecke aus dem Rhein-Main-Gebiet parallel zur Nahetalbahn im Gespräch,[3] doch erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Pläne durch das Kriegsministerium stärker vorangetrieben.

Die als strategische Bahn gebaute Verbindungsstrecke von Gau-Algesheim nach Bad Kreuznach wurde am 15. Mai 1902 in Betrieb genommen.[4] Dabei wurde zwischen Büdesheim-Dromersheim und Gensingen-Horrweiler ein kurzer Abschnitt der Rheinhessenbahn von Worms über Alzey nach Bingen genutzt.

1904 folgte rechts der Nahe die Verbindung zwischen Bad Münster und Odernheim als Teilstück der Glantalbahn unabhängig von den bestehenden Strecken, der Abschnitt zwischen Bad Kreuznach und Bad Münster wurde viergleisig ausgebaut.

Im Zusammenhang mit dem Bahnprojekt stand die Umgestaltung der Bahnanlagen in Bad Kreuznach. Bad Kreuznach hatte einen Bahnhof an der Nahetalbahn im Norden der Stadt links der Nahe und einen Haltepunkt Kreuznach Bad südöstlich des Stadtzentrums. Am 25. Februar 1904 einigten sich Stadt und Bahn auf den Bau eines neuen Zentralbahnhofs an der Verzweigung beider Strecken zwischen den beiden alten Stationen.[3] Der Neubau löste in der Stadt eine Reihe von Diskussionen aus, teils weil Anwohner und Ladenbesitzer im Gebiet der bisherigen Stationen Nachteile befürchteten, teils weil man den geplanten Namen des neuen Bahnhofs, Kreuznach Gabelung, als abschreckend für Kurgäste ansah. Am 15. Mai 1905 wurde der neue Bahnhof unter dem Namen Bad Kreuznach in Betrieb genommen. In den folgenden Jahren wurde das Empfangsgebäude errichtet, das 1908 eingeweiht wurde.

Seit 1906 war die Strecke mit Streckentelefonen ausgerüstet.[5] Am 10. Februar 1914 wurden „mit Eintritt der Dunkelheit“ zwischen Bad Münster und Gau Algesheim neue „Doppellichtvorsignale“ in Betrieb genommen, die dem heute noch gebräuchlichen Modell des Formsignals entsprachen.[6]

1915 ging die Hindenburgbrücke über den Rhein zwischen Bingen und Geisenheim – ebenfalls ein strategisches Bahnprojekt – in Betrieb. Die über sie verlaufende Strecke von Rüdesheim und Geisenheim nach Münster-Sarmsheim an der Nahetalbahn war mit einer zweigleisigen Verbindung in Ockenheim an die Strecke aus Gau Algesheim angebunden. Auch eine Verbindungskurve östlich von Ockenheim nach Bingen entstand.

Nach dem Ersten Weltkrieg wuchs die Bedeutung der Strecke Gau Algesheim–Bad Kreuznach für den Personenverkehr. Sie diente auch dem internationalen Schnellzugverkehr. So verkehrten 1935 drei D-Zug-Paare zwischen Saarbrücken und Frankfurt (Main), die teilweise Kurswagen von/nach Paris und/oder Berlin mitführten.[7]

1945 wurde die Hindenburgbrücke gesprengt und nicht mehr wieder aufgebaut, so dass auch die Zuführungsstrecken dorthin dauerhaft außer Betrieb gingen. Die alten Bahndämme sind teilweise noch erhalten, auch die Verbindungskurve von Ockenheim in Richtung Bingen ist noch heute gut zwischen den dort wachsenden Obstbäumen zu erkennen.

1965 erhielt der Bahnhof Ockenheim, der damals drei Gleise hatte, ein neues Stellwerk[8] und 1968 der Bahnhof Gau Algesheim ein Drucktastenstellwerk der Bauart SpDrL 60.[9]

1968 wurde der Bahnhof Büdesheim-Dromersheim in einen Haltepunkt mit Abzweigstelle umgewandelt.[10]

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Strecke wieder dem internationalen Fernverkehr zwischen Frankfurt und Paris, über Jahrzehnte hinweg mit mehreren Fahrten pro Tag und es gab bis Mai 1984 auch einen Nachtschnellzug zwischen Paris und Frankfurt über Bad Kreuznach, der Schlaf- und Liegewagen führte. Ende der 1980er Jahre wurde der Fernverkehr Zug um Zug auf die Route über Mannheim verlegt und später durch Frankreich-fähige ICE-Züge ersetzt, die in Frankreich die neue Schnellstrecke nutzen. Am 27. Mai 1989 verkehrte der letzte internationale D-Zug über Bad Kreuznach.

Im Nahverkehr wurden zum Beginn des Sommerfahrplans am 22. Mai 1977 die letzten Personenzughalte in Büdesheim-Dromersheim, Ippesheim und Planig aufgegeben, gleichzeitig mit dem anschließend zum Künstlerbahnhof umgestalteten früheren Grenzbahnhof Ebernburg.[11] Planig wurde jedoch im Güterverkehr weiterhin bedient, bis 2001/02 bekam der dortige Weinflaschen-Großhandel regelmäßig Güterwagen zugestellt.[12]

Streckenverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke beginnt im Bahnhof Gau Algesheim an der linken Rheinstrecke und verläuft zunächst nach Westen. Im ehemaligen Bahnhof Ockenheim war sie bis 1945 mit der zweigleisigen Zufahrtstrecke von Bingen (Stadt) zur Hindenburgbrücke verknüpft (VzG-Streckennummer 3513), die ca. drei Kilometer parallel zur Strecke verlief.

Die Strecke überquert die Rheinhessenbahn und verläuft ab der Abzweigstelle Büdesheim-Dromersheim gemeinsam mit ihr in Richtung Süden. Im ehemaligen Bahnhof Gensingen-Horrweiler trennen sich beide Strecken wieder. Der einstmals große Bahnhof mit drei Bahnsteigen ist mittlerweile zu einem doppelten Haltepunkt zurückgebaut worden und verfügt nur noch über einen Haus- und einen Inselbahnsteig. Die Trennung der beiden Strecken erfolgt heute bereits an der knapp einen Kilometer nördlich gelegenen Abzweigstelle gleichen Namens; die eingleisige Rheinhessenbahn in Richtung Alzey nutzt heute nur noch das östliche der drei Gleise.

Richtung Südwesten führt die Strecke weiter über Planig rechts der Nahe nach Bad Kreuznach, wo sie im Keilbahnhof Bad Kreuznach auf die Nahetalbahn trifft.

Bedienung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schienenpersonenfernverkehr findet heute auf dieser Strecke nicht mehr statt. Von 1965 bis 1979 verkehrte entlang der Strecke der Munzinger-Express von Zweibrücken nach Mainz. Sie wird heute lediglich von zwei Linien des Schienenpersonennahverkehrs jeweils im Stundentakt bedient, eingebunden in den Rheinland-Pfalz-Takt.

Der Regional-Express RE 3 bedient dabei nur die Halte in Bad Kreuznach und (teilweise) Gensingen-Horrweiler, während die Regionalbahn RB 33 an allen Stationen entlang der Bahnstrecke hält.

Zwischen der Abzweigstelle Büdesheim-Dromersheim und der Abzweigstelle Gensingen-Horrweiler verkehrt darüber hinaus auch die Linie RB 35 (Rheinhessenbahn) auf der strategischen Bahn.

Linie Linienverlauf
RE 3 (Frankfurt (Main) –) Mainz – Ingelheim – Gau Algesheim Bad Kreuznach KirnIdar-ObersteinTürkismühleSaarbrücken
RB 33 Mainz – Heidesheim (Rhh) – Ingelheim – Gau Algesheim Ockenheim -  – Bad Kreuznach Kirn – Idar-Oberstein
RB 35 Bingen (Rhein) Stadt Gensingen-Horrweiler Gau-Bickelheim – Armsheim – Alzey – Flörsheim-Dalsheim – Monsheim – Worms

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stillgelegt am 10. November 1965, in Blockstelle umgewandelt am 4. März 1966 (Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 25. Februar 1966, Nr. 9. Bekanntmachung Nr. 106, S. 43).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DB Netze - Infrastrukturregister
  2. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  3. a b Rolf Schaller, 100 Jahre Wilhelmsbrücke – Ein Beitrag zur Verkehrs- und Baugeschichte der Stadt Bad Kreuznach auf regionalgeschichte.net, abgerufen am 13. Oktober 2010.
  4. Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Sammlung der herausgegebenen Amtsblätter vom 10. Mai 1902. 6. Jahrgang, Nr. 24, Bekanntmachung Nr. 228, S. 177, und Bekanntmachung Nr. 237, S. 180f.
  5. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 27. Oktober 1906, Nr. 57. Bekanntmachung Nr. 602, S. 495.
  6. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 24. Januar 1914, Nr. 5. Bekanntmachung Nr. 50, S. 33.
  7. Reichskursbuch 1935
  8. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 14. Mai 1965, Nr. 22. Bekanntmachung Nr. 232, S. 99f.
  9. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 15. November 1968, Nr. 46. Bekanntmachung Nr. 376, S. 259.
  10. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 6. Dezember 1968, Nr. 49. Bekanntmachung Nr. 399, S. 280.
  11. Kursbuch der Deutschen Bundesbahn, Strecke 650: im Winter 1976/77 noch bedient, im Sommer 1977 nicht mehr
  12. Eigene Beobachtung während der Umsetzungsphase von MORA-C