Bahnstrecke Kassel–Waldkappel

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Kassel Hbf–Waldkappel
Streckennummer (DB):3901
Kursbuchstrecke (DB):ehemals 522, 201g
Streckenlänge:49,830 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:Kaufungen–Hess. Lichtenau:
600 V =
Stromsystem:Ks-Wilhelmshöhe–Kaufungen:
15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 25 
Höchstgeschwindigkeit:BOStrab: 50 km/h,
EBO: 80 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
Zweigleisigkeit:Straßenbahnabschnitte in
Kaufungen und im Bahnhof Helsa
Straßenbahn Kassel
0,000 Kassel Hbf
Systemwechsel 600 V = / 15 kV ~
Hannöversche Südbahn nach Hannover
SFS von Hannover
Strecke nach Warburg
2,500 Kassel-Kirchditmold (bis 1984)
Straßenbahn Kassel
Wilhelmshöher Allee
Straßenbahn Kassel
3,829 Kassel-Wilhelmshöhe
4,300 Herkulesbahn
SFS nach Würzburg
Main-Weser-Bahn nach Frankfurt (Main)
6,688 Kassel-Niederzwehren
zum Kraftwerk Kassel
Frankfurter Straße
B 3 (Am Auestadion)
8,100 Fulda (200 m)
9,400 Kassel-Waldau
8,800 Kassel-Waldau Abzw
Industriestammgleis zum Industriepark
ehem. zur Sandershäuser Straße
ehem. vom Fuldahafen
12,014 Kassel-Bettenhausen
Söhrebahn von Kassel-Bettenhausen Kleinbf
14,200 Kassel-Bettenhausen Bergmann (Anst)
Straßenbahn aus Richtung Kassel Innenstadt
Industrieanschluss
Industrieanschluss
15,944 Kaufungen Papierfabrik
Straßenbahn-Wendeschleife
16,200 Kaufungen Industriestraße
Systemwechsel BOStrab/EBO (r.)
16,400 Eigentumsgrenze DB/RBK
Industrieanschluss (l.)
18,200 Niederkaufungen Mitte
19,030 Niederkaufungen Bahnhof
Systemwechsel EBO/BOStrab
Niederkaufungen Rieckswiesen
Oberkaufungen Gesamtschule
Oberkaufungen Mitte
21,040 Oberkaufungen Bahnhof
Systemwechsel BOStrab/EBO
21,700 Oberkaufungen DRK-Klinik
Losse
25,950 Helsa Bahnhof
26,400 Helsa Im Steinhof
27,700 Losse
29,100 Losse
28,800 Helsa-Waldhof
29,970 Helsa-Eschenstruth
32,410 Hessisch Lichtenau-Fürstenhagen
33,450 Hessisch Lichtenau Orthopädische Klinik
34,259 Systemwechsel EBO/BOStrab
Hessisch Lichtenau Im Tal
35,000 heutiges Betriebsende
Hessisch Lichtenau Stadtmitte
Hessisch Lichtenau Bürgerhaus
35,080 Hessisch Lichtenau Stadt
35,930 Hessisch Lichtenau
36,250 von Zeche Glimmerode
39,550 Walburg (Hess-Nass)
nach Großalmerode West
42,890 Weißmühle (vor 1970 aufgelassen)
45,080 Hasselbach
47,080 Harmuthsachsen
von Treysa (Kanonenbahn)
49,830 Waldkappel (Keilbahnhof)
nach Leinefelde (Kanonenbahn)

Quellen: [1][2][3]

Die Bahnstrecke Kassel–Waldkappel – auch Lossetalbahn oder Kassel-Waldkappeler Eisenbahn genannt – ist die 1879–1880 erbaute Eisenbahnstrecke vom Kasseler Hauptbahnhof nach Waldkappel im Kaufunger Wald im Werra-Meißner-Kreis in Hessen. Heute wird das Teilstück Kaufungen PapierfabrikHessisch Lichtenau von der Regionalbahn Kassel GmbH (RBK) betrieben und ist nach dem Tram-Train-Prinzip betrieblich eng mit dem Kasseler Straßenbahnnetz verknüpft. Das Reststück Kassel-Wilhelmshöhe–Kaufungen Papierfabrik ist im Eigentum der DB Netz, alle weiteren Teile sind stillgelegt oder abgebaut.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke BettenhausenWaldkappel wurde am 1. Dezember 1879 eröffnet, der Anschluss zum Hauptbahnhof Kassel folgte am 15. März 1880. In Walburg zweigte die Gelstertalbahn nach Großalmerode ab. In Waldkappel bestand Anschluss an die Strecke EschwegeTreysa, die Teil der Kanonenbahn war.

Anfänglich wurde die ursprünglich 49,830 Kilometer lange Strecke von der privaten Cassel–Waldkappeler Eisenbahn (CWE) betrieben.

Der letzte reguläre Personenzug fuhr am 31. Mai 1985 von Kassel nach Eschwege. Der Güterverkehr bis Walburg wurde noch bis zum 31. Dezember 2002 aufrechterhalten. Es fuhren noch Braunkohlenzüge von Rommerode nach Kassel. Weiterhin war es notwendig, der Blücher-Kaserne einen Gleisanschluss zu geben. Am Bahnhof Walburg lagern Eisenbahnfreunde eine Sammlung historischer Schienenfahrzeuge.

Der Bau der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg erforderte umfangreiche Gleisänderungen, im Zuge deren der alte Bahnhof Kirchditmold abgebrochen wurde. Für den Bau der Bundesautobahn 44 beantragte die DB Netz Anfang 2009 die Freistellung von Bahnbetriebszwecken der Trasse von Walburg (km 39,810) bis Waldkappel (km 49,690),[4] und es wurden die Gleisanlagen zwischen Walburg und Küchen abgebaut, um Platz für den Straßenbau zu schaffen. Der Streckenabschnitt zwischen dem Streckenkilometer 35,0 bei Hessisch Lichtenau und Walburg ist mittlerweile ebenfalls stillgelegt worden.

Reaktivierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sechsschienengleis beim Haltepunkt Niederkaufungen Mitte
Bahnhof Oberkaufungen, rechts zwei Gleise der Stadtstrecke, links die Altstrecke, im Hintergrund die alte Ziegelei
Übergang der Straßenbahn (links) auf die Altstrecke (rechts) in Kaufungen

1997 begann der Ausbau der Strecke zwecks Integration in das Netz der Straßenbahn Kassel. Sie wurde mit 600 Volt Gleichspannung elektrifiziert und im Kaufunger Ortsteil Papierfabrik an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke wird seither von der Kasseler Straßenbahn befahren. Zwischenzeitlich fuhren auch Fahrzeuge der RegioTram Kassel auf der Strecke.

Die Strecke wurde so ausgebaut, dass sie auch noch Güterverkehr ermöglicht. Dafür wurde für den Güterverkehr in jeder Station ein eigenes Gleis verlegt, das die Station entweder außen tangiert oder aber mittels Verschwenkung in größerem Abstand zum Bahnsteig verläuft. In mehreren Haltepunkten wurde ein aufwändiges Sechsschienengleis eingebaut, bei dem der Güterverkehr in der Mitte fährt. Somit ist sichergestellt, dass das Lichtraumprofil nicht durch die Bahnsteige eingeschränkt wird. Die Bahnhöfe sind dabei mit H/V-Signalen im Kompaktform gesichert.

Der Straßenbahnbetrieb wurde am 8. Juni 2001 bis Helsa aufgenommen und am 29. Januar 2006 bis nach Hessisch Lichtenau ausgedehnt. In Kaufungen weicht die Straßenbahntrasse von der ursprünglichen, abseits der Bebauung gelegenen Strecke ab. In Hessisch Lichtenau verlässt sie die Bahntrasse, quert diese mittels einer Unterführung und endet nach weiteren Stationen in einer Wendeschleife im Ortskern von Hessisch Lichtenau.

Zum Zwecke des Naturschutzes wurde zwischen den Haltestellen Eschenstruth und Fürstenhagen (in Höhe der Kläranlage) auf einer Länge von circa 650 Metern spezielle Maßnahmen getroffen, um Amphibien den Weg zu den Laichgebieten durch die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs nicht zu behindern. Der Kabelkanal wurde dazu auf die Schwellen verlegt, und zwischen Untergrund und Schienen finden Amphibien eine Erdschicht und Freiraum. Die Baukosten für den Ausbau der Strecke betrugen etwa 65 Millionen Euro.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Lossetalbahn verkehrt heute die Straßenbahnlinie 4. Der dichteste Takt beträgt in den Hauptverkehrszeiten 15 Minuten, am Wochenende fahren die Züge teilweise aber nur alle 60 Minuten. Alle Stationen sind barrierefrei, alle auf der Strecke eingesetzten Fahrzeuge niederflurig.

In Helsa und Hessisch Lichtenau bestehen Busanschlüsse. An vielen Haltestellen wurden zudem Park-and-Ride-Plätze eingerichtet. Zwischen dem 29. Januar 2006 (Eröffnung der Verlängerung nach Hessisch Lichtenau) und dem 8. Juli 2007 verkehrten zusätzlich auch die Züge der RegioTram-Linie RT2 auf der Strecke. Dafür wurden Zweikrafttriebwagen des Typs Alstom RegioCitadis eingesetzt, diese nutzten zwischen Niederkaufungen Bahnhof und Oberkaufungen Bahnhof die nicht elektrifizierte alte Eisenbahnstrecke. Dennoch ist die Strecke auch weiterhin integraler Bestandteil des Regio-Tram-Systems, auch wenn die RegioTram-Triebwagen hier nicht mehr verkehren. Das Expressgleis, das Kaufungen umfährt, ist daher weitgehend ungenutzt. Der Ausbau der alten Eisenbahnstrecke zum Expressgleis kostete 300.000 Euro.[5]

Seit einigen Jahren wird die Wiederaufnahme des Betriebes auf der alten, nicht elektrifizierten Eisenbahnstrecke, die zwischen Niederkaufungen und Oberkaufungen verläuft und dabei einige Haltestellen in Oberkaufungen umfährt, diskutiert.[6] Grund dafür ist die bald entstehende Konkurrenz durch die Fertigstellung des Teilstücks der A 44, welche dann Kassel und Hessisch Lichtenau miteinander verbinden würde. Der NVV (Mitbetreiber) befürchtet dadurch einen Rückgang der Fahrgäste, weil diese dann möglicherweise auf das Auto umsteigen, anstatt weiterhin die Bahn zu nutzen, um nach Hessisch Lichtenau zu gelangen.[7] Damit das früher extra für den Schnellverkehr ausgebaute Expressgleis in Zukunft genutzt werden kann, ist allerdings die Elektrifizierung erforderlich, da die bis 2007 eingesetzten Zweikrafttriebwagen mittlerweile auf anderen Strecken eingesetzt sind und die durch Oberkaufungen verkehrenden Straßenbahntriebwagen der Linie 4 nicht über einen zweiten Antrieb verfügen. Die Fahrzeit von der Kasseler Innenstadt nach Hessisch Lichtenau über das Expressgleis könnte zudem um einige Minuten verkürzt werden, was der eigentliche Grund dafür ist, weshalb überhaupt Planungen in Auftrag gegeben wurden, um die Schnellstrecke zu reaktivieren. Im Oktober 2017 wurde bekannt, dass der NVV weitere Fahrzeuge beschaffen muss, wenn die RegioTram in Zukunft wieder über das Expressgleis in Kaufungen über Helsa nach Hessisch Lichtenau fahren soll. Hintergrund ist, dass der gesamte Fuhrpark des Verkehrsbetriebes bereits ausgelastet ist.[8]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DB Netze - Infrastrukturregister
  2. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  3. Karte der Gleisanlagen Kirchditmold 1966
  4. Eisenbahn-Bundesamt – Außenstelle Frankfurt/Saarbrücken –: Öffentliche Bekanntmachung gemäß § 23 Abs. 2 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) – Freistellung von Bahnbetriebszwecken betreffend Flurstücke in den Gemeinden Hessisch-Lichtenau, Waldkappel, Wehretal und Eschwege – Vom 9. März 2009 (Az. 55101 – paw – 09 – 0103; eBAnz AT30 2009 B2)
  5. Kaufungen: Regiotram-Expressstrecke rostet vor sich hin. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 27. April 2011 (hna.de [abgerufen am 26. Oktober 2017]): „Rund 300.000 Euro investierte der Nordhessische Verkehrs-Verbund (NVV) seinerzeit in die Expressstrecke.“
  6. A-44-Konkurrenz: NVV prüft Einsatz von Regiotrams im Lossetal. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 23. Februar 2017 (hna.de [abgerufen am 26. Oktober 2017]).
  7. NVV fürchtet Konkurrenz durch Autobahn: Tram soll Gas geben. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 27. Mai 2011 (hna.de [abgerufen am 26. Oktober 2017]).
  8. Lossebahn: NVV muss neue Fahrzeuge anschaffen, wenn RT zurückkommen sollte. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 18. Oktober 2017 (hna.de [abgerufen am 26. Oktober 2017]).