Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen

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Neudietendorf–Ritschenhausen[1]
Strecke der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen
Streckennummer (DB):6298
Kursbuchstrecke (DB):570
Streckenlänge:74,506 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 23,8 
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Zugbeeinflussung:PZB, ZUB262
Zweigleisigkeit:Neudietendorf–Plaue (Thür)
Gehlberg–Oberhof (Thür)
von Halle (Saale) Hbf
0,470 Neudietendorf 248,54 m
nach Bebra
Bundesautobahn 4
3,380 Sülzenbrücken 255,48 m
5,710 Haarhausen 265,57 m
Industriegebiet „Erfurter Kreuz“
9,950 Arnstadt Hbf 279,17 m
nach Ichtershausen
nach Saalfeld
Gera
11,310 Arnstadt Süd 281,4 m
12,180 Bk Lohmühle
15,000 Bk Siegelbach
18,170 Plaue (Thür) 331,08 m
nach Ilmenau
24,170 Gräfenroda 380,58 m
nach Gotha
27,970 Dörrberg (ehem. Bk) 446,04 m
30,330 Tunnel am Zwang (104,5 m) 493 m
Bundesautobahn 71
32,300 Bk Kehltal 532,85 m
35,590 Gehlberg 598,44 m
36,850 Brandleitetunnel (3039 m) 621,44 m
39,890 Bundesautobahn 71
40,070 Oberhof (Thür) 640,05 m
45,450 Zella-Mehlis 543,3 m
nach Wernshausen
45,940 Zellaer Tunnel (233 m) 539,2 m
Bundesautobahn 71
48,100 Bk Struth
51,200 Stadtviadukt Suhl
51,690 Suhl 427,61 m
nach Schleusingen
Bundesautobahn 73
55,240 Suhl-Heinrichs (ehem. Bf) 395,45 m
56,000 Mäbendorf
58,200 Dietzhausen 374,48 m
65,030 Rohr (Thür) (ehem. Bf) 330,59 m
von Lichtenfels
71,690 Grimmenthal 301,9 m
nach Eisenach
72,900 Werra
von Meiningen
74,980 Ritschenhausen 314,61 m
nach Schweinfurt

Die Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen ist eine Hauptbahn in Thüringen. Sie zweigt in Neudietendorf von der Bahnstrecke Halle–Bebra ab und führt über Arnstadt und Suhl nach Ritschenhausen, wo sie in die Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen einmündet. Die Strecke ist Teil der überregionalen Hauptverbindung von Erfurt nach Schweinfurt. Im Brandleitetunnel bei Oberhof unterquert sie den Kamm des Thüringer Waldes.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereinfachtes Höhenprofil der Strecke

1867 wurde als erste Teilstrecke die zehn Kilometer lange Trasse von Neudietendorf nach Arnstadt als Zweigbahn durch die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft in Betrieb genommen. 1879 kam es zur Verlängerung der Strecke über Plaue nach Ilmenau (siehe auch Bahnstrecke Plaue–Themar). Die Querung des Thüringer Waldes und der Lückenschluss zwischen Plaue und Ritschenhausen wurde 1879 durch die Preußische Staatseisenbahn in Angriff genommen. Drei Jahre später folgte die Einweihung des Abschnittes SuhlGrimmenthal. 1884 schließlich wurden Grimmenthal mit Ritschenhausen an der damals bayerischen Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen verbunden sowie der 33 Kilometer lange Abschnitt zwischen Plaue und Suhl fertiggestellt. Beim Bau dieses Streckenteils mit Rampen von durchschnittlich 20 ‰ Steigung war insbesondere der 3039 Meter lange Brandleitetunnel mit knapp vier Jahren Bauzeit sehr aufwendig. Ab dem 1. August 1884[2] konnten schließlich die ersten durchgehenden Züge auf der anfangs eingleisigen Strecke verkehren.

Schnell entwickelte sich die Strecke zu einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung, so dass schon von 1886 bis 1893 zwischen Neudietendorf und Grimmenthal der zweigleisige Ausbau erfolgte. Bis zur Gründung der Deutschen Reichsbahn im Jahre 1920 waren die Bahnhöfe Ritschenhausen (1874 errichtet und heute unter Denkmalschutz stehend) und Meiningen (errichtet 1858 und 1874) gemeinsame Grenzbahnhöfe der preußischen und der bayerischen Staatsbahn. Dort wurden bei Zügen in Richtung Erfurt oder Schweinfurt die Lokomotiven gewechselt.

1938 wurde zur Sicherstellung der Wasserversorgung der Dampfloks der Lütschestausee gebaut. Er stellt sicher, dass in Liebenstein die Wilde Gera genug Wasser enthält, um ab hier in Rohren entlang der Strecke insbesondere die Wassertürme in Plaue und Arnstadt mit weichem Wasser zu versorgen. Ab Liebenstein fließt die Wilde Gera auf Muschelkalk und das Wasser hat dann einen zu hohen Härtegrad um in Dampfloks verwendet werden zu können.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die südlich von Ritschenhausen anschließende Strecke in Richtung Bayern durch die Grenze zwischen der amerikanischen Besatzungszone und der sowjetischen Besatzungszone unterbrochen. 1946 wurde im Rahmen der Reparationsleistungen das zweite Streckengleis bis auf den Abschnitt GehlbergOberhof abgebaut. Die Strecke blieb aber weiterhin eine wichtige Verbindung zwischen Südthüringen und Erfurt. Erst dreißig Jahre später konnte zumindest zwischen Neudietendorf und Plaue wieder zweigleisig gefahren werden. 1984 wurde der Abschnitt Neudietendorf–Arnstadt elektrifiziert, weil im Zusammenhang mit dem Städteexpress-Zugpaar Meiningen–Berlin im Erfurter Hauptbahnhof zum Lokwechsel, für das Beistellen von zusätzlichen Reisezugwagen sowie die nächtliche Wagenbehandlung keine ausreichenden Kapazitäten vorhanden waren. Über den Thüringer Wald fuhren die Züge mit sieben Wagen.

Am 4. Mai 1998 wurde die Fahrleitung zwischen Neudietendorf und Arnstadt außer Betrieb genommen und anschließend schrittweise abgebaut. Die Fahrleitungsmasten aus Stahlbeton hatten Alkalischäden und eine Sanierung war laut Deutscher Bahn aufgrund der kaum vorhandenen Nutzung betriebswirtschaftlich nicht vertretbar.[3] Lediglich einige stählerne Oberleitungsmasten verblieben entlang der Strecke.

Zwischen 2003 und 2008 wurde die Strecke für den Einsatz von Neigetechnikzügen hergerichtet. Der Ausbau wurde zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008 abgeschlossen. Dabei wurde unter anderem der Brandleitetunnel fast ein Jahr gesperrt und saniert sowie ein elektronisches Stellwerk (ESTW) in Arnstadt installiert, welches den Streckenabschnitt Neudietendorf–Rentwertshausen überwacht.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trotz einiger betrieblicher Hindernisse, wie den maximal 23,8 ‰ steilen Rampen im Thüringer Wald war die Strecke bis 1945 Teil einer im Fernverkehr bedeutenden Nord-Süd-Verbindung. Sie ist Teil der kürzesten Verbindung zwischen Berlin und Stuttgart.

Reiseverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personenzug der Deutschen Bahn in Zella-Mehlis (1994)
Regio-Shuttle der STB in Suhl, Fahrtrichtung Erfurt (2007)

Schon Anfang der 1890er Jahre verkehrte ein Schnellzug von Berlin nach Stuttgart über Erfurt–Meiningen–Schweinfurt. 1914 gab es sogar drei Schnellzüge auf dieser Relation, die alle noch über Meiningen fuhren und dort Kopf machten.

Höhepunkt war das Jahr 1938 mit täglich einem Fernschnellzugpaar und fünf Schnellzugpaaren, welche von Berlin über Erfurt–Schweinfurt–Würzburg nach Stuttgart fuhren. Der FD 8 hatte zum Beispiel Kurswagen nach Zürich und Ventimiglia. Das Nachtzugpaar D 13/14 führte sogar Kurswagen bis Rom und Neapel. Die Bespannung der hochwertigen Reisezüge erfolgte durch die Baureihe 39. Da die Zuglast meist mehr als 250 Tonnen betrug, mussten diese auf den Rampen vor dem Brandleitetunnel nachgeschoben werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Fernverkehrszüge von Meiningen über die damaligen Bezirkshauptstädte Suhl und Erfurt nach Berlin, Dresden, Görlitz, Leipzig, Halle (Saale) und Stralsund. 1981 waren es acht Zugpaare, darunter der Städteexpress Rennsteig sowie ein Zug des Städteschnellverkehrs nach Berlin.

Mit der Grenzöffnung und dem Lückenschluss der Strecke entfielen die Fernzüge zwischen Meiningen und Berlin. Die alte Verbindung Berlin–Stuttgart wurde nach der Wiedervereinigung für einige Jahre mit einem Interregio-Zugpaar unter gleichem Namen wiederbelebt. Ab 1997 verkehrte es zwischen Erfurt und Stuttgart; im Jahre 2001 wurde der Zug ganz eingestellt.

Im Fahrplan des Jahres 2018 fahren auf der Strecke im Zweistundentakt der Mainfranken-Thüringen-Express (RE 7) der Deutschen Bahn von Erfurt über Schweinfurt nach Würzburg. Die Linie RB 44 der Süd-Thüringen-Bahn von Erfurt nach Meiningen mit Halt auf allen Stationen verkehrt gleichfalls alle zwei Stunden, im Berufsverkehr häufiger. Des Weiteren verkehren sechs Regional-Express-Zugpaare zwischen Erfurt und Meiningen (RE 50). Zwischen Neudietendorf und Plaue fahren außerdem die Züge der Süd-Thüringen-Bahn (bis 2017 Erfurter Bahn) von Erfurt nach Ilmenau (RB 46), hinzu kommen hier vier zusätzliche Regional-Express-Zugpaare (RE 45), an Wochenenden und an gesetzlichen Feiertagen in Thüringen werden einige Züge bis zum Bahnhof Rennsteig verlängert. Zwischen Neudietendorf und Arnstadt Hbf verkehren die Züge zusammen mit Zügen der Erfurter Bahn von Erfurt nach Saalfeld (RB 23). Ritschenhausen wird durch den Unterfranken-Shuttle (RB 40) der Erfurter Bahn von Meiningen nach Schweinfurt bedient.

Zum Fahrplanwechsel 2017 wurde der Personenverkehr zum Bahnhof Oberhof eingestellt. Die Züge passieren den Bahnhof seitdem ohne Halt.

Güterverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Fertigstellung der Strecke im Jahr 1884 gab es einen intensiven Güterverkehr, bestehend sowohl aus Durchgangsverkehr als auch lokalen Güterverkehr für die an der Strecke liegenden Betriebe. Neben zahlreichen lokalen Zügen gab es zum Beispiel 1939 je Richtung täglich 12 durchgehende Güterzüge sowie vier Bedarfszüge mit Zuglasten von bis zu 1200 Tonnen. Diese wurden im Regelfall von der Baureihe 95 über die Rampenstrecken gezogen und waren ab 1000 Tonnen Last zusätzlich zu schieben.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auf der Strecke in Thüringen aufgrund der zu bedienenden Industrie mit täglich acht Güterzügen von Arnstadt nach Grimmenthal sowie bis zu fünf Ganzzügen weiterhin ein hohes Verkehrsaufkommen. Typische Lokomotive war die Baureihe 44 mit Kohlestaubfeuerung, da diese bei der Durchfahrt des Brandleitetunnels abgestellt und das Qualmen vermieden werden konnte.

Ab 1980 wurden die Züge mit bis zu 80 Achsen meist von der Baureihe 131 befördert und mussten oft zusätzlich ab Gräfenroda bzw. Suhl bis zum Brandleitetunnel geschoben werden.

Nach dem Lückenschluss erlebte die Relation zwischen Jahren 1991 und 1994 aufgrund von weiträumig umgeleitetem Verkehr ihren letzten Höhepunkt im Güterverkehr. Bis zu acht schwere Güterzüge fuhren täglich zusätzlich über diese Nord-Süd-Verbindung.

Seitdem gibt es bei Bedarf, zum Beispiel zum Transport von Holz, Güterzüge zwischen Erfurt und Grimmenthal. Ab Mitte der 1990er Jahre wurden die Werksanschlüsse entlang der Strecke zum großen Teil rückgebaut. Es erfolgte in den Bahnhöfen ein weitgehender Rückbau der Güterzuggleise und Verlademöglichkeiten von Gütern.

Streckenbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betriebsstellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da ab Bahnhof Gräfenroda viele Züge früher nachgeschoben wurden, gab es in diesem Bahnhof einen Lokbahnhof des BW Arnstadt mit Drehscheibe sowie den notwendigen Behandlungsanlagen.

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Detlef Hommel: 100 Jahre Strecke Neudietendorf – Ritschenhausen, in: Modelleisenbahner Heft 9/1984, S. 12–14.
  • Georg Thielmann, Markus Schmidt: Von Erfurt nach Schweinfurt. EK-Verlag Freiburg 1999, ISBN 3-88255-441-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eisenbahnatlas Deutschland 2007/2008. 6. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2007, ISBN 978-3-89494-136-9.
  2. Baubeschreibung, Im Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 31, 2. August 1884, S. 318 und 319., abgerufen am 30. Dezember 2012
  3. Georg Thielmann, Markus Schmidt: Von Erfurt nach Schweinfurt. EK-Verlag Freiburg 1999, ISBN 3-88255-441-X, S. 166