Bahnstrecke Neumünster–Flensburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Neumünster–Flensburg
Strecke der Bahnstrecke Neumünster–Flensburg
Streckennummer (DB):1040
Kursbuchstrecke (DB):134 (Kiel–Husum)
131 (Neumünster–Flensburg)
Streckenlänge:101,542 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
Zweigleisigkeit:(durchgehend)
Flensburger Hafenbahn
177,305 Flensburg Alter Bahnhof
176,230 Flensburg (seit 1927)
nach Kiel
174,900 Flensburg Wilhelminental (Awanst)
von Fredericia
Spedition Steckhan & Peters[1]
172,916 Flensburg Weiche (Pv bis 2014)
ehem. nach Lindholm
ehem. nach Husum
Holzkrug
168,210 Barderup
161,974 Tarp
ehem. nach Husum (bis 1867)
156,750 Eggebek
von Husum (seit 1867)
149,427 Jübek
142,830 Schuby
ehem. Schleswig-Klosterkruger Eisenbahn
Schleswig-Friedrichsberg (bis 1869)
138,389 Schleswig (seit 1869)
(neue Strecke ab 1905)
ehem. von Oster-Ohrstedt (bis 1870)
Klosterkrug (bis 1869)
Fliegerhorst Schleswig (Anst)
Jagel
ehem. Schleswiger Kreisbahn nach Friedrichstadt
132,490 Lottorf
Kreisbahn von Eckernförde
125,410 Owschlag
120,740 Alt Duvenstedt (bis 1. Okt. 1919 Duvenstedt, Pv bis Mai 1988)
von Husum
115,350 Büdelsdorf[2]
Anschlussstrecke zum Ahlmannkai
Eider
von Rendsburg-Obereider (1,5 km, nur Gv)[3]
113,869 Rendsburg (ursprünglich Rendsburg-Glacis)
Anschluss Kanalhafen, Übergabe Rendsburger Kreisbahn
(ehem. Trasse bis 1913)
Rendsburger Schleife
109,800 Rendsburg Schleife (Üst)
Rendsburger Hochbrücke; Drehbrücken bis 1913
106,500 Rendsburg Hochbrücke (Üst)
105,008 Osterrönfeld (Pv bis Mai 1962)[4]
104,390 Osterrönfeld (alter Bahnhof)[4]
nach Rader Insel (bis etwa 1914)
nach Kiel-Hassee (bis etwa 1914)
nach Rader Insel
nach Kiel-Hassee
99,530 Bokelholm
95,130 Bokel
88,866 Nortorf
84,130 Aspe
von Kiel
von Heide
von Ascheberg
74,688 Neumünster
nach Bad Oldesloe, nach Kaltenkirchen
nach Hamburg

Quellen: [5][6]

Die Bahnstrecke Neumünster–Flensburg ist als Teil der Jütlandlinie eine wichtige Nord-Süd-Eisenbahnverbindung Schleswig-Holsteins. Zusammen mit der von dieser Strecke in Jübek abzweigenden Strecke nach Husum und des in Rendsburg abzweigenden Streckenteils nach Kiel dient sie ebenfalls als wichtige Ost-West-Achse der Relation von Kiel (an der Ostküste) zur Marschbahn an der Westküste.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke ist nachträglich – nach der Annexion des Landesteils Schleswig durch Preußen – durch Umstrukturierung zu anderen Zwecken gebauter Teile entstanden. Als erstes war die rund 34 Kilometer lange, von regionalen Interessenten finanzierte Strecke der Rendsburg-Neumünsterschen Eisenbahn-Gesellschaft zwischen Neumünster und Rendsburg-Glacis als Jütlandlinie[7] am 18. September 1845 eröffnet worden. Ihr folgte am 1. Januar 1847 der Anschluss der Hafenbahn von Rendsburg-Glacis bis Rendsburg-Obereider. Diese Strecken wurden zum 1. Januar 1864 in das Eigentum der Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft integriert.

Eisenbahn-Hochbrücke bei Rendsburg, Juni 1961

Am 1. April 1854 wurde auf der Bahnstrecke Flensburg–Tönning zunächst vom außerhalb der Stadt gelegenen Holzkrug, ab dem 4. Oktober vom in der Stadt befindlichen, später Englischer Bahnhof genannten Kopfbahnhof der Betrieb aufgenommen. Dieser Bahnhof am Südende der Flensburger Förde in der Flensburger Altstadt wurde am 25. Oktober vom dänischen König Frederik VII, dem Namenspatron der Eisenbahnstrecke, feierlich dem Betrieb übergeben.

Die Flensburg–Husum–Tönninger Eisenbahn (FHTE) baute die Strecke von Flensburg über Eggebek rechts der Treene nach Oster-Ohrstedt und von Ohrstedt nach Owschlag und Rendsburg auf rund 40 Kilometer Länge. Die Strecke wurde über Ohrstedt geführt, weil der Zweig über Husum nach Tönning für den Lebendviehtransport nach England wesentlicher Anlass des Bahnbaus durch die englische Firma Peto, Brassey and Betts war. Diese Bahngesellschaft baute 1854 die Hafenbahn in Flensburg in der Verlängerung der Streckenzufahrt zum englischen Bahnhof durch den Kopfbahnhof hindurch ins Hafengelände.

Neustrukturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schleswig wurde von Klosterkrug aus mit einer fünf Kilometer langen Stichstrecke am 2. Juni 1858 angebunden, die Peto, Brassey and Betts baute. Nach dem Preußisch-Dänischen Krieg ging der Landesteil Schleswig an Preußen, die Strecke wurde umstrukturiert. Die Schleswigsche Eisenbahn baute mit der Firma Peto, Brassey and Betts zwischen 1867 und 1869 vom Südkopf des Bahnhofs Klosterkrug über Schleswig–Friedrichsberg und Jübek links der Treene nach Eggebek eine 23 Kilometer lange und somit 16,8 Kilometer kürzere Strecke und verlegte den Bahnhof Eggebek um 500 Meter nach Osten. Daneben entstand der Abschnitt Jübek–Sollbrück der heutigen Bahnstrecke Jübek–Husum.[8]

Betriebsbahnhof Osterrönfeld

1894 wurde der Kaiser-Wilhelm Kanal in Betrieb genommen. Die Eisenbahnstrecke überquerte ihn auf zwei eingleisigen Drehbrücken. Am 26. März 1898 eröffneten die Preußischen Staatsbahnen die Hafenbahn Rendsburg am damaligen Kaiser-Wilhelm-Kanal. In Vorbereitung der Kanalverbreiterung entstand die Rendsburger Hochbrücke. Sie wurde mit einer großen Schleife eingebunden, um den vorhandenen Rendsburger Bahnhof weiter zu nutzen; sie ging feierlich am 1. Dezember 1913 in Betrieb. Zudem musste der bisher auf dem Niveau des Kanals liegende Bahnhof Osterrönfeld (Alter Bahnhof) nun im Anschluss an die südliche Vorbrücke (Neuer Bahnhof) auf die entsprechende Höhe verlegt werden.

1927 entstand in Flensburg der heutige Bahnhof, der die beiden Kopfbahnhöfe an der Förde ablöste und mit einer großen Schleife um die städtischen Siedlungen eine Verbindung mit Dänemark ohne Lokwechsel erlaubt, aber auch die Wartungsaufgaben an den Eisenbahnfahrzeugen in das engere Stadtgebiet verlagerte.

Der planmäßige elektrische Zugbetrieb wurde am 17. März 1996 aufgenommen.[9]

Streckenbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke verläuft durch landwirtschaftlich geprägtes Flachland. Nennenswerte Kunstbauten sind die Rendsburger Hochbrücke und die Rendsburger Schleife. In Flensburg umfährt die Strecke seit 1927 die Stadt in einer großen Schleife am damaligen Stadtrand, um nach Dänemark fahrenden Zügen den Fahrtrichtungswechsel zu ersparen.

Neben den Ausgangspunkten der Strecke, Neumünster – hier Verbindung zur Bahnstrecke Hamburg-Altona–Kiel – und Flensburg (mit grenzüberschreitendem Verkehr nach Dänemark), bestehen heute die Trennungsbahnhöfe Osterrönfeld, wo die Bahnstrecke Kiel-Hassee–Osterrönfeld abzweigt, und Jübek nahe Schleswig. Dort zweigt die Bahnstrecke Jübek–Husum ab.

Die Bahnstrecke verlässt den Ausgangsbahnhof Neumünster und damit die Bahnstrecke Hamburg-Altona–Kiel geradlinig angelegt nordwestwärts Richtung Rendsburg und Nord-Ostsee-Kanal. Sie durchmisst dabei die östliche Holsteinische Geest. Mit der berühmten Rendsburger Hochbrücke wird der Schifffahrtskanal wie auch der Scheitelrücken der Geest passiert und Richtung Schleswig (Ortsteil Friedrichsberg (Schleswig)) in das Schleswig-Holsteinische Hügelland eingefahren. Weiter nordwestlich setzt die Bahnstrecke nun in die Niederung der Treene bei Eggebek über, verlässt die Gewässerfurche aber bereits nach Tarp Richtung Flensburger Förde.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch ICE ersetzt: EuroCity Aarhus–Hamburg–Prag
Erster ICE in Flensburg Hbf

Bis 2002 bestand eine Interregio-Verbindung zwischen Flensburg und Hannover. Nach Einstellung dieser Verbindung bestellte das Land Schleswig-Holstein nach kurzfristiger Ausschreibung einen Ersatzverkehr bei der Privatbahn Flex Verkehrs-AG. Diese nahm den Betrieb mit modernen Elektrolokomotiven der Baureihe ES64U2 Taurus von Siemens Dispolok und gebrauchten Reisezugwagen auf. Die als Flensburg-Express (FLEX) bezeichnete Interregio-Ersatzleistung wurde im Fahrplan unter der Zuggattung FLX geführt.

Nach Insolvenz der Flex Verkehrs-AG betrieb die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) bis zum Dezember 2005 dieses Zugangebot alle zwei Stunden von Padborg (DK) nach Hamburg Hauptbahnhof mit Halten in Flensburg, Tarp, Schleswig, Rendsburg, Nortorf, Neumünster und Elmshorn. Seit Dezember 2005 wurde dieser Verkehr wieder von der DB Regionalbahn Schleswig-Holstein als „Schleswig-Holstein-Express“ bedient. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2010 fahren die Züge nur noch bis Flensburg.

Im Fernverkehr benutzten vom Dezember 2007 bis Dezember 2015 Intercity-Express-Züge der Relation AarhusHamburgBerlin diese Strecke mit Halten in Flensburg, Schleswig, Rendsburg und Neumünster. Am 9. Dezember 2007 rollte mit dem ICE-TD von Aarhus nach Berlin Ostbahnhof der erste fahrplanmäßige ICE im Flensburger Bahnhof ein. 2024 verkehren im Zweistundentakt EC-Züge von Hamburg nach Kopenhagen mit Halt in Schleswig über diese Strecke sowie ein Eurocity-Zugpaar von Flensburg über Hamburg und Berlin nach Prag.

Außerdem stellten Intercity-Züge freitags Direktverbindungen von Flensburg nach München und Köln her (ebenfalls mit Halten in Schleswig, Rendsburg und Neumünster). Sonntags verkehrten IC-Züge aus Berlin und Schwarzach-St. Veit nach Flensburg. Auf dem Nebenast HusumJübek kam es lediglich zu Intercity-Verkehr, wenn wegen Bauarbeiten eine Umleitung der Züge auf die Marschbahn entlang der Westküste nötig wurde.

Ein CityNightLine-Zug der Relation KopenhagenMünchen fuhr bis 2014 über die Strecke mit Halten in Flensburg und Neumünster.

Regionalverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der SH-Express im Flensburger Hbf (2007)

Die DB Regionalbahn Schleswig-Holstein fährt im Regionalverkehr zwischen Neumünster und Flensburg mit Regional-Express-Zügen im Stundentakt. Ebenso befährt sie mit der Linie RE74 Husum–Kiel den Streckenabschnitt RendsburgJübek mit Dieseltriebwagen der Baureihe 648 im Stundentakt. Während der Kieler Woche wird das Zugangebot verstärkt, so dass teilweise lokbespannte Züge zum Einsatz kommen.

Linie Linienbezeichnung Linienverlauf
IC Flensburg – Hamburg – Berlin / Köln / München / Schwarzach-St. Veit
RE RE 7 Flensburg – Hamburg
RE RE 74 Husum – Jübek – Schleswig – Rendsburg – Kiel

Güterverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke ist im Güterverkehr Teil der Hauptverbindung von Deutschland (Rangierbahnhof Maschen) nach Dänemark und Schweden und sollte daher als erste für 835 Meter lange Züge hergerichtet werden. Dazu musste die Signaltechnik angepasst werden. Bislang waren auf dieser Strecke nur 670 Meter lange Züge möglich, deutschlandweit lag die Höchstgrenze bei 740 Metern.[10][11] Im November 2012 fuhr der erste derartige Zug.[12] Als Lokomotiven kommen meistens Elektrolokomotiven der Baureihe 185, Hector Rail 241 oder DSB EG zum Einsatz.

Ausbaupläne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2018 wurden Pläne bekannt, den ehemaligen Bahnhof Büdelsdorf als neuen Halt zu errichten.[2]

Die Strecke soll bis 2025 mit ETCS ausgerüstet werden. Möglichst große Abschnitte sollen dabei mit ETCS Level 2 ausgerüstet werden.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Staisch (Hrsg.): Der Zug nach Norden. 150 Jahre Eisenbahn-Verkehr in Schleswig-Holstein. Von der Christian-Bahn bis zur Elektrifizierung. Ernst Kabel, Hamburg 1994, ISBN 3-8225-0298-7.
  • Holger Kaufhold, Eckhard Klein, Detlef Schikorr: 150 Jahre Eisenbahn in Flensburg. Von der südschleswigschen Eisenbahn zur Deutschen Bahn AG (= Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte. Schriftenreihe. Band 58). LOK Report-Verlag, Sigmaringen 2004, ISBN 3-935909-22-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bent Hansen: Flensborg. Spedition Steckhan & Peters Logistik GmbH, Flensborg Weiche. In: bentsbane.dk. 31. Dezember 2016, abgerufen am 31. Mai 2020 (dänisch).
  2. a b Alev Doğan: Nah.SH plant sieben neue Bahnstationen. In: kn-online.de. 2. August 2018, abgerufen am 5. August 2018.
  3. Streckenchronik 1847. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juni 2008; abgerufen am 29. Juli 2015.
  4. a b Jochen Schulz, Alexander Horn: Beschreibung der OPTION SCHNELL–LANGSAM–KONZEPT KIEL–RENDSBURG (–FOCKBEK) mit Potenzialanalyse für neue Bahnstationen. (PDF) LVS Schleswig-Holstein, Landesweite Verkehrsservicegesellschaft mbH, 27. November 2008, S. 25, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. November 2012; abgerufen am 30. Dezember 2015.
  5. DB Netze - Infrastrukturregister
  6. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  7. Bahnstatistik BD Hamburg
  8. Holger Kaufhold, Eckhard Klein, Detlef Schikorr: 150 Jahre Eisenbahn in Flensburg – Von der südschleswigschen Eisenbahn zur Bahn AG. Berlin 2004, ISBN 3-935909-22-5, S. 37
  9. Erich Preuß: Züge unter Strom. Die Geschichte des elektrischen Zugbetriebs in Deutschland, 1. Auflage München 1998, ISBN 3-932785-30-4, S. 173–174.
  10. Henning Baethge: Bund erlaubt extralange Güterzüge. 18. August 2008, abgerufen am 16. März 2023.
  11. 835 m lange Güterzüge zwischen Padborg (DK) und Maschen geplant. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2013; abgerufen am 30. Dezember 2015.
  12. Markus Lorenz: Erfolgreiche Jungfernfahrt: Bahn lässt XXL-Güterzüge rollen. In: shz.de. Abgerufen am 13. Juli 2017.
  13. Michael Hoffmann: Betrieblichen Aufgabenstellung Korridor Flensburg – Maschen (PD Hamburg) - ETCS -. (PDF) DB Netze, 17. August 2017, S. 5, 23, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Januar 2020 (Datei 17.1. BAST ETCS Flb-Mas V 1.0.pdf).