Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Węgliniec–Roßlau (Elbe)
Strecke der Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau
Streckennummer:DB AG 6207
PLK 295
Kursbuchstrecke (DB):216, 228, 229
Streckenlänge:233,2 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:Węgliniec–km 14,962: 3 kV =
km 15,018–Roßlau (Elbe): 15 kV, 16,7 Hz ~
Maximale Neigung:
Minimaler Radius:470 m
Höchstgeschwindigkeit:Węgliniec–Abzw Särichen: 120 km/h
Abzw Särichen–Knappenrode: 160[1] km/h
Zugbeeinflussung:SHP (Polen)
PZB 90 (Deutschland)
Zweigleisigkeit:Węgliniec–Roßlau (Elbe) Abzw Aw
Roßlau (Elbe) Gbf Abzw Ra–Roßlau (Elbe)
von Wrocław
von Lubań
0,523 Węgliniec (früher Kohlfurt) (Inselbahnhof) 189 m
nach Czerwona Woda
nach Żary
nach Görlitz
6,623 Szklenice (früher Glaserberg)
12,540 Bielawa Dolna (früher Niederbielau)
Lausitzer Neiße (143 m)
Staatsgrenze Polen / Deutschland (km 13,424)
13,424 (Infrastrukturgrenze PLK / DB Netz)
15,000 Systemtrennstelle 3 kV / 15 kV
15,150 Zentendorf (bis 1930)
von Rothenburg (Lausitz)
21,167 Horka Gbf 165 m
Verbindungsbahn nach Horka Pbf
22,810 Horka Hp (Übergang zu Horka Pbf) 171 m
Berlin–Görlitz
23,101 Weißer Schöps (12 m)
23,728 Neugraben (14 m)
Verbindungsbahn von Abzw Mückenhain
23,915 Abzw Särichen
27,802 Niesky 171 m
33,908 Petershain 160 m
35,110 Quitzdorf Awanst
37,251 Mücka (ehem. Bf) 148 m
37,424 Schwarzer Schöps (10 m)
41,098 Üst Klitten Ost
42,538 Üst Klitten West 131 m
45,729 Klitten (ehem. Bf) 131 m
49,100 Uhyst Vorbf 132 m
51,352 Spree (42 m)
von Boxberg
Anst Gut
51,713 Uhyst (ehem. Bf) 132 m
52,560 (Neutrassierung 1962)
59,475 Kleine Spree (16 m)
59,584 Kleine Spree (19 m)
59,754 Lohsa (seit 2018) 125 m
60,406 Lohsa (1962–2010) 125 m
61,660
60,060
Kilometersprung +1600 m
60,130 Lohsa (bis 1962) 125 m
60,800 Lausitzer Grubenbahn
63,130 Weißkollm–Königswartha
von Sornoer Buden
Verbindungskurve von Knappenrode Süd
64,500 Lausitzer Grubenbahn
65,675 Knappenrode (früher Werminghoff) 123 m
70,191 Hoyerswerda-Neustadt 119 m
71,542 Schwarzwasser (10 m)
71,872 Schwarze Elster (27 m)
von Bautzen
72,765 Hoyerswerda 118 m
nach Neupetershain
75,804 Bk Bröthen
79,685 Schwarzkollm 118 m
82,561 Lauta (Niederlausitz) (mit Bk) 125 m
83,740 Lauta (Niederlausitz) Bbf 126 m
Landesgrenze SachsenBrandenburg
von Kamenz (Sachs)
87,936 Hosena (früher Hohenbocka); Lübbenau–Kamenz 109 m
nach Lübbenau
93,621 Schwarzbach (b Ruhland)
von Cottbus Hbf
98,322 Ruhland 99 m
nach Großenhain Cottb Bf
Cottbus Hbf–Großenhain Cottb Bf
103,380 Bk Bärhaus
Schwarze Elster
106,510 Lauchhammer Süd
108,995 Lauchhammer (früher Lauchhammer West)
113,840 Bk Plessa Forst
117,845 Plessa (mit Bk)
Kahla (Oberlausitz)
Berlin–Dresden
124,723 Elsterwerda-Biehla (Keilbahnhof)
Verbindungsbahn nach Elsterwerda
Haida (Oberlausitz)
130,000 Zeischa
134,571 Bad Liebenwerda
Schwarze Elster
139,253 Wahrenbrück
Landgraben
Beiersdorf (b Bad Liebenwerda)
146,506 Falkenberg (Elster) unt Bf Stw W 15
Verbindungsbahn nach Bft Falkenberg (Elster) ob Bf
Verbindungsbahn von Bft Falkenberg (Elster) ob Bf Stw W 2
von Röderau
147,871 Falkenberg (Elster); Halle–Cottbus
Verbindungsbahn von Bft Falkenberg (Elster) ob Bf
Falkenberg (Elster) unt Bf Pbf/Stw B 20
nach Jüterbog
nach Beeskow
Jüterbog–Röderau
Verbindungskurve von Abzw Großrössen (Strategische Bahn)
153,700 Beyern
Bundesstraße 87
156,485 Fermerswalde
Landesgrenze Brandenburg / Sachsen-Anhalt
von Prettin
170,091 Annaburg
Schwarze Elster
179,126 Jessen (Elster)
Firmenanschluss
189,000 Elster (Elbe)
Firmenanschluss
195,086 Mühlanger (früher Prühlitz, ehem. Bf)
199,155 Lutherstadt Wittenberg-Labetz (früher Wendel)
von Berlin
201,928 Lutherstadt Wittenberg Hbf
nach Halle (Saale)
203,682 Lutherstadt Wittenberg Altstadt (früher LW Elbtor)
Bundesstraße 2
204,430 Abzw Lutherstadt Wittenberg Hafen
Anschlussbahn Hafen
206,110 Lutherstadt Wittenberg West (früher Klein Wittenberg)
nach Straach
Verbindungskurve von Reinsdorfer Weg
206,160 Lutherstadt Wittenberg-Piesteritz (seit 2015)
Firmenanschluss
Anst Hafen der SKW
Anst Melamin-Werke
208,200 Lutherstadt Wittenberg-Piesteritz (früher Piesteritz-Heuweg)
Anst Nordwerk der SKW
Anst SKW Stickstoffwerke
208,286 Lutherstadt Wittenberg-Piesteritz Werkbf
Anst PCI Augsburg
210,300 Apollensdorf (zeitweise geplant)
212,065 Griebo
216,675 Coswig (Anh) Hp (ehem. Bf)
Bundesstraße 187a
Anst Zündhölzerfabrik
217,640 Coswig (Anh) Gbf
Anst Hafen Coswig
Anst Gewerbegebiet
Bundesautobahn 9
222,682 Klieken
229,275 Roßlau (Elbe) Abzw Aw
nach Roßlau (Elbe) Gbf
von Wiesenburg (Mark)
Roßlau Ra
231,070 Meinsdorf
Rossel
nach und von Trebnitz (Magdeburg)
Bundesstraße 184
233,543 Roßlau (Elbe)
nach Leipzig Hbf

Quellen: [2][3][4][5][6]

Die Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau (Elbe) ist eine elektrifizierte, zweigleisige Hauptbahn in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien sowie in den deutschen Bundesländern Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, die ursprünglich durch die Berlin-Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft (BAE) und die Oberlausitzer Eisenbahn-Gesellschaft als Teilstück einer Fernverbindung von Breslau nach Magdeburg erbaut wurde. Sie verläuft von Węgliniec (Kohlfurt) über Niesky, Hoyerswerda, Falkenberg (Elster) und Lutherstadt Wittenberg nach Roßlau (Elbe).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Berlin-Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft (BAE) war im 19. Jahrhundert für mehr als vier Jahrzehnte eines der bedeutendsten Eisenbahnunternehmen Deutschlands. Neben der eigentlichen Anhalter Stammbahnstrecke schuf sie in dieser Zeit ein Netz von wichtigen Eisenbahnverbindungen zwischen Berlin und dem nördlichen Teil des Königreichs Sachsen, der preußischen Provinz Sachsen sowie dem Herzogtum Anhalt, das schließlich eine Länge von rund 430 km umfasste.

Planung und Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Abschnitt (Berlin–)Wittenberg–Dessau(–Köthen) war Teil der Stammstrecke der Anhalter Bahn. Zwischen Dessau und Coswig (Anhalt) wurde die Strecke am 18. August 1841 eröffnet, der Abschnitt zwischen Wittenberg und Coswig (Anhalt) folgte am 28. August desselben Jahres. Am 10. September 1841 wurde der Verkehr zwischen Berlin und Köthen aufgenommen.

Der Bau neuer Strecken durch die BAE, aber auch das Anwachsen der konkurrierenden Eisenbahngesellschaften erzwang eine ständige Anpassung der Verkehrsangebote an die sich wandelnde Nachfrage. Nach dem Bau der direkten Strecke von Wittenberg nach Bitterfeld sank die Bedeutung der Teilstrecke Wittenberg–Dessau–Köthen.

Die Oberlausitzer Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete am 1. Juni 1874 die Strecke zwischen Kohlfurt und Falkenberg. Die noch fehlende Lücke bis Wittenberg ging am 15. Oktober 1875 als Strecke der BAE in Betrieb.

Die Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft übertrug 1878 die Betriebsführung ihres Streckenteils an die BAE. Ab 1. Mai 1882 übernahm die Preußische Staatsbahn den Betrieb.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 20. April 1945 kam es zu einem Luftangriff auf den Bahnhof Piesteritz, bei dem zwei Kesselwagen explodierten, wodurch auch im Stickstoffwerk erhebliche Schäden entstanden. Die Explosion war so stark, dass Räder und Achsen der Kesselwagen 500 m weit, bis zur heutigen Bundesstraße 187, geschleudert wurden.[7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Strecke durch die Oder-Neiße-Grenze geteilt; der Bahnknotenpunkt Kohlfurt kam zu Polen und bekam den polnischen Namen Węgliniec. Für den grenzüberschreitenden Güterverkehr blieb die Strecke von Bedeutung; öffentlichen Personenverkehr zwischen Horka und Węgliniec gab es jedoch seit 1945 nicht mehr. 1946 erfolgte abschnittsweise der Abbau des zweiten Streckengleises als Reparationsleistung.[8]

Die im sorbischen Sprachgebiet liegenden Bahnhöfe und Haltepunkte erhielten eine zusätzliche Beschilderung in sorbischer Sprache. Diese Namen waren fortan auch im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn aufgeführt.

Bahnhofsnamen im sorbischen Sprachgebiet
deutsch sorbisch
Niesky Niska
Mücka Mikow
Klitten Klětno
Uhyst Delni Wujězd
Lohsa Łaz
Knappenrode Hórnikecy
Hoyerswerda-Neustadt Wojerecy-Nowe město
Hoyerswerda Wojerecy
Schwarzkollm Čorny Chołmc
Güterzug mit PKP SU46 bei Horka (2004)

Anfang der 1960er Jahre musste die Strecke wegen des Aufschlusses des Tagebaues Lohsa zwischen Uhyst und Lohsa neu trassiert werden. Am 11. Januar 1962 wurde die neue Strecke eröffnet.

Die Elektrifizierung der Strecke begann in Roßlau. Am 1. Oktober 1985 ging als erstes der Abschnitt Roßlau Gbf–Coswig (Anh) in Betrieb, am 14. Dezember der Abschnitt Coswig (Anh)–Lutherstadt Wittenberg. Der Abschnitt Lutherstadt Wittenberg–Falkenberg (Elster) folgte am 27. September 1986.

Wegen des starken Kohleverkehrs im Lausitzer Revier wurde die Streckenelektrifizierung danach Richtung Osten weitergeführt. Der elektrische Zugbetrieb wurde am 31. Oktober 1987 zwischen Falkenberg (Elster) und Ruhland aufgenommen, am 19. Dezember 1987 bis Hohenbocka und am 1. April 1988 bis Knappenrode.

Im Zusammenhang mit dem NATO-Beitritt Polens im Jahre 1999 lag diese Bahnverbindung wieder in einem Korridor mit strategischer Bedeutung zwischen den Nordseehäfen und dem Oberschlesischen Industriegebiet. So wurde ein steigendes Güterverkehrsaufkommen prognostiziert und im Dezember 2001 der vollständige zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke auch im Abschnitt zwischen der polnischen Grenze und Knappenrode beschlossen.

Der lokale Personenverkehr zwischen Horka und Niesky war immer nur von geringer Bedeutung. Zuletzt wurde er mit Triebwagen der Baureihe 771 abgewickelt und am 14. Dezember 2002 eingestellt, nachdem in den letzten Wochen Schienenersatzverkehr durchgeführt worden war.

Seit 2009 erfolgt ein umfassender Umbau einschließlich einer grundlegenden Sanierung der Gleis- und Oberleitungsanlagen des Eisenbahn-Verkehrsknotens Roßlau/Dessau. Im Rahmen dieses Projekts war für die Folgejahre auch eine Modernisierung der Bahnhöfe Roßlau, Coswig, Wittenberg-Piesteritz und Wittenberg-West geplant.[9]

Im Jahr 2010 erfolgte zwischen Horka und Hoyerswerda ein regulärer Plandienst mit einer Dampflokomotive der Reihe 50.[10]

Der Abschnitt Klitten–Hoyerswerda war ab Dezember 2010 gesperrt, da im Bereich des Bahnhofs Lohsa die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) geplante Sicherungsmaßnahmen an der Ostböschung des Silbersees durchführte.[11] Während der Kippenstabilisierungsarbeiten galt eine erhöhte Gefährdung, so dass die Strecke, die direkt entlang des Ostufers verläuft, in dieser Zeit nicht genutzt werden konnte. Nachdem am 8. März 2012 ein rund 200 m langer Uferabschnitt während der Sanierungsmaßnahmen abgerutscht war, verschob sich das Ende der Sicherungsarbeiten von Ende 2012[8] auf Anfang 2016.[12] Erst danach konnte die Deutsche Bahn den laufenden Streckenausbau auch in diesem Abschnitt angehen. Güterzüge wurden über Knappenrode, Spremberg und Cottbus umgeleitet. Im Personenverkehr wurde die Linie Hoyerswerda–Niesky–Görlitz (OE 64) zwischen Hoyerswerda und Horka bis zum Fahrplanwechsel 2018 mit Bussen im Schienenersatzverkehr bedient, am Bahnhof Horka bestand der Anschluss von und nach Görlitz in den Zügen der ODEG in der Relation Cottbus–Horka–Görlitz–Zittau (OE 65).

Streckenausbau zwischen der polnischen Grenze und Knappenrode[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entsprechend der gestiegenen Bedeutung im Güterverkehr wurden der vollständige zweigleisige Ausbau, die Elektrifizierung der Strecke sowie die Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h zwischen der polnischen Grenze und Knappenrode in den Bundesverkehrswegeplan 2003 und den darauf aufbauenden Bedarfsplan Schiene (Anhang zum Bundesschienenwegeausbaugesetz) aufgenommen.

Neißebrücke, Blickrichtung Ost, in Polen ist die Strecke bereits saniert und elektrifiziert (2009)

Im Jahr 2009 begann das Planfeststellungsverfahren für den 52 km langen Streckenabschnitt. Im Frühjahr 2012 wurde die notwendige Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund und Bahn zum Ausbau des ersten Streckenabschnittes unterzeichnet. Der Baubeginn erfolgte im Anschluss mit ersten Vorbereitungsarbeiten für den Umbau des Bahnhofs Knappenrode. Nach der Planfeststellung des Abschnittes Horka – Neißebrücke 2013[13] begannen 2014 die Bauarbeiten mit dem Abbruch der alten Bahnanlagen. Schon vor Abschluss der Planfeststellung für die restlichen Streckenabschnitte entstanden seit Frühjahr 2013 ein Umrichterwerk in Lohsa und ein Schaltposten in Ruhland zur Bahnstromversorgung.

Der erneuerte Bahnhof Knappenrode wurde 2014 in Betrieb genommen, die Wiederaufnahme des Bahnverkehres zwischen Knappenrode und Horka erfolgte Ende 2018. Wegen der bei durchgehend zweigleisigem Betrieb nicht mehr erforderlichen Kreuzungsstellen konnten die Bahnhöfe Lohsa, Uhyst, Klitten, Mücka und Petershain zu Haltepunkten mit je zwei Bahnsteigen zurückgebaut werden, im Bahnhof Niesky wurden ebenfalls zwei neue Bahnsteige sowie ein Personentunnel gebaut. Die Bahnhöfe Knappenrode, Niesky und Horka wurden für Züge bis 740 m Länge ausgebaut.[14] Auf 16 km Länge wurden Schallschutzwände installiert.[8]

Fünf elektronische Stellwerke wurden errichtet. Durch die grenzüberschreitende Nutzung des europäischen Zugbeeinflussungssystems ETCS soll die volle Leistungsfähigkeit ab 2023 erreicht werden. Durch alle Ausbaumaßnahmen wird sich die Streckenkapazität von 50 auf 160 Züge pro Tag erhöhen.[15]

Die Finanzierung erfolgte im Rahmen des Bundesschienenwegeausbaugesetzes durch die Bundesrepublik Deutschland mit Kofinanzierung durch die Europäische Union.[16] Das Investitionsvolumen liegt bei rund 420 Millionen Euro.[17] Am 7. Juni 2012 wurde eine weitere Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Freistaat Sachsen und der Deutschen Bahn AG unterzeichnet, mit der unter Einsatz von 1,6 Mio. € Landesmitteln und im Einklang mit entsprechenden Festlegungen im Landesentwicklungsplan im Abschnitt Horka–Niesky–Knappenrode als Grundlage attraktiver Personenverkehrsangebote eine Streckengeschwindigkeit von 160 km/h statt nur 120 km/h ermöglicht werden soll.[16][18]

Auf dem deutschen Abschnitt begann der Ausbau im Dezember 2012 mit der Sanierung des Oberbaus und der Modernisierung der Fahrleitung zwischen Knappenrode und Spreewitz (Grubenbahn). Ab Mitte 2013 konnten Züge nach Spreewitz wieder elektrisch bespannt werden. Durch den Ausbau konnten vier der sieben Gleise sowie zwei Nebengleise im Bahnhof Knappenrode zurückgebaut werden.

Der Streckenausbau auf dem polnischen Abschnitt von Węgliniec bis zur Neißebrücke ist bereits seit dem 23. März 2006 abgeschlossen. Die Zugbeeinflussung ETCS Level 2 ist von polnischer Seite seit Ende 2015 bis zur Grenze betriebsbereit implementiert, aber einschließlich digitalem Zugfunk GSM-R bis zur Betriebsaufnahme von ETCS auf deutscher Seite in diesem Grenzbereich nicht in Betrieb.[19][15] Seit Mai 2019 ist eine fahrende Transition zwischen den Zugbeeinflussungssystemen PZB und SHP unter Nutzung der ETCS-Ausrüstung möglich, wie es ab Ende 2023 auch mit ETCS möglich sein soll. Ohne ETCS-Nutzung ist in beiden Fahrtrichtungen ein Zwangshalt für die Umschaltung der Zugbeeinflussung notwendig. Eine automatische Umschaltung der Stromversorgungssysteme von elektrischen Triebfahrzeugen wird vorausgesetzt.

Der sich westlich anschließende acht Kilometer lange deutsche Abschnitt bis Horka, einschließlich der unter polnischer Regie neu gebauten 143,6 m langen Neißebrücke, wurde am 7. Dezember 2016 eröffnet. Seither ist der 22 km lange Abschnitt zwischen Węgliniec und Horka Güterbahnhof wieder zweigleisig befahrbar. Die Elektrifizierung auf deutscher Seite verzögerte sich noch bis Ende 2018. Ursache war eine Böschungsrutschung am Silbersee, der zusätzliche Arbeiten bei der Streckensanierung erforderlich machte.[20][15][20]

Der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) beschloss auf seiner Versammlung am 4. April 2017 die Wiederaufnahme des Schienenpersonennahverkehrs zwischen Görlitz und Hoyerswerda zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2018.[21]

Seit dem 7. September 2018 steht die Fahrleitung auf dem sanierten Abschnitt Staatsgrenze–Knappenrode unter Spannung, seit dem 29. Oktober 2018 war die fertiggestellte Strecke für Test- und Einweisungsfahrten freigegeben. Insgesamt wurden 55 km Strecke für einen zweigleisigen Betrieb ausgebaut, die Bahnhöfe Horka, Niesky und Knappenrode wurden vollständig erneuert. Um- und neugebaut wurden zudem 31 Eisenbahnbrücken, vier Straßenbrücken, 33 Wegübergänge sowie alle Bahnsteige und Zuwegungen. Bei Lohsa entstand für die Bahnstromversorgung ein Umrichterwerk. Zur Steuerung und Sicherung des Zugverkehrs entstanden fünf elektronische Stellwerke (EStw), als Zugfunk wurde grenzüberschreitend GSM-R installiert. Insgesamt wurden etwa 520 Millionen Euro investiert.[22][23]

Zwischenfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Räumungsarbeiten an der Unfallstelle vom 3. Dezember 1988

In der Nacht 15./16. Mai 1987 stießen im Bahnhof Schwarzkollm zwei Güterzüge zusammen. 18 Wagen entgleisten dabei, von denen 15 mit Kohle beladene Waggons umstürzten.[24]

Am 3. Dezember 1988 stießen zwischen der Staatsgrenze und dem Bahnhof Horka Gbf ein aus Polen kommender Güterzug mit einem Dienstzug der Deutschen Reichsbahn frontal zusammen. Dabei kamen fünf deutsche und drei polnische Eisenbahner ums Leben, drei weitere Eisenbahner wurden schwer verletzt.[25]

Im Bahnhof Hosena ereigneten sich in den Jahren 2012 und 2013 zwei weitere Unfälle mit Güterzügen, die jeweils mehrtägige Streckensperrungen nach sich zogen.

Gegenwärtiger Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbau bei Litschen, die Oberleitungsmasten stehen bereits (2016)

(Stand: Dezember 2018)

Reiseverkehr

Gegenwärtig wird die Strecke im Personenverkehr von Regionalbahnen der DB Regio Südost zwischen Dessau Hbf und Falkenberg (Elster) befahren. Die Züge benötigen für die rund 91 Kilometer lange Strecke rund 80 Minuten und werden teilweise ab Wittenberg oder Dessau nach Leipzig-Stötteritz durchgebunden. Im Berufsverkehr ergänzen Verstärkerzüge das Angebot, diese verkehren zwischen Dessau Hbf und Lutherstadt Wittenberg und bedienen nur einzelne Verkehrshalte. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2011 enden in nachfrageschwachen Taktzeiten einzelne Züge bereits in Lutherstadt Wittenberg bzw. Annaburg. Triebwagen vom Typ Bombardier Talent 2 lösten zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 die Wendezüge aus Lokomotiven der Baureihe 143 mit mindestens zwei Doppelstockwagen ab.

Zwischen Falkenberg (Elster) und Hoyerswerda verkehrte vom 15. Dezember 2013 bis zum 10. Dezember 2022 die S-Bahn-Linie 4 der S-Bahn Mitteldeutschland mit Triebwagen des Typs Bombardier Talent 2 im Zweistundentakt. Am 11. Dezember wurden diese Züge durch die Linie RE 11 ersetzt. Die Züge dieser Linie verkehren zwischen Leipzig Hbf und Falkenberg (Elster) mit denen der Linie RE 10 Leipzig–Cottbus vereinigt und werden hier getrennt bzw. gekuppelt. Darüber hinaus verkehren zwischen Falkenberg und Ruhland Regionalbahnen nach Cottbus sowie zwischen Ruhland und Hoyerswerda Regionalexpress-Züge nach Dresden, welche in Ruhland einen Anschluss untereinander bieten und damit eine annähernd stündliche Bedienung des Abschnittes von Falkenberg nach Hoyerswerda ermöglichen.

Seit dem 9. Dezember 2018 verkehrt die Linie RB 64 (Hoyerswerda–Görlitz) im Zweistundentakt. Der Markenname Seenland-Neiße-Shuttle (sorbisch Shuttle jězorina-Nysa) war in einem durch den ZVON ausgelobten Wettbewerb gefunden worden.[26]

Güterverkehr

Für den Güterverkehr ist die Bahnstrecke ebenfalls von Bedeutung. So sorgen unter anderem die Stickstoffwerke Piesteritz für ein reges Verkehrsaufkommen, diese verfügen über umfangreiche eigene Gleisanlagen, die an den Bahnhof Lutherstadt Wittenberg-Piesteritz angebunden sind.

Außerdem besitzt die Strecke eine wichtige Rolle im grenzüberschreitenden Güterverkehr. Nach Abschluss aller Bauarbeiten soll eine der wichtigsten West-Ost-Güterverbindungen entstehen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Gütermagistrale.[27][28] Im Frühjahr 2011 wurde der Anschluss der Firma PCI Augsburg reaktiviert, indem ein neues Gleis verlegt sowie das bisherige abgebaut wurde. Der Gleisanschluss befindet sich am westlichen Kopf des Güterbahnhofes der SKW Piesteritz.

Streckenbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betriebsstellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Güterzug der Press im Bahnhof Niesky (2013)
  • Horka Gbf ist der östlichste Güterbahnhof im deutschen Teil der Strecke. Westlich davon befindet sich Horka Pbf, der jedoch im Zuge dieser Strecke über keine Bahnsteige mehr verfügt und nicht mehr im Personenverkehr bedient wird.
  • Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Niesky wurde 2022 vom Busunternehmen Moveas gekauft[29], saniert und seitdem als Betriebssitz für seine Oberlausitzer Niederlassung genutzt.
  • Der Haltepunkt Lutherstadt Wittenberg-Piesteritz lag bis 2015 inmitten der Anlagen des Stickstoffwerkes und hatte zu DDR-Zeiten eine wichtige Aufgabe im Berufsverkehr, da damals bis zu 9000 Mitarbeiter in den Stickstoffwerken beschäftigt waren. Für Einwohner des Stadtteiles Piesteritz war dieser Haltepunkt eher von geringer Bedeutung, da der Bahnhof Wittenberg West verkehrstechnisch besser an den Ortsteil Piesteritz angeschlossen war. Jedoch hatte der Haltepunkt Piesteritz eine große Bedeutung im Berufsschülerverkehr, da in unmittelbarer Nähe das Berufsbildungszentrum Elbe (BBZ Elbe) für ein relativ hohes Reisendenaufkommen sorgte. Im Jahr 2015 wurden beide Zugangsstellen für den Reiseverkehr geschlossen, dafür gingen auf dem Westkopf des Bahnhofs Wittenberg West am Wegübergang Pestalozzistraße neue Bahnsteige mit dem Namen »Lutherstadt Wittenberg-Piesteritz« in Betrieb.[30]
  • Der Bahnhof Falkenberg (Elster) ist ein Turmbahnhof. An den oberen Bahnsteigen verbinden Regional-Express-Züge der DB Regio zweistündlich Cottbus und S-Bahn-Züge der S-Bahn Mitteldeutschland Hoyerswerda mit Leipzig. Zwischen Falkenberg und Leipzig überlagern sich beide zu einem angenäherten Stundentakt. An den unteren Bahnsteigen beginnen und enden die Personenzüge der Linie Dessau–Falkenberg/Elster. Die VBB-Linie RE 5 Stralsund–Berlin–Falkenberg/Elster der DB Regio auf der Bahnstrecke Jüterbog–Riesa hat in Falkenberg/Elster ebenso ihren Anfangs- und Endpunkt. Bis 2004 fuhren planmäßig Regionalbahnzüge weiter nach Riesa.
  • Das Dienstgebäude des Alten Bahnhofes Wittenberg von 1841 ist eines der ältesten Bahnhofsgebäude Deutschlands und befindet sich am ursprünglichen Verlauf der Anhalter Bahn, zwischen den jetzigen Haltepunkten Wittenberg West und Wittenberg-Altstadt, jedoch nördlich der heutigen Bahnstrecke.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ausbau Zweigleisigkeit und Elektrifizierung Knappenrode–Horka, abgerufen am 25. April 2019
  2. DB Netze - Infrastrukturregister
  3. Eisenbahnatlas Deutschland. 11. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2020, ISBN 978-3-89494-149-9.
  4. Atlas linii kolejowych polski. 1. Auflage. Eurosprinter, Rybnik 2011, ISBN 978-83-931006-4-4, S. F2.
  5. Streckendaten (Węgliniec–Ruhland) auf www.sachsenschiene.de
  6. DB Netze Streckenprospekt
  7. Deutsches Chemie-Museum Merseburg: Wittenberg/Piesteritz. Archiviert vom Original am 24. Juli 2012; abgerufen am 10. März 2010.
  8. a b c Knappenrode–Horka–Grenze zu Polen wird endlich ausgebaut. In: Signal. Nr. 3, 2012, S. 5.
  9. Zweiter Realisierungsabschnitt zur Modernisierung des Eisenbahnknotens Roßlau/Dessau beginnt. Deutsche Bahn AG, 27. April 2012, archiviert vom Original am 24. Februar 2013; abgerufen am 3. Dezember 2012.
  10. Private Dampflok darf noch mal. In: Lausitzer Rundschau. 26. Mai 2010, abgerufen am 26. Mai 2010.
  11. Streckensperrung Knappenrode – Uhyst. DB AG, 25. April 2012, archiviert vom Original am 2. Juli 2013; abgerufen am 10. Juli 2012.
  12. LMBV: Geotechnisch gesichertes Ufer am Lohsaer Silbersee für DB-Bahntrasse übergeben. Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft, 1. März 2016, archiviert vom Original am 16. Mai 2021; abgerufen am 5. April 2017.
  13. Grünes Licht für weiteren Bauabschnitt beim Ausbau der Bahnstrecke Knappenrode – Horka. Deutsche Bahn AG, 30. August 2013, archiviert vom Original am 4. Januar 2014; abgerufen am 3. September 2013.
  14. Niels Kunick: Knappenrode–Horka wiedereröffnet. In: eisenbahn-magazin. Nr. 2, 2019, ISSN 0342-1902, S. 26.
  15. a b c Bauprojekt Knappenrode – Horka. In: bauprojekte.deutschebahn.com. Deutsche Bahn AG, 2023, abgerufen am 27. Februar 2023.
  16. a b Ausbau und Elektrifizierung Knappenrode–Horka–Grenze Deutschland/Polen. (PDF; 1,4 MB) DB Projektbau GmbH, Juli 2013, abgerufen am 4. Februar 2021.
  17. Rund 420 Millionen Euro für Ausbau der Strecke Knappenrode–Horka–Grenze Deutschland/Polen. Deutsche Bahn AG, 13. April 2012, archiviert vom Original am 29. Juli 2012; abgerufen am 16. April 2012.
  18. Rekordinvestitionen im Freistaat Sachsen: DB investiert rund 12 Millionen Euro in neues IC-Werk in Leipzig und 2,3 Milliarden Euro in sächsisches Schienennetz. Deutsche Bahn AG, 7. Juni 2012, abgerufen am 3. September 2013.
  19. Örtliche Grenzvereinbarung Horka Gbf - Węgliniec. In: fahrweg.dbnetze.com. DB Netze AG, 2019, abgerufen am 27. Februar 2023.
  20. a b Lückenschluss: Erster Streckenabschnitt des Ausbauprojekts Knappenrode – Horka-Grenze D/PL geht in Betrieb. In: bahnblogstelle.net. 8. Dezember 2016, abgerufen am 28. August 2018.
  21. Uwe Menschner: Personenzüge rollen wieder auf Magistrale. In: Lausitzer Rundschau. 4. April 2017, abgerufen am 30. August 2018.
  22. Strecke Knappenrode–Horka wird zur elektrifizierten Eisenbahnstrecke (Memento vom 27. November 2018 im Internet Archive), Presseinformation vom 3. September 2018 auf deutschebahn.com
  23. Deutsche Bahn BauInfoPortal: Zusammenfassung vom zweigleisigen Ausbau und der Elektrifizierung Knappenrode – Horka – Grenze (D/PL) (Abruf: 13. Mai 2020 über youtube)
  24. Güterzüge stießen zusammen, In: Neues Deutschland, 18. Mai 1987, S. 2 (Artikelanfang online)
  25. Zugunglück im Kreis Niesky forderte acht Menschenleben. In: Neues Deutschland, 5. Dezember 1988, S. 1
  26. Sieger des Namenswettbewerbs gekürt: Die RB64 heißt „Seenland-Neiße-Shuttle“. Pressemitteilung 30/2018. ODEG, 3. Dezember 2018, abgerufen am 21. Dezember 2018.
  27. Internationaler Güterverkehr wird beschleunigt. Deutsche Bahn, archiviert vom Original am 21. Januar 2013; abgerufen am 8. Juni 2012.
  28. Harry Müller: Impulse für die Gütermagistrale Wroclaw-Berlin. In: Lausitzer Rundschau. 19. August 2009, abgerufen am 5. April 2017.
  29. Frank-Uwe Michel: Neue Pläne für Nieskys Bahnhof. In: www.saechsische.de. 27. Oktober 2022, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  30. Ute Otto: Bahnstrecke zwischen Roßlau und Piesteritz: Elektronisches Stellwerk wird in Coswig gebaut. In: Mitteldeutsche Zeitung. 22. Oktober 2014, abgerufen am 30. August 2018.