Balduin zur Linde

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Vignette der Loge Balduin zur Linde

Die Johannisloge Balduin zur Linde in Leipzig ist eine Freimaurerloge innerhalb der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. Februar 1776 wurde im Gasthof Große Feuerkugel am Neumarkt 3 die Loge Balduin durch neun ehemalige Minerva-Brüder gegründet. Ihren Namen führte die Loge nach Balduin II. (vor 1080–1131), dem König von Jerusalem und Beschützer des Heiligen Grabes. Am 30. April 1776 wurde die neue Loge „installiert“, 1778 wurde sie durch die Loge Minerva zu den drei Palmen anerkannt. Nachdem sich am 16. März 1809 die Brüder der Loge Zur Linde an die Loge Balduin anschlossen, führte diese den Namen Balduin zur Linde.

Das Logenlokal befand sich im 1793 eröffneten Gesellschaftshaus Place de repos. Am 1. Januar 1821 wurde im ehemaligen Organistenhaus der Neukirche am Neukirchhof (später Matthäikirchhof 13, heutiger Standort des Schulmuseums)[1] das neue Logenlokal eingeweiht. Die Logen Balduin zur Linde und Apollo entschlossen sich, ein gemeinsames Logenhaus in der Elsterstraße 2, Ecke Zentralstraße zu errichten. Das Richtfest für das von Eduard Pötzsch erbaute Gebäude war am 30. Oktober 1846. Am 12. September 1847 fand die „Feier der Einweihung des neuerbauten Logenhauses der gerechten und vollkommenen St. Johannislogen Apollo und Balduin zur Linde“ statt.[2]

Am 11. Februar 1816 eröffnete die Loge in ihrem Logenlokal die erste Sonntagsschule für Gesellen und Lehrlinge benachbarter Handwerker.[3] Die Sonntagsschule wurde von zwei Logenbrüdern, dem Kaufmann Wilhelm Friedrich Goetz und dem Apotheker Heinrich Adam Täschner, gestiftet. Gehalten wurde die Schule „des Sonntags und zwar in solchen Stunden, […] die den öffentlichen Gottesdienst nicht stören.“[4] Der Unterricht wurde zunächst von Lehrern der Loge unentgeltlich durchgeführt, seit 1821 bekamen diese eine jährliche Entschädigung. Die Gründung der konkurrierenden Städtischen Gewerbeschule Leipzig erfolgte erst 1875.

Wilhelm Friedrich Goetz stiftete 1827 einen „Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger Wöchnerinnen“. Sein Sohn rief am 22. Oktober 1866 eine „Töchterstiftung zum Besten unversorgter hinterlassener Töchter von Logenmitgliedern“ ins Leben.[5] Am 24. Februar 1865 gründete die Loge den „Bildungsverein zur Fortbildung der unteren Klassen des weiblichen Geschlechts“.[6]

Am 24. Juni 1933 löste sich die Loge Balduin zu Linde auf. Erst am 3. April 1992 wurde sie in Leipzig wiederbegründet. Am 14. November 1992 fand im Neuen Rathaus die Lichteinbringung statt.[7]

Anlässlich ihres 225-jährigen Bestehens und des 200. Geburtstages ihres früheren Mitgliedes Albert Lortzing veranstaltete die Loge am 5. Mai 2001 ein festliches Konzert in der Alten Börse.[8]

Bekannte Mitglieder der Loge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tafelkarte der Loge von 1845
Vorderseite
Rückseite
Medaille zum 125-jährigen Stiftungsfest der Loge Balduin zur Linde 1901

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Friedrich Fuchs: Die Freimaurerloge Balduin zur Linde in Leipzig 1776–1876. Festschrift zur Säcularfeier am 27. und 28. Mai 1876. Leipzig 1876.
  • Bruno Zechel: Die Freimaurerloge Balduin zur Linde in Leipzig, 1876–1901. Festschrift zum 125. Stiftungsfeste am 24. März 1901. Leipzig 1901.
  • Otto Werner Förster: Freimaurer in Leipzig. Personen, Geschichte, Fakten. Taurus Verlag, Leipzig 1999, ISBN 3-9805669-3-5.
  • Otto Werner Förster, Günter Martin Hempel: Leipzig und die Freimaurer. Eine Kulturgeschichte. Taurus Verlag, Leipzig 2008, ISBN 978-3-9810303-4-1.
  • Renate van Kampen und Hans H. Lembke: "Zur Kulturvermittlung ungeeignet", Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2011, S. 180 ff., Gebr. Mann Verlag Berlin

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut-Henning Schimpfermann: Wirtliches an der Pleiße. Ein gastronomisches Kompendium Leipzigs. Verlag Die Quetsche, Hanau 1991, ISBN 3-9802743-0-6, S. 160.
  2. O. W. Förster, G. M. Hempel: Leipzig und die Freimaurer. 2008, S. 81.
  3. O. W. Förster, G. M. Hempel: Leipzig und die Freimaurer. 2008, S. 70.
  4. so im Konzessionsgesuch an den Rat der Stadt Leipzig; vgl. O. W. Förster, G. M. Hempel: Leipzig und die Freimaurer. 2008, S. 70.
  5. O. W. Förster, G. M. Hempel: Leipzig und die Freimaurer. 2008, S. 73, 84.
  6. O. W. Förster, G. M. Hempel: Leipzig und die Freimaurer. 2008, S. 84.
  7. O. W. Förster, G. M. Hempel: Leipzig und die Freimaurer. 2008, S. 123.
  8. O. W. Förster, G. M. Hempel: Leipzig und die Freimaurer. 2008, S. 124.