Balustrade

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Balustrade als Fensterbrüstung im Gemälde Junger Mann am Fenster von Gustave Caillebotte
Baluster aus Kalkstein an einer Jugendstilfassade in Montreux, ca. 1900

Eine Balustrade (vom französischen Wort balustrade vom gleichbedeutenden ital. balaustrata vom altgriechischen βαλαύστριον / balaustrion ‚Granatapfelblüte‘, wegen der glockenförmigen Blütenform des Granatapfelbaums)[1] ist eine individuell gestaltete niedrige Reihe säulenartiger Stützen mit durchlaufender Abdeckung, die als Brüstung oder Geländer an Treppen, Terrassen und Balkonen dient.

Eine Balustrade, die den oberen Abschluss der Außenwand bildet und über den Dachrand hinausragt, wird auch als Attika bezeichnet.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Balustrade oder Dockenbrüstung besteht aus nebeneinanderstehenden, säulenartigen und meist stark profilierten Stützen, die man Baluster oder Docke nennt, ferner aus Untergurt, Obergurt, Handlauf und Postamenten. Eine Balustrade besteht demnach aus drei konstruktiven Elementen, der Abdeckplatte, den Balustern und dem Sockel. Die Reihung der einzelnen Baluster lässt ein Dockengeländer, die Balustrade entstehen.[2] Die Stützenreihe kann gerade oder gebogen sein. Balustraden werden meist aus Holz oder Naturstein hergestellt, in neuerer Zeit auch aus Beton.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balustraden werden in der heutigen Zeit wieder vermehrt als Gartendekoration und Hausschmuck für Balkone und Terrassen verwendet. An Außentreppen sind Balustraden als Geländer beliebt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzbalustrade in der Kirche Notre-Dame von Yverdon

Die Ursprünge reichen bis in die Antike zurück. In der Spätgotik nördlich der Alpen finden sich Balustraden mit Maßwerk bevorzugt in der Außenarchitektur der Kirchen. Im Mittelmeerraum, vorzugsweise in Italien und Dalmatien, findet man sie auch an bürgerlichen Bauten zur Abgrenzung von Veranden.
Häufig wurden Balustraden in der Renaissance im Barock und Rokoko als zierendes und funktionales Architekturelement eingesetzt. Ihre Materialvielfalt nahm im 19. Jahrhundert zu, so dass auch Gusseisen in künstlerisch verarbeiteter Form zum Einsatz kam. Im 20. Jahrhundert förderte der Einfluss des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit den Einsatz in einfachen geometrischen Formen gestalteter Balustraden in Treppenhäusern, an Veranden und Fassaden.

Verwendung in der Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seiner dritten Schaffensperiode widmete sich der deutsche Künstler und Bildhauer Johannes Reinarz der Balustrade in Gemälde und Plastik.[3] Dabei erhält die Balustrade oft einen menschlichen, verspielten Charakter und wird in einer reichen Fülle an teils skurrilen Formen dargestellt und abstrahiert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Balustraden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Balustrade – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 243, Eintrag „Baluster“.
  2. Günther Mehling (Hrsg.): Naturstein-Lexikon. Verlag Georg D. W. Callwey, 4. Auflage, München 1993. S. 47 ISBN 3-7667-1054-0.
  3. Elia Johannes Reinarz: Biografiearbeit über Johannes Reinarz. Hrsg.: Unveröffentlichte Arbeit, Waldorfschule. Originalausgabe Auflage. Gummersbach 2017, S. 61.