Bam (Iran)

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Bam
Restaurierter zentraler Teil der Stadt von der Stadtmauer am südlichen Tor, vor dem Erdbeben 2003
Restaurierter zentraler Teil der Stadt von der Stadtmauer am südlichen Tor, vor dem Erdbeben 2003
Restaurierter zentraler Teil der Stadt von der Stadtmauer am südlichen Tor, vor dem Erdbeben 2003
Bam (Iran)
Bam (Iran)
Bam
Basisdaten
Staat: Iran Iran
Provinz: Kerman
Koordinaten: 29° 6′ N, 58° 21′ OKoordinaten: 29° 6′ N, 58° 21′ O
Höhe: 1059 m
Einwohner: 77 296 (2013[1])
Zeitzone: UTC+3:30
Arg-e Bam von Süden; es handelt sich um den größten Lehmbau der Welt

Bam (persisch بم) ist eine Stadt in der Provinz Kerman im Südosten des Iran mit etwa 77.000 Einwohnern (Stand: 2013).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bam liegt in der zentralen Hochebene Ostirans, die hauptsächlich aus Steppe und Sandwüste besteht. In den Oasen um die Stadt gedeihen Dattelpalmen und Zitrusfrüchte, deren Bewässerung durch Qanats erfolgt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zitadelle Arg-é Bam wurde vermutlich zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. gegründet. Die von den Sassaniden – wenn nicht sogar früher – in einer Oase gegründete Stadt wurde 642 von den Arabern besetzt. Um 650 wurde die Hazrat-e-Rasul-Moschee errichtet. Bereits seit dem 7. Jahrhundert war die Stadt ein bedeutendes Zentrum der Textilherstellung sowie des Handels. Als befestigter Grenzposten wurde die Stadt häufig von Afghanen, Belutschen und Sistani angegriffen. Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt von den Afghanen kurzzeitig erobert (1719 und 1721) und Lotf Ali Khan, letzter Schah Persiens aus der Zanddynastie, unterlag im alten Bam in seiner letzten Schlacht.[2] Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die ummauerte Stadt verlassen und in zwei Kilometer Entfernung das heutige Bam gegründet. Die historische Stadt aus verputzten Lehmziegeln diente bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Militärlager. Im Wesentlichen stammen die Bauten Bams aus der Zeit der Safawiden (16.–18. Jahrhundert).

Erdbeben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arg-e Bam vor nach einem Erdbeben

Am 26. Dezember 2003 um 1:56 UTC (5:26 Lokalzeit) wurden die Zitadelle und ein Großteil der Stadt Bam durch ein Erdbeben verwüstet.[3] Seine Stärke betrug 6,6 auf der Momenten-Magnituden-Skala. 70 Prozent der modernen Stadt Bam wurde zerstört. Offiziell starben 30.000 Menschen durch das Erdbeben, nach unabhängigen Untersuchungen gab es über 43.000 Tote und 30.000 Verletzte.[4] Die Vereinigten Staaten sandten Bergungstrupps und medizinische Hilfsgüter.[5] Auch die deutsche THW-Spezialeinheit SEEBA war mit Rettungskräften, Ortungsgeräten und Spürhunden im Einsatz.[6]

Am 21. Juli 2004 wurde die Stadt Bam erneut von einem Erdbeben der Raumwellenmagnitude mb = 4,2 erschüttert. Bei diesem Erdbeben wurden auch Fertighäuser, die für Überlebende des Bebens vom 26. Dezember 2003 errichtet worden waren, wieder zerstört.

Zum Wiederaufbau sagte die internationale Gemeinschaft Bam 1,1 Mrd. US-Dollar zu.

Erkenntnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich der Auswertung von Bildern zur Erdbebenkatastrophe wurden zu diesem Zeitpunkt unentdeckte Qanate (Frischwasserkanäle) sowie Mauerfundamente, die bis in die Zeit um 2500 v. Chr. zurückreichen, entdeckt.

Sandsturm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 16. März 2007 wurde die Stadt ohne Vorwarnung von einem Sandsturm mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h heimgesucht, wobei 3 Kinder erstickten, 2 Personen in Verkehrsunfällen getötet und 14 weitere Personen verletzt wurden.[7]

Weltkulturerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zitadelle wurde 2004 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und gleichzeitig auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Damit soll der Wiederaufbau der beim Erdbeben vollständig zerstörten Festungsanlage sichergestellt und unterstützt werden.

Panorama[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Qom–Zahedan, der südlichen Ost-West-Eisenbahnverbindung des Iran.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckart Ehlers: Die Stadt Bam und ihr Oasen-Umland/Zentraliran: Ein Beitrag zu Theorie und Praxis der Beziehungen ländlicher Räume zu ihren kleinstädtischen Zentren im Orient. In: Erdkunde. Band 29, Heft 1, März 1975, S. 38–52.
  • Tammam Bakeer et al.: Neue Wege zur seismischen Ertüchtigung von Weltkulturerbe im Lehmbau: Das Beispiel der Zitadelle von Bam, Iran. Bautechnik November 2009, Vol.86(11), ISSN 0932-8351, S. 695–703.
  • Aude de Tocqueville: Atlas der verlorenen Städte. Frederking & Thaler, München 2015, ISBN 978-3-95416-179-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bam, Iran – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 29. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bevoelkerungsstatistik.de
  2. James Morris, Denis Wright: Persien. Atlantis, Zürich/ Freiburg i. B. 1970, S. 118.
  3. Manuel Berberian: The 2003 Bam Urban Earthquake: A Predictable Seismotectonic Pattern Along the Western Margin of the Rigid Lut Block, South Eastern Iran. In: Earthquake Spectra. Band 21, Nr. 1, 2005, S. 35–99. @1@2Vorlage:Toter Link/www.najarian.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)
  4. M. J. Emami, A. R. Tavakoli, H. Alemzadeh, F. Abdinejad, G. Shahcheraghi, M. A. Erfani, K. Mozafarian, S. Solooki, S. Rezazadeh, A. Ensafdaran, H. Nouraie, F. M. Jaberi, M. Sharifian: Strategies in evaluation and management of Bam earthquake victims. In: Prehosp Disaster Med. 20(5), September–Oktober 2005, S. 327–330, hier: S. 328. PMID 16295170
  5. AP: "President Mohammad Khatami thanked the United States for aid"; CNN: "more than 200 personnel and over 150,000 pounds of medical supplies"
  6. Bam. In: Berliner Morgenpost. 28. Dezember 2003, S. 4.
  7. 5 Killed In Bam Sandstorm. Irib Persian News Page, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2007; abgerufen am 26. Januar 2010.