Bantikow

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Bantikow
Koordinaten: 52° 56′ N, 12° 27′ OKoordinaten: 52° 56′ 17″ N, 12° 27′ 10″ O
Höhe: 37 m ü. NHN
Einwohner: 498 (31. Dez. 2022)[1]
Eingemeindung: 31. Dezember 1997
Postleitzahl: 16868
Vorwahl: 033979

Bantikow ist ein Ortsteil der Gemeinde Wusterhausen/Dosse im Landkreis Ostprignitz-Ruppin im Nordwesten Brandenburgs. Am 1. April 2010 hatte Bantikow 453 Einwohner. Das Dorf liegt am sogenannten Untersee (auch „Bantikower See“ genannt) und gewinnt aufgrund seiner landschaftlich günstigen Lage in jüngerer Zeit Bedeutung für den Fremdenverkehr.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Archäologie geht auf Grund von gesicherten Siedlungsspuren davon aus, dass der Ort Bantikow bereits über 1000 Jahre alt ist. Erstmals schriftlich wird der Ort 1307 als Bant(t)ecowe[2] genannt. In diesem Jahr stellten die Grafen von Schwerin in Bantikow eine Urkunde für das Kloster Stepenitz aus. 1364 ist die Nennung in bantekowe, 1487 Bantkow, 1753 Bantikow. Grundform des Ortsnamens ist das altslawische Wort Badk-ow und bedeutet Ort eines Badk. Der Personenname Badk ist eine Kurzform zu Vornamen wie Badislav.

Von vor 1339 bis 1438 gehörte Bantikow zur Herrschaft Fretzdorf der altmärkischen Familie von Kröcher.[3] Seit vor 1470 bis 1738 war ein Anteil mit Rittersitz im Besitz des Gutes Fretzdorf bzw. des Gutes Wulkow. Der zweite Anteil mit einem Rittersitz gehörte von vor 1536 bis 1810 der Familie von Grabow zu Bantikow, die nach 1738 auch den ersten Anteil erhielt. Von 1810 bis 1816 verfügte die Familie von Grumbckow zu Bantikow und von 1816 bis nach 1840 Familie Krüger über beide Rittersitze und seit 1738 über das ganze Dorf. Um 1879 wird ein Herr Alex. Roloff[4] als Grundbesitzer genannt. Bantikow war schon damals ein kreistagsfähiges Rittergut, der Gutsherr hatte einen Anspruch auf einen Sitz im Kreistag. Als Größe nennt das erstmals amtlich publizierte Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer im Königreich Preußen 436,30 ha. 1910 gehört das immer noch gleich große Bantikow der Witwe Elisabeth Amelung.[5] Es folgt wohl nur kurz Herr Paul Meihsner, denn für 1914 ist ein Graf Konrad von Saurma-Sterzendorf (1886–1942), aus Schlesien stammend,[6] liiert mit der Bankierstochter Dorothea[7] Goldschmidt, nachgewiesen. Ihm zur Seite stehen Rentmeister Müller und Inspektor Meyer.[8] 1920 wird der Bauunternehmer Dr. Paul de Gruyter als Gutsbesitzer genannt. Der neue Eigentümer lädt dann zu öffentlichen Besichtigungen seines Gutes ein, für die Fachwelt aus der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft.[9] De Gruyter wurde auch dann später zum Amtsvorsteher-Stellvertreter gewählt.[10] Vor der großen Wirtschaftskrise bestand sein Rittergut aus den 436 ha sowie einem Vorwerk mit 140 ha. Betrieben wurde hauptsächlich Schafsviehwirtschaft. Die Verwaltung führte Oberinspektor Franz Häussler. Im Ort besaß zeitgleich Karl Hegermann I einen 42 ha großen Hof, der schon einen Hanomag-Schlepper nutzte.[11] De Gruyter selbst war ebenso modern eingestellt, zeigte als Fachmann sogar Interesse an Schiffbau und Bergbau.[12] Wie viele Gutsbesitzer war er Mitglied der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft.[13] Der letzte Gutsbesitzer auf Bantikow ist Horst de Gruyter, mit Elisabeth von Möllendorff, aus dem Hause Horst, verheiratet.[14] Er besaß bereits das 263 ha Gut Tiefensee im Barnim, mit Villa und Landschaftspark.[15]

Dorfkirche Bantikow
Ferienlager Bantikow

Aus dem Jahre 1792 stammt die Dorfkirche, ein verputzter neugotischer Saalbau aus Backstein. Das Kirchenschiff ist außen ein Polygon mit flachen Strebepfeilern, innen ist sie mit rundem Ostschluss versehen. Die Fenster sind in Stichbogen geschlossen, vier davon sind bleiverglaste Buntfenster. Der hölzerne Dachreiter auf dem Westende des Schiffes stammt aus der Entstehungszeit der Kirche. Die Orgel von Friedrich Hermann Lütkemüller ist aus dem Jahr 1876.

Aus dem Jahre 1906 stammt der schlossähnliche Neubarockbau des heutigen denkmalgeschützten ehemaligen Gutshauses, der über einem älteren Kern errichtet worden ist. Der dazugehörige Park ist eine ca. 15 ha große landschaftlich gestaltete Anlage aus dem 19. Jahrhundert.

Das Schloss fungierte nach dem Zweiten Weltkrieg als LDPD-Zentralparteischule „Dr. Wilhelm Külz“ und nach 1990 vorübergehend als Lehrgangsstätte der Bundesanstalt für Arbeit, wurde um das Jahr 2000 von dem Bauunternehmer Kurt Glass gekauft und in ein Kur- und Wellnesshotel umgewandelt. 1963 wurden hier Szenen des Films Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen gedreht.

Zu DDR-Zeiten wurden im Ort mehrere Kinder-Ferienlager errichtet und unterhalten. Kinderferienlager - des VEB Zellstoffwerke Wittenberge - der Molkereigenossenschaft Kyritz - vom Elektroanlagenbau Kyritz (EAB) - Jugendheim - Kinderdorf - Zeltlager der Krankenanstalten Perleberg

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Historisches Ortslexikon für Brandenburg – Teil 1 – Prignitz – A–M. Bearbeitet von Lieselott Enders. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam) – Band 3. Begründet von Friedrich Beck. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2012, ISBN 978-3-88372-032-6, S. 22 ff.
  • Georg Piltz, Peter Garbe: Schlösser und Gärten in der Mark Brandenburg. Seemann, Leipzig 1987, ISBN 3-363-00063-4, S. 187, 194.
  • Georg Büttner, Paul Eichholz: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Band 1, Heft 2 Ostprignitz, Vossische Buchhandlung, Berlin, 1907, S. 2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gemeinde Wusterhausen/Dosse - Bantikow. Abgerufen am 22. März 2023.
  2. O. Vogel: Jahresbericht des Königlichen Realgymnasiums zu Perleberg Schuljahr 1903|1904. Wissenschaftliche Beilage zum LXII. Jahresbericht des Königlichen Realgymnasiums zu Perleberg. Slavische Ortsnamen der Prignitz. 1904. Progr. Nr. 119. Druck von Ferdinand Mancke, Perleberg 1904, S. 18 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  3. Anhang zur Geschichte des Geschlechts von Kröcher Anhang: I. Güter-Verzeichniß nebst Karte, C In der Prignitz. In: Genealogie. Gedruckt in der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v.Decker), Berlin 1868, S. 9 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  4. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedel: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lieferung 1: Die Provinz Brandenburg. Hrsg.: Nach amtlichen Quellen. 1. Auflage. Reprint der Humboldt-Universität zu Berlin. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 126–127, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  5. R. Reichert: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. 1. Lieferung Provinz Brandenburg 1910. Hrsg.: Bearbeitet unter Mitwirkung der Königlichen Behörden und der Landwirtschaftskammer Brandenburg. 5. Auflage. Nicolaische Verlags-Buchhandlung (R. Stricker), Berlin 1910, S. 300–301 (digi-hub.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  6. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow, Detlev Freiherr v. Hammerstein-Retzow, Carola v. Ehrenkrook, geb. v. Hagen: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / B (Briefadel/nach 1400 nobilitiert) 1953. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen und in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA; nachfolger des „Gotha“ (bis 1942). Band I, Nr. 6. C. A. Starke, 1953, ISSN 0435-2408, S. 398–400 (d-nb.info [abgerufen am 10. September 2021]).
  7. Semigothaisches Genealogisches Taschenbuch ari(st)okratisch-jüdischer Heiraten mit Enkellisten (1914). Ari(st)okratisch-jüdische Heiraten (S). In: Genealogie. 3. Auflage. Kyffhäuser-Verlag, München 1914, S. 351 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  8. Ernst Seyfert: Niekammer’s Güter-Adressbücher VII. Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg 1914. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrags, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen etc. Hrsg.: Handbuch der Königlichen behörden. Mit Unterstützung vieler Behörden. 2. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 84–85 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  9. Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) e. V. 1924. In: DLG (Hrsg.): Verzeichnis für Mitglieder/Ausflüge und Seminare. Band 39. Verlag der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin 1924, S. 402–416 (google.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  10. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Potsdam und die Stadt Berlin. 11.Juli 1925. In: Amtsblatt/Öffentliche Bekanntmachung. Band 28, 950. Personalnachrichten. W. Hayn’sche Erben, Potsdam 11. Juli 1925, S. 290 (google.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  11. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Letzte Ausgabe der Reihe Niekammer. 4. Auflage. Niekammer Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 65 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  12. Jahrbuch des Deutschen Bergbaus 1932. Band 30. Knapp-Verlag, Halle 1932, S. 74 (google.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  13. Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. In: Fritz Graf Schwerin-Nachfolger (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis/Seminarübersicht. Band 55. Verlag der DDG e. V., Berlin 1942, S. V (google.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  14. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm v. Lyncker und Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1962. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen/Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015. Band VI, Nr. 29. C. A. Starke, 1962, ISSN 0435-2408, S. 252–254 (d-nb.info [abgerufen am 10. September 2021]).
  15. Torsten Jeran: Der Gutspark Tiefensee. Hrsg.: Regionalpark Barnimer Feldmark e.V. Eigenverlag, Ahrensfelde/ OT Blumberg 2021, S. 1 (regionalpark-barnimerfeldmark.de [abgerufen am 10. September 2021]).