Barrakudas

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Barrakudas

Großer Barrakuda (Sphyraena barracuda)

Systematik
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorphaceae)
Carangaria
Ordnung: Carangiformes
Familie: Sphyraenidae
Gattung: Barrakudas
Wissenschaftlicher Name der Familie
Sphyraenidae
Rafinesque, 1815
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Sphyraena
Artedi, 1793

Die Barrakudas oder Pfeilhechte (Sphyraenidae) sind Raubfische aus der Ordnung der Carangiformes innerhalb der Barschverwandten (Percomorphaceae). Es gibt insgesamt 28 bekannte Arten, die alle einer Gattung angehören.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Barrakudas haben einen hechtähnlichen, mit kleinen Cycloidschuppen bedeckten, silbrig glänzenden, langgestreckten Körper.

Kopf

Der Kopf, die starren Augen und das Maul sind groß, der Unterkiefer überragt den Oberkiefer. Er ist mit besonders großen, in tiefen Zahnfächern sitzenden Fangzähnen besetzt. Kiemenreusen fehlen oder sind nur noch in Rudimenten vorhanden. Die beiden kurzen Rückenflossen stehen weit auseinander. Die erste hat fünf Hartstrahlen, die zweite, die sich direkt über der Afterflosse befindet, einen Hart- und neun Weichstrahlen. Die Brustflossen sitzen relativ niedrig, die Schwanzflosse ist gegabelt.

Die relativ steifen Barrakudas haben nur 24 Wirbel. Entlang des gut entwickelten Seitenlinienorgans haben sie 80 bis 166 Schuppen.[1][2] Barrakudas können, je nach Art, 23 Zentimeter bis zwei Meter lang werden. Die größten Arten sind der Große Barrakuda (Sphyraena barracuda), Sphyraena afra und Sphyraena guachancho.[3]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Barrakudas leben in tropischen und subtropischen Bereichen des Atlantik, Pazifik und Indischen Ozeans. Adulte Tiere sind ausschließlich marin, während Jungfische auch in das Brackwasser von Flussmündungen wandern.[1] Der Europäische Barrakuda (Sphyraena sphyraena) lebt im Atlantik, unter anderem bei Madeira, den Azoren und den Kanarischen Inseln, aber auch im Mittelmeer und im Schwarzen Meer.[4]

Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Barrakuda mit Beute

Barrakudas ernähren sich von kleineren Fischen. Junge Barrakudas und kleinere Arten leben unter anderem von Grundeln, Neuweltlichen und Altweltlichen Ährenfischen sowie Hornhechten. Adulte Exemplare der größeren Arten fressen Schnapper, Makrelen und junge Thunfische. Da Barrakudas am Ende der Nahrungskette stehen, reichert sich in ihnen das giftige Ciguatoxin an, so dass es beim Verzehr von Barrakudafleisch zu Vergiftungen kommen kann.[5]

Verhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Junge Gelbschwanz-Barrakudas (S. flavicauda) im Golf von Akaba vor Dahab, Sinai-Halbinsel

Junge Barrakudas leben oft in riesigen Schwärmen im freien Wasser (Pelagial), seltener versteckt zwischen Seetang und Algen oder senkrecht zwischen Hornkorallen. Ausgewachsene Tiere sind oft Einzelgänger. Die verschiedenen Arten können tag- oder nachtaktiv sein.[6][5]

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Fortpflanzung weiß man relativ wenig. Sie sind Freilaicher, die ihre Keimzellen in das offene Wasser abgeben. Sie scheinen bevorzugt bei Vollmond zu laichen und versammeln sich dann in großen Schwärmen an den Rändern von Fels- und Korallenriffen.[5]

Gefährlichkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Barrakudas haben den Ruf, für Menschen gefährlich zu sein, und werden in einigen Gegenden mehr gefürchtet als Haie. Ihre Angriffslust scheint aber je nach Region unterschiedlich zu sein. Aus der Karibik gibt es Meldungen von über 30 Angriffen auf Menschen.[2] Kleine Barrakudas unternehmen nur Scheinangriffe. Große Barrakudas scheinen von blinkenden und blitzenden Gegenständen zum Angriff verleitet zu werden. Der Aggression soll eine Warnung in Form einer Schnappbewegung des Mauls vorangehen. Die großen Unterkieferzähne der Barrakudas reißen schwere Wunden, die zu großem Blutverlust führen können. Sie beißen allerdings nur einmal zu und schwimmen dann weg.[6][5]

Systematik und Stammesgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stammesgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Sphyraena bolcensis aus der Monte-Bolca-Formation lassen sie sich fossil seit dem mittleren Eozän nachweisen. Die nah verwandte Gattung Parasphyraena lebte im oberen Miozän von Westasien.[7]

Äußere Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Barrakudas sind systematisch relativ isoliert. In vielen traditionellen Systematiken werden sie den Makrelenartigen (Scombroidei) zugeordnet.[1] Tatsächlich sind sie aber näher mit den Riesenbarschen (Latidae) und Snooks (Centropomidae) verwandt und bilden mit ihnen die Unterordnung Centropomoidei innerhalb der Ordnung Carangiformes.[8]

Sphyraena bolcensis im Museum für Naturkunde Berlin

Innere Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artenliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sphyraena flavicauda
Sphyraena forsteri
Sphyraena sphyraena
Sphyraena viridensis

Es gibt 29 Arten.[9] Ähnliche Arten werden nach Farbe, Größe und Anzahl der Schuppen sowie anhand der Ausbildung der Kiemenreusendornen unterschieden. Diese Merkmale ändern sich im Laufe des Wachstums, so dass die Artunterscheidung mitunter sehr schwierig ist.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Barrakudas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
  2. a b Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6
  3. Barrakudas auf Fishbase.org (englisch)
  4. Sphyraena sphyraena auf Fishbase.org (englisch)
  5. a b c d Dieter Eichler, Robert F. Myers: Korallenfische Zentraler Indopazifik. Jahr Verlag, Hamburg, 1997, ISBN 3-86132-225-0
  6. a b c Hans A. Baensch/Robert A. Patzner: Mergus Meerwasser-Atlas Band 7 Perciformes (Barschartige). Mergus-Verlag, Melle, ISBN 3-88244-107-0
  7. Karl Albert Frickhinger: Fossilien Atlas Fische. Mergus-Verlag, Melle, 1999, ISBN 3-88244-018-X
  8. Matthew G. Girard, Matthew P. Davis, W. Leo Smith: The Phylogeny of Carangiform Fishes: Morphological and Genomic Investigations of a New Fish Clade. Copeia, 108(2):265-298 (2020). doi: 10.1643/CI-19-320
  9. Sphyraena auf Fishbase.org (englisch)