Baucau (Verwaltungsamt)

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Verwaltungsamt Baucau
Blick über die Reisfelder in Caibada mit dem Matebian im Hintergrund
Verwaltungssitz Afagua Manufai
Fläche 369,62 km²[1]
Einwohnerzahl 54.964 (2022)[2]
Sucos Einwohner (2022)[2]
Bahu 8.100
Bucoli 2.695
Buibau 6.256
Builaique 2023 von Buibau abgetrennt
Buruma 4.062
Caibada 3.233
Caibada Makasa’e 2023 von Caibada abgetrennt
Gariuai 6.369
Samalari 1.958
Seiçal 2.034
Tirilolo 12.969
Triloca 3.052
Uailili 4.236
Übersichtskarte
Verwaltungsamt Baucau
Baucau (Verwaltungsamt) (Osttimor)
Baucau (Verwaltungsamt) (Osttimor)

Baucau ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Baucau. Der Verwaltungssitz liegt in Afagua Manufai, im Suco Uailili.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Das Verwaltungsamt Baucau liegt im Norden der Gemeinde Baucau an der Straße von Wetar. Im Westen liegt das Verwaltungsamt Vemasse, im Osten Laga und Quelicai und im Süden Venilale und der Gemeinde Viqueque. Die Grenze zu Laga wird vom Fluss Borauai gebildet. Beim Ort Seiçal mündet der gleichnamige Fluss, der den Ostteil des Verwaltungsamts ganzjährig mit Wasser versorgt. Die Region um Baucau ist ein traditionelles Reisanbaugebiet in Höhen bis zu 500 m. Viele der Reisterrassen sind bereits mehrere hundert Jahre alt. Weit verbreitet sind hier verschiedene Arten von Fröschen der Gattung Fejervarya, Schlangen und Geckos.[4]

Das Verwaltungsamt hat eine Fläche von 369,62 km².[1] Die äußeren Grenzen Baucaus haben sich durch die Gebietsreform 2015 nicht verändert, im Gegensatz zu den Grenzen der Sucos innerhalb des Verwaltungsamtes. Das Verwaltungsamt Baucau teilt sich in die 13 Sucos Bahu (Bahú), Bucoli, Buibau (Boibau, Boebau, Buibao), Builaique (Builai), Buruma, Caibada (Caibada Uaimua), Caibada Makasa’e (Caibada Macasa), Gariuai, Samalari, Seiçal (Seical, Seisal, Ceisal), Tirilolo (Trilolo), Triloca (Triloka, Triloco) und Uailili (Wailili).[5][6]

Etwa 6 km südwestlich der Stadt Baucau liegt im Suco Bahu der Flughafen Baucau (ehemals Cakung Airport, IATA code: BCH), der einzige Flughafen Osttimors, auf dem größere Maschinen als die Boeing 737 landen können. Er wird in erster Linie für militärische und Versorgungsflüge genutzt. Reguläre, zivile Flugverbindungen nach Baucau sind zurzeit nicht im internationalen Buchungssystem der Fluggesellschaften vermerkt. In Buruma befindet sich das Gefängnis der Region. Es bietet Platz für 120 Gefangene.

Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tänzerin in Triloca

Im Verwaltungsamt leben 54.964 Einwohner (2022), davon sind 27.665 Männer und 27.299 Frauen. In Baucau gibt es 9.916 Haushalte.[2] Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Nationalsprache Makasae. Der Altersdurchschnitt beträgt 18,7 Jahre (2010,[8] 2004: 18,4 Jahre[9]).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pousada (1970)
Strand von Baucau (1966)

Mehrere Tausend Jahre alte Felsmalereien fanden sich in Lie Siri, Lie Kere, Lie Kere 2 und Lie Baai, auf dem Hochplateau von Baucau.[10]

Buibau war eines der traditionellen Reiche Timors, die von einem Liurai regiert wurden. Es erscheint auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[11][12] Im April 1896 schloss der Liurai von Buibau mit Portugal einen schriftlichen Vertrag über seinen Vasallenstatus.[13] Es gibt Quellen, die angeben, dass Buibau, Samalari, Uailili und Gariuai vor und während der gesamten Kolonialzeit im Reich Fatumaka vereinigt waren, deren Einwohner auch heute noch einen eigenen Dialekt des Makasae, das Makasae Fatumaka sprechen.[14]

Die Stadt Baucau war der zweite Ort im Osten Timors, der von den Portugiesen gegründet wurde. Sie entwickelte sich zum kolonialen Verwaltungszentrum der Region. 1912 brach in Baucau ein Aufstand gegen die portugiesischen Kolonialherren aus. Marinesoldaten des Kanonenbootes Pátria unter Leutnant Jaime do Inso mussten zwischen dem 29. Juni und 25. Juli den Ort gegen die Aufständischen verteidigen. Der Aufstand wurde aber schnell niedergeschlagen. Dabei sollen 2000 Menschen ums Leben gekommen sein.[13]

Während des Putschversuchs der UDT im August 1975 führte sie zwei Haftzentren im Verwaltungsamt Baucau. Eines befand sich in der heutigen Pousada de Baucau in Baucau, das zweite in Descascadeira, einer Reismühle in Bahu. Meistens wurden die Gefangenen erst einige Tage in der Pousada gehalten, wo sie von lokalen UDT-Führern verhört wurden. Dann wurden sie zur Descascadeira gebracht. Insgesamt sind 30 FRETILIN-Kämpfer hier gefangen gehalten worden. Sie berichteten von Misshandlungen und Folter. So wurden sie mit Peitschen geschlagen, getreten und verprügelt. Nach dem Sieg der FRETILIN wurden nun an beiden Orten UDT- und APODETI-Anhänger gefangen gehalten. Auch sie berichten von Schlägen.[15]

Am 9. Dezember 1975 besetzten die Indonesier die Stadt Baucau. Dem Bombardement aus der Luft und von der See aus folgten indonesische Fallschirmspringer. Mehrere Stunden leisteten die Kämpfer der FALINTIL Widerstand, bis sie sich in das Hinterland zurückzogen.[16] Zwischen 1975 und 1980 kam es zu schweren Menschenrechtsverletzungen, wie Verhaftungen und Folter. In der Stadt gab es sechs Haftzentren, darunter wieder die Pousada de Baucau (in dieser Zeit Flamboyan Hotel).[15] Außerdem wurden Ende 1979 zwangsumgesiedelte Osttimoresen in der Altstadt interniert.[17]

Am 29. Mai 1997 fanden Wahlen statt, bei denen Vertreter Osttimors für das indonesische Parlament gewählt werden sollten. Im Umfeld kam es landesweit zu mehreren Attacken auf die indonesische Besatzungsmacht und ihre Unterstützer. In Baucau wurden am 28. Mai der ehemalige Chef des Distriktsparlaments Miguel Baptismo da Silva (1987 bis 1992) und seine Frau ermordet. In Seiçal fand die Abstimmung mit einem Tag Verspätung am 30. Mai statt, weil das Wahllokal von Unbekannten angegriffen worden war. Dabei wurde Abinau Salay, ein Wahlhelfer und Mitglied einer Wanra mit einer Machete verletzt. In Folge wurden zehn Personen verhaftet.[18]

Im November 2002 gab es Tote bei Ausschreitungen in Baucau.[19]

Herrscher von Baucau[20]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliger Sitz des Verwaltungsamtes im Suco Bahu

Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. 2015 war dies Regina de Sousa[21] und 2016 Francisco Ximenes.[22]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

47 % der Haushalte im Verwaltungsamt bauen Mais an, 39 % Kokosnüsse, 35 % Maniok, 29 % Reis (in und am Seiçal, in Buibau und Samalari), 9 % Kaffee und 30 % Gemüse.[23]

In Triloca wurde ein Testgelände errichtet, in dem neue Pflanzensorten getestet und landwirtschaftliche Methode den Einheimischen beigebracht werden. Zudem gibt es dort eine Seidenraupenzucht und eine Baumschule für Obstbäume.

Seit November 2008 versorgt das erste Wasserkraftwerk Osttimors in Gariuai Baucau mit Elektrizität. Es wurde mit norwegischer Hilfe vier Kilometer vom Ort entfernt errichtet. Zuvor wurde Strom mit Dieselgeneratoren erzeugt.

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Baucau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015 (Memento vom 17. Oktober 2020 im Internet Archive), abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b c Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  3. Karte des Verwaltungsamtes Baucau von der Direcção-Geral de Estatística (2015).
  4. Hinrich Kaiser u. a.: The herpetofauna of Timor-Leste: a first report. Department of Biology, Victor Valley College.
  5. Ministério da Administração Estatal, Memória Institucional Mandato do VIII GC 2018 - 2023, S.21, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  6. Direcção-Geral de Estatística: Atlas der Gemeinde Baucau, abgerufen am 10. Juli 2021.
  7. a b c Seeds of Life
  8. Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
  9. Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14 MB)
  10. Sue O'Connor: Nine New Painted Rock Art Sites from East Timor in the Context of the Western Pacific Region, S. 19 ff., Asia Perspectives, Vol.42, No.1, 2003, abgerufen am 6. April 2020.
  11. TIMOR LORO SAE, Um pouco de história (Memento vom 13. November 2001 im Internet Archive)
  12. East Timor – PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR (Memento vom 21. Februar 2004 im Internet Archive)
  13. a b Geoffrey C. Gunn: History of Timor. (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) Technische Universität Lissabon (PDF-Datei; 805 kB)
  14. Makasae Fatumaka (Memento vom 18. September 2009 im Internet Archive)
  15. a b „Part 7.4: Arbitrary, Detention, Torture and Ill treatment“ (Memento vom 4. Februar 2016 im Internet Archive) (PDF; 2 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  16. Estêvão Cabral: Life and death in the mountains of Timor-Leste: the case of Ponta Leste (Memento vom 26. November 2016 im Internet Archive), abgerufen am 25. November 2016.
  17. „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ (Memento vom 28. November 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  18. (INDONESIA-L) HRW/ASIA – East Timor Guerrilla Attacks : East Timor Guerrilla Attacks vom 4. Juni 1997 (Memento vom 19. September 2006 im Internet Archive)
  19. Fundasaun Mahein: Victims of Independence, aufgerufen am 26. Mai 2012.
  20. Belo, Dom Carlos Filipe Ximenes (2011) Os antigos reinos de Timor-Leste (Reys de Lorosay e Reys de Lorotoba, Coronéis e Datos), S. 101–107 Baucau: Tipografia Diocesana Baucau.
  21. Ministério da Administração Estatal: Administração Municipal (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
  22. Jornal da República: RESOLUÇÃO DO GOVERNO N.º 34/2016 de 12 de Outubro, abgerufen am 12. Januar 2024.
  23. Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,8 MB)
  24. Municípios Portugueses: Geminações de Cidades e Vilas, abgerufen am 7. Januar 2018.
  25. Dokument der Erklärung der Partnerschaft (Memento vom 20. Mai 2011 im Internet Archive)
  26. Webseite des Außenministeriums Osttimors (Memento vom 15. Mai 2013 im Internet Archive)

Koordinaten: 8° 28′ S, 126° 27′ O